Die Grenzboten. Jg. 65, 1906, Zweites Vierteljahr.Die Festungen Europas einzige größere Stadt Cette, die bisher noch befestigt war, ist bis auf ein Fort Während in Nordafrika und in dem eigentlichen Festlande das Haupt¬ Noch bleibt uns übrig, kurz die Pyrenäenhalbinsel zu besprechen. Von Die Festungen Europas einzige größere Stadt Cette, die bisher noch befestigt war, ist bis auf ein Fort Während in Nordafrika und in dem eigentlichen Festlande das Haupt¬ Noch bleibt uns übrig, kurz die Pyrenäenhalbinsel zu besprechen. Von <TEI> <text> <body> <div> <div n="1"> <pb facs="#f0204" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/299245"/> <fw type="header" place="top"> Die Festungen Europas</fw><lb/> <p xml:id="ID_912" prev="#ID_911"> einzige größere Stadt Cette, die bisher noch befestigt war, ist bis auf ein Fort<lb/> aufgegeben worden. (Militärwochenblatt 1902, Sy. 1159.) Dagegen beginnen<lb/> von der Rhone, an deren Mündung schon einige Küstenwerke bei Bouc liegen,<lb/> die großen Städte, die teils als Flottenstützpunkte ausgebaut, teils durch<lb/> Batterien und sonstige Werke geschützt sind. Marseille und Toulon sind die<lb/> beiden sehr großen und starken Kriegshafen, bei Cassis, La Ciotat, Hyeres,<lb/> Tropez, Frejus, Chateau d'Agay, Cannes, dem Golf von Jouan und Antibes<lb/> liegen Küstenbatterien, während Nizza-Villefranche von der Land- und der See¬<lb/> seite stärker befestigt ist. Dieser europäischen Küste gegenüber liegt die afrikanische<lb/> mit den Hauptseefestungen und Kriegshafen Oran, Algier, Philippeville (je mit<lb/> 12 Torpedobooten und 6 Unterseebooten ausgestattet Militärwochenblatt 1905,<lb/> Sy. 1325^) und dem sehr bedeutenden Bizerta, das wir schon als Ausfallhafen<lb/> gegen Sizilien genannt haben. Die andern Befestigungen bei Bone, Tunis und<lb/> Sfax sowie auf der Insel Djerba spielen daneben eine untergeordnete Rolle.</p><lb/> <p xml:id="ID_913"> Während in Nordafrika und in dem eigentlichen Festlande das Haupt¬<lb/> gewicht der Verteidigung in der Landarmee liegt, ist die Insel Korsika ein<lb/> isoliertes Gebiet, nach dessen Besitz wohl eine fremde Macht durch die Landung<lb/> von Truppen streben könnte. Hier handelt es sich deshalb vor allem um die<lb/> Sperrung der Haupthüfen und um besondern Küstenschutz. Als wichtigster<lb/> Stützpunkt der Flotte wird zurzeit Porto Vecchio im Südosten ausgebaut,<lb/> während die andern Häfen für die großen Kriegsschiffe ungeeignet sind. Bastia,<lb/> Bonifacio, Ajaccio sind zu Land und zu Wasser gedeckt, in Calpi und Ile Rousse<lb/> an der Nordwestküste sind Neuanlagen geplant. Unterseeboote werden auch hier<lb/> überall zur Verteidigung eine große Rolle spielen.</p><lb/> <p xml:id="ID_914" next="#ID_915"> Noch bleibt uns übrig, kurz die Pyrenäenhalbinsel zu besprechen. Von<lb/> Frankreich durch das hohe, schwer passierbare Gebirge getrennt, bedarf es an<lb/> dieser Grenze nur geringer Anlagen. An der im Osten vorüberführenden Straße<lb/> hat Frankreich die alte Festung Perpignan 1904 bis auf die Zitadelle voll¬<lb/> ständig aufgegeben und sie aus der Reihe der Festungen gestrichen, während<lb/> bei Port Vendres nur noch der Torpedohafen und einige Sperrposten geblieben<lb/> sind. (Militärwochenblatt 1904, Sy. 1471 und 1692.) Spanien hat dagegen<lb/> an dieser östlichen Straße die alten Plätze Figueras und Gerona, von denen<lb/> das letzte für den Ausbau als verschanztes Lager vorgemerkt ist. Auch in,<lb/> Westen hat Frankreich abgerüstet und von Bayonne nur noch die Zitadelle er¬<lb/> halten, während Spanien in Fuentarrabia—San Sebastian am Meer ein großes<lb/> verschanztes Lager hat. Pamplona, Jana und das schwache Lerida sollen<lb/> helfen, die nördlich vom Ebro liegenden Provinzen zu schützen, während am<lb/> Ebro selbst für den Ausbau von Miranda am Oberlauf, Zaragoza am Mittel¬<lb/> lauf, Tortosa am Unterlauf wohl der Wille vorhanden ist, das Geld aber an¬<lb/> scheinend fehlt. Wichtiger noch als für den Fall eines französisch-spanischen<lb/> Konflikts mögen diese Festungen für die Niederhaltung eines innern Aufruhrs<lb/> werden. Während sonst das ganze Binnenland außer einigen ältern wenig<lb/> wertvollen Plätzen keine Festung weiter aufweist, liegen an der Küste eine ganze<lb/> Reihe stolzer Städte mit befestigten Häfen, von denen wir als wichtigste nennen:<lb/> Santonci, Scmtander, Ferrol, La Coruna im Norden, Vigo (neuerdings ver-</p><lb/> </div> </div> </body> </text> </TEI> [0204]
Die Festungen Europas
einzige größere Stadt Cette, die bisher noch befestigt war, ist bis auf ein Fort
aufgegeben worden. (Militärwochenblatt 1902, Sy. 1159.) Dagegen beginnen
von der Rhone, an deren Mündung schon einige Küstenwerke bei Bouc liegen,
die großen Städte, die teils als Flottenstützpunkte ausgebaut, teils durch
Batterien und sonstige Werke geschützt sind. Marseille und Toulon sind die
beiden sehr großen und starken Kriegshafen, bei Cassis, La Ciotat, Hyeres,
Tropez, Frejus, Chateau d'Agay, Cannes, dem Golf von Jouan und Antibes
liegen Küstenbatterien, während Nizza-Villefranche von der Land- und der See¬
seite stärker befestigt ist. Dieser europäischen Küste gegenüber liegt die afrikanische
mit den Hauptseefestungen und Kriegshafen Oran, Algier, Philippeville (je mit
12 Torpedobooten und 6 Unterseebooten ausgestattet Militärwochenblatt 1905,
Sy. 1325^) und dem sehr bedeutenden Bizerta, das wir schon als Ausfallhafen
gegen Sizilien genannt haben. Die andern Befestigungen bei Bone, Tunis und
Sfax sowie auf der Insel Djerba spielen daneben eine untergeordnete Rolle.
Während in Nordafrika und in dem eigentlichen Festlande das Haupt¬
gewicht der Verteidigung in der Landarmee liegt, ist die Insel Korsika ein
isoliertes Gebiet, nach dessen Besitz wohl eine fremde Macht durch die Landung
von Truppen streben könnte. Hier handelt es sich deshalb vor allem um die
Sperrung der Haupthüfen und um besondern Küstenschutz. Als wichtigster
Stützpunkt der Flotte wird zurzeit Porto Vecchio im Südosten ausgebaut,
während die andern Häfen für die großen Kriegsschiffe ungeeignet sind. Bastia,
Bonifacio, Ajaccio sind zu Land und zu Wasser gedeckt, in Calpi und Ile Rousse
an der Nordwestküste sind Neuanlagen geplant. Unterseeboote werden auch hier
überall zur Verteidigung eine große Rolle spielen.
Noch bleibt uns übrig, kurz die Pyrenäenhalbinsel zu besprechen. Von
Frankreich durch das hohe, schwer passierbare Gebirge getrennt, bedarf es an
dieser Grenze nur geringer Anlagen. An der im Osten vorüberführenden Straße
hat Frankreich die alte Festung Perpignan 1904 bis auf die Zitadelle voll¬
ständig aufgegeben und sie aus der Reihe der Festungen gestrichen, während
bei Port Vendres nur noch der Torpedohafen und einige Sperrposten geblieben
sind. (Militärwochenblatt 1904, Sy. 1471 und 1692.) Spanien hat dagegen
an dieser östlichen Straße die alten Plätze Figueras und Gerona, von denen
das letzte für den Ausbau als verschanztes Lager vorgemerkt ist. Auch in,
Westen hat Frankreich abgerüstet und von Bayonne nur noch die Zitadelle er¬
halten, während Spanien in Fuentarrabia—San Sebastian am Meer ein großes
verschanztes Lager hat. Pamplona, Jana und das schwache Lerida sollen
helfen, die nördlich vom Ebro liegenden Provinzen zu schützen, während am
Ebro selbst für den Ausbau von Miranda am Oberlauf, Zaragoza am Mittel¬
lauf, Tortosa am Unterlauf wohl der Wille vorhanden ist, das Geld aber an¬
scheinend fehlt. Wichtiger noch als für den Fall eines französisch-spanischen
Konflikts mögen diese Festungen für die Niederhaltung eines innern Aufruhrs
werden. Während sonst das ganze Binnenland außer einigen ältern wenig
wertvollen Plätzen keine Festung weiter aufweist, liegen an der Küste eine ganze
Reihe stolzer Städte mit befestigten Häfen, von denen wir als wichtigste nennen:
Santonci, Scmtander, Ferrol, La Coruna im Norden, Vigo (neuerdings ver-
Informationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen … Staats- und Universitätsbibliothek (SuUB) Bremen: Bereitstellung der Texttranskription.
Kay-Michael Würzner: Bearbeitung der digitalen Edition.
Weitere Informationen:Verfahren der Texterfassung: OCR mit Nachkorrektur. Bogensignaturen: gekennzeichnet;Druckfehler: ignoriert;fremdsprachliches Material: nicht gekennzeichnet;Geminations-/Abkürzungsstriche: wie Vorlage;Hervorhebungen (Antiqua, Sperrschrift, Kursive etc.): nicht ausgezeichnet;i/j in Fraktur: wie Vorlage;I/J in Fraktur: wie Vorlage;Kolumnentitel: gekennzeichnet;Kustoden: gekennzeichnet;langes s (ſ): als s transkribiert;Normalisierungen: stillschweigend;rundes r (ꝛ): als r/et transkribiert;Seitenumbrüche markiert: ja;Silbentrennung: wie Vorlage;u/v bzw. U/V: wie Vorlage;Vokale mit übergest. e: als ä/ö/ü transkribiert;Vollständigkeit: vollständig erfasst;Zeichensetzung: wie Vorlage;Zeilenumbrüche markiert: ja; Nachkorrektur erfolgte automatisch.
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |