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Die Grenzboten. Jg. 65, 1906, Zweites Vierteljahr.

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Menschenfrüliliiig

Wer was schreibe ich da? Du wirst mich nicht versteh", liebe kleine Nichte.
Dir soll die Sonne scheinen, und die Wolken menschlicher UnVollkommenheit sollen
deinen blauen Himmel nicht trüben. Du mußt fleißig sein, liebes Kind, artig und
folgsam. Schwester Lene wird die Schloßwohnung verlassen, die ich der Regierung
zur Verfügung stelle. Möchte ein Würdigerer in den schönen Räumen Hausen!
Wie ich höre, bist du jetzt bei Frau Roland eingekehrt, bleibe dort, bis ich dich rufe.
Ich werde ihr genügend Geld schicken, damit sie für dich sorge. Mein Buch wird
mich vielleicht wohlhabender machen, als ich jemals gewesen bin. Das ist dann
alles für dich, kleine Nichte. Und nun Gott befohlen; denke manchmal an deinen
Onkel Willi Pankow.

Fred kam aus der Schule, und Anneli stürzte ihm mit dem offnen Brief ent¬
gegen. schluchzend streckte sie ihm das Blatt hin, das er lustig pfeifend durchflog.

Und darüber weinst du! fragte er geringschätzig. Wenn der Ruhm kommt und
das Geld, ist man dann nicht froh? Vielleicht wirst dn noch ein reiches Mädchen,
Anneli, dann brauchst du nicht Gouvernante zu werdeu.

Aber das war kein Trost. Leise weinend wanderte Anneli nachher durch die
Straßen der kleinen Stadt. Sie wußte nicht wohin mit ihrer Sehnsucht und ihrer
Einsamkeit: die Menschen waren gut und ihr; auch Slina, die ihr von der Petersschen
Wohnung aus zunickte und sie einlud, einzutreten. Slina war zufrieden in ihrer
neuen Stellung und sagte nicht mehr böses über die Männer. Vielleicht würde
sie Herrn Peters noch heiraten, in der Schule sprachen die Kinder davon. Aber
Anneli hatte keine Neigung, in Herrn Peters Stube zu sitzen und den Qualm seiner
Pfeife einzuatmen, sie ging weiter mit ihrer Trauer bis zum Kirchhof hinaus, der
still und friedlich vor ihr lag. Hier waren Knospen an den jungen Bäumen, und
die Vogel flogen geschäftig hin und her. Wollten sie Nester bauen, und würde die
die Welt noch einmal grün werden, fröhlich und lächelnd?

Anneli wandte sich der Friedhofstür zu, als von der Landstraße her ein offner
leichter Wagen kam, dessen Räderrollen ihr so bekannt ins Ohr klang, daß sie ohne
Besinnen ihm entgegenstürzte.

Und dann hielt er plötzlich, und gleich darauf umklammerte sie Mutter Marcus Hals
und rief zwischen Weinen und Lachen: Du kommst mich zu holen, nicht wahr? Hier sind
ste alle weg, die ich lieb hatte; niemals will ich wieder von Falkenhorst gehn!

Was dann noch kam, dessen entsann sich Anneluise Pankow niemals mehr
ganz genan. Sie wußte nur, daß sie schon nach wenig Stunden wieder den Weg
fuhr, den der Wagen gekommen war. Nach Falkenhorst zur Großmutter, zu den
Verwandten. Zwar war der Onkel mit seiner Familie noch im Süden, aber die
alte Frau von Falkenberg war früher heimgekehrt und wollte die Enkelin sehen.

Sie ist sehr schwach geworden, sagte Mutter Maren in ihrer vorsichtigen Art.
Das kleine Fräulein wird zuerst nicht viel Vergnügen finden.

Anneli lachte sorglos. Ich freue mich auf meine Großmutter, und ich will sie
Ueb haben.

Die gnädige Frau freut sich auch, begann Mutter Maren von neuem. Aber
zuerst wird sie wohl etwas böse sein. Von wegen dem Herrn Hofrat, der ein so
sonderbares Buch geschrieben hat, und dann auch wegen der Erbschaft von einer
Tänzerin. Die wird das kleine Fräulein nicht annehmen dürfen; die gnädige Frau
will es auf keinen Fall!

Anneli wurde nachdenklich. Und dann stand sie ini Wagen auf, drehte sich
um und deutete ans die kleine Stadt, die noch deutlich zu erkennen war.

Ich muß wieder zurück, Mutter Maren! Da sind noch Schulden zu bezahlen,
Schulden bei Herrn Peterlein. Und wenn ich nun nicht erben darf --

Mutter Maren drückte sie wieder auf ihren Platz.

Es wird schon alles besorgt werden, sagte sie beruhigend. Schulden sind noch
immer von den Herrschaften bezahlt worden. Darüber braucht sich das kleine Fräulein
"icht zu sorgen!


Menschenfrüliliiig

Wer was schreibe ich da? Du wirst mich nicht versteh», liebe kleine Nichte.
Dir soll die Sonne scheinen, und die Wolken menschlicher UnVollkommenheit sollen
deinen blauen Himmel nicht trüben. Du mußt fleißig sein, liebes Kind, artig und
folgsam. Schwester Lene wird die Schloßwohnung verlassen, die ich der Regierung
zur Verfügung stelle. Möchte ein Würdigerer in den schönen Räumen Hausen!
Wie ich höre, bist du jetzt bei Frau Roland eingekehrt, bleibe dort, bis ich dich rufe.
Ich werde ihr genügend Geld schicken, damit sie für dich sorge. Mein Buch wird
mich vielleicht wohlhabender machen, als ich jemals gewesen bin. Das ist dann
alles für dich, kleine Nichte. Und nun Gott befohlen; denke manchmal an deinen
Onkel Willi Pankow.

Fred kam aus der Schule, und Anneli stürzte ihm mit dem offnen Brief ent¬
gegen. schluchzend streckte sie ihm das Blatt hin, das er lustig pfeifend durchflog.

Und darüber weinst du! fragte er geringschätzig. Wenn der Ruhm kommt und
das Geld, ist man dann nicht froh? Vielleicht wirst dn noch ein reiches Mädchen,
Anneli, dann brauchst du nicht Gouvernante zu werdeu.

Aber das war kein Trost. Leise weinend wanderte Anneli nachher durch die
Straßen der kleinen Stadt. Sie wußte nicht wohin mit ihrer Sehnsucht und ihrer
Einsamkeit: die Menschen waren gut und ihr; auch Slina, die ihr von der Petersschen
Wohnung aus zunickte und sie einlud, einzutreten. Slina war zufrieden in ihrer
neuen Stellung und sagte nicht mehr böses über die Männer. Vielleicht würde
sie Herrn Peters noch heiraten, in der Schule sprachen die Kinder davon. Aber
Anneli hatte keine Neigung, in Herrn Peters Stube zu sitzen und den Qualm seiner
Pfeife einzuatmen, sie ging weiter mit ihrer Trauer bis zum Kirchhof hinaus, der
still und friedlich vor ihr lag. Hier waren Knospen an den jungen Bäumen, und
die Vogel flogen geschäftig hin und her. Wollten sie Nester bauen, und würde die
die Welt noch einmal grün werden, fröhlich und lächelnd?

Anneli wandte sich der Friedhofstür zu, als von der Landstraße her ein offner
leichter Wagen kam, dessen Räderrollen ihr so bekannt ins Ohr klang, daß sie ohne
Besinnen ihm entgegenstürzte.

Und dann hielt er plötzlich, und gleich darauf umklammerte sie Mutter Marcus Hals
und rief zwischen Weinen und Lachen: Du kommst mich zu holen, nicht wahr? Hier sind
ste alle weg, die ich lieb hatte; niemals will ich wieder von Falkenhorst gehn!

Was dann noch kam, dessen entsann sich Anneluise Pankow niemals mehr
ganz genan. Sie wußte nur, daß sie schon nach wenig Stunden wieder den Weg
fuhr, den der Wagen gekommen war. Nach Falkenhorst zur Großmutter, zu den
Verwandten. Zwar war der Onkel mit seiner Familie noch im Süden, aber die
alte Frau von Falkenberg war früher heimgekehrt und wollte die Enkelin sehen.

Sie ist sehr schwach geworden, sagte Mutter Maren in ihrer vorsichtigen Art.
Das kleine Fräulein wird zuerst nicht viel Vergnügen finden.

Anneli lachte sorglos. Ich freue mich auf meine Großmutter, und ich will sie
Ueb haben.

Die gnädige Frau freut sich auch, begann Mutter Maren von neuem. Aber
zuerst wird sie wohl etwas böse sein. Von wegen dem Herrn Hofrat, der ein so
sonderbares Buch geschrieben hat, und dann auch wegen der Erbschaft von einer
Tänzerin. Die wird das kleine Fräulein nicht annehmen dürfen; die gnädige Frau
will es auf keinen Fall!

Anneli wurde nachdenklich. Und dann stand sie ini Wagen auf, drehte sich
um und deutete ans die kleine Stadt, die noch deutlich zu erkennen war.

Ich muß wieder zurück, Mutter Maren! Da sind noch Schulden zu bezahlen,
Schulden bei Herrn Peterlein. Und wenn ich nun nicht erben darf —

Mutter Maren drückte sie wieder auf ihren Platz.

Es wird schon alles besorgt werden, sagte sie beruhigend. Schulden sind noch
immer von den Herrschaften bezahlt worden. Darüber braucht sich das kleine Fräulein
"icht zu sorgen!


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[0559] Menschenfrüliliiig Wer was schreibe ich da? Du wirst mich nicht versteh», liebe kleine Nichte. Dir soll die Sonne scheinen, und die Wolken menschlicher UnVollkommenheit sollen deinen blauen Himmel nicht trüben. Du mußt fleißig sein, liebes Kind, artig und folgsam. Schwester Lene wird die Schloßwohnung verlassen, die ich der Regierung zur Verfügung stelle. Möchte ein Würdigerer in den schönen Räumen Hausen! Wie ich höre, bist du jetzt bei Frau Roland eingekehrt, bleibe dort, bis ich dich rufe. Ich werde ihr genügend Geld schicken, damit sie für dich sorge. Mein Buch wird mich vielleicht wohlhabender machen, als ich jemals gewesen bin. Das ist dann alles für dich, kleine Nichte. Und nun Gott befohlen; denke manchmal an deinen Onkel Willi Pankow. Fred kam aus der Schule, und Anneli stürzte ihm mit dem offnen Brief ent¬ gegen. schluchzend streckte sie ihm das Blatt hin, das er lustig pfeifend durchflog. Und darüber weinst du! fragte er geringschätzig. Wenn der Ruhm kommt und das Geld, ist man dann nicht froh? Vielleicht wirst dn noch ein reiches Mädchen, Anneli, dann brauchst du nicht Gouvernante zu werdeu. Aber das war kein Trost. Leise weinend wanderte Anneli nachher durch die Straßen der kleinen Stadt. Sie wußte nicht wohin mit ihrer Sehnsucht und ihrer Einsamkeit: die Menschen waren gut und ihr; auch Slina, die ihr von der Petersschen Wohnung aus zunickte und sie einlud, einzutreten. Slina war zufrieden in ihrer neuen Stellung und sagte nicht mehr böses über die Männer. Vielleicht würde sie Herrn Peters noch heiraten, in der Schule sprachen die Kinder davon. Aber Anneli hatte keine Neigung, in Herrn Peters Stube zu sitzen und den Qualm seiner Pfeife einzuatmen, sie ging weiter mit ihrer Trauer bis zum Kirchhof hinaus, der still und friedlich vor ihr lag. Hier waren Knospen an den jungen Bäumen, und die Vogel flogen geschäftig hin und her. Wollten sie Nester bauen, und würde die die Welt noch einmal grün werden, fröhlich und lächelnd? Anneli wandte sich der Friedhofstür zu, als von der Landstraße her ein offner leichter Wagen kam, dessen Räderrollen ihr so bekannt ins Ohr klang, daß sie ohne Besinnen ihm entgegenstürzte. Und dann hielt er plötzlich, und gleich darauf umklammerte sie Mutter Marcus Hals und rief zwischen Weinen und Lachen: Du kommst mich zu holen, nicht wahr? Hier sind ste alle weg, die ich lieb hatte; niemals will ich wieder von Falkenhorst gehn! Was dann noch kam, dessen entsann sich Anneluise Pankow niemals mehr ganz genan. Sie wußte nur, daß sie schon nach wenig Stunden wieder den Weg fuhr, den der Wagen gekommen war. Nach Falkenhorst zur Großmutter, zu den Verwandten. Zwar war der Onkel mit seiner Familie noch im Süden, aber die alte Frau von Falkenberg war früher heimgekehrt und wollte die Enkelin sehen. Sie ist sehr schwach geworden, sagte Mutter Maren in ihrer vorsichtigen Art. Das kleine Fräulein wird zuerst nicht viel Vergnügen finden. Anneli lachte sorglos. Ich freue mich auf meine Großmutter, und ich will sie Ueb haben. Die gnädige Frau freut sich auch, begann Mutter Maren von neuem. Aber zuerst wird sie wohl etwas böse sein. Von wegen dem Herrn Hofrat, der ein so sonderbares Buch geschrieben hat, und dann auch wegen der Erbschaft von einer Tänzerin. Die wird das kleine Fräulein nicht annehmen dürfen; die gnädige Frau will es auf keinen Fall! Anneli wurde nachdenklich. Und dann stand sie ini Wagen auf, drehte sich um und deutete ans die kleine Stadt, die noch deutlich zu erkennen war. Ich muß wieder zurück, Mutter Maren! Da sind noch Schulden zu bezahlen, Schulden bei Herrn Peterlein. Und wenn ich nun nicht erben darf — Mutter Maren drückte sie wieder auf ihren Platz. Es wird schon alles besorgt werden, sagte sie beruhigend. Schulden sind noch immer von den Herrschaften bezahlt worden. Darüber braucht sich das kleine Fräulein "icht zu sorgen!

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 65, 1906, Zweites Vierteljahr, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341883_299040/559>, abgerufen am 30.06.2024.