Die Grenzboten. Jg. 65, 1906, Drittes Vierteljahr.Elizabeth percy Es ist weiter nichts, sagte Lady Elizabeth schnell und trotzig, ehe er sich noch Die alte Anna wandte ihren entsetzten Blick nicht von Harry. Ohne es selbst Mistreß Anna, sagte Harry Percy laugsam und wandte sich höflich nach ihr Anna begriff, daß sie ihrer Wege gehn sollte, aber sie zögerte noch, sah un¬ Schon an der Stimme konnte Anna hören, wie nervös sie plötzlich geworden Mistreß Anna ging zögernd hinaus. Lady Elizabeth richtete sich auf und zupfte Ich weiß, daß es übereilt und "indiskret" ist, wie Muhme Essex zu sagen Aber weshalb? ... Er trat ein paar Schritte auf sie zu. Weil sie ihr Wort nicht hielten, das Wort, das sie mir gegeben hatten. Henry Percy legte schnell seine Hand auf Lady Elizabeths Handgelenk. Sie Sie hielt einen Augenblick inne und sah Harry triumphierend ins Gesicht, sah, Und dann mußte Base Sophia bei mir im Zimmer schlafen, fuhr Lady Elizabeth Sie küßte die Spitze ihres Zeigefingers und beschrieb damit einen Bogen in Harry stand da und sah sie an. Langsam führte er ihr Handgelenk, das er Er hielt jetzt ihre beiden Hände in den seinen, und Lady Elizabeths Herz Weshalb kommst du zu mir. . .? fragte er mit einer Stimme, die fast von Elizabeth percy Es ist weiter nichts, sagte Lady Elizabeth schnell und trotzig, ehe er sich noch Die alte Anna wandte ihren entsetzten Blick nicht von Harry. Ohne es selbst Mistreß Anna, sagte Harry Percy laugsam und wandte sich höflich nach ihr Anna begriff, daß sie ihrer Wege gehn sollte, aber sie zögerte noch, sah un¬ Schon an der Stimme konnte Anna hören, wie nervös sie plötzlich geworden Mistreß Anna ging zögernd hinaus. Lady Elizabeth richtete sich auf und zupfte Ich weiß, daß es übereilt und „indiskret" ist, wie Muhme Essex zu sagen Aber weshalb? ... Er trat ein paar Schritte auf sie zu. Weil sie ihr Wort nicht hielten, das Wort, das sie mir gegeben hatten. Henry Percy legte schnell seine Hand auf Lady Elizabeths Handgelenk. Sie Sie hielt einen Augenblick inne und sah Harry triumphierend ins Gesicht, sah, Und dann mußte Base Sophia bei mir im Zimmer schlafen, fuhr Lady Elizabeth Sie küßte die Spitze ihres Zeigefingers und beschrieb damit einen Bogen in Harry stand da und sah sie an. Langsam führte er ihr Handgelenk, das er Er hielt jetzt ihre beiden Hände in den seinen, und Lady Elizabeths Herz Weshalb kommst du zu mir. . .? fragte er mit einer Stimme, die fast von <TEI> <text> <body> <div> <div n="1"> <div n="2"> <pb facs="#f0530" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/300317"/> <fw type="header" place="top"> Elizabeth percy</fw><lb/> <p xml:id="ID_2004"> Es ist weiter nichts, sagte Lady Elizabeth schnell und trotzig, ehe er sich noch<lb/> umgewandt hatte, als daß ich Großmutter und Sir Thomas weggelaufen bin.</p><lb/> <p xml:id="ID_2005"> Die alte Anna wandte ihren entsetzten Blick nicht von Harry. Ohne es selbst<lb/> zu wissen, rang sie die Hände.</p><lb/> <p xml:id="ID_2006"> Mistreß Anna, sagte Harry Percy laugsam und wandte sich höflich nach ihr<lb/> um. Ich möchte gern eingehender mit Lady Elizabeth hierüber reden.</p><lb/> <p xml:id="ID_2007"> Anna begriff, daß sie ihrer Wege gehn sollte, aber sie zögerte noch, sah un¬<lb/> sicher von einem zum andern. Elizabeth beugte sich vor und flüsterte hastig und<lb/> flehend: Ach, geh ein wenig hinaus, herzliebe Anna —</p><lb/> <p xml:id="ID_2008"> Schon an der Stimme konnte Anna hören, wie nervös sie plötzlich geworden<lb/> war. Und sie war wahrhaftig sorglos und unbefangen genug gewesen, als sie vor<lb/> einer Stunde, den Hut auf dem einen Ohre, im Sonnenscheine vor die Tür ge¬<lb/> ritten kam.</p><lb/> <p xml:id="ID_2009"> Mistreß Anna ging zögernd hinaus. Lady Elizabeth richtete sich auf und zupfte<lb/> an der Schneppe ihrer Taille, ehe sie begann:</p><lb/> <p xml:id="ID_2010"> Ich weiß, daß es übereilt und „indiskret" ist, wie Muhme Essex zu sagen<lb/> pflegt. Und, Harry — du kannst mich ruhig ausschelten, aber steh doch um Jesu<lb/> Barmherzigkeit willen nicht so still da!</p><lb/> <p xml:id="ID_2011"> Aber weshalb? ... Er trat ein paar Schritte auf sie zu.</p><lb/> <p xml:id="ID_2012"> Weil sie ihr Wort nicht hielten, das Wort, das sie mir gegeben hatten.<lb/> Kaum waren wir von Bath nach Petworth gekommen (Lady Elizabeth hielt es für<lb/> überflüssig, von Königsmarks s,ssiänit6 in Bath zu erzählen, oder vielleicht vergaß<lb/> sie es auch), als Lady Northumberland Sir Thomas dahin kommen ließ — Base<lb/> Sophia war schon vorher da — und klar und offen den Wunsch äußerte, daß die<lb/> Hochzeit jetzt gleich stattfinden solle.</p><lb/> <p xml:id="ID_2013"> Henry Percy legte schnell seine Hand auf Lady Elizabeths Handgelenk. Sie<lb/> sah zu ihm auf und fuhr fort — plötzlich sicherer werdend: Aber ich habe ihnen<lb/> meine Meinung gesagt, darauf kannst du dich verlassen. Ein so niedriger Verrat,<lb/> eine so schändliche Überrumpelung, sagte ich, wäre mir noch nie vorgekommen. Und<lb/> ich sagte ihnen, sie irrten sich sehr in mir, wenn sie glaubten, daß ich mich auch<lb/> darein finden würde.</p><lb/> <p xml:id="ID_2014"> Sie hielt einen Augenblick inne und sah Harry triumphierend ins Gesicht, sah,<lb/> wie atemlos interessiert er war.</p><lb/> <p xml:id="ID_2015"> Und dann mußte Base Sophia bei mir im Zimmer schlafen, fuhr Lady Elizabeth<lb/> mit einem Ausdruck von Verachtung fort. Aber als sie schlief — sie schläft wie<lb/> ein Stein nach ihrem Abendtrunk —, da stand ich auf und holte mir Amelia.<lb/> Wir hatten vorher das Ganze mit einem von Großmutters Kavalieren verabredet<lb/> — das ganze Haus hielt es ja mit mir, wie du wohl begreifen kannst —, und<lb/> vor Tagesgrauen. . .</p><lb/> <p xml:id="ID_2016"> Sie küßte die Spitze ihres Zeigefingers und beschrieb damit einen Bogen in<lb/> ber Luft. Ich hatte ihnen ja gedroht, daß ich zu meiner Muhme Essex gehn<lb/> würde, und dort werden sie wohl nach mir suchen. Sie lachte sorglos.</p><lb/> <p xml:id="ID_2017"> Harry stand da und sah sie an. Langsam führte er ihr Handgelenk, das er<lb/> noch festhielt, an seine Lippen. Sie seufzte — erleichtert und zufrieden. Jetzt<lb/> war das überstanden!</p><lb/> <p xml:id="ID_2018"> Er hielt jetzt ihre beiden Hände in den seinen, und Lady Elizabeths Herz<lb/> stand einen Augenblick ganz still unter seinem Blick — er beugte sich tief über<lb/> sie hinab.</p><lb/> <p xml:id="ID_2019"> Weshalb kommst du zu mir. . .? fragte er mit einer Stimme, die fast von<lb/> Gemütsbewegung erstickt wurde.</p><lb/> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [0530]
Elizabeth percy
Es ist weiter nichts, sagte Lady Elizabeth schnell und trotzig, ehe er sich noch
umgewandt hatte, als daß ich Großmutter und Sir Thomas weggelaufen bin.
Die alte Anna wandte ihren entsetzten Blick nicht von Harry. Ohne es selbst
zu wissen, rang sie die Hände.
Mistreß Anna, sagte Harry Percy laugsam und wandte sich höflich nach ihr
um. Ich möchte gern eingehender mit Lady Elizabeth hierüber reden.
Anna begriff, daß sie ihrer Wege gehn sollte, aber sie zögerte noch, sah un¬
sicher von einem zum andern. Elizabeth beugte sich vor und flüsterte hastig und
flehend: Ach, geh ein wenig hinaus, herzliebe Anna —
Schon an der Stimme konnte Anna hören, wie nervös sie plötzlich geworden
war. Und sie war wahrhaftig sorglos und unbefangen genug gewesen, als sie vor
einer Stunde, den Hut auf dem einen Ohre, im Sonnenscheine vor die Tür ge¬
ritten kam.
Mistreß Anna ging zögernd hinaus. Lady Elizabeth richtete sich auf und zupfte
an der Schneppe ihrer Taille, ehe sie begann:
Ich weiß, daß es übereilt und „indiskret" ist, wie Muhme Essex zu sagen
pflegt. Und, Harry — du kannst mich ruhig ausschelten, aber steh doch um Jesu
Barmherzigkeit willen nicht so still da!
Aber weshalb? ... Er trat ein paar Schritte auf sie zu.
Weil sie ihr Wort nicht hielten, das Wort, das sie mir gegeben hatten.
Kaum waren wir von Bath nach Petworth gekommen (Lady Elizabeth hielt es für
überflüssig, von Königsmarks s,ssiänit6 in Bath zu erzählen, oder vielleicht vergaß
sie es auch), als Lady Northumberland Sir Thomas dahin kommen ließ — Base
Sophia war schon vorher da — und klar und offen den Wunsch äußerte, daß die
Hochzeit jetzt gleich stattfinden solle.
Henry Percy legte schnell seine Hand auf Lady Elizabeths Handgelenk. Sie
sah zu ihm auf und fuhr fort — plötzlich sicherer werdend: Aber ich habe ihnen
meine Meinung gesagt, darauf kannst du dich verlassen. Ein so niedriger Verrat,
eine so schändliche Überrumpelung, sagte ich, wäre mir noch nie vorgekommen. Und
ich sagte ihnen, sie irrten sich sehr in mir, wenn sie glaubten, daß ich mich auch
darein finden würde.
Sie hielt einen Augenblick inne und sah Harry triumphierend ins Gesicht, sah,
wie atemlos interessiert er war.
Und dann mußte Base Sophia bei mir im Zimmer schlafen, fuhr Lady Elizabeth
mit einem Ausdruck von Verachtung fort. Aber als sie schlief — sie schläft wie
ein Stein nach ihrem Abendtrunk —, da stand ich auf und holte mir Amelia.
Wir hatten vorher das Ganze mit einem von Großmutters Kavalieren verabredet
— das ganze Haus hielt es ja mit mir, wie du wohl begreifen kannst —, und
vor Tagesgrauen. . .
Sie küßte die Spitze ihres Zeigefingers und beschrieb damit einen Bogen in
ber Luft. Ich hatte ihnen ja gedroht, daß ich zu meiner Muhme Essex gehn
würde, und dort werden sie wohl nach mir suchen. Sie lachte sorglos.
Harry stand da und sah sie an. Langsam führte er ihr Handgelenk, das er
noch festhielt, an seine Lippen. Sie seufzte — erleichtert und zufrieden. Jetzt
war das überstanden!
Er hielt jetzt ihre beiden Hände in den seinen, und Lady Elizabeths Herz
stand einen Augenblick ganz still unter seinem Blick — er beugte sich tief über
sie hinab.
Weshalb kommst du zu mir. . .? fragte er mit einer Stimme, die fast von
Gemütsbewegung erstickt wurde.
Informationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen … Staats- und Universitätsbibliothek (SuUB) Bremen: Bereitstellung der Texttranskription.
Kay-Michael Würzner: Bearbeitung der digitalen Edition.
Weitere Informationen:Verfahren der Texterfassung: OCR mit Nachkorrektur. Bogensignaturen: gekennzeichnet;Druckfehler: ignoriert;fremdsprachliches Material: nicht gekennzeichnet;Geminations-/Abkürzungsstriche: wie Vorlage;Hervorhebungen (Antiqua, Sperrschrift, Kursive etc.): nicht ausgezeichnet;i/j in Fraktur: wie Vorlage;I/J in Fraktur: wie Vorlage;Kolumnentitel: gekennzeichnet;Kustoden: gekennzeichnet;langes s (ſ): als s transkribiert;Normalisierungen: stillschweigend;rundes r (ꝛ): als r/et transkribiert;Seitenumbrüche markiert: ja;Silbentrennung: wie Vorlage;u/v bzw. U/V: wie Vorlage;Vokale mit übergest. e: als ä/ö/ü transkribiert;Vollständigkeit: vollständig erfasst;Zeichensetzung: wie Vorlage;Zeilenumbrüche markiert: ja; Nachkorrektur erfolgte automatisch.
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |