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Die Grenzboten. Jg. 64, 1905, Erstes Vierteljahr.

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Herrenmenschen

Wendung zum bessern, denn nun werde Schwechting den Pinsel nicht mehr wie
eine Häkelnadel in die Fingerspitzen nehmen, sondern mit voller Hand führen, wie
sich das für einen deutschen Maler Aönsris waseulim schicke. Worauf eines Tags,
als Staffelsteiger und Pogge vom Essen kamen, eine Leinwand auf der Staffelei
stand, die die Eintretenden aufs höchste überraschte. Man sah einen Weiher, da¬
hinter schwarzen Wald und darüber gelbrotes Abendrot, und Wald und Himmel
spiegelten sich im Wasser. Großartig! Ein Bild von einer Größe der Auffassung,
einer Kraft der Wiedergabe, einer Genialität in der Beherrschung der Mittel,
einer Stimmung, einer Unmittelbarkeit -- einfach großartig!

Wer hat dieses Werk geschaffen? rief Staffelsteiger begeistert.

Ich, erwiderte Schwechting aus dem Nebenzimmer, wo er auf dem Sofa lag
und rauchte.

So etwas kannst du? fragte Pogge. Mensch, du hast dir mit Ruhm be¬
kleckert.

Sieh dirs nur an, erwiderte Schwechting. Das habe ich mit meinen ver-
schundnen Pfoten gemacht.

Das Bild vertrug keine nähere Besichtigung. Man erkannte, daß die Lein¬
wand ein Stück alten Segels war. Darauf hatte der Maler mit Schifferfarbe,
das heißt mit Schwarzgrün für den Wald und mit Gelbrot für den Himmel,
Wald und Himmel gemalt, und dann hatte er die Leinwand zusammengefaltet und
einen Abdruck der obern auf der untern Hälfte gewonnen. Endlich hatte er den
Vordergrund mit grüngrauer Farbe zugedeckt, mit dem Finger im Himmel und
im Wasser und mit einem Pinselstiele im Vordergrunde herumgearbeitet, und ein
Stimmungsvolles ganz modernes Bild war fertig.

Staffelsteiger und Pogge sahen einander an. Pogge lachte, und Staffelsteiger
fuhr sich in die Haare und wandte sich gekränkt ab. Pogge aber setzte sich vor
das Bild und malte seinen Freund Schwechting in die eine Ecke des Vordergrundes
als weinenden Löwen mit verbundnen Klauen, die Palette im Maule haltend,
den Küustlerhnt auf der Mähne. Dann erhielt das Bild seine Stelle unter den
übrigen Sehenswürdigkeiten von Mopswende.

Doktor Ramborn aber stand in seinem Fenster und stellte Selbstbetrachtungen
an. Die Frage war die: Wenn einer das nicht tut, wozu er keine Lust hat, ist
das ein Zeichen von Stärke oder Schwäche? Es ist kein Zeichen der Stärke, sich
zu etwas zwingen zu lassen, was man nicht mag; aber auch das ist kein Zeichen
der Stärke, daß man als Hindernis empfindet, worüber man leicht hinwegschreiten
könnte. Der Starke tritt ohne Zögern hinaus in den Sturm, dem Schwachen ist
er ein unüberwindliches Hindernis. Daß er, Ramborn, den Besuch auf dem
preußischen Schlößchen von Tag zu Tag verschob, weil ihm die Sache unangenehm
war, war das nun ein Zeichen von Stärke oder von Schwäche? Kühe zählen,
Äcker besichtigen, Klagen hören, schön war das nicht, aber geschehen mußte es doch.
Was würde der Onkel sagen, und auch Mary, die doch wissen mußte, daß er da
sei, wenn er fortführe zu photographieren, statt das Schlößchen aufzusuchen?

Er schickte also den Panisat mit einer Visitenkarte zum Schlößchen und ließ
anfragen, wann er seine Aufwartung machen dürfe. Jederzeit, lautete die Ant¬
wort. Darauf warf er sich in entsprechenden Anzug, zog Handschuhe an, setzte
seinen Kneifer auf und stand bald vor dem Hofe. Vor dem Hoftore können wir
nicht sagen, denn der Hof hatte kein Tor. Er bestand aus einigen ziemlich will¬
kürlich zusammengestellten Gebäuden. Hier ein langer Zug von Ställen und
Scheunen, aus Holz gebaut und mit Schilfdächern versehen, die fast bis auf den
Boden reichten, und dort ein offner Schuppen, und da eine Bude, und da ein
Stall, und gegenüber das Herrenhaus, einstöckig wie alle andern Gebäude. Nur
war es aus Steinen gebaut und rin Ziegeln gedeckt und hatte ein zweistöckiges
Mittelstück aus Sandstein, über dem sich ein plumper mit Blech benagelter Turm
erhob. Daran war eine Uhr zu sehen, aber die Uhr hatte keinen Zeiger, und die


Herrenmenschen

Wendung zum bessern, denn nun werde Schwechting den Pinsel nicht mehr wie
eine Häkelnadel in die Fingerspitzen nehmen, sondern mit voller Hand führen, wie
sich das für einen deutschen Maler Aönsris waseulim schicke. Worauf eines Tags,
als Staffelsteiger und Pogge vom Essen kamen, eine Leinwand auf der Staffelei
stand, die die Eintretenden aufs höchste überraschte. Man sah einen Weiher, da¬
hinter schwarzen Wald und darüber gelbrotes Abendrot, und Wald und Himmel
spiegelten sich im Wasser. Großartig! Ein Bild von einer Größe der Auffassung,
einer Kraft der Wiedergabe, einer Genialität in der Beherrschung der Mittel,
einer Stimmung, einer Unmittelbarkeit — einfach großartig!

Wer hat dieses Werk geschaffen? rief Staffelsteiger begeistert.

Ich, erwiderte Schwechting aus dem Nebenzimmer, wo er auf dem Sofa lag
und rauchte.

So etwas kannst du? fragte Pogge. Mensch, du hast dir mit Ruhm be¬
kleckert.

Sieh dirs nur an, erwiderte Schwechting. Das habe ich mit meinen ver-
schundnen Pfoten gemacht.

Das Bild vertrug keine nähere Besichtigung. Man erkannte, daß die Lein¬
wand ein Stück alten Segels war. Darauf hatte der Maler mit Schifferfarbe,
das heißt mit Schwarzgrün für den Wald und mit Gelbrot für den Himmel,
Wald und Himmel gemalt, und dann hatte er die Leinwand zusammengefaltet und
einen Abdruck der obern auf der untern Hälfte gewonnen. Endlich hatte er den
Vordergrund mit grüngrauer Farbe zugedeckt, mit dem Finger im Himmel und
im Wasser und mit einem Pinselstiele im Vordergrunde herumgearbeitet, und ein
Stimmungsvolles ganz modernes Bild war fertig.

Staffelsteiger und Pogge sahen einander an. Pogge lachte, und Staffelsteiger
fuhr sich in die Haare und wandte sich gekränkt ab. Pogge aber setzte sich vor
das Bild und malte seinen Freund Schwechting in die eine Ecke des Vordergrundes
als weinenden Löwen mit verbundnen Klauen, die Palette im Maule haltend,
den Küustlerhnt auf der Mähne. Dann erhielt das Bild seine Stelle unter den
übrigen Sehenswürdigkeiten von Mopswende.

Doktor Ramborn aber stand in seinem Fenster und stellte Selbstbetrachtungen
an. Die Frage war die: Wenn einer das nicht tut, wozu er keine Lust hat, ist
das ein Zeichen von Stärke oder Schwäche? Es ist kein Zeichen der Stärke, sich
zu etwas zwingen zu lassen, was man nicht mag; aber auch das ist kein Zeichen
der Stärke, daß man als Hindernis empfindet, worüber man leicht hinwegschreiten
könnte. Der Starke tritt ohne Zögern hinaus in den Sturm, dem Schwachen ist
er ein unüberwindliches Hindernis. Daß er, Ramborn, den Besuch auf dem
preußischen Schlößchen von Tag zu Tag verschob, weil ihm die Sache unangenehm
war, war das nun ein Zeichen von Stärke oder von Schwäche? Kühe zählen,
Äcker besichtigen, Klagen hören, schön war das nicht, aber geschehen mußte es doch.
Was würde der Onkel sagen, und auch Mary, die doch wissen mußte, daß er da
sei, wenn er fortführe zu photographieren, statt das Schlößchen aufzusuchen?

Er schickte also den Panisat mit einer Visitenkarte zum Schlößchen und ließ
anfragen, wann er seine Aufwartung machen dürfe. Jederzeit, lautete die Ant¬
wort. Darauf warf er sich in entsprechenden Anzug, zog Handschuhe an, setzte
seinen Kneifer auf und stand bald vor dem Hofe. Vor dem Hoftore können wir
nicht sagen, denn der Hof hatte kein Tor. Er bestand aus einigen ziemlich will¬
kürlich zusammengestellten Gebäuden. Hier ein langer Zug von Ställen und
Scheunen, aus Holz gebaut und mit Schilfdächern versehen, die fast bis auf den
Boden reichten, und dort ein offner Schuppen, und da eine Bude, und da ein
Stall, und gegenüber das Herrenhaus, einstöckig wie alle andern Gebäude. Nur
war es aus Steinen gebaut und rin Ziegeln gedeckt und hatte ein zweistöckiges
Mittelstück aus Sandstein, über dem sich ein plumper mit Blech benagelter Turm
erhob. Daran war eine Uhr zu sehen, aber die Uhr hatte keinen Zeiger, und die


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[0739] Herrenmenschen Wendung zum bessern, denn nun werde Schwechting den Pinsel nicht mehr wie eine Häkelnadel in die Fingerspitzen nehmen, sondern mit voller Hand führen, wie sich das für einen deutschen Maler Aönsris waseulim schicke. Worauf eines Tags, als Staffelsteiger und Pogge vom Essen kamen, eine Leinwand auf der Staffelei stand, die die Eintretenden aufs höchste überraschte. Man sah einen Weiher, da¬ hinter schwarzen Wald und darüber gelbrotes Abendrot, und Wald und Himmel spiegelten sich im Wasser. Großartig! Ein Bild von einer Größe der Auffassung, einer Kraft der Wiedergabe, einer Genialität in der Beherrschung der Mittel, einer Stimmung, einer Unmittelbarkeit — einfach großartig! Wer hat dieses Werk geschaffen? rief Staffelsteiger begeistert. Ich, erwiderte Schwechting aus dem Nebenzimmer, wo er auf dem Sofa lag und rauchte. So etwas kannst du? fragte Pogge. Mensch, du hast dir mit Ruhm be¬ kleckert. Sieh dirs nur an, erwiderte Schwechting. Das habe ich mit meinen ver- schundnen Pfoten gemacht. Das Bild vertrug keine nähere Besichtigung. Man erkannte, daß die Lein¬ wand ein Stück alten Segels war. Darauf hatte der Maler mit Schifferfarbe, das heißt mit Schwarzgrün für den Wald und mit Gelbrot für den Himmel, Wald und Himmel gemalt, und dann hatte er die Leinwand zusammengefaltet und einen Abdruck der obern auf der untern Hälfte gewonnen. Endlich hatte er den Vordergrund mit grüngrauer Farbe zugedeckt, mit dem Finger im Himmel und im Wasser und mit einem Pinselstiele im Vordergrunde herumgearbeitet, und ein Stimmungsvolles ganz modernes Bild war fertig. Staffelsteiger und Pogge sahen einander an. Pogge lachte, und Staffelsteiger fuhr sich in die Haare und wandte sich gekränkt ab. Pogge aber setzte sich vor das Bild und malte seinen Freund Schwechting in die eine Ecke des Vordergrundes als weinenden Löwen mit verbundnen Klauen, die Palette im Maule haltend, den Küustlerhnt auf der Mähne. Dann erhielt das Bild seine Stelle unter den übrigen Sehenswürdigkeiten von Mopswende. Doktor Ramborn aber stand in seinem Fenster und stellte Selbstbetrachtungen an. Die Frage war die: Wenn einer das nicht tut, wozu er keine Lust hat, ist das ein Zeichen von Stärke oder Schwäche? Es ist kein Zeichen der Stärke, sich zu etwas zwingen zu lassen, was man nicht mag; aber auch das ist kein Zeichen der Stärke, daß man als Hindernis empfindet, worüber man leicht hinwegschreiten könnte. Der Starke tritt ohne Zögern hinaus in den Sturm, dem Schwachen ist er ein unüberwindliches Hindernis. Daß er, Ramborn, den Besuch auf dem preußischen Schlößchen von Tag zu Tag verschob, weil ihm die Sache unangenehm war, war das nun ein Zeichen von Stärke oder von Schwäche? Kühe zählen, Äcker besichtigen, Klagen hören, schön war das nicht, aber geschehen mußte es doch. Was würde der Onkel sagen, und auch Mary, die doch wissen mußte, daß er da sei, wenn er fortführe zu photographieren, statt das Schlößchen aufzusuchen? Er schickte also den Panisat mit einer Visitenkarte zum Schlößchen und ließ anfragen, wann er seine Aufwartung machen dürfe. Jederzeit, lautete die Ant¬ wort. Darauf warf er sich in entsprechenden Anzug, zog Handschuhe an, setzte seinen Kneifer auf und stand bald vor dem Hofe. Vor dem Hoftore können wir nicht sagen, denn der Hof hatte kein Tor. Er bestand aus einigen ziemlich will¬ kürlich zusammengestellten Gebäuden. Hier ein langer Zug von Ställen und Scheunen, aus Holz gebaut und mit Schilfdächern versehen, die fast bis auf den Boden reichten, und dort ein offner Schuppen, und da eine Bude, und da ein Stall, und gegenüber das Herrenhaus, einstöckig wie alle andern Gebäude. Nur war es aus Steinen gebaut und rin Ziegeln gedeckt und hatte ein zweistöckiges Mittelstück aus Sandstein, über dem sich ein plumper mit Blech benagelter Turm erhob. Daran war eine Uhr zu sehen, aber die Uhr hatte keinen Zeiger, und die

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 64, 1905, Erstes Vierteljahr, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341881_87477/739>, abgerufen am 23.07.2024.