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Die Grenzboten. Jg. 65, 1906, Drittes Vierteljahr.

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Elizabeth Percy

Sie blieb mitten auf dem Gartenpfade stehn -- schlank und schmächtig in
ihrem langen, nachlässigen Gewände, barhäuptig, die herabfallende Schärpe über den
Schultern und mit hilflos herabhängenden Händen.

Ich gehe, Lady Elizabeth -- Und er zögerte.

So geh denn! Sie wandte sich von ihm ab -- aber nicht dem Hause zu.
-Mndlings, heftig, sich einen Weg durch das dichte, welke Rosengestrüpp jenseits
des Pfades bahnend.

Lady Elizabeth . . . Elizabeth . . .

Mit einem einzigen Sprung war er schon an ihrer Seite, trat die welken
Zweige nieder. Er ergriff ihre Hand, die sie ihm sofort erzürnt zu entzieh" suchte,
die er aber festhielt.

Lady Elizabeth, sei jetzt vernünftig -- seine Stimme klang bestimmt, fast be-
'ehlerisch. Geh hinauf, sage ich . . . Es ist bald Schlafenszeit.

Geht! Geht! rief sie außer sich, tödlich gekränkt durch die Art und Weise,
wie er sie empfangen hatte. Um Himmels willen, Kapitän Percy -- haltet Euch
meinetwegen nicht auf. Geht zu ihr -- der Dirne mit dem gelben Haar ... Sie
und zerrte an ihrer Hand, um sie zu befreien, er aber hielt sie fest. Und da
"engte sie sich herab und biß ihn in die Hand über dem Daumen.

An! ... Er fluchte. Er griff ihre andre Hand und lachte laut. Sie brach in
Trauer aus. Plötzlich geknickt, widerstandlos, bitterlich bereuend.
. Du dumme Wildkatze du! war alles, was er sagte. Sie weinte immer noch,
emütig, glückselig, während sie ihre Schärpe um seine blutende Hand wickelte.

Weshalb wolltest du mich nicht sehen, Harry? schluchzte sie, über die Hand
gebeugt.

Es war am besten so, Lady Elizabeth.

Du machst dir nichts aus mir.

Nein. Er lächelte.

5, Ich weiß sehr wohl, daß du dir nur etwas aus dem gelbhaarigen Affen machst,
^es habe sie gesehen. Sie war kalkig und rot angemalt wie eine Hauswart. Pfui!
weiß es.

Ja.

Harry! Wenn du noch einmal "ja" sagst, springe ich in den Fluß.

. Ach, schweig du nur still ... Du kommst hierher und willst mir den Text
d ^ ^ der ich . . . Er lachte hart und ironisch. Meinst du etwa, daß ich
ich nicht im Auge behalten habe? Meinst dn, ich wüßte nicht, was du vorgenommen
hast, mein Püppchen? All dein Herumscharwenzeln mit dem schwedischen Aben-
eurer -- auch jetzt, in diesem Herbst ... Meinst du. ich wüßte nicht, daß du genau
w toll und leichtfertig und schamlos bist wie die andern feinen Damen, mit denen
°u hier in London verkehrst?

Viel schlimmer. Harry, sagte sie leise. Ich bin viel schlimmer als die andern.

Das ist nicht wahr! rief er heftig, ängstlich aus.

Ja, flüsterte Lady Elizabeth. Keine von allen, die ich kenne, würde am Abend
aus ihrer Kammer, aus ihrem Bette gesprungen sein -- denn ich lag da oben und
Mte Kopfschmerzen --, nur weil sie vom Fenster aus einen Mantel schimmern sah.
^ sie kennen zu müssen glaubte, und eine schwarze Haarmähne, die. ..

Ist es wahr? murmelte er leise, bewegt, noch mißtrauisch.

Ja. Sie legte die Wange gegen seine verwundete Hand, die sie noch in der
'yren hielt, und küßte sie langsam.

r. Er zog sie mit seinem linken Arm an sich, sah ihr in die Augen, die sie halb
^->en, halb lächelnd zu ihm erhob.


Elizabeth Percy

Sie blieb mitten auf dem Gartenpfade stehn — schlank und schmächtig in
ihrem langen, nachlässigen Gewände, barhäuptig, die herabfallende Schärpe über den
Schultern und mit hilflos herabhängenden Händen.

Ich gehe, Lady Elizabeth — Und er zögerte.

So geh denn! Sie wandte sich von ihm ab — aber nicht dem Hause zu.
-Mndlings, heftig, sich einen Weg durch das dichte, welke Rosengestrüpp jenseits
des Pfades bahnend.

Lady Elizabeth . . . Elizabeth . . .

Mit einem einzigen Sprung war er schon an ihrer Seite, trat die welken
Zweige nieder. Er ergriff ihre Hand, die sie ihm sofort erzürnt zu entzieh» suchte,
die er aber festhielt.

Lady Elizabeth, sei jetzt vernünftig — seine Stimme klang bestimmt, fast be-
'ehlerisch. Geh hinauf, sage ich . . . Es ist bald Schlafenszeit.

Geht! Geht! rief sie außer sich, tödlich gekränkt durch die Art und Weise,
wie er sie empfangen hatte. Um Himmels willen, Kapitän Percy — haltet Euch
meinetwegen nicht auf. Geht zu ihr — der Dirne mit dem gelben Haar ... Sie
und zerrte an ihrer Hand, um sie zu befreien, er aber hielt sie fest. Und da
"engte sie sich herab und biß ihn in die Hand über dem Daumen.

An! ... Er fluchte. Er griff ihre andre Hand und lachte laut. Sie brach in
Trauer aus. Plötzlich geknickt, widerstandlos, bitterlich bereuend.
. Du dumme Wildkatze du! war alles, was er sagte. Sie weinte immer noch,
emütig, glückselig, während sie ihre Schärpe um seine blutende Hand wickelte.

Weshalb wolltest du mich nicht sehen, Harry? schluchzte sie, über die Hand
gebeugt.

Es war am besten so, Lady Elizabeth.

Du machst dir nichts aus mir.

Nein. Er lächelte.

5, Ich weiß sehr wohl, daß du dir nur etwas aus dem gelbhaarigen Affen machst,
^es habe sie gesehen. Sie war kalkig und rot angemalt wie eine Hauswart. Pfui!
weiß es.

Ja.

Harry! Wenn du noch einmal „ja" sagst, springe ich in den Fluß.

. Ach, schweig du nur still ... Du kommst hierher und willst mir den Text
d ^ ^ der ich . . . Er lachte hart und ironisch. Meinst du etwa, daß ich
ich nicht im Auge behalten habe? Meinst dn, ich wüßte nicht, was du vorgenommen
hast, mein Püppchen? All dein Herumscharwenzeln mit dem schwedischen Aben-
eurer — auch jetzt, in diesem Herbst ... Meinst du. ich wüßte nicht, daß du genau
w toll und leichtfertig und schamlos bist wie die andern feinen Damen, mit denen
°u hier in London verkehrst?

Viel schlimmer. Harry, sagte sie leise. Ich bin viel schlimmer als die andern.

Das ist nicht wahr! rief er heftig, ängstlich aus.

Ja, flüsterte Lady Elizabeth. Keine von allen, die ich kenne, würde am Abend
aus ihrer Kammer, aus ihrem Bette gesprungen sein — denn ich lag da oben und
Mte Kopfschmerzen —, nur weil sie vom Fenster aus einen Mantel schimmern sah.
^ sie kennen zu müssen glaubte, und eine schwarze Haarmähne, die. ..

Ist es wahr? murmelte er leise, bewegt, noch mißtrauisch.

Ja. Sie legte die Wange gegen seine verwundete Hand, die sie noch in der
'yren hielt, und küßte sie langsam.

r. Er zog sie mit seinem linken Arm an sich, sah ihr in die Augen, die sie halb
^->en, halb lächelnd zu ihm erhob.


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[0591] Elizabeth Percy Sie blieb mitten auf dem Gartenpfade stehn — schlank und schmächtig in ihrem langen, nachlässigen Gewände, barhäuptig, die herabfallende Schärpe über den Schultern und mit hilflos herabhängenden Händen. Ich gehe, Lady Elizabeth — Und er zögerte. So geh denn! Sie wandte sich von ihm ab — aber nicht dem Hause zu. -Mndlings, heftig, sich einen Weg durch das dichte, welke Rosengestrüpp jenseits des Pfades bahnend. Lady Elizabeth . . . Elizabeth . . . Mit einem einzigen Sprung war er schon an ihrer Seite, trat die welken Zweige nieder. Er ergriff ihre Hand, die sie ihm sofort erzürnt zu entzieh» suchte, die er aber festhielt. Lady Elizabeth, sei jetzt vernünftig — seine Stimme klang bestimmt, fast be- 'ehlerisch. Geh hinauf, sage ich . . . Es ist bald Schlafenszeit. Geht! Geht! rief sie außer sich, tödlich gekränkt durch die Art und Weise, wie er sie empfangen hatte. Um Himmels willen, Kapitän Percy — haltet Euch meinetwegen nicht auf. Geht zu ihr — der Dirne mit dem gelben Haar ... Sie und zerrte an ihrer Hand, um sie zu befreien, er aber hielt sie fest. Und da "engte sie sich herab und biß ihn in die Hand über dem Daumen. An! ... Er fluchte. Er griff ihre andre Hand und lachte laut. Sie brach in Trauer aus. Plötzlich geknickt, widerstandlos, bitterlich bereuend. . Du dumme Wildkatze du! war alles, was er sagte. Sie weinte immer noch, emütig, glückselig, während sie ihre Schärpe um seine blutende Hand wickelte. Weshalb wolltest du mich nicht sehen, Harry? schluchzte sie, über die Hand gebeugt. Es war am besten so, Lady Elizabeth. Du machst dir nichts aus mir. Nein. Er lächelte. 5, Ich weiß sehr wohl, daß du dir nur etwas aus dem gelbhaarigen Affen machst, ^es habe sie gesehen. Sie war kalkig und rot angemalt wie eine Hauswart. Pfui! weiß es. Ja. Harry! Wenn du noch einmal „ja" sagst, springe ich in den Fluß. . Ach, schweig du nur still ... Du kommst hierher und willst mir den Text d ^ ^ der ich . . . Er lachte hart und ironisch. Meinst du etwa, daß ich ich nicht im Auge behalten habe? Meinst dn, ich wüßte nicht, was du vorgenommen hast, mein Püppchen? All dein Herumscharwenzeln mit dem schwedischen Aben- eurer — auch jetzt, in diesem Herbst ... Meinst du. ich wüßte nicht, daß du genau w toll und leichtfertig und schamlos bist wie die andern feinen Damen, mit denen °u hier in London verkehrst? Viel schlimmer. Harry, sagte sie leise. Ich bin viel schlimmer als die andern. Das ist nicht wahr! rief er heftig, ängstlich aus. Ja, flüsterte Lady Elizabeth. Keine von allen, die ich kenne, würde am Abend aus ihrer Kammer, aus ihrem Bette gesprungen sein — denn ich lag da oben und Mte Kopfschmerzen —, nur weil sie vom Fenster aus einen Mantel schimmern sah. ^ sie kennen zu müssen glaubte, und eine schwarze Haarmähne, die. .. Ist es wahr? murmelte er leise, bewegt, noch mißtrauisch. Ja. Sie legte die Wange gegen seine verwundete Hand, die sie noch in der 'yren hielt, und küßte sie langsam. r. Er zog sie mit seinem linken Arm an sich, sah ihr in die Augen, die sie halb ^->en, halb lächelnd zu ihm erhob.

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 65, 1906, Drittes Vierteljahr, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341883_299786/591>, abgerufen am 28.12.2024.