Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Die Grenzboten. Jg. 64, 1905, Erstes Vierteljahr.

Bild:
<< vorherige Seite
Im alten Brüssel

unablässig bewachten. Jan hatte ein Lied gesungen, eine alte französische Romanze.
Das hatte gefallen, die schnell begeisterten Marolliens hatten ihm zngejauchzt und
zugetrunken, wie sie vor wenig Wochen Ovale zugejauchzt und zugetrunken hatten.
Aber Jan hielt das Trinken besser ans als der schwächliche Ovale. Er saß immer
noch aufrecht am Tisch zwischen seinen Bewundrern. Denn Jan hatte es verstanden,
sich mit seinen Witzen und schönen Reden die Gunst von Papa Toones Kunden
zu erringen. Ein netter Junge, dieser glatte Schauspieler, hieß es von ihm.

Fintje aber wußte jetzt, daß Jan kein verkrachter Komödiant war, obgleich
er seine Rolle meisterlich spielte. Sie wußte, warum seine Stimme einen so vor¬
nehmen Klang hatte, warum seine Hände so glatt waren, und seine Augen so
klug. Jan l'Grand war ein "Mossieu," noch dazu ein Studierter. Ovale hatte
es ausspioniert. Ovale traute dem Fremden schon lange nicht. Warum nahm
der Partei für die Obrigkeit und für die vom Gericht in seinen Gesprächen mit
der Hexe? Das tut kein Marollien und kein verkrachter Komödiant, sagte Ovale,
ich werde es heraus bekommen, wer er ist, und was er hier null.

Und Ovale war unermüdlich gewesen in seinen geheimen Forschungen. Er
war Jan nachgeschlichen auf Schritt und Tritt, tagelang hatte er seine Puppen
im Stich gelassen, um draußen im vornehmen Brüssel Erkundigungen einzuziehn.
Und nun hatte er die nötigen Beweise beisammen.

Hohnlachend hatte er es hente Fintje zugeflüstert: Ein Spion ist er, dein
bewunderter Jan! Ein gemeiner Verräter. Die Rechtswissenschaften hat er studiert,
und ehe er in die Staatsanwaltschaft eintritt, will er sich noch ein wenig umsehen
im Volk, unter den Armen, Elenden, die ja das größte Kontingent der Verbrecher
stellen. Das ist sehr klug gehandelt von dem zukünftigen Gerichtsherrn. So
lernt er viele Geheimnisse und Schlupfwinkel und all die kleinen Kunstkniffe und
Verschanzungen kennen, die die Not das Volk der Gesetzesübertreter gelehrt hat.
Es wird ihm eines Tages leicht werden, die Verbrecher zu entlarven, dem schlauen
Herrn Staatsanwalt, der die Mühe nicht gescheut hat, sich persönlich unter den
Elenden umzusehen. Aber jetzt habe ich den hinterlistigen Spion in der Hand.
Das ganze Quartier des Marolles muß mir dankbar sein, daß ich den Verräter
entlarve. Morgen werde ich den Fahnder, den verkleideten Reichen der Rache
des betrognen Volkes überliefern. Heute jubeln sie ihm zu, morgen, wenn sie er¬
fahren, wer er ist, bringen sie ihn um. So hatte Ovale gesprochen.

Darum stand Fintje heute Abend in der verräucherten Wirtsstube hinter dem
Schenktisch und ließ Jan, den unechten Jan l'Grand nicht aus den Augen. Der
hatte den Leuten versprochen, ihnen morgen vorzudeklamieren. Morgen Abend
wollten sie alle wiederkommen, die ihn heute hatten singen hören, und noch mehr
Freunde mitbringen. Wenn dann die Stube gesteckt voll sitzen würde, dann wollte
sich Ovale hereinschleichen, beide Türen zuschließen und den Marolliens den Spion
ausliefern. Und dann würde einer sein Messer ziehn und nach Jan stechen, und
wollte der sich zur Wehr setzen, so würden gleich noch andre Messer zur Hand
sein. Lebendig würden sie ihn nicht hinauslassen, dafür kannte Fintje ihre Leute.

Die Nacht war schon weit vorgeschritten, es ging in den Morgen hinein,
und immer noch hielt Fintje müde aus auf ihrem hölzernen Stuhl hinter dem
Schenktisch.'

Der letzte Gast torkelte eben zur Tür hinaus. Jan lGrand hatte sie alle
hinausgetrunken, anscheinend ohne selbst davon mitgenommen zu werden. Jetzt
aber kreuzte er die Arme auf dem Tisch und legte den Kopf darauf; nun schlief
er doch ein, der starke Mensch.

Nun mach, daß du ins Bett kommst, sagte der gutmütige Papa Toone,
während er selbst gähnend das Lokal verließ.

Alle schliefen sie schon im Haus, auch die Großmutter und Ovale; sie war
ganz allein mit Jan und hatte keine beobachtenden Augen und Ohren mehr zu
befürchte".


Im alten Brüssel

unablässig bewachten. Jan hatte ein Lied gesungen, eine alte französische Romanze.
Das hatte gefallen, die schnell begeisterten Marolliens hatten ihm zngejauchzt und
zugetrunken, wie sie vor wenig Wochen Ovale zugejauchzt und zugetrunken hatten.
Aber Jan hielt das Trinken besser ans als der schwächliche Ovale. Er saß immer
noch aufrecht am Tisch zwischen seinen Bewundrern. Denn Jan hatte es verstanden,
sich mit seinen Witzen und schönen Reden die Gunst von Papa Toones Kunden
zu erringen. Ein netter Junge, dieser glatte Schauspieler, hieß es von ihm.

Fintje aber wußte jetzt, daß Jan kein verkrachter Komödiant war, obgleich
er seine Rolle meisterlich spielte. Sie wußte, warum seine Stimme einen so vor¬
nehmen Klang hatte, warum seine Hände so glatt waren, und seine Augen so
klug. Jan l'Grand war ein „Mossieu," noch dazu ein Studierter. Ovale hatte
es ausspioniert. Ovale traute dem Fremden schon lange nicht. Warum nahm
der Partei für die Obrigkeit und für die vom Gericht in seinen Gesprächen mit
der Hexe? Das tut kein Marollien und kein verkrachter Komödiant, sagte Ovale,
ich werde es heraus bekommen, wer er ist, und was er hier null.

Und Ovale war unermüdlich gewesen in seinen geheimen Forschungen. Er
war Jan nachgeschlichen auf Schritt und Tritt, tagelang hatte er seine Puppen
im Stich gelassen, um draußen im vornehmen Brüssel Erkundigungen einzuziehn.
Und nun hatte er die nötigen Beweise beisammen.

Hohnlachend hatte er es hente Fintje zugeflüstert: Ein Spion ist er, dein
bewunderter Jan! Ein gemeiner Verräter. Die Rechtswissenschaften hat er studiert,
und ehe er in die Staatsanwaltschaft eintritt, will er sich noch ein wenig umsehen
im Volk, unter den Armen, Elenden, die ja das größte Kontingent der Verbrecher
stellen. Das ist sehr klug gehandelt von dem zukünftigen Gerichtsherrn. So
lernt er viele Geheimnisse und Schlupfwinkel und all die kleinen Kunstkniffe und
Verschanzungen kennen, die die Not das Volk der Gesetzesübertreter gelehrt hat.
Es wird ihm eines Tages leicht werden, die Verbrecher zu entlarven, dem schlauen
Herrn Staatsanwalt, der die Mühe nicht gescheut hat, sich persönlich unter den
Elenden umzusehen. Aber jetzt habe ich den hinterlistigen Spion in der Hand.
Das ganze Quartier des Marolles muß mir dankbar sein, daß ich den Verräter
entlarve. Morgen werde ich den Fahnder, den verkleideten Reichen der Rache
des betrognen Volkes überliefern. Heute jubeln sie ihm zu, morgen, wenn sie er¬
fahren, wer er ist, bringen sie ihn um. So hatte Ovale gesprochen.

Darum stand Fintje heute Abend in der verräucherten Wirtsstube hinter dem
Schenktisch und ließ Jan, den unechten Jan l'Grand nicht aus den Augen. Der
hatte den Leuten versprochen, ihnen morgen vorzudeklamieren. Morgen Abend
wollten sie alle wiederkommen, die ihn heute hatten singen hören, und noch mehr
Freunde mitbringen. Wenn dann die Stube gesteckt voll sitzen würde, dann wollte
sich Ovale hereinschleichen, beide Türen zuschließen und den Marolliens den Spion
ausliefern. Und dann würde einer sein Messer ziehn und nach Jan stechen, und
wollte der sich zur Wehr setzen, so würden gleich noch andre Messer zur Hand
sein. Lebendig würden sie ihn nicht hinauslassen, dafür kannte Fintje ihre Leute.

Die Nacht war schon weit vorgeschritten, es ging in den Morgen hinein,
und immer noch hielt Fintje müde aus auf ihrem hölzernen Stuhl hinter dem
Schenktisch.'

Der letzte Gast torkelte eben zur Tür hinaus. Jan lGrand hatte sie alle
hinausgetrunken, anscheinend ohne selbst davon mitgenommen zu werden. Jetzt
aber kreuzte er die Arme auf dem Tisch und legte den Kopf darauf; nun schlief
er doch ein, der starke Mensch.

Nun mach, daß du ins Bett kommst, sagte der gutmütige Papa Toone,
während er selbst gähnend das Lokal verließ.

Alle schliefen sie schon im Haus, auch die Großmutter und Ovale; sie war
ganz allein mit Jan und hatte keine beobachtenden Augen und Ohren mehr zu
befürchte».


<TEI>
  <text>
    <body>
      <div>
        <div n="1">
          <div n="2">
            <pb facs="#f0242" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/87720"/>
            <fw type="header" place="top"> Im alten Brüssel</fw><lb/>
            <p xml:id="ID_1043" prev="#ID_1042"> unablässig bewachten. Jan hatte ein Lied gesungen, eine alte französische Romanze.<lb/>
Das hatte gefallen, die schnell begeisterten Marolliens hatten ihm zngejauchzt und<lb/>
zugetrunken, wie sie vor wenig Wochen Ovale zugejauchzt und zugetrunken hatten.<lb/>
Aber Jan hielt das Trinken besser ans als der schwächliche Ovale. Er saß immer<lb/>
noch aufrecht am Tisch zwischen seinen Bewundrern. Denn Jan hatte es verstanden,<lb/>
sich mit seinen Witzen und schönen Reden die Gunst von Papa Toones Kunden<lb/>
zu erringen.  Ein netter Junge, dieser glatte Schauspieler, hieß es von ihm.</p><lb/>
            <p xml:id="ID_1044"> Fintje aber wußte jetzt, daß Jan kein verkrachter Komödiant war, obgleich<lb/>
er seine Rolle meisterlich spielte. Sie wußte, warum seine Stimme einen so vor¬<lb/>
nehmen Klang hatte, warum seine Hände so glatt waren, und seine Augen so<lb/>
klug. Jan l'Grand war ein &#x201E;Mossieu," noch dazu ein Studierter. Ovale hatte<lb/>
es ausspioniert. Ovale traute dem Fremden schon lange nicht. Warum nahm<lb/>
der Partei für die Obrigkeit und für die vom Gericht in seinen Gesprächen mit<lb/>
der Hexe? Das tut kein Marollien und kein verkrachter Komödiant, sagte Ovale,<lb/>
ich werde es heraus bekommen, wer er ist, und was er hier null.</p><lb/>
            <p xml:id="ID_1045"> Und Ovale war unermüdlich gewesen in seinen geheimen Forschungen. Er<lb/>
war Jan nachgeschlichen auf Schritt und Tritt, tagelang hatte er seine Puppen<lb/>
im Stich gelassen, um draußen im vornehmen Brüssel Erkundigungen einzuziehn.<lb/>
Und nun hatte er die nötigen Beweise beisammen.</p><lb/>
            <p xml:id="ID_1046"> Hohnlachend hatte er es hente Fintje zugeflüstert: Ein Spion ist er, dein<lb/>
bewunderter Jan! Ein gemeiner Verräter. Die Rechtswissenschaften hat er studiert,<lb/>
und ehe er in die Staatsanwaltschaft eintritt, will er sich noch ein wenig umsehen<lb/>
im Volk, unter den Armen, Elenden, die ja das größte Kontingent der Verbrecher<lb/>
stellen. Das ist sehr klug gehandelt von dem zukünftigen Gerichtsherrn. So<lb/>
lernt er viele Geheimnisse und Schlupfwinkel und all die kleinen Kunstkniffe und<lb/>
Verschanzungen kennen, die die Not das Volk der Gesetzesübertreter gelehrt hat.<lb/>
Es wird ihm eines Tages leicht werden, die Verbrecher zu entlarven, dem schlauen<lb/>
Herrn Staatsanwalt, der die Mühe nicht gescheut hat, sich persönlich unter den<lb/>
Elenden umzusehen. Aber jetzt habe ich den hinterlistigen Spion in der Hand.<lb/>
Das ganze Quartier des Marolles muß mir dankbar sein, daß ich den Verräter<lb/>
entlarve. Morgen werde ich den Fahnder, den verkleideten Reichen der Rache<lb/>
des betrognen Volkes überliefern. Heute jubeln sie ihm zu, morgen, wenn sie er¬<lb/>
fahren, wer er ist, bringen sie ihn um.  So hatte Ovale gesprochen.</p><lb/>
            <p xml:id="ID_1047"> Darum stand Fintje heute Abend in der verräucherten Wirtsstube hinter dem<lb/>
Schenktisch und ließ Jan, den unechten Jan l'Grand nicht aus den Augen. Der<lb/>
hatte den Leuten versprochen, ihnen morgen vorzudeklamieren. Morgen Abend<lb/>
wollten sie alle wiederkommen, die ihn heute hatten singen hören, und noch mehr<lb/>
Freunde mitbringen. Wenn dann die Stube gesteckt voll sitzen würde, dann wollte<lb/>
sich Ovale hereinschleichen, beide Türen zuschließen und den Marolliens den Spion<lb/>
ausliefern. Und dann würde einer sein Messer ziehn und nach Jan stechen, und<lb/>
wollte der sich zur Wehr setzen, so würden gleich noch andre Messer zur Hand<lb/>
sein. Lebendig würden sie ihn nicht hinauslassen, dafür kannte Fintje ihre Leute.</p><lb/>
            <p xml:id="ID_1048"> Die Nacht war schon weit vorgeschritten, es ging in den Morgen hinein,<lb/>
und immer noch hielt Fintje müde aus auf ihrem hölzernen Stuhl hinter dem<lb/>
Schenktisch.'</p><lb/>
            <p xml:id="ID_1049"> Der letzte Gast torkelte eben zur Tür hinaus. Jan lGrand hatte sie alle<lb/>
hinausgetrunken, anscheinend ohne selbst davon mitgenommen zu werden. Jetzt<lb/>
aber kreuzte er die Arme auf dem Tisch und legte den Kopf darauf; nun schlief<lb/>
er doch ein, der starke Mensch.</p><lb/>
            <p xml:id="ID_1050"> Nun mach, daß du ins Bett kommst, sagte der gutmütige Papa Toone,<lb/>
während er selbst gähnend das Lokal verließ.</p><lb/>
            <p xml:id="ID_1051"> Alle schliefen sie schon im Haus, auch die Großmutter und Ovale; sie war<lb/>
ganz allein mit Jan und hatte keine beobachtenden Augen und Ohren mehr zu<lb/>
befürchte».</p><lb/>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[0242] Im alten Brüssel unablässig bewachten. Jan hatte ein Lied gesungen, eine alte französische Romanze. Das hatte gefallen, die schnell begeisterten Marolliens hatten ihm zngejauchzt und zugetrunken, wie sie vor wenig Wochen Ovale zugejauchzt und zugetrunken hatten. Aber Jan hielt das Trinken besser ans als der schwächliche Ovale. Er saß immer noch aufrecht am Tisch zwischen seinen Bewundrern. Denn Jan hatte es verstanden, sich mit seinen Witzen und schönen Reden die Gunst von Papa Toones Kunden zu erringen. Ein netter Junge, dieser glatte Schauspieler, hieß es von ihm. Fintje aber wußte jetzt, daß Jan kein verkrachter Komödiant war, obgleich er seine Rolle meisterlich spielte. Sie wußte, warum seine Stimme einen so vor¬ nehmen Klang hatte, warum seine Hände so glatt waren, und seine Augen so klug. Jan l'Grand war ein „Mossieu," noch dazu ein Studierter. Ovale hatte es ausspioniert. Ovale traute dem Fremden schon lange nicht. Warum nahm der Partei für die Obrigkeit und für die vom Gericht in seinen Gesprächen mit der Hexe? Das tut kein Marollien und kein verkrachter Komödiant, sagte Ovale, ich werde es heraus bekommen, wer er ist, und was er hier null. Und Ovale war unermüdlich gewesen in seinen geheimen Forschungen. Er war Jan nachgeschlichen auf Schritt und Tritt, tagelang hatte er seine Puppen im Stich gelassen, um draußen im vornehmen Brüssel Erkundigungen einzuziehn. Und nun hatte er die nötigen Beweise beisammen. Hohnlachend hatte er es hente Fintje zugeflüstert: Ein Spion ist er, dein bewunderter Jan! Ein gemeiner Verräter. Die Rechtswissenschaften hat er studiert, und ehe er in die Staatsanwaltschaft eintritt, will er sich noch ein wenig umsehen im Volk, unter den Armen, Elenden, die ja das größte Kontingent der Verbrecher stellen. Das ist sehr klug gehandelt von dem zukünftigen Gerichtsherrn. So lernt er viele Geheimnisse und Schlupfwinkel und all die kleinen Kunstkniffe und Verschanzungen kennen, die die Not das Volk der Gesetzesübertreter gelehrt hat. Es wird ihm eines Tages leicht werden, die Verbrecher zu entlarven, dem schlauen Herrn Staatsanwalt, der die Mühe nicht gescheut hat, sich persönlich unter den Elenden umzusehen. Aber jetzt habe ich den hinterlistigen Spion in der Hand. Das ganze Quartier des Marolles muß mir dankbar sein, daß ich den Verräter entlarve. Morgen werde ich den Fahnder, den verkleideten Reichen der Rache des betrognen Volkes überliefern. Heute jubeln sie ihm zu, morgen, wenn sie er¬ fahren, wer er ist, bringen sie ihn um. So hatte Ovale gesprochen. Darum stand Fintje heute Abend in der verräucherten Wirtsstube hinter dem Schenktisch und ließ Jan, den unechten Jan l'Grand nicht aus den Augen. Der hatte den Leuten versprochen, ihnen morgen vorzudeklamieren. Morgen Abend wollten sie alle wiederkommen, die ihn heute hatten singen hören, und noch mehr Freunde mitbringen. Wenn dann die Stube gesteckt voll sitzen würde, dann wollte sich Ovale hereinschleichen, beide Türen zuschließen und den Marolliens den Spion ausliefern. Und dann würde einer sein Messer ziehn und nach Jan stechen, und wollte der sich zur Wehr setzen, so würden gleich noch andre Messer zur Hand sein. Lebendig würden sie ihn nicht hinauslassen, dafür kannte Fintje ihre Leute. Die Nacht war schon weit vorgeschritten, es ging in den Morgen hinein, und immer noch hielt Fintje müde aus auf ihrem hölzernen Stuhl hinter dem Schenktisch.' Der letzte Gast torkelte eben zur Tür hinaus. Jan lGrand hatte sie alle hinausgetrunken, anscheinend ohne selbst davon mitgenommen zu werden. Jetzt aber kreuzte er die Arme auf dem Tisch und legte den Kopf darauf; nun schlief er doch ein, der starke Mensch. Nun mach, daß du ins Bett kommst, sagte der gutmütige Papa Toone, während er selbst gähnend das Lokal verließ. Alle schliefen sie schon im Haus, auch die Großmutter und Ovale; sie war ganz allein mit Jan und hatte keine beobachtenden Augen und Ohren mehr zu befürchte».

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Staats- und Universitätsbibliothek (SuUB) Bremen: Bereitstellung der Texttranskription.
Kay-Michael Würzner: Bearbeitung der digitalen Edition.

Weitere Informationen:

Verfahren der Texterfassung: OCR mit Nachkorrektur.

Bogensignaturen: gekennzeichnet;Druckfehler: ignoriert;fremdsprachliches Material: nicht gekennzeichnet;Geminations-/Abkürzungsstriche: wie Vorlage;Hervorhebungen (Antiqua, Sperrschrift, Kursive etc.): nicht ausgezeichnet;i/j in Fraktur: wie Vorlage;I/J in Fraktur: wie Vorlage;Kolumnentitel: gekennzeichnet;Kustoden: gekennzeichnet;langes s (ſ): als s transkribiert;Normalisierungen: stillschweigend;rundes r (&#xa75b;): als r/et transkribiert;Seitenumbrüche markiert: ja;Silbentrennung: wie Vorlage;u/v bzw. U/V: wie Vorlage;Vokale mit übergest. e: als ä/ö/ü transkribiert;Vollständigkeit: vollständig erfasst;Zeichensetzung: wie Vorlage;Zeilenumbrüche markiert: ja;

Nachkorrektur erfolgte automatisch.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341881_87477
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341881_87477/242
Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 64, 1905, Erstes Vierteljahr, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341881_87477/242>, abgerufen am 03.07.2024.