Die Grenzboten. Jg. 65, 1906, Drittes Vierteljahr.Über den Brenner Augsburg vierzehn Tage brauchte (11, bis 25, Mai).*) Dieser rege Verkehr über Erst im Spanischen Erbfolgekriege wurde der Brenner militärisch wieder Das interessante Tagebuch, das sein Sekretär, der Apulier Antonio de Beatis, über
diese bis in die Niederlande. Frankreich und Oberitalien 1517 bis 1518 ausgedehnte Reise in italienischer Sprache geführt hat, ist jetzt im Original "ut in deutscher Übersetzung sowie mit einer erläuternden Darstellung der Reise und einer Einleitung über andre Deutschland betreffende Reise¬ berichte dieser Zeit veröffentlicht von Ludwig Pastor, Die Reise des Kardinals Luigi d'Aragonn, beschrieben von Antonio de Beatis (in den Erläuterungen und Ergänzungen zu Janssens Ge¬ schichte des deutschen Volks, IV, 4), Freiburg im Breisgau, Herder, 1905. Antonio de Beatis ist sehr genau in allen seinen Angaben und hat für alles Interesse, nur nicht für die großartige Alpennatur. Über den Brenner Augsburg vierzehn Tage brauchte (11, bis 25, Mai).*) Dieser rege Verkehr über Erst im Spanischen Erbfolgekriege wurde der Brenner militärisch wieder Das interessante Tagebuch, das sein Sekretär, der Apulier Antonio de Beatis, über
diese bis in die Niederlande. Frankreich und Oberitalien 1517 bis 1518 ausgedehnte Reise in italienischer Sprache geführt hat, ist jetzt im Original »ut in deutscher Übersetzung sowie mit einer erläuternden Darstellung der Reise und einer Einleitung über andre Deutschland betreffende Reise¬ berichte dieser Zeit veröffentlicht von Ludwig Pastor, Die Reise des Kardinals Luigi d'Aragonn, beschrieben von Antonio de Beatis (in den Erläuterungen und Ergänzungen zu Janssens Ge¬ schichte des deutschen Volks, IV, 4), Freiburg im Breisgau, Herder, 1905. Antonio de Beatis ist sehr genau in allen seinen Angaben und hat für alles Interesse, nur nicht für die großartige Alpennatur. <TEI> <text> <body> <div> <div n="1"> <pb facs="#f0021" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/299808"/> <fw type="header" place="top"> Über den Brenner</fw><lb/> <p xml:id="ID_31" prev="#ID_30"> Augsburg vierzehn Tage brauchte (11, bis 25, Mai).*) Dieser rege Verkehr über<lb/> den Brenner führte schon unter Kaiser Friedrich dem Dritten zur Einrichtung<lb/> einer staatlichen Post durch Franz von Taxis ans Bergamo, der zuerst 1491<lb/> als kaiserlicher Postmeister in Innsbruck auftritt. Unter seinem Nachfolger und<lb/> Oheim Gabriel (1500 bis 1529) erschien 1523 die erste Postordnung, die zwischen<lb/> Augsburg und Trient zwölf Stationen nennt; 1533 wurde der PostVerkehr auch<lb/> auf der Linie Trient -Venedig eingerichtet. Die reitenden Postboten bildeten nach<lb/> mittelalterlicher Weise eine Bruderschaft (in Innsbruck). Auf jeder Station standen<lb/> Pferde für sie und die Reisenden bereit, denn zu Pferde bewegte sich der ganze<lb/> PostVerkehr, der im wesentlichen Briefe beförderte. Zur Orientierung gab es<lb/> schon gedruckte Neisekarten und für die Beherbergung schon seit dem dreizehnten<lb/> Jahrhundert überall Gasthöfe. Neben den Warenzügen, den Kaufleuten und den<lb/> Pilgerscharen aber (unter ihnen auch Luther 1511) zogen zahlreiche junge Deutsche<lb/> über den Paß, zuerst, um das römische Recht in Padua oder Bologna zu studieren,<lb/> später, bis tief in das sechzehnte Jahrhundert hinein, um zu den Füßen italienischer<lb/> Humanisten zu sitzen oder bei italienischen Künstlern zu lernen. Auch Heereszüge<lb/> sah der Paß wühreud der italienischen Kriege Karls des Fünften noch häufig<lb/> genug, und die italienischen und spanischen Truppen, die ihm 1546 gegen die<lb/> Schmalkaldner zu Hilfe zogen, marschierten über den Brenner, über den er selbst<lb/> im Mai 1552 vor Moritz von Sachsen nach dem Pnstertale flüchtete.</p><lb/> <p xml:id="ID_32" next="#ID_33"> Erst im Spanischen Erbfolgekriege wurde der Brenner militärisch wieder<lb/> wichtig, als 1703 die Franzosen versuchten, von Italien aus die Verbindung mit<lb/> ihren bayrischen Verbündeten herzustellen, die das Inntal heraufkamen. Der Ver¬<lb/> such scheiterte am Widerstande des tirolischen Aufgebots am Brenner. Als aber<lb/> das Herzogtum Mailand, die Lombardei, mit dem Frieden von Utrecht 1711, der<lb/> jenen Krieg beendete, österreichisch und Tirol dadurch zu einer mächtigen Gebirgs-<lb/> bastion gegen Oberitalien geworden war, da wurde der Brenner das große Aus¬<lb/> falltor nach der Potiefebene, wo immer die Geschicke Italiens entschieden worden<lb/> sind. Daneben flutete ein reger friedlicher Verkehr, an dem auch die kirchlichen<lb/> Beziehungen noch einen großen Anteil hatten. Als I. I. Winckelmann am<lb/> 6. Oktober 1755 in Augsburg ankam, fand er lange keine Fahrgelegenheit nach<lb/> Rom, eine Reise, für die man damals dreißig Dukaten zahlte, denn die Jesuiten,<lb/> die zur Neuwahl eines Generals dorthin reisten, hatten alles mit Beschlag</p><lb/> <note xml:id="FID_2" place="foot"> Das interessante Tagebuch, das sein Sekretär, der Apulier Antonio de Beatis, über<lb/> diese bis in die Niederlande. Frankreich und Oberitalien 1517 bis 1518 ausgedehnte Reise in<lb/> italienischer Sprache geführt hat, ist jetzt im Original »ut in deutscher Übersetzung sowie mit einer<lb/> erläuternden Darstellung der Reise und einer Einleitung über andre Deutschland betreffende Reise¬<lb/> berichte dieser Zeit veröffentlicht von Ludwig Pastor, Die Reise des Kardinals Luigi d'Aragonn,<lb/> beschrieben von Antonio de Beatis (in den Erläuterungen und Ergänzungen zu Janssens Ge¬<lb/> schichte des deutschen Volks, IV, 4), Freiburg im Breisgau, Herder, 1905. Antonio de Beatis<lb/> ist sehr genau in allen seinen Angaben und hat für alles Interesse, nur nicht für die großartige<lb/> Alpennatur.</note><lb/> </div> </div> </body> </text> </TEI> [0021]
Über den Brenner
Augsburg vierzehn Tage brauchte (11, bis 25, Mai).*) Dieser rege Verkehr über
den Brenner führte schon unter Kaiser Friedrich dem Dritten zur Einrichtung
einer staatlichen Post durch Franz von Taxis ans Bergamo, der zuerst 1491
als kaiserlicher Postmeister in Innsbruck auftritt. Unter seinem Nachfolger und
Oheim Gabriel (1500 bis 1529) erschien 1523 die erste Postordnung, die zwischen
Augsburg und Trient zwölf Stationen nennt; 1533 wurde der PostVerkehr auch
auf der Linie Trient -Venedig eingerichtet. Die reitenden Postboten bildeten nach
mittelalterlicher Weise eine Bruderschaft (in Innsbruck). Auf jeder Station standen
Pferde für sie und die Reisenden bereit, denn zu Pferde bewegte sich der ganze
PostVerkehr, der im wesentlichen Briefe beförderte. Zur Orientierung gab es
schon gedruckte Neisekarten und für die Beherbergung schon seit dem dreizehnten
Jahrhundert überall Gasthöfe. Neben den Warenzügen, den Kaufleuten und den
Pilgerscharen aber (unter ihnen auch Luther 1511) zogen zahlreiche junge Deutsche
über den Paß, zuerst, um das römische Recht in Padua oder Bologna zu studieren,
später, bis tief in das sechzehnte Jahrhundert hinein, um zu den Füßen italienischer
Humanisten zu sitzen oder bei italienischen Künstlern zu lernen. Auch Heereszüge
sah der Paß wühreud der italienischen Kriege Karls des Fünften noch häufig
genug, und die italienischen und spanischen Truppen, die ihm 1546 gegen die
Schmalkaldner zu Hilfe zogen, marschierten über den Brenner, über den er selbst
im Mai 1552 vor Moritz von Sachsen nach dem Pnstertale flüchtete.
Erst im Spanischen Erbfolgekriege wurde der Brenner militärisch wieder
wichtig, als 1703 die Franzosen versuchten, von Italien aus die Verbindung mit
ihren bayrischen Verbündeten herzustellen, die das Inntal heraufkamen. Der Ver¬
such scheiterte am Widerstande des tirolischen Aufgebots am Brenner. Als aber
das Herzogtum Mailand, die Lombardei, mit dem Frieden von Utrecht 1711, der
jenen Krieg beendete, österreichisch und Tirol dadurch zu einer mächtigen Gebirgs-
bastion gegen Oberitalien geworden war, da wurde der Brenner das große Aus¬
falltor nach der Potiefebene, wo immer die Geschicke Italiens entschieden worden
sind. Daneben flutete ein reger friedlicher Verkehr, an dem auch die kirchlichen
Beziehungen noch einen großen Anteil hatten. Als I. I. Winckelmann am
6. Oktober 1755 in Augsburg ankam, fand er lange keine Fahrgelegenheit nach
Rom, eine Reise, für die man damals dreißig Dukaten zahlte, denn die Jesuiten,
die zur Neuwahl eines Generals dorthin reisten, hatten alles mit Beschlag
Das interessante Tagebuch, das sein Sekretär, der Apulier Antonio de Beatis, über
diese bis in die Niederlande. Frankreich und Oberitalien 1517 bis 1518 ausgedehnte Reise in
italienischer Sprache geführt hat, ist jetzt im Original »ut in deutscher Übersetzung sowie mit einer
erläuternden Darstellung der Reise und einer Einleitung über andre Deutschland betreffende Reise¬
berichte dieser Zeit veröffentlicht von Ludwig Pastor, Die Reise des Kardinals Luigi d'Aragonn,
beschrieben von Antonio de Beatis (in den Erläuterungen und Ergänzungen zu Janssens Ge¬
schichte des deutschen Volks, IV, 4), Freiburg im Breisgau, Herder, 1905. Antonio de Beatis
ist sehr genau in allen seinen Angaben und hat für alles Interesse, nur nicht für die großartige
Alpennatur.
Informationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen … Staats- und Universitätsbibliothek (SuUB) Bremen: Bereitstellung der Texttranskription.
Kay-Michael Würzner: Bearbeitung der digitalen Edition.
Weitere Informationen:Verfahren der Texterfassung: OCR mit Nachkorrektur. Bogensignaturen: gekennzeichnet;Druckfehler: ignoriert;fremdsprachliches Material: nicht gekennzeichnet;Geminations-/Abkürzungsstriche: wie Vorlage;Hervorhebungen (Antiqua, Sperrschrift, Kursive etc.): nicht ausgezeichnet;i/j in Fraktur: wie Vorlage;I/J in Fraktur: wie Vorlage;Kolumnentitel: gekennzeichnet;Kustoden: gekennzeichnet;langes s (ſ): als s transkribiert;Normalisierungen: stillschweigend;rundes r (ꝛ): als r/et transkribiert;Seitenumbrüche markiert: ja;Silbentrennung: wie Vorlage;u/v bzw. U/V: wie Vorlage;Vokale mit übergest. e: als ä/ö/ü transkribiert;Vollständigkeit: vollständig erfasst;Zeichensetzung: wie Vorlage;Zeilenumbrüche markiert: ja; Nachkorrektur erfolgte automatisch.
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |