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Die Grenzboten. Jg. 65, 1906, Zweites Vierteljahr.

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Der wirtschaftliche Aufschwung der bolivianischen Republik

Außerdem muß Chile den chilenischen Hafen Arica mit La Paz auf seine
Kosten durch eine Bahn verbinden und den Baukontrakt fo bald wie möglich
abschließen. Als Maximum für obige Zinsgarantien und für den Teil der Bahn,
der über bolivianisches Territorium führt, sind von Chile 1700 000-F limitiert.

Der über bolivianisches Gebiet führende Teil der Bahn Arica-La Paz
wird fünfzehn Jahre nach der Fertigstellung an Bolivien abgetreten.

Einzelheiten über Sonderbedingungen für die beiden letzten Verpflichtungen
behalten sich die paktierenden Teile vor.

Um das Vertrauen im Ausland und ebenso die innere Entwicklung der
Republik zu fördern, arbeitet die Negierung außerdem daran, die Währungs¬
verhältnisse zu verbessern.

Die augenblickliche Währung des Landes ist Silber, das in der Münze
von Potosi geprägt wird. Die Einheit ist der "Bolivicmo" (1 h), der bei
einem Silberpreise von 27°-/^ 6 etwa 19 et wert ist. Da infolge der Silber¬
schwankungen der Kurs des Boliviano ebenfalls bedeutend schwankte, ist am
1. Januar 1905 ein Gesetz in Kraft getreten, das das Pfund Sterling Gold
als Landeswährung anerkennt, und zwar mit dem stabilen Werte von Boli¬
viano 12,50 das -F. Unter anderen indessen die Zölle zur Hälfte in Gold bezahlt
werden, oder falls man Regulierung in Silber vorzieht, mit 5 Prozent Aufschlag
(Kosten des Imports des Goldes).

Außerdem darf Silber nur exportiert, nicht importiert werden.

Durch dieses Gesetz hat man erreicht, daß die Schwankungen im Kurse
bedeutend geringer geworden sind. Während sie im Jahre 1904 noch zwischen
18^/g ä und 21"/^" ä variierten, war der niedrigste Kursstand im vorigen
Jahre etwa 19 ä und der höchste 20^ et. Der erste Schritt zur Goldwährung
ist also getan.

Ferner sind verschiedne Projekte zur Verbesserung des Finanzwesens in
Bearbeitung.

Die Emission der bestehenden Banken -- wir kommen noch darauf
zurück -- soll reduziert, oder es soll die Emission unifiziert werden.

Die finanzielle Lage Boliviens ist demnach dem Auslande gegenüber
nicht allein die denkbar günstigste, sondern man ist noch eifrig an der Arbeit,
durch weitere Konsolidierung im Innern das Vertrauen und das Interesse im
Auslande zu festigen.

Was nun die innere Staatsschuld betrifft, so legte der Acrefeldzug dem
Lande finanzielle Bürden auf, die nur durch Extraeinkünfte beschafft werden
konnten. Man griff deshalb zu dem Hilfsmittel, sie sich von den einheimischen
Banken zu verschaffen.

Die hiesigen Banken -- es existierten damals Lauoo Moioniü, Lanoo
?r!ML°° ^.rßAriäcmA, IZanoo Incwstrial -- hatten das Recht, Noten zu emittieren,
und zwar 100 Prozent ihres Kapitals unter der Bedingung, daß 30 Prozent
der sich im Umlauf befindenden Noten durch Metallbestände der Kassen gedeckt
sein müßten. Diese Banken wurden autorisiert, die Emission auf 150 Prozent
ihres Kapitals zu erhöhen, und dadurch in den Stand gesetzt, der Negierung


Der wirtschaftliche Aufschwung der bolivianischen Republik

Außerdem muß Chile den chilenischen Hafen Arica mit La Paz auf seine
Kosten durch eine Bahn verbinden und den Baukontrakt fo bald wie möglich
abschließen. Als Maximum für obige Zinsgarantien und für den Teil der Bahn,
der über bolivianisches Territorium führt, sind von Chile 1700 000-F limitiert.

Der über bolivianisches Gebiet führende Teil der Bahn Arica-La Paz
wird fünfzehn Jahre nach der Fertigstellung an Bolivien abgetreten.

Einzelheiten über Sonderbedingungen für die beiden letzten Verpflichtungen
behalten sich die paktierenden Teile vor.

Um das Vertrauen im Ausland und ebenso die innere Entwicklung der
Republik zu fördern, arbeitet die Negierung außerdem daran, die Währungs¬
verhältnisse zu verbessern.

Die augenblickliche Währung des Landes ist Silber, das in der Münze
von Potosi geprägt wird. Die Einheit ist der „Bolivicmo" (1 h), der bei
einem Silberpreise von 27°-/^ 6 etwa 19 et wert ist. Da infolge der Silber¬
schwankungen der Kurs des Boliviano ebenfalls bedeutend schwankte, ist am
1. Januar 1905 ein Gesetz in Kraft getreten, das das Pfund Sterling Gold
als Landeswährung anerkennt, und zwar mit dem stabilen Werte von Boli¬
viano 12,50 das -F. Unter anderen indessen die Zölle zur Hälfte in Gold bezahlt
werden, oder falls man Regulierung in Silber vorzieht, mit 5 Prozent Aufschlag
(Kosten des Imports des Goldes).

Außerdem darf Silber nur exportiert, nicht importiert werden.

Durch dieses Gesetz hat man erreicht, daß die Schwankungen im Kurse
bedeutend geringer geworden sind. Während sie im Jahre 1904 noch zwischen
18^/g ä und 21"/^„ ä variierten, war der niedrigste Kursstand im vorigen
Jahre etwa 19 ä und der höchste 20^ et. Der erste Schritt zur Goldwährung
ist also getan.

Ferner sind verschiedne Projekte zur Verbesserung des Finanzwesens in
Bearbeitung.

Die Emission der bestehenden Banken — wir kommen noch darauf
zurück — soll reduziert, oder es soll die Emission unifiziert werden.

Die finanzielle Lage Boliviens ist demnach dem Auslande gegenüber
nicht allein die denkbar günstigste, sondern man ist noch eifrig an der Arbeit,
durch weitere Konsolidierung im Innern das Vertrauen und das Interesse im
Auslande zu festigen.

Was nun die innere Staatsschuld betrifft, so legte der Acrefeldzug dem
Lande finanzielle Bürden auf, die nur durch Extraeinkünfte beschafft werden
konnten. Man griff deshalb zu dem Hilfsmittel, sie sich von den einheimischen
Banken zu verschaffen.

Die hiesigen Banken — es existierten damals Lauoo Moioniü, Lanoo
?r!ML°° ^.rßAriäcmA, IZanoo Incwstrial — hatten das Recht, Noten zu emittieren,
und zwar 100 Prozent ihres Kapitals unter der Bedingung, daß 30 Prozent
der sich im Umlauf befindenden Noten durch Metallbestände der Kassen gedeckt
sein müßten. Diese Banken wurden autorisiert, die Emission auf 150 Prozent
ihres Kapitals zu erhöhen, und dadurch in den Stand gesetzt, der Negierung


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[0518] Der wirtschaftliche Aufschwung der bolivianischen Republik Außerdem muß Chile den chilenischen Hafen Arica mit La Paz auf seine Kosten durch eine Bahn verbinden und den Baukontrakt fo bald wie möglich abschließen. Als Maximum für obige Zinsgarantien und für den Teil der Bahn, der über bolivianisches Territorium führt, sind von Chile 1700 000-F limitiert. Der über bolivianisches Gebiet führende Teil der Bahn Arica-La Paz wird fünfzehn Jahre nach der Fertigstellung an Bolivien abgetreten. Einzelheiten über Sonderbedingungen für die beiden letzten Verpflichtungen behalten sich die paktierenden Teile vor. Um das Vertrauen im Ausland und ebenso die innere Entwicklung der Republik zu fördern, arbeitet die Negierung außerdem daran, die Währungs¬ verhältnisse zu verbessern. Die augenblickliche Währung des Landes ist Silber, das in der Münze von Potosi geprägt wird. Die Einheit ist der „Bolivicmo" (1 h), der bei einem Silberpreise von 27°-/^ 6 etwa 19 et wert ist. Da infolge der Silber¬ schwankungen der Kurs des Boliviano ebenfalls bedeutend schwankte, ist am 1. Januar 1905 ein Gesetz in Kraft getreten, das das Pfund Sterling Gold als Landeswährung anerkennt, und zwar mit dem stabilen Werte von Boli¬ viano 12,50 das -F. Unter anderen indessen die Zölle zur Hälfte in Gold bezahlt werden, oder falls man Regulierung in Silber vorzieht, mit 5 Prozent Aufschlag (Kosten des Imports des Goldes). Außerdem darf Silber nur exportiert, nicht importiert werden. Durch dieses Gesetz hat man erreicht, daß die Schwankungen im Kurse bedeutend geringer geworden sind. Während sie im Jahre 1904 noch zwischen 18^/g ä und 21"/^„ ä variierten, war der niedrigste Kursstand im vorigen Jahre etwa 19 ä und der höchste 20^ et. Der erste Schritt zur Goldwährung ist also getan. Ferner sind verschiedne Projekte zur Verbesserung des Finanzwesens in Bearbeitung. Die Emission der bestehenden Banken — wir kommen noch darauf zurück — soll reduziert, oder es soll die Emission unifiziert werden. Die finanzielle Lage Boliviens ist demnach dem Auslande gegenüber nicht allein die denkbar günstigste, sondern man ist noch eifrig an der Arbeit, durch weitere Konsolidierung im Innern das Vertrauen und das Interesse im Auslande zu festigen. Was nun die innere Staatsschuld betrifft, so legte der Acrefeldzug dem Lande finanzielle Bürden auf, die nur durch Extraeinkünfte beschafft werden konnten. Man griff deshalb zu dem Hilfsmittel, sie sich von den einheimischen Banken zu verschaffen. Die hiesigen Banken — es existierten damals Lauoo Moioniü, Lanoo ?r!ML°° ^.rßAriäcmA, IZanoo Incwstrial — hatten das Recht, Noten zu emittieren, und zwar 100 Prozent ihres Kapitals unter der Bedingung, daß 30 Prozent der sich im Umlauf befindenden Noten durch Metallbestände der Kassen gedeckt sein müßten. Diese Banken wurden autorisiert, die Emission auf 150 Prozent ihres Kapitals zu erhöhen, und dadurch in den Stand gesetzt, der Negierung

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 65, 1906, Zweites Vierteljahr, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341883_299040/518>, abgerufen am 30.06.2024.