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Die Grenzboten. Jg. 64, 1905, Erstes Vierteljahr.

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Maßgebliches und Unmaßgebliches

fortgesetzt in einen Gegensatz zu sich selbst gebracht worden, an diesem Zustande
krankt Rußland.

Selbstverständlich ist ein schwerer auswärtiger Krieg nicht der geeignete
Augenblick für innere Reformen. Man kann sogar die Notwendigkeit zugeben,
vor Beginn tiefgreifender Neuerungen in der Administration und der Gesetzgebung
den Krieg zu beenden. Dennoch wäre es zum Beispiel Wohl ausführbar gewesen,
mit dem Beginn des Krieges die künftige Reformperiode in feierlicher Kund¬
gebung zuzusichern und einstweilen namentlich die Semstwas in organischer Weise
an der Mitwirkung für die Armeeverpflegung, das Lazarettwesen usw. heranzu-
ziehn. So wäre vielleicht dem Kriege die Popularität gesichert worden, die ihm
jetzt gänzlich fehlt. Auch der absolute Staat kann heute keinen Krieg mehr führen,
der nicht von einer großen volkstümlichen Idee getragen wird, die die Quellen
des Patriotismus erschließt.

Deutschland hat an dem Wohlergehn Rußlands zu große Interessen, als daß
es den innern und den auswärtigen Verlegenheiten der großen Nachbarmacht anders
als mit Besorgnis und mit Bedauern zusehen könnte. Sehr beklagen muß man deshalb
die publizistische Kurzsichtigkeit, die in völlig schiefer Beurteilung der Wirklichkeit,
indem sie an russische Verhältnisse und russische Menschen den "westlichen" Maßstab
legt, unzeitig und verfrüht die Totenhymne des absoluten Zartums anstimme. Nicht
allein durch den Handelsvertrag und durch tausend nachbarliche Beziehungen sind
wir an dem Gedeihen Rußlands interessiert, sondern mich politisch und militärisch
durch die polnischen Verhältnisse. Es könnte uns kaum etwas Unbequemeres wider¬
fahren als während einer Ohnmacht Rußlands ein Aufstand in Polen mit fran¬
zösischen und englischen Sympathien und galizischer Unterstützung. Vergessen wir
serner nicht, daß unser gutes Verhältnis zu Österreich-Ungarn wesentlich auf dem
russisch-österreichischen Interessengegensatz beruht, und daß Nußland es gewesen ist,
das zwar Frankreich die Hand geboten, es aber an dieser Hand festgehalten und
den französischen Chauvinismus bisher in sein Bett zu bannen gewußt hat. Eine
Veränderung des europäischen Schachbretts infolge einer größern dauernden Schwächung
Rußlands entspräche unserm Interesse in keiner Weise. Um so mehr sollten wir uns
hüten, die sinnlosen Tendenznachrichten der englischen Blätter für bare Münze zu
nehmen und sie in entrüstete politische Betrachtungen umzuwerten, die unser Publikum
irreführen müssen und von englischer und von französischer Seite in Petersburg sofort
als neue Beweise für die Feindschaft Deutschlands gegen Rußland vorgebracht
werden können. Und daß die russische Regierung ebenso wie die öffentliche Meinung
in Rußland gegenwärtig doppelt empfindlich ist, wird ihnen niemand verargen
dürfen.

Die Handelsverträge werden in den nächsten Tagen hoffentlich dazu beitragen,
die publizistische Diskusston auf ein andres Gebiet zu verlegen. Vielleicht sehen
diese und jene Leute dabei auch ein, daß es keinen Sinn hat, die Regierung eines
Landes fortgesetzt zu beschimpfen, mit der wir eben einen wichtigen Handelsvertrag
abgeschlossen haben, wichtig nicht nur für die künftigen deutsch-russischen Beziehungen,
sondern wichtig auch dadurch, daß er uns für die Verhandlungen mit Öster¬
reich-Ungarn eine sehr nützliche Hilfe gewesen ist. Ohne den Abschluß mit Rußland
wäre die Arbeit mit unserm Verbündeten wahrscheinlich noch schwieriger gewesen.
Wie sehr Politik und Wirtschaftspolitik dabei verschiedne Bahnen laufen können,
wird recht deutlich, wenn man sich Vergegenwärtigt, daß das Bündnis von 1879
doch eigentlich gegen Rußland abgeschlossen worden war, und daß wir doch den
Handelsvertrag verhältnismäßig glatt zustande gebracht haben, während der nun
schon seit fünfundzwanzig Jahren uns Verbündete habsburgische Kaiserstaat jetzt die
größten Schwierigkeiten gemacht hat. Es soll dabei nicht außer acht gelassen
werden, daß bei dem russischen Handelsvertrage der asiatische Krieg und das Be¬
dürfnis Rußlands, seiner gesamten Lage gegenüber mit Deutschland gut zu stehn,
entscheidend mitgewirkt haben, während bei den Verhandlungen mit Österreich-


Maßgebliches und Unmaßgebliches

fortgesetzt in einen Gegensatz zu sich selbst gebracht worden, an diesem Zustande
krankt Rußland.

Selbstverständlich ist ein schwerer auswärtiger Krieg nicht der geeignete
Augenblick für innere Reformen. Man kann sogar die Notwendigkeit zugeben,
vor Beginn tiefgreifender Neuerungen in der Administration und der Gesetzgebung
den Krieg zu beenden. Dennoch wäre es zum Beispiel Wohl ausführbar gewesen,
mit dem Beginn des Krieges die künftige Reformperiode in feierlicher Kund¬
gebung zuzusichern und einstweilen namentlich die Semstwas in organischer Weise
an der Mitwirkung für die Armeeverpflegung, das Lazarettwesen usw. heranzu-
ziehn. So wäre vielleicht dem Kriege die Popularität gesichert worden, die ihm
jetzt gänzlich fehlt. Auch der absolute Staat kann heute keinen Krieg mehr führen,
der nicht von einer großen volkstümlichen Idee getragen wird, die die Quellen
des Patriotismus erschließt.

Deutschland hat an dem Wohlergehn Rußlands zu große Interessen, als daß
es den innern und den auswärtigen Verlegenheiten der großen Nachbarmacht anders
als mit Besorgnis und mit Bedauern zusehen könnte. Sehr beklagen muß man deshalb
die publizistische Kurzsichtigkeit, die in völlig schiefer Beurteilung der Wirklichkeit,
indem sie an russische Verhältnisse und russische Menschen den „westlichen" Maßstab
legt, unzeitig und verfrüht die Totenhymne des absoluten Zartums anstimme. Nicht
allein durch den Handelsvertrag und durch tausend nachbarliche Beziehungen sind
wir an dem Gedeihen Rußlands interessiert, sondern mich politisch und militärisch
durch die polnischen Verhältnisse. Es könnte uns kaum etwas Unbequemeres wider¬
fahren als während einer Ohnmacht Rußlands ein Aufstand in Polen mit fran¬
zösischen und englischen Sympathien und galizischer Unterstützung. Vergessen wir
serner nicht, daß unser gutes Verhältnis zu Österreich-Ungarn wesentlich auf dem
russisch-österreichischen Interessengegensatz beruht, und daß Nußland es gewesen ist,
das zwar Frankreich die Hand geboten, es aber an dieser Hand festgehalten und
den französischen Chauvinismus bisher in sein Bett zu bannen gewußt hat. Eine
Veränderung des europäischen Schachbretts infolge einer größern dauernden Schwächung
Rußlands entspräche unserm Interesse in keiner Weise. Um so mehr sollten wir uns
hüten, die sinnlosen Tendenznachrichten der englischen Blätter für bare Münze zu
nehmen und sie in entrüstete politische Betrachtungen umzuwerten, die unser Publikum
irreführen müssen und von englischer und von französischer Seite in Petersburg sofort
als neue Beweise für die Feindschaft Deutschlands gegen Rußland vorgebracht
werden können. Und daß die russische Regierung ebenso wie die öffentliche Meinung
in Rußland gegenwärtig doppelt empfindlich ist, wird ihnen niemand verargen
dürfen.

Die Handelsverträge werden in den nächsten Tagen hoffentlich dazu beitragen,
die publizistische Diskusston auf ein andres Gebiet zu verlegen. Vielleicht sehen
diese und jene Leute dabei auch ein, daß es keinen Sinn hat, die Regierung eines
Landes fortgesetzt zu beschimpfen, mit der wir eben einen wichtigen Handelsvertrag
abgeschlossen haben, wichtig nicht nur für die künftigen deutsch-russischen Beziehungen,
sondern wichtig auch dadurch, daß er uns für die Verhandlungen mit Öster¬
reich-Ungarn eine sehr nützliche Hilfe gewesen ist. Ohne den Abschluß mit Rußland
wäre die Arbeit mit unserm Verbündeten wahrscheinlich noch schwieriger gewesen.
Wie sehr Politik und Wirtschaftspolitik dabei verschiedne Bahnen laufen können,
wird recht deutlich, wenn man sich Vergegenwärtigt, daß das Bündnis von 1879
doch eigentlich gegen Rußland abgeschlossen worden war, und daß wir doch den
Handelsvertrag verhältnismäßig glatt zustande gebracht haben, während der nun
schon seit fünfundzwanzig Jahren uns Verbündete habsburgische Kaiserstaat jetzt die
größten Schwierigkeiten gemacht hat. Es soll dabei nicht außer acht gelassen
werden, daß bei dem russischen Handelsvertrage der asiatische Krieg und das Be¬
dürfnis Rußlands, seiner gesamten Lage gegenüber mit Deutschland gut zu stehn,
entscheidend mitgewirkt haben, während bei den Verhandlungen mit Österreich-


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[0304] Maßgebliches und Unmaßgebliches fortgesetzt in einen Gegensatz zu sich selbst gebracht worden, an diesem Zustande krankt Rußland. Selbstverständlich ist ein schwerer auswärtiger Krieg nicht der geeignete Augenblick für innere Reformen. Man kann sogar die Notwendigkeit zugeben, vor Beginn tiefgreifender Neuerungen in der Administration und der Gesetzgebung den Krieg zu beenden. Dennoch wäre es zum Beispiel Wohl ausführbar gewesen, mit dem Beginn des Krieges die künftige Reformperiode in feierlicher Kund¬ gebung zuzusichern und einstweilen namentlich die Semstwas in organischer Weise an der Mitwirkung für die Armeeverpflegung, das Lazarettwesen usw. heranzu- ziehn. So wäre vielleicht dem Kriege die Popularität gesichert worden, die ihm jetzt gänzlich fehlt. Auch der absolute Staat kann heute keinen Krieg mehr führen, der nicht von einer großen volkstümlichen Idee getragen wird, die die Quellen des Patriotismus erschließt. Deutschland hat an dem Wohlergehn Rußlands zu große Interessen, als daß es den innern und den auswärtigen Verlegenheiten der großen Nachbarmacht anders als mit Besorgnis und mit Bedauern zusehen könnte. Sehr beklagen muß man deshalb die publizistische Kurzsichtigkeit, die in völlig schiefer Beurteilung der Wirklichkeit, indem sie an russische Verhältnisse und russische Menschen den „westlichen" Maßstab legt, unzeitig und verfrüht die Totenhymne des absoluten Zartums anstimme. Nicht allein durch den Handelsvertrag und durch tausend nachbarliche Beziehungen sind wir an dem Gedeihen Rußlands interessiert, sondern mich politisch und militärisch durch die polnischen Verhältnisse. Es könnte uns kaum etwas Unbequemeres wider¬ fahren als während einer Ohnmacht Rußlands ein Aufstand in Polen mit fran¬ zösischen und englischen Sympathien und galizischer Unterstützung. Vergessen wir serner nicht, daß unser gutes Verhältnis zu Österreich-Ungarn wesentlich auf dem russisch-österreichischen Interessengegensatz beruht, und daß Nußland es gewesen ist, das zwar Frankreich die Hand geboten, es aber an dieser Hand festgehalten und den französischen Chauvinismus bisher in sein Bett zu bannen gewußt hat. Eine Veränderung des europäischen Schachbretts infolge einer größern dauernden Schwächung Rußlands entspräche unserm Interesse in keiner Weise. Um so mehr sollten wir uns hüten, die sinnlosen Tendenznachrichten der englischen Blätter für bare Münze zu nehmen und sie in entrüstete politische Betrachtungen umzuwerten, die unser Publikum irreführen müssen und von englischer und von französischer Seite in Petersburg sofort als neue Beweise für die Feindschaft Deutschlands gegen Rußland vorgebracht werden können. Und daß die russische Regierung ebenso wie die öffentliche Meinung in Rußland gegenwärtig doppelt empfindlich ist, wird ihnen niemand verargen dürfen. Die Handelsverträge werden in den nächsten Tagen hoffentlich dazu beitragen, die publizistische Diskusston auf ein andres Gebiet zu verlegen. Vielleicht sehen diese und jene Leute dabei auch ein, daß es keinen Sinn hat, die Regierung eines Landes fortgesetzt zu beschimpfen, mit der wir eben einen wichtigen Handelsvertrag abgeschlossen haben, wichtig nicht nur für die künftigen deutsch-russischen Beziehungen, sondern wichtig auch dadurch, daß er uns für die Verhandlungen mit Öster¬ reich-Ungarn eine sehr nützliche Hilfe gewesen ist. Ohne den Abschluß mit Rußland wäre die Arbeit mit unserm Verbündeten wahrscheinlich noch schwieriger gewesen. Wie sehr Politik und Wirtschaftspolitik dabei verschiedne Bahnen laufen können, wird recht deutlich, wenn man sich Vergegenwärtigt, daß das Bündnis von 1879 doch eigentlich gegen Rußland abgeschlossen worden war, und daß wir doch den Handelsvertrag verhältnismäßig glatt zustande gebracht haben, während der nun schon seit fünfundzwanzig Jahren uns Verbündete habsburgische Kaiserstaat jetzt die größten Schwierigkeiten gemacht hat. Es soll dabei nicht außer acht gelassen werden, daß bei dem russischen Handelsvertrage der asiatische Krieg und das Be¬ dürfnis Rußlands, seiner gesamten Lage gegenüber mit Deutschland gut zu stehn, entscheidend mitgewirkt haben, während bei den Verhandlungen mit Österreich-

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 64, 1905, Erstes Vierteljahr, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341881_87477/304>, abgerufen am 23.07.2024.