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Die Grenzboten. Jg. 65, 1906, Viertes Vierteljahr.

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als Seehafen des Dortmund-Emshäfenkanals. Sein Handel besteht hauptsächlich
aus Einfuhr von schwedischen Erz, von Getreide und Holz für Dortmund und
Umgegend. Emden möchte seine Monopolstellung gern behaupten, deshalb ist es
letzt gegen jegliche Weiterführung des Kanals, sei es nach Westen, sei es nach
Osten. Früher war es ein eifriger Anhänger des Wasserstraßenbaus, jetzt ist
es heftig dagegen. Die Jnteressenfrage hat seinen Standpunkt verschoben.

Aber indem wir nun zu den beschlossenen und bewilligten Wasserstraßen
kommen, zeigt sich uns, daß Enders Widerstand zu schwach gewesen ist, obgleich
es die agrarischen und mancherlei sonstige Interessen auf seiner Seite gehabt
hat. Der preußische Landtag hat beschlossen, daß ein Kanal von Herre (Dort-
"umb-Emshäfenkanal) nach dein Rhein bei Ruhrort (40 Kilometer Länge) und
ferner von Bevergern (am mittlern Dortmund-Emshäfeukcmal) nach Hannover
(173 Kilometer Länge) gebaut werden soll. Die Abmessungen sind die normalen:
l-8 Meter Sohlenbreite und 2^ Meter Tiefe. Alle Vorbereitungen für die
Bauausführung sind im vollsten"Gange. In neun Jahren soll das große Werk
vollendet sein. Es wird den Rhein mit der Weser, auch mit deu Unterweser¬
hafen verbinden und der herrlichen nationalen Wasserstraße endlich deutsche See¬
häfen geben.

Der Rhein-Hannoverkanal geht bei Minden in einer Hohe von 18 Meter
über die Weser hinweg! Ein Aquädukt ersten Ranges! Um ihn zu speisen, wird
^i Rinteln (oberhalb Mindens) ein Kanal von der Weser abgeleitet und durch
einen Stollen im Wescrgebirge dem Hauptkanal zwischen Hannover und Minden
zugeführt. Außerdem muß das auf diese Weise beschaffte Kaualwasser dazu
°leren, die höhern Haltungen des Kanals in der Nähe Dortmunds mit Durch-
Ichleusungswasser zu versehen, weil die dortigen Flüsse (die Lippe usw.) nicht
Hasser genug haben. Das Wasser muß mit Dampfkraft hinaufgepumpt werden.
Selbstverständlich geht dadurch, daß man den Kanal aus ihr speist, der Weser
^el Wasser verloren, sodaß dieser Strom unterhalb Mindens im Sommer eine
^anz ungenügende Tiefe haben würde. Um dem zu begegnen, sollen im obern
Nußgebiet der Weser, in den Flußbetten der Eder und der Dienet große Tal^
'Perren erbaut werden. Die der Eder soll 200 Millionen Kubikmeter umfassen,
ewe Wassermasse, die durch eine 40 Meter hohe Sperrmauer quer durch das
^dertal bei Hemmfurt (im Waldeckischen) in Zeiten des Überflusses aufgespeichert
""d in Zeiten des Mangels langsam abgelassen wird. Dadurch wird die Fahr-
wassertiefe der Weser bis in die Nähe Hoyas wesentlich verbessert; weiter unter¬
halb werden Preußen bei Hosa und der Staat Bremen bei Bremen selbst je
"ne Stromschleuse bauen.

Wir müssen hier gleich auf einige Sachen übergreifen, die zwar im Projekt
eststehn, aber noch nicht rechtskräftig beschlossen sind. Bremen zahlt zu diesen
Vernehmungen außer seiner eignen Schleuse noch einen Barbeitrag von
. Millionen Mark, jedoch nur dann, wenn ihm erlaubt wird, die Fahrwasser-
uefe der Weser von Bremen bis zur See, die jetzt 5 bis 5^ Meter beträgt.


als Seehafen des Dortmund-Emshäfenkanals. Sein Handel besteht hauptsächlich
aus Einfuhr von schwedischen Erz, von Getreide und Holz für Dortmund und
Umgegend. Emden möchte seine Monopolstellung gern behaupten, deshalb ist es
letzt gegen jegliche Weiterführung des Kanals, sei es nach Westen, sei es nach
Osten. Früher war es ein eifriger Anhänger des Wasserstraßenbaus, jetzt ist
es heftig dagegen. Die Jnteressenfrage hat seinen Standpunkt verschoben.

Aber indem wir nun zu den beschlossenen und bewilligten Wasserstraßen
kommen, zeigt sich uns, daß Enders Widerstand zu schwach gewesen ist, obgleich
es die agrarischen und mancherlei sonstige Interessen auf seiner Seite gehabt
hat. Der preußische Landtag hat beschlossen, daß ein Kanal von Herre (Dort-
»umb-Emshäfenkanal) nach dein Rhein bei Ruhrort (40 Kilometer Länge) und
ferner von Bevergern (am mittlern Dortmund-Emshäfeukcmal) nach Hannover
(173 Kilometer Länge) gebaut werden soll. Die Abmessungen sind die normalen:
l-8 Meter Sohlenbreite und 2^ Meter Tiefe. Alle Vorbereitungen für die
Bauausführung sind im vollsten"Gange. In neun Jahren soll das große Werk
vollendet sein. Es wird den Rhein mit der Weser, auch mit deu Unterweser¬
hafen verbinden und der herrlichen nationalen Wasserstraße endlich deutsche See¬
häfen geben.

Der Rhein-Hannoverkanal geht bei Minden in einer Hohe von 18 Meter
über die Weser hinweg! Ein Aquädukt ersten Ranges! Um ihn zu speisen, wird
^i Rinteln (oberhalb Mindens) ein Kanal von der Weser abgeleitet und durch
einen Stollen im Wescrgebirge dem Hauptkanal zwischen Hannover und Minden
zugeführt. Außerdem muß das auf diese Weise beschaffte Kaualwasser dazu
°leren, die höhern Haltungen des Kanals in der Nähe Dortmunds mit Durch-
Ichleusungswasser zu versehen, weil die dortigen Flüsse (die Lippe usw.) nicht
Hasser genug haben. Das Wasser muß mit Dampfkraft hinaufgepumpt werden.
Selbstverständlich geht dadurch, daß man den Kanal aus ihr speist, der Weser
^el Wasser verloren, sodaß dieser Strom unterhalb Mindens im Sommer eine
^anz ungenügende Tiefe haben würde. Um dem zu begegnen, sollen im obern
Nußgebiet der Weser, in den Flußbetten der Eder und der Dienet große Tal^
'Perren erbaut werden. Die der Eder soll 200 Millionen Kubikmeter umfassen,
ewe Wassermasse, die durch eine 40 Meter hohe Sperrmauer quer durch das
^dertal bei Hemmfurt (im Waldeckischen) in Zeiten des Überflusses aufgespeichert
""d in Zeiten des Mangels langsam abgelassen wird. Dadurch wird die Fahr-
wassertiefe der Weser bis in die Nähe Hoyas wesentlich verbessert; weiter unter¬
halb werden Preußen bei Hosa und der Staat Bremen bei Bremen selbst je
"ne Stromschleuse bauen.

Wir müssen hier gleich auf einige Sachen übergreifen, die zwar im Projekt
eststehn, aber noch nicht rechtskräftig beschlossen sind. Bremen zahlt zu diesen
Vernehmungen außer seiner eignen Schleuse noch einen Barbeitrag von
. Millionen Mark, jedoch nur dann, wenn ihm erlaubt wird, die Fahrwasser-
uefe der Weser von Bremen bis zur See, die jetzt 5 bis 5^ Meter beträgt.


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[0459] als Seehafen des Dortmund-Emshäfenkanals. Sein Handel besteht hauptsächlich aus Einfuhr von schwedischen Erz, von Getreide und Holz für Dortmund und Umgegend. Emden möchte seine Monopolstellung gern behaupten, deshalb ist es letzt gegen jegliche Weiterführung des Kanals, sei es nach Westen, sei es nach Osten. Früher war es ein eifriger Anhänger des Wasserstraßenbaus, jetzt ist es heftig dagegen. Die Jnteressenfrage hat seinen Standpunkt verschoben. Aber indem wir nun zu den beschlossenen und bewilligten Wasserstraßen kommen, zeigt sich uns, daß Enders Widerstand zu schwach gewesen ist, obgleich es die agrarischen und mancherlei sonstige Interessen auf seiner Seite gehabt hat. Der preußische Landtag hat beschlossen, daß ein Kanal von Herre (Dort- »umb-Emshäfenkanal) nach dein Rhein bei Ruhrort (40 Kilometer Länge) und ferner von Bevergern (am mittlern Dortmund-Emshäfeukcmal) nach Hannover (173 Kilometer Länge) gebaut werden soll. Die Abmessungen sind die normalen: l-8 Meter Sohlenbreite und 2^ Meter Tiefe. Alle Vorbereitungen für die Bauausführung sind im vollsten"Gange. In neun Jahren soll das große Werk vollendet sein. Es wird den Rhein mit der Weser, auch mit deu Unterweser¬ hafen verbinden und der herrlichen nationalen Wasserstraße endlich deutsche See¬ häfen geben. Der Rhein-Hannoverkanal geht bei Minden in einer Hohe von 18 Meter über die Weser hinweg! Ein Aquädukt ersten Ranges! Um ihn zu speisen, wird ^i Rinteln (oberhalb Mindens) ein Kanal von der Weser abgeleitet und durch einen Stollen im Wescrgebirge dem Hauptkanal zwischen Hannover und Minden zugeführt. Außerdem muß das auf diese Weise beschaffte Kaualwasser dazu °leren, die höhern Haltungen des Kanals in der Nähe Dortmunds mit Durch- Ichleusungswasser zu versehen, weil die dortigen Flüsse (die Lippe usw.) nicht Hasser genug haben. Das Wasser muß mit Dampfkraft hinaufgepumpt werden. Selbstverständlich geht dadurch, daß man den Kanal aus ihr speist, der Weser ^el Wasser verloren, sodaß dieser Strom unterhalb Mindens im Sommer eine ^anz ungenügende Tiefe haben würde. Um dem zu begegnen, sollen im obern Nußgebiet der Weser, in den Flußbetten der Eder und der Dienet große Tal^ 'Perren erbaut werden. Die der Eder soll 200 Millionen Kubikmeter umfassen, ewe Wassermasse, die durch eine 40 Meter hohe Sperrmauer quer durch das ^dertal bei Hemmfurt (im Waldeckischen) in Zeiten des Überflusses aufgespeichert ""d in Zeiten des Mangels langsam abgelassen wird. Dadurch wird die Fahr- wassertiefe der Weser bis in die Nähe Hoyas wesentlich verbessert; weiter unter¬ halb werden Preußen bei Hosa und der Staat Bremen bei Bremen selbst je "ne Stromschleuse bauen. Wir müssen hier gleich auf einige Sachen übergreifen, die zwar im Projekt eststehn, aber noch nicht rechtskräftig beschlossen sind. Bremen zahlt zu diesen Vernehmungen außer seiner eignen Schleuse noch einen Barbeitrag von . Millionen Mark, jedoch nur dann, wenn ihm erlaubt wird, die Fahrwasser- uefe der Weser von Bremen bis zur See, die jetzt 5 bis 5^ Meter beträgt.

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 65, 1906, Viertes Vierteljahr, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341883_300500/459>, abgerufen am 23.07.2024.