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Die Grenzboten. Jg. 65, 1906, Viertes Vierteljahr.

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Die koiigolosischeil Dainpfverkehrswege

der Bau ni drei Jahren fertig geworden ist. Die Kosten stellen sich auf un¬
gefähr 80000 Franken für den Kilometer.

Der Betrieb der Bahn hat mit zwei Zügen wöchentlich begonnen, die zu¬
gleich Personen und Waren befördern, und soll im Verhältnis zum eintretenden
Verkehr uuter Umständen gesteigert werden. Die Schnelligkeit der Züge beträgt
20 Kilometer in der Stunde. Die Personentarife sollen 60 Centimes für den
Kilometer in der ersten Wagenklasse und 5 Centimes in der zweiten Klasse nicht
übersteigen. Die Warentarife sollen für alle Waren, mit Ausnahme von not¬
wendigen Nahrungsmitteln, nicht höher als 1 Franken 30 Centimes für die Tonne
und den Kilometer beim Verkehr in der Richtung stromauf und 10 bis 55 Centimes
stromab betragen. Diese Tarife sollen alle zehn Jahre revidiert werden.

In der nächsten Zukunft wird die schiffbare Strecke von Ponthierville bis
Kindu zur Sicherung des Verkehrs größerer Dampfer korrigiert werden. Sie
ist ungefähr 315 Kilometer lang. Ihre Breite schwankt sehr: an einigen Punkten
zieht sie sich auf 600 Meter zusammen, ohne Inseln aufzuweisen, aber im all¬
gemeinen zeigt sie solche in Menge und betrügt dann oft mehr als 2000 Meter.
Der höchste und der tiefste Wasserstand differieren im allgemeinen um 2^ Meter
im Jahre. Deshalb müssen alle Felsen, die bei niedrigem Wasserstande die
Durchfahrt der Dampfer hemmen würden, durch Sprengen beseitigt werden.
Ferner sind einige Sandbänke fortzubaggern. Ein Teil dieser Arbeiten ist schon
ausgeführt worden, sodaß zwei Dampfer von je 30 Tonnen Tragfähigkeit die
Strecke schon befahren. Die neuen Dampfer sollen je 100 Tonnen Tragfähig¬
keit haben, da die Erhöhung der Tonnage in sehr starkem Verhältnis die Trans¬
portkosten vermindert. Die in Kindu beginnende Bahnlinie nach Bull wird
ungefähr 320 Kilometer lang sein. Von Bull stromaufwärts kann dann noch
für große Dampfer eine Strecke von 600 Kilometern schiffbar gemacht werden,
die im Norden der Landschaft Katcmga endigt und hier in die letzte Eiscnbahn-
strecke, die aber nicht von der obenerwähnten, sondern von einer speziell für
diesen Zweck gebildeten Gesellschaft gebaut werden wird.

Das System der miteinander abwechselnden vier Bahn- und drei Fluß-
streckeu, wodurch ein so häufiges Umladen der Güter bedingt ist, scheint auf
den ersten Blick wenig zweckmäßig zu sein, aber es wird dadurch erreicht, daß
der Kongo, so weit es angeht, für die Transporte ausgenutzt wird. Da nnn
der Flußtransport viel billiger ist als der Eisenbahntransport, da ferner die
Korrektion des schiffbaren Kongo bedeutend weniger Kosten verursacht als der
Bau einer Bahn, und da schließlich die Unterhaltungskosten für die korrigierten
Flußstrecken niedriger sind als die der Bahnen, so mußte schon aus finanziellen
Gründen dieses System gewählt werden. Sollte sich später der Verkehr so ent¬
wickeln, daß eine durchgehende Eisenbahn rentabel wird, so ist es immer noch
möglich, die jetzigen Teilstrecken durch Verbindungsstücke, die parallel zu dem
Flusse laufen, zusammenzufügen, wie die Engländer es zum Beispiel bei ihren
Nilbnhnen auch getnu haben.


Die koiigolosischeil Dainpfverkehrswege

der Bau ni drei Jahren fertig geworden ist. Die Kosten stellen sich auf un¬
gefähr 80000 Franken für den Kilometer.

Der Betrieb der Bahn hat mit zwei Zügen wöchentlich begonnen, die zu¬
gleich Personen und Waren befördern, und soll im Verhältnis zum eintretenden
Verkehr uuter Umständen gesteigert werden. Die Schnelligkeit der Züge beträgt
20 Kilometer in der Stunde. Die Personentarife sollen 60 Centimes für den
Kilometer in der ersten Wagenklasse und 5 Centimes in der zweiten Klasse nicht
übersteigen. Die Warentarife sollen für alle Waren, mit Ausnahme von not¬
wendigen Nahrungsmitteln, nicht höher als 1 Franken 30 Centimes für die Tonne
und den Kilometer beim Verkehr in der Richtung stromauf und 10 bis 55 Centimes
stromab betragen. Diese Tarife sollen alle zehn Jahre revidiert werden.

In der nächsten Zukunft wird die schiffbare Strecke von Ponthierville bis
Kindu zur Sicherung des Verkehrs größerer Dampfer korrigiert werden. Sie
ist ungefähr 315 Kilometer lang. Ihre Breite schwankt sehr: an einigen Punkten
zieht sie sich auf 600 Meter zusammen, ohne Inseln aufzuweisen, aber im all¬
gemeinen zeigt sie solche in Menge und betrügt dann oft mehr als 2000 Meter.
Der höchste und der tiefste Wasserstand differieren im allgemeinen um 2^ Meter
im Jahre. Deshalb müssen alle Felsen, die bei niedrigem Wasserstande die
Durchfahrt der Dampfer hemmen würden, durch Sprengen beseitigt werden.
Ferner sind einige Sandbänke fortzubaggern. Ein Teil dieser Arbeiten ist schon
ausgeführt worden, sodaß zwei Dampfer von je 30 Tonnen Tragfähigkeit die
Strecke schon befahren. Die neuen Dampfer sollen je 100 Tonnen Tragfähig¬
keit haben, da die Erhöhung der Tonnage in sehr starkem Verhältnis die Trans¬
portkosten vermindert. Die in Kindu beginnende Bahnlinie nach Bull wird
ungefähr 320 Kilometer lang sein. Von Bull stromaufwärts kann dann noch
für große Dampfer eine Strecke von 600 Kilometern schiffbar gemacht werden,
die im Norden der Landschaft Katcmga endigt und hier in die letzte Eiscnbahn-
strecke, die aber nicht von der obenerwähnten, sondern von einer speziell für
diesen Zweck gebildeten Gesellschaft gebaut werden wird.

Das System der miteinander abwechselnden vier Bahn- und drei Fluß-
streckeu, wodurch ein so häufiges Umladen der Güter bedingt ist, scheint auf
den ersten Blick wenig zweckmäßig zu sein, aber es wird dadurch erreicht, daß
der Kongo, so weit es angeht, für die Transporte ausgenutzt wird. Da nnn
der Flußtransport viel billiger ist als der Eisenbahntransport, da ferner die
Korrektion des schiffbaren Kongo bedeutend weniger Kosten verursacht als der
Bau einer Bahn, und da schließlich die Unterhaltungskosten für die korrigierten
Flußstrecken niedriger sind als die der Bahnen, so mußte schon aus finanziellen
Gründen dieses System gewählt werden. Sollte sich später der Verkehr so ent¬
wickeln, daß eine durchgehende Eisenbahn rentabel wird, so ist es immer noch
möglich, die jetzigen Teilstrecken durch Verbindungsstücke, die parallel zu dem
Flusse laufen, zusammenzufügen, wie die Engländer es zum Beispiel bei ihren
Nilbnhnen auch getnu haben.


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[0302] Die koiigolosischeil Dainpfverkehrswege der Bau ni drei Jahren fertig geworden ist. Die Kosten stellen sich auf un¬ gefähr 80000 Franken für den Kilometer. Der Betrieb der Bahn hat mit zwei Zügen wöchentlich begonnen, die zu¬ gleich Personen und Waren befördern, und soll im Verhältnis zum eintretenden Verkehr uuter Umständen gesteigert werden. Die Schnelligkeit der Züge beträgt 20 Kilometer in der Stunde. Die Personentarife sollen 60 Centimes für den Kilometer in der ersten Wagenklasse und 5 Centimes in der zweiten Klasse nicht übersteigen. Die Warentarife sollen für alle Waren, mit Ausnahme von not¬ wendigen Nahrungsmitteln, nicht höher als 1 Franken 30 Centimes für die Tonne und den Kilometer beim Verkehr in der Richtung stromauf und 10 bis 55 Centimes stromab betragen. Diese Tarife sollen alle zehn Jahre revidiert werden. In der nächsten Zukunft wird die schiffbare Strecke von Ponthierville bis Kindu zur Sicherung des Verkehrs größerer Dampfer korrigiert werden. Sie ist ungefähr 315 Kilometer lang. Ihre Breite schwankt sehr: an einigen Punkten zieht sie sich auf 600 Meter zusammen, ohne Inseln aufzuweisen, aber im all¬ gemeinen zeigt sie solche in Menge und betrügt dann oft mehr als 2000 Meter. Der höchste und der tiefste Wasserstand differieren im allgemeinen um 2^ Meter im Jahre. Deshalb müssen alle Felsen, die bei niedrigem Wasserstande die Durchfahrt der Dampfer hemmen würden, durch Sprengen beseitigt werden. Ferner sind einige Sandbänke fortzubaggern. Ein Teil dieser Arbeiten ist schon ausgeführt worden, sodaß zwei Dampfer von je 30 Tonnen Tragfähigkeit die Strecke schon befahren. Die neuen Dampfer sollen je 100 Tonnen Tragfähig¬ keit haben, da die Erhöhung der Tonnage in sehr starkem Verhältnis die Trans¬ portkosten vermindert. Die in Kindu beginnende Bahnlinie nach Bull wird ungefähr 320 Kilometer lang sein. Von Bull stromaufwärts kann dann noch für große Dampfer eine Strecke von 600 Kilometern schiffbar gemacht werden, die im Norden der Landschaft Katcmga endigt und hier in die letzte Eiscnbahn- strecke, die aber nicht von der obenerwähnten, sondern von einer speziell für diesen Zweck gebildeten Gesellschaft gebaut werden wird. Das System der miteinander abwechselnden vier Bahn- und drei Fluß- streckeu, wodurch ein so häufiges Umladen der Güter bedingt ist, scheint auf den ersten Blick wenig zweckmäßig zu sein, aber es wird dadurch erreicht, daß der Kongo, so weit es angeht, für die Transporte ausgenutzt wird. Da nnn der Flußtransport viel billiger ist als der Eisenbahntransport, da ferner die Korrektion des schiffbaren Kongo bedeutend weniger Kosten verursacht als der Bau einer Bahn, und da schließlich die Unterhaltungskosten für die korrigierten Flußstrecken niedriger sind als die der Bahnen, so mußte schon aus finanziellen Gründen dieses System gewählt werden. Sollte sich später der Verkehr so ent¬ wickeln, daß eine durchgehende Eisenbahn rentabel wird, so ist es immer noch möglich, die jetzigen Teilstrecken durch Verbindungsstücke, die parallel zu dem Flusse laufen, zusammenzufügen, wie die Engländer es zum Beispiel bei ihren Nilbnhnen auch getnu haben.

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 65, 1906, Viertes Vierteljahr, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341883_300500/302>, abgerufen am 23.07.2024.