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Die Grenzboten. Jg. 65, 1906, Drittes Vierteljahr.

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Elizabeth Percy

Lady Northumberland war natürlich gekränkt und ganz empört über das rebellische
Benehmen ihrer Enkelin, aber doch fast noch erbitterter auf Sir Thomas und Lady
Sophia, die aus Angst, daß die eigensinnige Erbin zugunsten von Graf Königsmark
oder eines andern beaus im letzten Augenblick ihr Versprechen zurücknehmen könne,
sie beredet hatten, mit List und Brutalität die Hochzeit zu beschleunigen. Wie auch
die alte Gräfin, als man entdeckte, daß der Vogel ausgeflogen war, ihren Mit¬
schuldigen Vorwürfe machte: sie habe, weiß Gott, nicht den geringsten Nutzen
davon, daß Lady Elizabeth nachgab, und doch würde man ihr natürlich alles in
die Schuhe schieben. Und die Gräfin sollte Recht bekommen: die Welt tadelte
sie hart, und als endlich der stattliche Sir William nach Petworth kam, um in
Elizabeths Namen der Gegenpartei die Kapitulationsbedingungen zu unterbreiten,
da war die hohe Dame ausnahmsweise einmal ganz weich und fügsam. Ehe er
kam, hatte sie beinahe Fieber vor Angst gehabt, denn als man Lady Elizabeth nicht
in Cashiobury Park bei Lady Essex faud, glaubten sie wie auch Lady Sophia im
ersten Augenblick ganz bestimmt, daß Königsmark seine "Rubia" entführt habe.
Trotz ihrer cynischen Weltlichkeit und ihrer kriechenden Ehrfurcht vor dem Gelde
liebte nämlich die alte Gräfin ihre Enkelin über alles in der Welt und glaubte
ganz ehrlich, in ihrem Interesse zu handeln, wenn sie die Ehe mit Thynne mit aller
Macht durchzusetzen bestrebt war. Und sie wurde nicht müde zu betonen: Welche
Freude und welchen Nutzen habe sie, die alte Frau, eigentlich von der ganzen
Sache? War es nicht einzig und allein um Bessies willen -- nein, weiß Gott,
nichts würde sie sonst bewegen, ihre Blumenanlagen auf Petworth zu verlassen ...

Daß Lady Elizabeth auf Alnwick gewesen war, ehe sie zu Temples ritt, erfuhr
weder die alte Gräfin noch sonst jemand. Sie selbst schwieg darüber und bedrohte
und bestach alle, die um die Sache wußten, dasselbe zu tun. Für die arme Amelia
war es auch nicht einmal ratsam, ihre Herrin jemals an diesen Besuch zu erinnern.
Und hätte es sie das Leben gekostet, sie würde nicht gewagt haben, auch nur an¬
zudeuten, daß sie am Tage nach ihrer Ankunft in Sheen Kapitän Percy gesehen
und mit ihm geredet habe -- übrigens hatte er es ihr selber auf das strengste
verboten, etwas darüber vertonten zu lassen --, der, nachdem er sich mit eignen
Augen überzeugt hatte, daß sich Lady Elizabeth wirklich unter Lady Temples freund¬
lichem Schutz befand, augenblicklich wieder nach Alnwick zurückgekehrt war.

Mitte September traf also der Befehl des Königs ein, daß sich die Dragoner
in Berwick -- einbegriffen alle sich auf Urlaub befindenden Offiziere -- unweigerlich
nach London begeben sollten, und Henry Percy schloß sich seinem Regiment an.
Aber er verließ Alnwick mit dem festen, unerschütterlichen Entschluß, daß er, solange
er noch im vollen Gebrauch seiner Sinne sei -- jetzt, wo sie sich in derselben Stadt
aufhalten würden --, Lady Elizabeth niemals aufsuchen oder auch nur einen Finger
rühren wolle, um sie zu sehen. Den ganzen Sommer hatte er sich nun mit dem
Gedanken an sie gequält und sich Vorwürfe gemacht über die verzweifelte Art und
Weise, auf die sie damals, als sie sich in ihrer Not so vertrauensvoll zuerst an
ihn gewandt hatte, auseinandergegangen waren. Aber dies hinderte ihn doch
nicht, daß er im nächsten Augenblick, eifersüchtig und selbstgerecht, wieder alle Schuld
an dem Zwist auf sie und auf ihren unverzeihlicher, gedankenlosen Leichtsinn wälzte.
Oft machte er sich Vorwürfe, daß er nicht beständig an ihrer Seite geblieben war
und mit oder gegen ihren Willen versucht hatte, sie gegen die Gefahren zu be¬
schützen, die bei jedem Schritt auf sie zu lauern schienen. Jeden Tag und jede
Stunde lebte er in der Angst, sie für immer verloren zu haben; daß sie entweder
den Kampf aufgegeben und in die Ehe mit Sir Thomas eingewilligt hätte, oder
was noch schlimmer war, sich von Graf Königsmark zu dem verzweifelten und


Elizabeth Percy

Lady Northumberland war natürlich gekränkt und ganz empört über das rebellische
Benehmen ihrer Enkelin, aber doch fast noch erbitterter auf Sir Thomas und Lady
Sophia, die aus Angst, daß die eigensinnige Erbin zugunsten von Graf Königsmark
oder eines andern beaus im letzten Augenblick ihr Versprechen zurücknehmen könne,
sie beredet hatten, mit List und Brutalität die Hochzeit zu beschleunigen. Wie auch
die alte Gräfin, als man entdeckte, daß der Vogel ausgeflogen war, ihren Mit¬
schuldigen Vorwürfe machte: sie habe, weiß Gott, nicht den geringsten Nutzen
davon, daß Lady Elizabeth nachgab, und doch würde man ihr natürlich alles in
die Schuhe schieben. Und die Gräfin sollte Recht bekommen: die Welt tadelte
sie hart, und als endlich der stattliche Sir William nach Petworth kam, um in
Elizabeths Namen der Gegenpartei die Kapitulationsbedingungen zu unterbreiten,
da war die hohe Dame ausnahmsweise einmal ganz weich und fügsam. Ehe er
kam, hatte sie beinahe Fieber vor Angst gehabt, denn als man Lady Elizabeth nicht
in Cashiobury Park bei Lady Essex faud, glaubten sie wie auch Lady Sophia im
ersten Augenblick ganz bestimmt, daß Königsmark seine „Rubia" entführt habe.
Trotz ihrer cynischen Weltlichkeit und ihrer kriechenden Ehrfurcht vor dem Gelde
liebte nämlich die alte Gräfin ihre Enkelin über alles in der Welt und glaubte
ganz ehrlich, in ihrem Interesse zu handeln, wenn sie die Ehe mit Thynne mit aller
Macht durchzusetzen bestrebt war. Und sie wurde nicht müde zu betonen: Welche
Freude und welchen Nutzen habe sie, die alte Frau, eigentlich von der ganzen
Sache? War es nicht einzig und allein um Bessies willen — nein, weiß Gott,
nichts würde sie sonst bewegen, ihre Blumenanlagen auf Petworth zu verlassen ...

Daß Lady Elizabeth auf Alnwick gewesen war, ehe sie zu Temples ritt, erfuhr
weder die alte Gräfin noch sonst jemand. Sie selbst schwieg darüber und bedrohte
und bestach alle, die um die Sache wußten, dasselbe zu tun. Für die arme Amelia
war es auch nicht einmal ratsam, ihre Herrin jemals an diesen Besuch zu erinnern.
Und hätte es sie das Leben gekostet, sie würde nicht gewagt haben, auch nur an¬
zudeuten, daß sie am Tage nach ihrer Ankunft in Sheen Kapitän Percy gesehen
und mit ihm geredet habe — übrigens hatte er es ihr selber auf das strengste
verboten, etwas darüber vertonten zu lassen —, der, nachdem er sich mit eignen
Augen überzeugt hatte, daß sich Lady Elizabeth wirklich unter Lady Temples freund¬
lichem Schutz befand, augenblicklich wieder nach Alnwick zurückgekehrt war.

Mitte September traf also der Befehl des Königs ein, daß sich die Dragoner
in Berwick — einbegriffen alle sich auf Urlaub befindenden Offiziere — unweigerlich
nach London begeben sollten, und Henry Percy schloß sich seinem Regiment an.
Aber er verließ Alnwick mit dem festen, unerschütterlichen Entschluß, daß er, solange
er noch im vollen Gebrauch seiner Sinne sei — jetzt, wo sie sich in derselben Stadt
aufhalten würden —, Lady Elizabeth niemals aufsuchen oder auch nur einen Finger
rühren wolle, um sie zu sehen. Den ganzen Sommer hatte er sich nun mit dem
Gedanken an sie gequält und sich Vorwürfe gemacht über die verzweifelte Art und
Weise, auf die sie damals, als sie sich in ihrer Not so vertrauensvoll zuerst an
ihn gewandt hatte, auseinandergegangen waren. Aber dies hinderte ihn doch
nicht, daß er im nächsten Augenblick, eifersüchtig und selbstgerecht, wieder alle Schuld
an dem Zwist auf sie und auf ihren unverzeihlicher, gedankenlosen Leichtsinn wälzte.
Oft machte er sich Vorwürfe, daß er nicht beständig an ihrer Seite geblieben war
und mit oder gegen ihren Willen versucht hatte, sie gegen die Gefahren zu be¬
schützen, die bei jedem Schritt auf sie zu lauern schienen. Jeden Tag und jede
Stunde lebte er in der Angst, sie für immer verloren zu haben; daß sie entweder
den Kampf aufgegeben und in die Ehe mit Sir Thomas eingewilligt hätte, oder
was noch schlimmer war, sich von Graf Königsmark zu dem verzweifelten und


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[0536] Elizabeth Percy Lady Northumberland war natürlich gekränkt und ganz empört über das rebellische Benehmen ihrer Enkelin, aber doch fast noch erbitterter auf Sir Thomas und Lady Sophia, die aus Angst, daß die eigensinnige Erbin zugunsten von Graf Königsmark oder eines andern beaus im letzten Augenblick ihr Versprechen zurücknehmen könne, sie beredet hatten, mit List und Brutalität die Hochzeit zu beschleunigen. Wie auch die alte Gräfin, als man entdeckte, daß der Vogel ausgeflogen war, ihren Mit¬ schuldigen Vorwürfe machte: sie habe, weiß Gott, nicht den geringsten Nutzen davon, daß Lady Elizabeth nachgab, und doch würde man ihr natürlich alles in die Schuhe schieben. Und die Gräfin sollte Recht bekommen: die Welt tadelte sie hart, und als endlich der stattliche Sir William nach Petworth kam, um in Elizabeths Namen der Gegenpartei die Kapitulationsbedingungen zu unterbreiten, da war die hohe Dame ausnahmsweise einmal ganz weich und fügsam. Ehe er kam, hatte sie beinahe Fieber vor Angst gehabt, denn als man Lady Elizabeth nicht in Cashiobury Park bei Lady Essex faud, glaubten sie wie auch Lady Sophia im ersten Augenblick ganz bestimmt, daß Königsmark seine „Rubia" entführt habe. Trotz ihrer cynischen Weltlichkeit und ihrer kriechenden Ehrfurcht vor dem Gelde liebte nämlich die alte Gräfin ihre Enkelin über alles in der Welt und glaubte ganz ehrlich, in ihrem Interesse zu handeln, wenn sie die Ehe mit Thynne mit aller Macht durchzusetzen bestrebt war. Und sie wurde nicht müde zu betonen: Welche Freude und welchen Nutzen habe sie, die alte Frau, eigentlich von der ganzen Sache? War es nicht einzig und allein um Bessies willen — nein, weiß Gott, nichts würde sie sonst bewegen, ihre Blumenanlagen auf Petworth zu verlassen ... Daß Lady Elizabeth auf Alnwick gewesen war, ehe sie zu Temples ritt, erfuhr weder die alte Gräfin noch sonst jemand. Sie selbst schwieg darüber und bedrohte und bestach alle, die um die Sache wußten, dasselbe zu tun. Für die arme Amelia war es auch nicht einmal ratsam, ihre Herrin jemals an diesen Besuch zu erinnern. Und hätte es sie das Leben gekostet, sie würde nicht gewagt haben, auch nur an¬ zudeuten, daß sie am Tage nach ihrer Ankunft in Sheen Kapitän Percy gesehen und mit ihm geredet habe — übrigens hatte er es ihr selber auf das strengste verboten, etwas darüber vertonten zu lassen —, der, nachdem er sich mit eignen Augen überzeugt hatte, daß sich Lady Elizabeth wirklich unter Lady Temples freund¬ lichem Schutz befand, augenblicklich wieder nach Alnwick zurückgekehrt war. Mitte September traf also der Befehl des Königs ein, daß sich die Dragoner in Berwick — einbegriffen alle sich auf Urlaub befindenden Offiziere — unweigerlich nach London begeben sollten, und Henry Percy schloß sich seinem Regiment an. Aber er verließ Alnwick mit dem festen, unerschütterlichen Entschluß, daß er, solange er noch im vollen Gebrauch seiner Sinne sei — jetzt, wo sie sich in derselben Stadt aufhalten würden —, Lady Elizabeth niemals aufsuchen oder auch nur einen Finger rühren wolle, um sie zu sehen. Den ganzen Sommer hatte er sich nun mit dem Gedanken an sie gequält und sich Vorwürfe gemacht über die verzweifelte Art und Weise, auf die sie damals, als sie sich in ihrer Not so vertrauensvoll zuerst an ihn gewandt hatte, auseinandergegangen waren. Aber dies hinderte ihn doch nicht, daß er im nächsten Augenblick, eifersüchtig und selbstgerecht, wieder alle Schuld an dem Zwist auf sie und auf ihren unverzeihlicher, gedankenlosen Leichtsinn wälzte. Oft machte er sich Vorwürfe, daß er nicht beständig an ihrer Seite geblieben war und mit oder gegen ihren Willen versucht hatte, sie gegen die Gefahren zu be¬ schützen, die bei jedem Schritt auf sie zu lauern schienen. Jeden Tag und jede Stunde lebte er in der Angst, sie für immer verloren zu haben; daß sie entweder den Kampf aufgegeben und in die Ehe mit Sir Thomas eingewilligt hätte, oder was noch schlimmer war, sich von Graf Königsmark zu dem verzweifelten und

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 65, 1906, Drittes Vierteljahr, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341883_299786/536>, abgerufen am 25.08.2024.