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Die Grenzboten. Jg. 64, 1905, Erstes Vierteljahr.

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Im alten Brüssel

Daun werden sie Euch umbringen, sagte Fintje. Ich hätte Euch nicht warnen
dürfen, doch ich -- ich brachte es nicht über das Herz, Euch ahnungslos in die
Falle gehn zu lassen.

Und du hältst mich wirklich für einen Spion? fragte die Stimme, die Fintje
so gern hörte.

Sogleich tauchte ein Hoffnungsstrnhl in ihren Augen auf. Es ist nicht wahr?
alles nicht wahr? fragte sie mit stockenden, Atem, bereit, ihm auf ein bloßes Wort
hin alles zu glauben, was er auch behaupte" möchte, und wärs im Widerspruch
mit der ganzen übrigen Menschheit. Ihr seid doch ein Schauspieler?

Nein, das war eine Maske, die ich annehmen mußte, um hier geduldet zu
werden. Ich habe die Rechtswissenschaften studiert, und eine Staatsanwaltschaft¬
stelle erwartet mich, das alles hat Ovale richtig herausgebracht: aber das Fazit
seiner Rechnung stimmt nicht, Fintje. Nicht zum Spionieren, nicht um euch einst
besser abstrafen zu können, bin ich zu euch gekommen, sondern um eure Klagen zu
hören, eure Bedürfnisse kennen zu lernen, um euch einst besser gerecht werden zu
können, lebte ich mit euch. Kannst du mich verstehn?

Und der studierte Herr begann der kleinen Kellerratte seine Lebenszwecke und
Ziele auseinanderzusetzen.

Sie verstand nicht, daß er ein Idealist, ein Weltverbesserer sei, der dem
nüchternen, egoistischen Teil der Menschheit ein spöttisches Lächeln entlocken mußte,
sie verstand nur eines deutlich: daß er ihnen nicht schaden, sondern helfen wollte.
Und sie glaubte ihm.

Nun Hab ich doch kein Unrecht getan, als ich Euch warnte, sagte sie tief
aufatmend. Aber sie werden Euch nicht glauben, wenn Ovale sie aufreizt, sie sind
gleich mit dem Messer bei der Hand. Ich kenne sie. Lebend entkommt Ihr ihnen
nicht. Ihr müßt vorher entfliehn, ehe Ovale gesprochen hat. Heute noch müßt
Ihr fort. Jetzt gleich. Jetzt schlafen sie noch alle. Ich lasse Euch hinaus. Ja,
jetzt gleich!

Er stand ans. Er war vollkommen nüchtern geworden. Er sah ein, daß sie
Recht hatte. War sein Inkognito einmal verraten, so war er seines Lebens im
Quartier des Marvllcs nicht mehr sicher.

Wenn meine Mutter wüßte, was du mir getan hast, Fintje! Er zog ein
kleines schwarzes Testamentbüchlein aus der Tasche. Dies hat mir meine Mutter
geschenkt, Fintje. Jetzt schenk ich es dir. Ihr und mein Name steht auf der ersten
Seite. Und solltest du einmal in Not kommen oder eines Rates bedürfen, so geh
zu meiner Mutter, sie wird die, die ihrem Sohne das Leben gerettet hat, nie
zurückweisen. Meine Mutter, die mich töricht liebt, wie es die Mütter nun einmal
tun, sie wird dir eine glühende Dankbarkeit bewahren, Fintje, ihr Leben lang!
Vergiß das nicht. Und -- leb wohl!

Fintje hatte mit bebender Hand den Schlüssel umgedreht. Nun stand die Tür
nach der Straße offen, nun mußte er gehn -- für immer!

Sie blieb so stehn, daß er dicht an ihr vorüber mußte. Würde er sie nicht
einmal dankbar in seine Arme nehmen, der vornehme Herr, dem sie das Leben
gerettet hatte?

Aber er nahm nur ihre kleine kalte Hand zwischen die seinen.

Leb wohl, Fintje. Ich danke dir. Mein liebes Schwesterlein, meine süße,
kleine "Fleur de Marie," bleibe rein in deiner düstern Gartenecke. Gott helfe
dir dazu.

Wie weich und liebevoll das klang! Fintjes-Herz erzitterte in freudiger Dank¬
barkeit. Und da begann sie zu bitten und betteln mit weicher, flehender Stimme:
Nehmt mich mit Euch! O, nehmt mich mit, dahin, wo es schön ist, wo Ihr zuhause
seid, weg von hier! Bei Euch würde ich gut und fromm, hier muß ich zugrunde
gehn. Nehmt mich mit, ich will gern die schlechteste Magd in Eltern Hause
sein. . . Sie brach ab und schluchzte leise, weil sie sich so bitter schämte über ihre


Im alten Brüssel

Daun werden sie Euch umbringen, sagte Fintje. Ich hätte Euch nicht warnen
dürfen, doch ich — ich brachte es nicht über das Herz, Euch ahnungslos in die
Falle gehn zu lassen.

Und du hältst mich wirklich für einen Spion? fragte die Stimme, die Fintje
so gern hörte.

Sogleich tauchte ein Hoffnungsstrnhl in ihren Augen auf. Es ist nicht wahr?
alles nicht wahr? fragte sie mit stockenden, Atem, bereit, ihm auf ein bloßes Wort
hin alles zu glauben, was er auch behaupte» möchte, und wärs im Widerspruch
mit der ganzen übrigen Menschheit. Ihr seid doch ein Schauspieler?

Nein, das war eine Maske, die ich annehmen mußte, um hier geduldet zu
werden. Ich habe die Rechtswissenschaften studiert, und eine Staatsanwaltschaft¬
stelle erwartet mich, das alles hat Ovale richtig herausgebracht: aber das Fazit
seiner Rechnung stimmt nicht, Fintje. Nicht zum Spionieren, nicht um euch einst
besser abstrafen zu können, bin ich zu euch gekommen, sondern um eure Klagen zu
hören, eure Bedürfnisse kennen zu lernen, um euch einst besser gerecht werden zu
können, lebte ich mit euch. Kannst du mich verstehn?

Und der studierte Herr begann der kleinen Kellerratte seine Lebenszwecke und
Ziele auseinanderzusetzen.

Sie verstand nicht, daß er ein Idealist, ein Weltverbesserer sei, der dem
nüchternen, egoistischen Teil der Menschheit ein spöttisches Lächeln entlocken mußte,
sie verstand nur eines deutlich: daß er ihnen nicht schaden, sondern helfen wollte.
Und sie glaubte ihm.

Nun Hab ich doch kein Unrecht getan, als ich Euch warnte, sagte sie tief
aufatmend. Aber sie werden Euch nicht glauben, wenn Ovale sie aufreizt, sie sind
gleich mit dem Messer bei der Hand. Ich kenne sie. Lebend entkommt Ihr ihnen
nicht. Ihr müßt vorher entfliehn, ehe Ovale gesprochen hat. Heute noch müßt
Ihr fort. Jetzt gleich. Jetzt schlafen sie noch alle. Ich lasse Euch hinaus. Ja,
jetzt gleich!

Er stand ans. Er war vollkommen nüchtern geworden. Er sah ein, daß sie
Recht hatte. War sein Inkognito einmal verraten, so war er seines Lebens im
Quartier des Marvllcs nicht mehr sicher.

Wenn meine Mutter wüßte, was du mir getan hast, Fintje! Er zog ein
kleines schwarzes Testamentbüchlein aus der Tasche. Dies hat mir meine Mutter
geschenkt, Fintje. Jetzt schenk ich es dir. Ihr und mein Name steht auf der ersten
Seite. Und solltest du einmal in Not kommen oder eines Rates bedürfen, so geh
zu meiner Mutter, sie wird die, die ihrem Sohne das Leben gerettet hat, nie
zurückweisen. Meine Mutter, die mich töricht liebt, wie es die Mütter nun einmal
tun, sie wird dir eine glühende Dankbarkeit bewahren, Fintje, ihr Leben lang!
Vergiß das nicht. Und — leb wohl!

Fintje hatte mit bebender Hand den Schlüssel umgedreht. Nun stand die Tür
nach der Straße offen, nun mußte er gehn — für immer!

Sie blieb so stehn, daß er dicht an ihr vorüber mußte. Würde er sie nicht
einmal dankbar in seine Arme nehmen, der vornehme Herr, dem sie das Leben
gerettet hatte?

Aber er nahm nur ihre kleine kalte Hand zwischen die seinen.

Leb wohl, Fintje. Ich danke dir. Mein liebes Schwesterlein, meine süße,
kleine „Fleur de Marie," bleibe rein in deiner düstern Gartenecke. Gott helfe
dir dazu.

Wie weich und liebevoll das klang! Fintjes-Herz erzitterte in freudiger Dank¬
barkeit. Und da begann sie zu bitten und betteln mit weicher, flehender Stimme:
Nehmt mich mit Euch! O, nehmt mich mit, dahin, wo es schön ist, wo Ihr zuhause
seid, weg von hier! Bei Euch würde ich gut und fromm, hier muß ich zugrunde
gehn. Nehmt mich mit, ich will gern die schlechteste Magd in Eltern Hause
sein. . . Sie brach ab und schluchzte leise, weil sie sich so bitter schämte über ihre


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[0244] Im alten Brüssel Daun werden sie Euch umbringen, sagte Fintje. Ich hätte Euch nicht warnen dürfen, doch ich — ich brachte es nicht über das Herz, Euch ahnungslos in die Falle gehn zu lassen. Und du hältst mich wirklich für einen Spion? fragte die Stimme, die Fintje so gern hörte. Sogleich tauchte ein Hoffnungsstrnhl in ihren Augen auf. Es ist nicht wahr? alles nicht wahr? fragte sie mit stockenden, Atem, bereit, ihm auf ein bloßes Wort hin alles zu glauben, was er auch behaupte» möchte, und wärs im Widerspruch mit der ganzen übrigen Menschheit. Ihr seid doch ein Schauspieler? Nein, das war eine Maske, die ich annehmen mußte, um hier geduldet zu werden. Ich habe die Rechtswissenschaften studiert, und eine Staatsanwaltschaft¬ stelle erwartet mich, das alles hat Ovale richtig herausgebracht: aber das Fazit seiner Rechnung stimmt nicht, Fintje. Nicht zum Spionieren, nicht um euch einst besser abstrafen zu können, bin ich zu euch gekommen, sondern um eure Klagen zu hören, eure Bedürfnisse kennen zu lernen, um euch einst besser gerecht werden zu können, lebte ich mit euch. Kannst du mich verstehn? Und der studierte Herr begann der kleinen Kellerratte seine Lebenszwecke und Ziele auseinanderzusetzen. Sie verstand nicht, daß er ein Idealist, ein Weltverbesserer sei, der dem nüchternen, egoistischen Teil der Menschheit ein spöttisches Lächeln entlocken mußte, sie verstand nur eines deutlich: daß er ihnen nicht schaden, sondern helfen wollte. Und sie glaubte ihm. Nun Hab ich doch kein Unrecht getan, als ich Euch warnte, sagte sie tief aufatmend. Aber sie werden Euch nicht glauben, wenn Ovale sie aufreizt, sie sind gleich mit dem Messer bei der Hand. Ich kenne sie. Lebend entkommt Ihr ihnen nicht. Ihr müßt vorher entfliehn, ehe Ovale gesprochen hat. Heute noch müßt Ihr fort. Jetzt gleich. Jetzt schlafen sie noch alle. Ich lasse Euch hinaus. Ja, jetzt gleich! Er stand ans. Er war vollkommen nüchtern geworden. Er sah ein, daß sie Recht hatte. War sein Inkognito einmal verraten, so war er seines Lebens im Quartier des Marvllcs nicht mehr sicher. Wenn meine Mutter wüßte, was du mir getan hast, Fintje! Er zog ein kleines schwarzes Testamentbüchlein aus der Tasche. Dies hat mir meine Mutter geschenkt, Fintje. Jetzt schenk ich es dir. Ihr und mein Name steht auf der ersten Seite. Und solltest du einmal in Not kommen oder eines Rates bedürfen, so geh zu meiner Mutter, sie wird die, die ihrem Sohne das Leben gerettet hat, nie zurückweisen. Meine Mutter, die mich töricht liebt, wie es die Mütter nun einmal tun, sie wird dir eine glühende Dankbarkeit bewahren, Fintje, ihr Leben lang! Vergiß das nicht. Und — leb wohl! Fintje hatte mit bebender Hand den Schlüssel umgedreht. Nun stand die Tür nach der Straße offen, nun mußte er gehn — für immer! Sie blieb so stehn, daß er dicht an ihr vorüber mußte. Würde er sie nicht einmal dankbar in seine Arme nehmen, der vornehme Herr, dem sie das Leben gerettet hatte? Aber er nahm nur ihre kleine kalte Hand zwischen die seinen. Leb wohl, Fintje. Ich danke dir. Mein liebes Schwesterlein, meine süße, kleine „Fleur de Marie," bleibe rein in deiner düstern Gartenecke. Gott helfe dir dazu. Wie weich und liebevoll das klang! Fintjes-Herz erzitterte in freudiger Dank¬ barkeit. Und da begann sie zu bitten und betteln mit weicher, flehender Stimme: Nehmt mich mit Euch! O, nehmt mich mit, dahin, wo es schön ist, wo Ihr zuhause seid, weg von hier! Bei Euch würde ich gut und fromm, hier muß ich zugrunde gehn. Nehmt mich mit, ich will gern die schlechteste Magd in Eltern Hause sein. . . Sie brach ab und schluchzte leise, weil sie sich so bitter schämte über ihre

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 64, 1905, Erstes Vierteljahr, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341881_87477/244>, abgerufen am 23.07.2024.