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Die Grenzboten. Jg. 65, 1906, Zweites Vierteljahr.

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Menschenfrühling

Das kommt daher, daß du keine Eltern hast! sagte Fred, als Anneli einmal
zu klagen begann, und mit diesem Wort war seine Teilnahme erledigt. Er hatte
eine Mutter, er wußte nicht, wie es war, nur einen Onkel zu haben, der jetzt an
ein Buch dachte und nicht an seine kleine Nichte.

Onkel Willi ließ noch immer auf sich warten. Er blieb länger in Leipzig,
weil sein Buch schnell gedruckt worden war und gleich in den Handel sollte.
Schwester Leue hatte er dies soeben geschrieben, und sie erschien mit der Nachricht
bei Rolands.

Aureus Erlebnis war ihm nicht mitgeteilt worden, es war besser so, sagte
Schwester Lene, die, seitdem sie Anneli los war, freundlicher wurde. Ja, es war
vielleicht besser, obgleich sich Anneli nicht denken konnte, daß ihr Onkel traurig ge¬
wesen wäre, wenn die grauen Schwäne sie behalten hätten.

Wer wäre überhaupt traurig über ihren Tod gewesen?

Wenn Anneli still in ihrem Lehnstuhl saß, kamen diese Gedanken, und dann
kam auch die Angst vor Herrn Peterleiu und seiner Schlittschuhrechnung. Lag sie
noch uneröffnet auf Onkel Willis Schreibtisch, und konnte sie nie Geld bekommen,
sie zu bezahlen?

Nachdenklich schaute sie zu Frau Roland hin, die am Tisch neben der kleinen
Lampe saß und aus alten Hauben neue arbeitete. Frau Roland verdiente Geld,
und was sie brauchte, bezahlte sie sicherlich. Anneli aber hatte nichts und konnte
Herrn Peterleins Rechnung nicht bezahlen.

Dieser Gedanke ließ Anneli nicht los. Er quälte sie Abends vor dem
Einschlafen und Morgens beim Erwachen, und sie freute sich, als sie von neuem
die Schule besuchen durfte, weil ihre Gedanken mit andern Dingen beschäftigt
wurden. Sie wurde wieder fleißiger; Fräulein Sengelmann lobte sie, Herr Geb-
hardt sagte ihr ein ermunterndes Wort, und Rike Blüthen schenkte ihr ein Paar
selbstgestrickter Strümpfe. Sie hatten alle etwas für sie übrig, sogar der Bürger¬
meister, der Fred öffentlich in der Schule belobte, weil er so tapfer gewesen war.
Vielleicht erhielt er noch eine Belohnung von dreißig Mark von der Regierung.
Soviel war ein gerettetes Menschenleben wert, obgleich sich Anneli nicht denken
konnte, daß auch für sie dreißig Mark ausgegeben werden konnten.

Drei Wochen lang ging Anneli schon wieder in die Schule und hatte sich
bei Rolands ganz eingewöhnt. Vor Fred war sie nicht mehr bange, und Frau
Roland liebte sie. Aber sie war stiller und träumerischer geworden, und als der
See noch einmal zufror, da hörte sie wohl aus der Ferne das Klirren der
Schlittschuhe und das Spielen des Drehorgelmanns, aber sie selbst ging nicht an den
See. Auch dann nicht, als Hannes Heß sie einmal auf dem Schulweg anredete.

Was bleibst weg vom Eis? Kannst doch laufen?

Anneli zog die Augenbrauen zusammen.

Ich mag nicht. Hannes.

Er sah sie mit einem spöttischen Blick an.

Du bist bang vor den grauen Schwänen. Ist nicht nötig. Wer einmal im
Eis gewesen ist, der bricht in diesem Jahr nicht wieder ein.

Aber Anneli ging nicht wieder aufs Eis, obgleich der Winter noch einmal
zurückkehrte. Sie saß lieber bei Frau Roland, machte ihre Arbeiten oder hörte
zu, wie Fred halblaut Griechisch repetierte, bis er der Gelehrsamkeit müde wurde
und auf großen Bogen krause Figuren zeichnete. Napoleon den Ersten und
Napoleon den Dritten, die Grenadiere der Republik und Ludwig den Sechzehnten
auf dem Schafott. Und wie er eines Abends nicht recht mit den Figuren zustande
kam, da mußte Anneli an die zwei Bilderbücher denken, die in ihrem schwarzen
Koffer lagen. Schwester Lene hatte ihre Habseligkeiten zu Frau Roland bringen
lassen, auch natürlich den Koffer; und wenn Anneli auch bis jetzt nie an ihr Erb¬
teil gedacht hatte, so holte sie an diesem Abend die zwei Bücher doch hervor, um
sie Fred zu unterbreiten.


Menschenfrühling

Das kommt daher, daß du keine Eltern hast! sagte Fred, als Anneli einmal
zu klagen begann, und mit diesem Wort war seine Teilnahme erledigt. Er hatte
eine Mutter, er wußte nicht, wie es war, nur einen Onkel zu haben, der jetzt an
ein Buch dachte und nicht an seine kleine Nichte.

Onkel Willi ließ noch immer auf sich warten. Er blieb länger in Leipzig,
weil sein Buch schnell gedruckt worden war und gleich in den Handel sollte.
Schwester Leue hatte er dies soeben geschrieben, und sie erschien mit der Nachricht
bei Rolands.

Aureus Erlebnis war ihm nicht mitgeteilt worden, es war besser so, sagte
Schwester Lene, die, seitdem sie Anneli los war, freundlicher wurde. Ja, es war
vielleicht besser, obgleich sich Anneli nicht denken konnte, daß ihr Onkel traurig ge¬
wesen wäre, wenn die grauen Schwäne sie behalten hätten.

Wer wäre überhaupt traurig über ihren Tod gewesen?

Wenn Anneli still in ihrem Lehnstuhl saß, kamen diese Gedanken, und dann
kam auch die Angst vor Herrn Peterleiu und seiner Schlittschuhrechnung. Lag sie
noch uneröffnet auf Onkel Willis Schreibtisch, und konnte sie nie Geld bekommen,
sie zu bezahlen?

Nachdenklich schaute sie zu Frau Roland hin, die am Tisch neben der kleinen
Lampe saß und aus alten Hauben neue arbeitete. Frau Roland verdiente Geld,
und was sie brauchte, bezahlte sie sicherlich. Anneli aber hatte nichts und konnte
Herrn Peterleins Rechnung nicht bezahlen.

Dieser Gedanke ließ Anneli nicht los. Er quälte sie Abends vor dem
Einschlafen und Morgens beim Erwachen, und sie freute sich, als sie von neuem
die Schule besuchen durfte, weil ihre Gedanken mit andern Dingen beschäftigt
wurden. Sie wurde wieder fleißiger; Fräulein Sengelmann lobte sie, Herr Geb-
hardt sagte ihr ein ermunterndes Wort, und Rike Blüthen schenkte ihr ein Paar
selbstgestrickter Strümpfe. Sie hatten alle etwas für sie übrig, sogar der Bürger¬
meister, der Fred öffentlich in der Schule belobte, weil er so tapfer gewesen war.
Vielleicht erhielt er noch eine Belohnung von dreißig Mark von der Regierung.
Soviel war ein gerettetes Menschenleben wert, obgleich sich Anneli nicht denken
konnte, daß auch für sie dreißig Mark ausgegeben werden konnten.

Drei Wochen lang ging Anneli schon wieder in die Schule und hatte sich
bei Rolands ganz eingewöhnt. Vor Fred war sie nicht mehr bange, und Frau
Roland liebte sie. Aber sie war stiller und träumerischer geworden, und als der
See noch einmal zufror, da hörte sie wohl aus der Ferne das Klirren der
Schlittschuhe und das Spielen des Drehorgelmanns, aber sie selbst ging nicht an den
See. Auch dann nicht, als Hannes Heß sie einmal auf dem Schulweg anredete.

Was bleibst weg vom Eis? Kannst doch laufen?

Anneli zog die Augenbrauen zusammen.

Ich mag nicht. Hannes.

Er sah sie mit einem spöttischen Blick an.

Du bist bang vor den grauen Schwänen. Ist nicht nötig. Wer einmal im
Eis gewesen ist, der bricht in diesem Jahr nicht wieder ein.

Aber Anneli ging nicht wieder aufs Eis, obgleich der Winter noch einmal
zurückkehrte. Sie saß lieber bei Frau Roland, machte ihre Arbeiten oder hörte
zu, wie Fred halblaut Griechisch repetierte, bis er der Gelehrsamkeit müde wurde
und auf großen Bogen krause Figuren zeichnete. Napoleon den Ersten und
Napoleon den Dritten, die Grenadiere der Republik und Ludwig den Sechzehnten
auf dem Schafott. Und wie er eines Abends nicht recht mit den Figuren zustande
kam, da mußte Anneli an die zwei Bilderbücher denken, die in ihrem schwarzen
Koffer lagen. Schwester Lene hatte ihre Habseligkeiten zu Frau Roland bringen
lassen, auch natürlich den Koffer; und wenn Anneli auch bis jetzt nie an ihr Erb¬
teil gedacht hatte, so holte sie an diesem Abend die zwei Bücher doch hervor, um
sie Fred zu unterbreiten.


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[0556] Menschenfrühling Das kommt daher, daß du keine Eltern hast! sagte Fred, als Anneli einmal zu klagen begann, und mit diesem Wort war seine Teilnahme erledigt. Er hatte eine Mutter, er wußte nicht, wie es war, nur einen Onkel zu haben, der jetzt an ein Buch dachte und nicht an seine kleine Nichte. Onkel Willi ließ noch immer auf sich warten. Er blieb länger in Leipzig, weil sein Buch schnell gedruckt worden war und gleich in den Handel sollte. Schwester Leue hatte er dies soeben geschrieben, und sie erschien mit der Nachricht bei Rolands. Aureus Erlebnis war ihm nicht mitgeteilt worden, es war besser so, sagte Schwester Lene, die, seitdem sie Anneli los war, freundlicher wurde. Ja, es war vielleicht besser, obgleich sich Anneli nicht denken konnte, daß ihr Onkel traurig ge¬ wesen wäre, wenn die grauen Schwäne sie behalten hätten. Wer wäre überhaupt traurig über ihren Tod gewesen? Wenn Anneli still in ihrem Lehnstuhl saß, kamen diese Gedanken, und dann kam auch die Angst vor Herrn Peterleiu und seiner Schlittschuhrechnung. Lag sie noch uneröffnet auf Onkel Willis Schreibtisch, und konnte sie nie Geld bekommen, sie zu bezahlen? Nachdenklich schaute sie zu Frau Roland hin, die am Tisch neben der kleinen Lampe saß und aus alten Hauben neue arbeitete. Frau Roland verdiente Geld, und was sie brauchte, bezahlte sie sicherlich. Anneli aber hatte nichts und konnte Herrn Peterleins Rechnung nicht bezahlen. Dieser Gedanke ließ Anneli nicht los. Er quälte sie Abends vor dem Einschlafen und Morgens beim Erwachen, und sie freute sich, als sie von neuem die Schule besuchen durfte, weil ihre Gedanken mit andern Dingen beschäftigt wurden. Sie wurde wieder fleißiger; Fräulein Sengelmann lobte sie, Herr Geb- hardt sagte ihr ein ermunterndes Wort, und Rike Blüthen schenkte ihr ein Paar selbstgestrickter Strümpfe. Sie hatten alle etwas für sie übrig, sogar der Bürger¬ meister, der Fred öffentlich in der Schule belobte, weil er so tapfer gewesen war. Vielleicht erhielt er noch eine Belohnung von dreißig Mark von der Regierung. Soviel war ein gerettetes Menschenleben wert, obgleich sich Anneli nicht denken konnte, daß auch für sie dreißig Mark ausgegeben werden konnten. Drei Wochen lang ging Anneli schon wieder in die Schule und hatte sich bei Rolands ganz eingewöhnt. Vor Fred war sie nicht mehr bange, und Frau Roland liebte sie. Aber sie war stiller und träumerischer geworden, und als der See noch einmal zufror, da hörte sie wohl aus der Ferne das Klirren der Schlittschuhe und das Spielen des Drehorgelmanns, aber sie selbst ging nicht an den See. Auch dann nicht, als Hannes Heß sie einmal auf dem Schulweg anredete. Was bleibst weg vom Eis? Kannst doch laufen? Anneli zog die Augenbrauen zusammen. Ich mag nicht. Hannes. Er sah sie mit einem spöttischen Blick an. Du bist bang vor den grauen Schwänen. Ist nicht nötig. Wer einmal im Eis gewesen ist, der bricht in diesem Jahr nicht wieder ein. Aber Anneli ging nicht wieder aufs Eis, obgleich der Winter noch einmal zurückkehrte. Sie saß lieber bei Frau Roland, machte ihre Arbeiten oder hörte zu, wie Fred halblaut Griechisch repetierte, bis er der Gelehrsamkeit müde wurde und auf großen Bogen krause Figuren zeichnete. Napoleon den Ersten und Napoleon den Dritten, die Grenadiere der Republik und Ludwig den Sechzehnten auf dem Schafott. Und wie er eines Abends nicht recht mit den Figuren zustande kam, da mußte Anneli an die zwei Bilderbücher denken, die in ihrem schwarzen Koffer lagen. Schwester Lene hatte ihre Habseligkeiten zu Frau Roland bringen lassen, auch natürlich den Koffer; und wenn Anneli auch bis jetzt nie an ihr Erb¬ teil gedacht hatte, so holte sie an diesem Abend die zwei Bücher doch hervor, um sie Fred zu unterbreiten.

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 65, 1906, Zweites Vierteljahr, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341883_299040/556>, abgerufen am 24.07.2024.