Die Grenzboten. Jg. 64, 1905, Erstes Vierteljahr.Kredit Stufen: Großhändler, Fabrikant und Grossist ausgebildet, die dem Importeur Seit dem Ende des vorigen Jahrhunderts hat sich in der Öffentlichkeit Die Bewegung gegen den Zwischenhandel wird von manchem findigen Grenzbolen I 1905 2"
Kredit Stufen: Großhändler, Fabrikant und Grossist ausgebildet, die dem Importeur Seit dem Ende des vorigen Jahrhunderts hat sich in der Öffentlichkeit Die Bewegung gegen den Zwischenhandel wird von manchem findigen Grenzbolen I 1905 2«
<TEI> <text> <body> <div> <div n="1"> <pb facs="#f0197" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/87675"/> <fw type="header" place="top"> Kredit</fw><lb/> <p xml:id="ID_792" prev="#ID_791"> Stufen: Großhändler, Fabrikant und Grossist ausgebildet, die dem Importeur<lb/> einen großen Teil seiner Arbeit, natürlich gegen den entsprechenden Anteil<lb/> am Gewinn, abnehmen. In dieser Stufenfolge sind die Makler, Agenten<lb/> und Reisenden wichtige Zwischenglieder: sie sind die Geschäftsleute, denen<lb/> mit der Aufsuchung der Kundschaft ein großer Teil der Arbeit zufällt. Der<lb/> Reisende steht in einem festen Anstellungsverhältnis zu seiner Firma und be¬<lb/> zieht Gehalt und Provision vom Umsätze, während der Agent nur Provision,<lb/> hin und wieder aber anch einen Teil seiner Aufwendungen für Reisen, Reklame,<lb/> Kontormiete usw. erhält. Oft gibt ihm der Fabrikant Musterlager, damit er<lb/> die Bedürfnisse des Kleinhändlers umgehend befriedigen kann. Der Reisende<lb/> vertritt nur ein Haus, der Agent ist in der Zahl seiner Vertretungen selten<lb/> beschränkt. Der Makler führt nur einzelne Aufträge aus. die ihm Firmen<lb/> übergeben, deren Vertrauen er hat.</p><lb/> <p xml:id="ID_793"> Seit dem Ende des vorigen Jahrhunderts hat sich in der Öffentlichkeit<lb/> eine starke Bewegung gegen den Zwischenhandel geltend gemacht, die zur<lb/> Gründung von wirtschaftlichen Vereinigungen geführt hat. Auf der einen<lb/> Seite haben sich Vereinigungen von Konsumenten, auf der andern Unter¬<lb/> nehmerverbände gebildet, die den Zwischenhandel mit Erfolg umgehn. Bei<lb/> den Syndikaten tritt der Produzent ohne den Vermittler mit dem Kleinhändler<lb/> in Verbindung, der auf alle Fälle von ihm kaufen muß, wenn die kartellierten<lb/> Produkte und Fabrikate ohne Konkurrenz sind. Konsumvereine, Kolonial¬<lb/> warenkleinhändler und Landwirte haben Ein- und Verkaufsgesellschaften und<lb/> Genossenschaften gebildet, die den gemeinsamen Ein- und Verkauf besorgen.<lb/> Sie machen die Vermittlung von Grossisten, Agenten und Reisenden über¬<lb/> flüssig und treten mit ihren Lieferanten direkt in Verbindung. Alle diese<lb/> Verbände können jedoch nur dadurch bestehn, daß ihre Mitglieder zugleich<lb/> ihre Abnehmer sind; wenn sie in den allgemeinen Konkurrenzkampf eintreten<lb/> müßten, konnten sie gegen den Privatunternehmer nicht aufkommen, da dieser<lb/> seine Kräfte mehr konzentrieren und sein Kapital opfern kann.</p><lb/> <p xml:id="ID_794" next="#ID_795"> Die Bewegung gegen den Zwischenhandel wird von manchem findigen<lb/> Geschäftsmann für seine Zwecke ausgebeutet. Um das Publikum irre zu<lb/> führen, bedient er sich einer Firma, die dem Käufer einen falschen Begriff<lb/> von seiner Stellung in der Organisation unsers Wirtschaftslebens geben soll.<lb/> Große Firmenschilder über Zigarrenläden zum Beispiel verkünden dem Raucher,<lb/> daß der Inhaber direkt aus Havana importiert, während er in Wirklichkeit<lb/> erst vom Hamburger oder Bremer Importeur oder Fabrikanten kauft. Tuch¬<lb/> versandgeschäfte geben sich als Fabriken aus und versenden angeblich zu<lb/> Fabrikpreisen. In diesen Fällen weiß das Publikum nicht, daß ihm der<lb/> Fabrikant nicht zu demselben Preise, zu dem er seine Ware an den Detaillisten<lb/> absetzt, verkaufen darf, wenn er nicht sämtliche Kleinhändler gegen sich haben<lb/> will. Detaillisten wie Grossisten haben ihre Verbände, die streng darauf halten,<lb/> daß der Fabrikant dem Publikum keine andern Preise macht als dem Klein¬<lb/> händler. Ebensowenig darf er an den Detaillisten zu demselben Preise ver¬<lb/> kaufen wie an den Grossisten — sonst würde jeder Händler den Verkehr mit<lb/> ihm abbrechen. Sogar die Warenhäuser, die einen großen Bedarf haben, er-</p><lb/> <fw type="sig" place="bottom"> Grenzbolen I 1905 2«</fw><lb/> </div> </div> </body> </text> </TEI> [0197]
Kredit
Stufen: Großhändler, Fabrikant und Grossist ausgebildet, die dem Importeur
einen großen Teil seiner Arbeit, natürlich gegen den entsprechenden Anteil
am Gewinn, abnehmen. In dieser Stufenfolge sind die Makler, Agenten
und Reisenden wichtige Zwischenglieder: sie sind die Geschäftsleute, denen
mit der Aufsuchung der Kundschaft ein großer Teil der Arbeit zufällt. Der
Reisende steht in einem festen Anstellungsverhältnis zu seiner Firma und be¬
zieht Gehalt und Provision vom Umsätze, während der Agent nur Provision,
hin und wieder aber anch einen Teil seiner Aufwendungen für Reisen, Reklame,
Kontormiete usw. erhält. Oft gibt ihm der Fabrikant Musterlager, damit er
die Bedürfnisse des Kleinhändlers umgehend befriedigen kann. Der Reisende
vertritt nur ein Haus, der Agent ist in der Zahl seiner Vertretungen selten
beschränkt. Der Makler führt nur einzelne Aufträge aus. die ihm Firmen
übergeben, deren Vertrauen er hat.
Seit dem Ende des vorigen Jahrhunderts hat sich in der Öffentlichkeit
eine starke Bewegung gegen den Zwischenhandel geltend gemacht, die zur
Gründung von wirtschaftlichen Vereinigungen geführt hat. Auf der einen
Seite haben sich Vereinigungen von Konsumenten, auf der andern Unter¬
nehmerverbände gebildet, die den Zwischenhandel mit Erfolg umgehn. Bei
den Syndikaten tritt der Produzent ohne den Vermittler mit dem Kleinhändler
in Verbindung, der auf alle Fälle von ihm kaufen muß, wenn die kartellierten
Produkte und Fabrikate ohne Konkurrenz sind. Konsumvereine, Kolonial¬
warenkleinhändler und Landwirte haben Ein- und Verkaufsgesellschaften und
Genossenschaften gebildet, die den gemeinsamen Ein- und Verkauf besorgen.
Sie machen die Vermittlung von Grossisten, Agenten und Reisenden über¬
flüssig und treten mit ihren Lieferanten direkt in Verbindung. Alle diese
Verbände können jedoch nur dadurch bestehn, daß ihre Mitglieder zugleich
ihre Abnehmer sind; wenn sie in den allgemeinen Konkurrenzkampf eintreten
müßten, konnten sie gegen den Privatunternehmer nicht aufkommen, da dieser
seine Kräfte mehr konzentrieren und sein Kapital opfern kann.
Die Bewegung gegen den Zwischenhandel wird von manchem findigen
Geschäftsmann für seine Zwecke ausgebeutet. Um das Publikum irre zu
führen, bedient er sich einer Firma, die dem Käufer einen falschen Begriff
von seiner Stellung in der Organisation unsers Wirtschaftslebens geben soll.
Große Firmenschilder über Zigarrenläden zum Beispiel verkünden dem Raucher,
daß der Inhaber direkt aus Havana importiert, während er in Wirklichkeit
erst vom Hamburger oder Bremer Importeur oder Fabrikanten kauft. Tuch¬
versandgeschäfte geben sich als Fabriken aus und versenden angeblich zu
Fabrikpreisen. In diesen Fällen weiß das Publikum nicht, daß ihm der
Fabrikant nicht zu demselben Preise, zu dem er seine Ware an den Detaillisten
absetzt, verkaufen darf, wenn er nicht sämtliche Kleinhändler gegen sich haben
will. Detaillisten wie Grossisten haben ihre Verbände, die streng darauf halten,
daß der Fabrikant dem Publikum keine andern Preise macht als dem Klein¬
händler. Ebensowenig darf er an den Detaillisten zu demselben Preise ver¬
kaufen wie an den Grossisten — sonst würde jeder Händler den Verkehr mit
ihm abbrechen. Sogar die Warenhäuser, die einen großen Bedarf haben, er-
Grenzbolen I 1905 2«
Informationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen … Staats- und Universitätsbibliothek (SuUB) Bremen: Bereitstellung der Texttranskription.
Kay-Michael Würzner: Bearbeitung der digitalen Edition.
Weitere Informationen:Verfahren der Texterfassung: OCR mit Nachkorrektur. Bogensignaturen: gekennzeichnet;Druckfehler: ignoriert;fremdsprachliches Material: nicht gekennzeichnet;Geminations-/Abkürzungsstriche: wie Vorlage;Hervorhebungen (Antiqua, Sperrschrift, Kursive etc.): nicht ausgezeichnet;i/j in Fraktur: wie Vorlage;I/J in Fraktur: wie Vorlage;Kolumnentitel: gekennzeichnet;Kustoden: gekennzeichnet;langes s (ſ): als s transkribiert;Normalisierungen: stillschweigend;rundes r (ꝛ): als r/et transkribiert;Seitenumbrüche markiert: ja;Silbentrennung: wie Vorlage;u/v bzw. U/V: wie Vorlage;Vokale mit übergest. e: als ä/ö/ü transkribiert;Vollständigkeit: vollständig erfasst;Zeichensetzung: wie Vorlage;Zeilenumbrüche markiert: ja; Nachkorrektur erfolgte automatisch.
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |