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Die Grenzboten. Jg. 65, 1906, Zweites Vierteljahr.

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Maßgebliches und Unmaßgebliches

zu erklären, daß England nicht im entferntesten daran denke, mit Rußland eine
gegen Deutschland gerichtete Verständigung anzustreben.

England hat an der Bagdadbahn finanzielle und politische Interessen. Die
finanziellen beruhn darin, dem englischen Kapital eine Beteiligung zu sichern, für
die es bisher bei den deutschen Banken keine Gegenliebe gefunden hatte. Selbst¬
verständlich werden die englischen Banken keine Beteiligung anstreben und ein¬
gehn, die ihrer Regierung nicht genehm wäre, ebensowenig werden die deutschen
Banken oder die Deutsche Bank eine fremde Beteiligung zulassen, mit der die
deutsche Regierung nicht einverstanden wäre. Von englischer Seite ist bisher wieder¬
holt vergeblich versucht worden, eine Beteiligung zu erlangen; man mag jetzt den
Augenblick, wo ein Bauabschnitt der Bahn sein Ziel erreicht hat und ein neuer
wichtiger Abschnitt in Angriff genommen werden soll, für geeignet halten, neue
Verhandlungen anzuknüpfen, die der Natur der Dinge nach nur in Berlin, nicht
in Petersburg geführt werden können. Die Bagdadbahn hat die Hänge des
Taurus erreicht, es handelt sich jetzt darum, das Gebirge zu überschreiten oder zu
durchqueren. Hierfür sind schon zwei verschleime Projekte ausgearbeitet worden,
von denen das eine die Wetterführung in südöstlicher, das andre die in nordöst¬
licher Richtung in Aussicht nimmt. An jeder der beiden Tracen haften verschiedne
Interessen. Nach Überschreitung des Gebirges wird sich der Weiterbau durch die
Ebne von Mesopotamien unverhältnismäßig leichter und schneller vollzieh", und ist
dann Bagdad erreicht, so muß die Frage der Ausmündung in den Persischen Golf
zur Entscheidung gebracht werden, eine Frage, an der Rußland und England interessiert
sind, aber nicht übereinstimmend, sondern entgegengesetzt. Durch die Beteiligung des
französischen Kapitals sind auch französische Interessen in Mitleidenschaft gezogen.
So entschieden Deutschland nun auch dafür zu sorgen hat, daß der Bau und die
Leitung der Bahn in deutschen Händen und unter deutschem Einfluß bleiben, so
kann es andrerseits kaum im deutschen Interesse liegen, daß in einem fernen fremden
Lande ein so großer Kapitalaufwand von Deutschland allein bestritten wird. Hier
wären also die Bedingungen für eine deutsch-englische Verständigung, falls in England
eine solche gewünscht wird, wie es den Anschein hat, durchaus gegeben. Soviel
über die finanzielle Seite des Bagdad-Unternehmens, seine internationalen Be¬
rührungen und seine etwaige Internationalisier"-^.

Das politische Interesse Englands an der Bagdadbahn beginnt erst beim
Weiterbau vou Bagdad zum Persischen Golf. England wünscht die Mündung der
Bahn in den Hafen von El Queid und muß deshalb, wie seit langem zu erwarten
ist, über diese Frage in absehbarer Zeit mit uns in Verhandlung treten. Recht¬
zeitig geklärt muß diese Angelegenheit schon deshalb werden, weil die Mündung
einer solchen Bahnlinie in einen Hafen für diesen ebenfalls umfangreiche Bauten
und Vorbereitungen notwendig macht, die immerhin einen mehrjährigen Zeitraum
für ihre Fertigstellung beanspruchen. Auch die Güterübernahme, die Post, die Zoll¬
fragen müssen vou langer Hand her geregelt werden, wie denn überhaupt die Frage
der Post längs der Bagdadbahn keineswegs gleichgiltig ist; am Endpunkt wird
jedenfalls ein deutsches Postamt zu errichten sein. Ist der Taurus erst einmal
überschritten, so könnte die Zeit für solche Verhandlungen und deren technische Aus¬
führung leicht etwas knapp werden; schon ans diesem Grunde kann man sich vielleicht
darauf gefaßt machen, daß einer Eröffnung finanzieller Verhandlungen von englischer
Seite solche von politischer Natur recht bald folgen werden. Was den Standard
alarmiert zu haben scheint, ist die in Teheran vorübergehend aufgetauchte Er¬
wägung, den Mündnngspunkt der Bahn auf persisches Gebiet in das Euphratdelta
ZU verlegen, eine Anregung, deren Glocken der Gewährsmann des Standard
vielleicht hat läuten hören, ohne zu wissen, wo sie hängen. Daraufhin hat er
die europäische Welt mit seinen Enthüllungen, die ebensoviele Erfindungen sind,
in Bewegung versetzt. Gewiß betritt Deutschland mit der Bagdadbahn die
asiatische Interessensphäre, aber doch nur in rein wirtschaftlicher, nicht in politischer


Maßgebliches und Unmaßgebliches

zu erklären, daß England nicht im entferntesten daran denke, mit Rußland eine
gegen Deutschland gerichtete Verständigung anzustreben.

England hat an der Bagdadbahn finanzielle und politische Interessen. Die
finanziellen beruhn darin, dem englischen Kapital eine Beteiligung zu sichern, für
die es bisher bei den deutschen Banken keine Gegenliebe gefunden hatte. Selbst¬
verständlich werden die englischen Banken keine Beteiligung anstreben und ein¬
gehn, die ihrer Regierung nicht genehm wäre, ebensowenig werden die deutschen
Banken oder die Deutsche Bank eine fremde Beteiligung zulassen, mit der die
deutsche Regierung nicht einverstanden wäre. Von englischer Seite ist bisher wieder¬
holt vergeblich versucht worden, eine Beteiligung zu erlangen; man mag jetzt den
Augenblick, wo ein Bauabschnitt der Bahn sein Ziel erreicht hat und ein neuer
wichtiger Abschnitt in Angriff genommen werden soll, für geeignet halten, neue
Verhandlungen anzuknüpfen, die der Natur der Dinge nach nur in Berlin, nicht
in Petersburg geführt werden können. Die Bagdadbahn hat die Hänge des
Taurus erreicht, es handelt sich jetzt darum, das Gebirge zu überschreiten oder zu
durchqueren. Hierfür sind schon zwei verschleime Projekte ausgearbeitet worden,
von denen das eine die Wetterführung in südöstlicher, das andre die in nordöst¬
licher Richtung in Aussicht nimmt. An jeder der beiden Tracen haften verschiedne
Interessen. Nach Überschreitung des Gebirges wird sich der Weiterbau durch die
Ebne von Mesopotamien unverhältnismäßig leichter und schneller vollzieh», und ist
dann Bagdad erreicht, so muß die Frage der Ausmündung in den Persischen Golf
zur Entscheidung gebracht werden, eine Frage, an der Rußland und England interessiert
sind, aber nicht übereinstimmend, sondern entgegengesetzt. Durch die Beteiligung des
französischen Kapitals sind auch französische Interessen in Mitleidenschaft gezogen.
So entschieden Deutschland nun auch dafür zu sorgen hat, daß der Bau und die
Leitung der Bahn in deutschen Händen und unter deutschem Einfluß bleiben, so
kann es andrerseits kaum im deutschen Interesse liegen, daß in einem fernen fremden
Lande ein so großer Kapitalaufwand von Deutschland allein bestritten wird. Hier
wären also die Bedingungen für eine deutsch-englische Verständigung, falls in England
eine solche gewünscht wird, wie es den Anschein hat, durchaus gegeben. Soviel
über die finanzielle Seite des Bagdad-Unternehmens, seine internationalen Be¬
rührungen und seine etwaige Internationalisier»-^.

Das politische Interesse Englands an der Bagdadbahn beginnt erst beim
Weiterbau vou Bagdad zum Persischen Golf. England wünscht die Mündung der
Bahn in den Hafen von El Queid und muß deshalb, wie seit langem zu erwarten
ist, über diese Frage in absehbarer Zeit mit uns in Verhandlung treten. Recht¬
zeitig geklärt muß diese Angelegenheit schon deshalb werden, weil die Mündung
einer solchen Bahnlinie in einen Hafen für diesen ebenfalls umfangreiche Bauten
und Vorbereitungen notwendig macht, die immerhin einen mehrjährigen Zeitraum
für ihre Fertigstellung beanspruchen. Auch die Güterübernahme, die Post, die Zoll¬
fragen müssen vou langer Hand her geregelt werden, wie denn überhaupt die Frage
der Post längs der Bagdadbahn keineswegs gleichgiltig ist; am Endpunkt wird
jedenfalls ein deutsches Postamt zu errichten sein. Ist der Taurus erst einmal
überschritten, so könnte die Zeit für solche Verhandlungen und deren technische Aus¬
führung leicht etwas knapp werden; schon ans diesem Grunde kann man sich vielleicht
darauf gefaßt machen, daß einer Eröffnung finanzieller Verhandlungen von englischer
Seite solche von politischer Natur recht bald folgen werden. Was den Standard
alarmiert zu haben scheint, ist die in Teheran vorübergehend aufgetauchte Er¬
wägung, den Mündnngspunkt der Bahn auf persisches Gebiet in das Euphratdelta
ZU verlegen, eine Anregung, deren Glocken der Gewährsmann des Standard
vielleicht hat läuten hören, ohne zu wissen, wo sie hängen. Daraufhin hat er
die europäische Welt mit seinen Enthüllungen, die ebensoviele Erfindungen sind,
in Bewegung versetzt. Gewiß betritt Deutschland mit der Bagdadbahn die
asiatische Interessensphäre, aber doch nur in rein wirtschaftlicher, nicht in politischer


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[0561] Maßgebliches und Unmaßgebliches zu erklären, daß England nicht im entferntesten daran denke, mit Rußland eine gegen Deutschland gerichtete Verständigung anzustreben. England hat an der Bagdadbahn finanzielle und politische Interessen. Die finanziellen beruhn darin, dem englischen Kapital eine Beteiligung zu sichern, für die es bisher bei den deutschen Banken keine Gegenliebe gefunden hatte. Selbst¬ verständlich werden die englischen Banken keine Beteiligung anstreben und ein¬ gehn, die ihrer Regierung nicht genehm wäre, ebensowenig werden die deutschen Banken oder die Deutsche Bank eine fremde Beteiligung zulassen, mit der die deutsche Regierung nicht einverstanden wäre. Von englischer Seite ist bisher wieder¬ holt vergeblich versucht worden, eine Beteiligung zu erlangen; man mag jetzt den Augenblick, wo ein Bauabschnitt der Bahn sein Ziel erreicht hat und ein neuer wichtiger Abschnitt in Angriff genommen werden soll, für geeignet halten, neue Verhandlungen anzuknüpfen, die der Natur der Dinge nach nur in Berlin, nicht in Petersburg geführt werden können. Die Bagdadbahn hat die Hänge des Taurus erreicht, es handelt sich jetzt darum, das Gebirge zu überschreiten oder zu durchqueren. Hierfür sind schon zwei verschleime Projekte ausgearbeitet worden, von denen das eine die Wetterführung in südöstlicher, das andre die in nordöst¬ licher Richtung in Aussicht nimmt. An jeder der beiden Tracen haften verschiedne Interessen. Nach Überschreitung des Gebirges wird sich der Weiterbau durch die Ebne von Mesopotamien unverhältnismäßig leichter und schneller vollzieh», und ist dann Bagdad erreicht, so muß die Frage der Ausmündung in den Persischen Golf zur Entscheidung gebracht werden, eine Frage, an der Rußland und England interessiert sind, aber nicht übereinstimmend, sondern entgegengesetzt. Durch die Beteiligung des französischen Kapitals sind auch französische Interessen in Mitleidenschaft gezogen. So entschieden Deutschland nun auch dafür zu sorgen hat, daß der Bau und die Leitung der Bahn in deutschen Händen und unter deutschem Einfluß bleiben, so kann es andrerseits kaum im deutschen Interesse liegen, daß in einem fernen fremden Lande ein so großer Kapitalaufwand von Deutschland allein bestritten wird. Hier wären also die Bedingungen für eine deutsch-englische Verständigung, falls in England eine solche gewünscht wird, wie es den Anschein hat, durchaus gegeben. Soviel über die finanzielle Seite des Bagdad-Unternehmens, seine internationalen Be¬ rührungen und seine etwaige Internationalisier»-^. Das politische Interesse Englands an der Bagdadbahn beginnt erst beim Weiterbau vou Bagdad zum Persischen Golf. England wünscht die Mündung der Bahn in den Hafen von El Queid und muß deshalb, wie seit langem zu erwarten ist, über diese Frage in absehbarer Zeit mit uns in Verhandlung treten. Recht¬ zeitig geklärt muß diese Angelegenheit schon deshalb werden, weil die Mündung einer solchen Bahnlinie in einen Hafen für diesen ebenfalls umfangreiche Bauten und Vorbereitungen notwendig macht, die immerhin einen mehrjährigen Zeitraum für ihre Fertigstellung beanspruchen. Auch die Güterübernahme, die Post, die Zoll¬ fragen müssen vou langer Hand her geregelt werden, wie denn überhaupt die Frage der Post längs der Bagdadbahn keineswegs gleichgiltig ist; am Endpunkt wird jedenfalls ein deutsches Postamt zu errichten sein. Ist der Taurus erst einmal überschritten, so könnte die Zeit für solche Verhandlungen und deren technische Aus¬ führung leicht etwas knapp werden; schon ans diesem Grunde kann man sich vielleicht darauf gefaßt machen, daß einer Eröffnung finanzieller Verhandlungen von englischer Seite solche von politischer Natur recht bald folgen werden. Was den Standard alarmiert zu haben scheint, ist die in Teheran vorübergehend aufgetauchte Er¬ wägung, den Mündnngspunkt der Bahn auf persisches Gebiet in das Euphratdelta ZU verlegen, eine Anregung, deren Glocken der Gewährsmann des Standard vielleicht hat läuten hören, ohne zu wissen, wo sie hängen. Daraufhin hat er die europäische Welt mit seinen Enthüllungen, die ebensoviele Erfindungen sind, in Bewegung versetzt. Gewiß betritt Deutschland mit der Bagdadbahn die asiatische Interessensphäre, aber doch nur in rein wirtschaftlicher, nicht in politischer

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 65, 1906, Zweites Vierteljahr, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341883_299040/561>, abgerufen am 30.06.2024.