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Die Grenzboten. Jg. 65, 1906, Zweites Vierteljahr.

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Der Bopparder Arieg

Seht Ihr nun, wandte sich der Küfermeister Metzler an Herrn Hermann Kolbe,
den geistigen Vater des verhängnisvollen Manifests. das haben wir nun von Eurer
Schreiberei! Hab ich nicht immer geraten, dem Kurfürsten glimpflich zu begegnen?

Ich hab nichts andres geschrieben, als was allhier von einem löblichen Rate
beschlossen worden ist, verteidigte sich Herr Kolbe. Wenns nach mir gegangen
wär, so hätte mens noch einmal mit einer demütlichen Bitte versucht und mit be¬
scheidnen und scinstiglichen Worten an Seiner Gnaden Gunst und Huld appelliert,
auch des Erzstifts Stände und ein hohes Domkapitel zu Trier um Intervention
und Schied angerufen.

Davon habt Ihr damals nichts gesagt, entgegnete der Maurermeister Mert-
loch. Mir ist wenigstens nichts davon wißlich. Habt vielmehr das Manifest gleich
in ecmovxto mitgebracht und eifrig dawider geredet, daß auch nur ein Wörtlein
geändert würde.

Wer weiß, ob der Kurfürst des Manifestes halber so in Zorn geraten ist,
warf Engel Thull, der Gerber, ein, mich will vielmehr bedünken, wir hätten seine
Burg nicht antasten dürfen.

Das haben die vom Adel geraten, rief Johann Atman, der Schmied.

Nein nein, nicht wir, antworteten die Herren einstimmig, das hat der Bürger¬
meister getan, und deshalb ist er gewißlich auch gleich auf Reisen gegangen.

Und den Schultheißen hätten wir auch nicht küren sollen, meinte Peter Born-
hofen, das war Wider Recht und Herkommen. Zum wenigsten hätten wir uns des
Geläuts enthalten sollen, denn das stehet als ein geistlich Ding nur dem Herrn
Erzbischof zu.

Was sollen wir jetzt tun? fragte der Schultheiß mit unsichrer Stimme.

Standhalten! rief einer von den Adelsbänken. Mit Neue und Demut richten
wir jetzt nichts mehr aus. Wir haben dem Kurfürsten den Handschuh hingeworfen,
da dürfen wir uns nicht wundern, daß er ihn aufhebt. Wenn wir jetzt nachgeben,
ists mit unsern Privilegien vorbei. Würden ärger bedrückt als je zuvor. Vielleicht,
daß der Kurfürst uur droht, aber nachgibt, wenn er merkt, daß wir festbleiben.

Diese letzten Worte warfen einen schwachen Hoffnungsstrahl in die Herzen der
Versammelten. Du lieber Himmel, man hatte es wirklich nicht so bös gemeint,
man hatte den Kurfürsten ja nur ein wenig einschüchtern wollen! Wer hätte ahnen
können, daß er die ganze Sache nun plötzlich ernst nahm!

Herr Im Hof hat Recht, meinte Metzler, der Kurfürst will uns Angst machen.
Da müssen wir ihm zeigen, daß wir nicht gleich in ein Mausloch kriechen. Wenn
er die Stadt wohlbewehrt und die Tore verschlossen findet, wird er gewißlich wieder
abziehn.

Ich möchte den wohlgeborenen und ehrenfester Ratsherren propouiereu, die
heutige Sitzung zu beschließen, dafür uns aber morgen zu guter Stunde wiederum
zu versammeln und darüber zu beraten, wie wir als kluge und fürsichtigliche Männer
dem feindlichen Angriff begegnen mögen, sagte der Schultheiß. Über Nacht ist schon
manchem guter Rat gekommen.

Der Vorschlag fand allgemeine Billigung, als man sich jedoch erhob, meldete
sich noch einer von den Adelsbänken, Herr Jakob von Rhens, zum Worte. Es war
derselbe, der vorher die Ansicht geäußert hatte, daß die Ritterbürtigen mit ihren ge¬
wappneten Knechten ein besserer Schutz für die Stadt als alle Befestigungen wären.

Mit Gunst und Verlaub des Rates möchte ich noch als dringliches pioxosiwm
einbringen, daß Meister Mertloch gehalten werde, die Mauer binnen dem Bälzertor
und dem Hexenturm, wie er sich freiwillig erboten, um fünf Schuh zu erhöhen,
sagte er. Es ist uur darum, daß nachher niemand behaupten kann, ein löblicher
Rat hätte etwas unterlassen, so für der Bürger Sicherung Vonnöten gewesen.

Darüber können wir morgen früh abstimmen, erwiderte der Schultheiß.
Meister Mertloch kann mit der Arbeit ohnehin nicht bei nachtschlafender Zeit be¬
ginnen. Er mag indessen einen Anschlag aufsetzen, was es kosten wird, soll aber


Grenzboten II 1906 77
Der Bopparder Arieg

Seht Ihr nun, wandte sich der Küfermeister Metzler an Herrn Hermann Kolbe,
den geistigen Vater des verhängnisvollen Manifests. das haben wir nun von Eurer
Schreiberei! Hab ich nicht immer geraten, dem Kurfürsten glimpflich zu begegnen?

Ich hab nichts andres geschrieben, als was allhier von einem löblichen Rate
beschlossen worden ist, verteidigte sich Herr Kolbe. Wenns nach mir gegangen
wär, so hätte mens noch einmal mit einer demütlichen Bitte versucht und mit be¬
scheidnen und scinstiglichen Worten an Seiner Gnaden Gunst und Huld appelliert,
auch des Erzstifts Stände und ein hohes Domkapitel zu Trier um Intervention
und Schied angerufen.

Davon habt Ihr damals nichts gesagt, entgegnete der Maurermeister Mert-
loch. Mir ist wenigstens nichts davon wißlich. Habt vielmehr das Manifest gleich
in ecmovxto mitgebracht und eifrig dawider geredet, daß auch nur ein Wörtlein
geändert würde.

Wer weiß, ob der Kurfürst des Manifestes halber so in Zorn geraten ist,
warf Engel Thull, der Gerber, ein, mich will vielmehr bedünken, wir hätten seine
Burg nicht antasten dürfen.

Das haben die vom Adel geraten, rief Johann Atman, der Schmied.

Nein nein, nicht wir, antworteten die Herren einstimmig, das hat der Bürger¬
meister getan, und deshalb ist er gewißlich auch gleich auf Reisen gegangen.

Und den Schultheißen hätten wir auch nicht küren sollen, meinte Peter Born-
hofen, das war Wider Recht und Herkommen. Zum wenigsten hätten wir uns des
Geläuts enthalten sollen, denn das stehet als ein geistlich Ding nur dem Herrn
Erzbischof zu.

Was sollen wir jetzt tun? fragte der Schultheiß mit unsichrer Stimme.

Standhalten! rief einer von den Adelsbänken. Mit Neue und Demut richten
wir jetzt nichts mehr aus. Wir haben dem Kurfürsten den Handschuh hingeworfen,
da dürfen wir uns nicht wundern, daß er ihn aufhebt. Wenn wir jetzt nachgeben,
ists mit unsern Privilegien vorbei. Würden ärger bedrückt als je zuvor. Vielleicht,
daß der Kurfürst uur droht, aber nachgibt, wenn er merkt, daß wir festbleiben.

Diese letzten Worte warfen einen schwachen Hoffnungsstrahl in die Herzen der
Versammelten. Du lieber Himmel, man hatte es wirklich nicht so bös gemeint,
man hatte den Kurfürsten ja nur ein wenig einschüchtern wollen! Wer hätte ahnen
können, daß er die ganze Sache nun plötzlich ernst nahm!

Herr Im Hof hat Recht, meinte Metzler, der Kurfürst will uns Angst machen.
Da müssen wir ihm zeigen, daß wir nicht gleich in ein Mausloch kriechen. Wenn
er die Stadt wohlbewehrt und die Tore verschlossen findet, wird er gewißlich wieder
abziehn.

Ich möchte den wohlgeborenen und ehrenfester Ratsherren propouiereu, die
heutige Sitzung zu beschließen, dafür uns aber morgen zu guter Stunde wiederum
zu versammeln und darüber zu beraten, wie wir als kluge und fürsichtigliche Männer
dem feindlichen Angriff begegnen mögen, sagte der Schultheiß. Über Nacht ist schon
manchem guter Rat gekommen.

Der Vorschlag fand allgemeine Billigung, als man sich jedoch erhob, meldete
sich noch einer von den Adelsbänken, Herr Jakob von Rhens, zum Worte. Es war
derselbe, der vorher die Ansicht geäußert hatte, daß die Ritterbürtigen mit ihren ge¬
wappneten Knechten ein besserer Schutz für die Stadt als alle Befestigungen wären.

Mit Gunst und Verlaub des Rates möchte ich noch als dringliches pioxosiwm
einbringen, daß Meister Mertloch gehalten werde, die Mauer binnen dem Bälzertor
und dem Hexenturm, wie er sich freiwillig erboten, um fünf Schuh zu erhöhen,
sagte er. Es ist uur darum, daß nachher niemand behaupten kann, ein löblicher
Rat hätte etwas unterlassen, so für der Bürger Sicherung Vonnöten gewesen.

Darüber können wir morgen früh abstimmen, erwiderte der Schultheiß.
Meister Mertloch kann mit der Arbeit ohnehin nicht bei nachtschlafender Zeit be¬
ginnen. Er mag indessen einen Anschlag aufsetzen, was es kosten wird, soll aber


Grenzboten II 1906 77
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[0613] Der Bopparder Arieg Seht Ihr nun, wandte sich der Küfermeister Metzler an Herrn Hermann Kolbe, den geistigen Vater des verhängnisvollen Manifests. das haben wir nun von Eurer Schreiberei! Hab ich nicht immer geraten, dem Kurfürsten glimpflich zu begegnen? Ich hab nichts andres geschrieben, als was allhier von einem löblichen Rate beschlossen worden ist, verteidigte sich Herr Kolbe. Wenns nach mir gegangen wär, so hätte mens noch einmal mit einer demütlichen Bitte versucht und mit be¬ scheidnen und scinstiglichen Worten an Seiner Gnaden Gunst und Huld appelliert, auch des Erzstifts Stände und ein hohes Domkapitel zu Trier um Intervention und Schied angerufen. Davon habt Ihr damals nichts gesagt, entgegnete der Maurermeister Mert- loch. Mir ist wenigstens nichts davon wißlich. Habt vielmehr das Manifest gleich in ecmovxto mitgebracht und eifrig dawider geredet, daß auch nur ein Wörtlein geändert würde. Wer weiß, ob der Kurfürst des Manifestes halber so in Zorn geraten ist, warf Engel Thull, der Gerber, ein, mich will vielmehr bedünken, wir hätten seine Burg nicht antasten dürfen. Das haben die vom Adel geraten, rief Johann Atman, der Schmied. Nein nein, nicht wir, antworteten die Herren einstimmig, das hat der Bürger¬ meister getan, und deshalb ist er gewißlich auch gleich auf Reisen gegangen. Und den Schultheißen hätten wir auch nicht küren sollen, meinte Peter Born- hofen, das war Wider Recht und Herkommen. Zum wenigsten hätten wir uns des Geläuts enthalten sollen, denn das stehet als ein geistlich Ding nur dem Herrn Erzbischof zu. Was sollen wir jetzt tun? fragte der Schultheiß mit unsichrer Stimme. Standhalten! rief einer von den Adelsbänken. Mit Neue und Demut richten wir jetzt nichts mehr aus. Wir haben dem Kurfürsten den Handschuh hingeworfen, da dürfen wir uns nicht wundern, daß er ihn aufhebt. Wenn wir jetzt nachgeben, ists mit unsern Privilegien vorbei. Würden ärger bedrückt als je zuvor. Vielleicht, daß der Kurfürst uur droht, aber nachgibt, wenn er merkt, daß wir festbleiben. Diese letzten Worte warfen einen schwachen Hoffnungsstrahl in die Herzen der Versammelten. Du lieber Himmel, man hatte es wirklich nicht so bös gemeint, man hatte den Kurfürsten ja nur ein wenig einschüchtern wollen! Wer hätte ahnen können, daß er die ganze Sache nun plötzlich ernst nahm! Herr Im Hof hat Recht, meinte Metzler, der Kurfürst will uns Angst machen. Da müssen wir ihm zeigen, daß wir nicht gleich in ein Mausloch kriechen. Wenn er die Stadt wohlbewehrt und die Tore verschlossen findet, wird er gewißlich wieder abziehn. Ich möchte den wohlgeborenen und ehrenfester Ratsherren propouiereu, die heutige Sitzung zu beschließen, dafür uns aber morgen zu guter Stunde wiederum zu versammeln und darüber zu beraten, wie wir als kluge und fürsichtigliche Männer dem feindlichen Angriff begegnen mögen, sagte der Schultheiß. Über Nacht ist schon manchem guter Rat gekommen. Der Vorschlag fand allgemeine Billigung, als man sich jedoch erhob, meldete sich noch einer von den Adelsbänken, Herr Jakob von Rhens, zum Worte. Es war derselbe, der vorher die Ansicht geäußert hatte, daß die Ritterbürtigen mit ihren ge¬ wappneten Knechten ein besserer Schutz für die Stadt als alle Befestigungen wären. Mit Gunst und Verlaub des Rates möchte ich noch als dringliches pioxosiwm einbringen, daß Meister Mertloch gehalten werde, die Mauer binnen dem Bälzertor und dem Hexenturm, wie er sich freiwillig erboten, um fünf Schuh zu erhöhen, sagte er. Es ist uur darum, daß nachher niemand behaupten kann, ein löblicher Rat hätte etwas unterlassen, so für der Bürger Sicherung Vonnöten gewesen. Darüber können wir morgen früh abstimmen, erwiderte der Schultheiß. Meister Mertloch kann mit der Arbeit ohnehin nicht bei nachtschlafender Zeit be¬ ginnen. Er mag indessen einen Anschlag aufsetzen, was es kosten wird, soll aber Grenzboten II 1906 77

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 65, 1906, Zweites Vierteljahr, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341883_299040/613>, abgerufen am 24.07.2024.