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Die Grenzboten. Jg. 64, 1905, Drittes Vierteljahr.

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Herrenmenschen

noch per Hundepeitsche. Und einen solchen Lumpen, Betrüger und Mordbrenner,
den man vom Flecke weg verhaften sollte, hat die Weisheit des Gerichts ersehen,
um dieses Gut, das das Gericht nichts angeht, zugrunde zu richten? Wollen Sie
die Gefälligkeit haben, zu sagen, an wen wir uns mit Ersatzansprüchen zu halten
haben bei dem Schaden, den der Mensch unzweifelhaft anrichten wird?

Der Herr Assessor wußte nicht Auskunft zu geben, hatte auch nicht die Auf¬
gabe, das Urteil des Gerichts zu vertreten. Nachdem aber einmal Frau Van Term
unter Hinterlassung von Schulden verschollen sei --

Frau Van Term ist durchaus nicht verschollen, erwiderte der Doktor. Hier
liegen ihre neusten Briefe. Sie hat nur die Caprice, inkognito eine Auslandsreise
zu machen. Sie weigert sich auch durchaus nicht, ihren Verpflichtungen nachzu¬
kommen, wenn diese rechtlich begründet sind. Aber sie denkt nicht daran, sich durch
diesen Heinemann betrügen und berauben zu lassen. Wir erheben formellen Wider¬
spruch gegen den Versuch des Gerichts, uns in der freien Disposition unsers Eigen¬
tums stören zu wollen. Wie kommt das übrigens, daß man uns verurteilt, ohne
uns zuvor gehört zu haben?

Der Herr Assessor blätterte in seinen Akten und wies eine vom Doktor unter¬
schriebe Empfangsbescheinigung für eine Vorladung vor. Ramborn bestritt trotz¬
dem, eine Vorladung erhalten zu haben. Er erinnerte sich, eine Empfangs¬
bescheinigung ausgestellt zu haben, aber der Umschlag hatte nichts weiter als eine
Kostenberechnung enthalten.

Unbegreiflich! sagte der Herr Assessor, dessen Sicherheit anfing ins Schwanken
zu geraten. Dem Doktor war die Sache weniger unbegreiflich, indem er sich er¬
innerte, welche Briefunterschlagungen schon in Tapnicken vorgekommen seien. Sie
sehen also, Herr Assessor, sagte er, hier ist ein Punkt, der erst aufgeklärt werden
muß, ehe ich mich auf etwas weiteres einlassen kann. Damit erhob er sich, und
der Herr Assessor fühlte das Peinliche seiner Lage. Sollte er unverrichteter Sache
wieder abziehn? Er stellte dem Doktor vor, daß er von seiner vorgesetzten Be¬
hörde hergesandt sei, ein Inventar aufzustellen. Ob ihm der Herr Doktor nicht
gestatten wolle, dies zu tun. Der Doktor entgegnete, wenn dem Herrn Assessor
daran gelegen sei, so wolle er ihm nicht im Wege stehn.

Darauf kroch der Herr Assessor ein paar Stunden in den Ställen herum,
fragte Knechte und Mägde um Rat und brachte ein Protokoll zustande, worin
keine Schiebkarre fehlte, aber alle Zahlen falsch waren. Dieses präsentierte er dem
Doktor zur Unterschrift. Der Doktor lachte und erklärte, daß es ihm nicht ein¬
falle, irgend etwas zu unterschreiben. Ob er wenigstens nicht zu Protokoll erklären
wolle, daß er seine Unterschrift verweigere. Damit war der Doktor einverstanden,
und der Herr Assessor zog nach einer wenig ruhmvollen Kampagne ab.

Aber Heinemann blieb da, forderte täglich durch irgendeinen Boten, wiewohl
gänzlich vergeblich, seinen Gehalt, trieb sich in der Nähe des Hofes umher, zeigte
jedermann seine Bestallung als gerichtlicher Verwalter und legte auf Grund des¬
selben, wo er nur konnte, einen Borg an.

Der Doktor begab sich zu Groppoff; er fand ihn majestätischer als je und
leutseliger, als er erwartet hatte. Er selbst hatte ja Evas wegen allen Grund, mit
Hoheit säuberlich zu Verfahren, und so kam man gut miteinander aus. Der Doktor
stellte das Verlangen, daß Heinemann, der wegen Verdachts von Brandstiftung ge¬
fangen gesetzt und ausgebrochen sei, wieder in Haft genommen werde, und Groppofs
versprach, die Sache sogleich dem Staatsanwalt zu melden.

Jeder, der im schriftlichen Verkehr mit Behörden Bescheid weiß, weiß auch,
daß ein geschickter Bericht die Antwort möglichst wörtlich enthalten muß. Groppoff
berichtete also, daß gegen Heinemann der Verdacht geäußert worden sei, daß er
am soundsovielten die Kiele auf dem preußischen Schlößchen angezündet habe.
Dieser Verdacht habe indessen keine feste Begründung, er habe sich auch inzwischen
nicht verdichtet. Auch habe Heinemann in Tapnicken als gerichtlich bestellter Ver-


Herrenmenschen

noch per Hundepeitsche. Und einen solchen Lumpen, Betrüger und Mordbrenner,
den man vom Flecke weg verhaften sollte, hat die Weisheit des Gerichts ersehen,
um dieses Gut, das das Gericht nichts angeht, zugrunde zu richten? Wollen Sie
die Gefälligkeit haben, zu sagen, an wen wir uns mit Ersatzansprüchen zu halten
haben bei dem Schaden, den der Mensch unzweifelhaft anrichten wird?

Der Herr Assessor wußte nicht Auskunft zu geben, hatte auch nicht die Auf¬
gabe, das Urteil des Gerichts zu vertreten. Nachdem aber einmal Frau Van Term
unter Hinterlassung von Schulden verschollen sei —

Frau Van Term ist durchaus nicht verschollen, erwiderte der Doktor. Hier
liegen ihre neusten Briefe. Sie hat nur die Caprice, inkognito eine Auslandsreise
zu machen. Sie weigert sich auch durchaus nicht, ihren Verpflichtungen nachzu¬
kommen, wenn diese rechtlich begründet sind. Aber sie denkt nicht daran, sich durch
diesen Heinemann betrügen und berauben zu lassen. Wir erheben formellen Wider¬
spruch gegen den Versuch des Gerichts, uns in der freien Disposition unsers Eigen¬
tums stören zu wollen. Wie kommt das übrigens, daß man uns verurteilt, ohne
uns zuvor gehört zu haben?

Der Herr Assessor blätterte in seinen Akten und wies eine vom Doktor unter¬
schriebe Empfangsbescheinigung für eine Vorladung vor. Ramborn bestritt trotz¬
dem, eine Vorladung erhalten zu haben. Er erinnerte sich, eine Empfangs¬
bescheinigung ausgestellt zu haben, aber der Umschlag hatte nichts weiter als eine
Kostenberechnung enthalten.

Unbegreiflich! sagte der Herr Assessor, dessen Sicherheit anfing ins Schwanken
zu geraten. Dem Doktor war die Sache weniger unbegreiflich, indem er sich er¬
innerte, welche Briefunterschlagungen schon in Tapnicken vorgekommen seien. Sie
sehen also, Herr Assessor, sagte er, hier ist ein Punkt, der erst aufgeklärt werden
muß, ehe ich mich auf etwas weiteres einlassen kann. Damit erhob er sich, und
der Herr Assessor fühlte das Peinliche seiner Lage. Sollte er unverrichteter Sache
wieder abziehn? Er stellte dem Doktor vor, daß er von seiner vorgesetzten Be¬
hörde hergesandt sei, ein Inventar aufzustellen. Ob ihm der Herr Doktor nicht
gestatten wolle, dies zu tun. Der Doktor entgegnete, wenn dem Herrn Assessor
daran gelegen sei, so wolle er ihm nicht im Wege stehn.

Darauf kroch der Herr Assessor ein paar Stunden in den Ställen herum,
fragte Knechte und Mägde um Rat und brachte ein Protokoll zustande, worin
keine Schiebkarre fehlte, aber alle Zahlen falsch waren. Dieses präsentierte er dem
Doktor zur Unterschrift. Der Doktor lachte und erklärte, daß es ihm nicht ein¬
falle, irgend etwas zu unterschreiben. Ob er wenigstens nicht zu Protokoll erklären
wolle, daß er seine Unterschrift verweigere. Damit war der Doktor einverstanden,
und der Herr Assessor zog nach einer wenig ruhmvollen Kampagne ab.

Aber Heinemann blieb da, forderte täglich durch irgendeinen Boten, wiewohl
gänzlich vergeblich, seinen Gehalt, trieb sich in der Nähe des Hofes umher, zeigte
jedermann seine Bestallung als gerichtlicher Verwalter und legte auf Grund des¬
selben, wo er nur konnte, einen Borg an.

Der Doktor begab sich zu Groppoff; er fand ihn majestätischer als je und
leutseliger, als er erwartet hatte. Er selbst hatte ja Evas wegen allen Grund, mit
Hoheit säuberlich zu Verfahren, und so kam man gut miteinander aus. Der Doktor
stellte das Verlangen, daß Heinemann, der wegen Verdachts von Brandstiftung ge¬
fangen gesetzt und ausgebrochen sei, wieder in Haft genommen werde, und Groppofs
versprach, die Sache sogleich dem Staatsanwalt zu melden.

Jeder, der im schriftlichen Verkehr mit Behörden Bescheid weiß, weiß auch,
daß ein geschickter Bericht die Antwort möglichst wörtlich enthalten muß. Groppoff
berichtete also, daß gegen Heinemann der Verdacht geäußert worden sei, daß er
am soundsovielten die Kiele auf dem preußischen Schlößchen angezündet habe.
Dieser Verdacht habe indessen keine feste Begründung, er habe sich auch inzwischen
nicht verdichtet. Auch habe Heinemann in Tapnicken als gerichtlich bestellter Ver-


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[0048] Herrenmenschen noch per Hundepeitsche. Und einen solchen Lumpen, Betrüger und Mordbrenner, den man vom Flecke weg verhaften sollte, hat die Weisheit des Gerichts ersehen, um dieses Gut, das das Gericht nichts angeht, zugrunde zu richten? Wollen Sie die Gefälligkeit haben, zu sagen, an wen wir uns mit Ersatzansprüchen zu halten haben bei dem Schaden, den der Mensch unzweifelhaft anrichten wird? Der Herr Assessor wußte nicht Auskunft zu geben, hatte auch nicht die Auf¬ gabe, das Urteil des Gerichts zu vertreten. Nachdem aber einmal Frau Van Term unter Hinterlassung von Schulden verschollen sei — Frau Van Term ist durchaus nicht verschollen, erwiderte der Doktor. Hier liegen ihre neusten Briefe. Sie hat nur die Caprice, inkognito eine Auslandsreise zu machen. Sie weigert sich auch durchaus nicht, ihren Verpflichtungen nachzu¬ kommen, wenn diese rechtlich begründet sind. Aber sie denkt nicht daran, sich durch diesen Heinemann betrügen und berauben zu lassen. Wir erheben formellen Wider¬ spruch gegen den Versuch des Gerichts, uns in der freien Disposition unsers Eigen¬ tums stören zu wollen. Wie kommt das übrigens, daß man uns verurteilt, ohne uns zuvor gehört zu haben? Der Herr Assessor blätterte in seinen Akten und wies eine vom Doktor unter¬ schriebe Empfangsbescheinigung für eine Vorladung vor. Ramborn bestritt trotz¬ dem, eine Vorladung erhalten zu haben. Er erinnerte sich, eine Empfangs¬ bescheinigung ausgestellt zu haben, aber der Umschlag hatte nichts weiter als eine Kostenberechnung enthalten. Unbegreiflich! sagte der Herr Assessor, dessen Sicherheit anfing ins Schwanken zu geraten. Dem Doktor war die Sache weniger unbegreiflich, indem er sich er¬ innerte, welche Briefunterschlagungen schon in Tapnicken vorgekommen seien. Sie sehen also, Herr Assessor, sagte er, hier ist ein Punkt, der erst aufgeklärt werden muß, ehe ich mich auf etwas weiteres einlassen kann. Damit erhob er sich, und der Herr Assessor fühlte das Peinliche seiner Lage. Sollte er unverrichteter Sache wieder abziehn? Er stellte dem Doktor vor, daß er von seiner vorgesetzten Be¬ hörde hergesandt sei, ein Inventar aufzustellen. Ob ihm der Herr Doktor nicht gestatten wolle, dies zu tun. Der Doktor entgegnete, wenn dem Herrn Assessor daran gelegen sei, so wolle er ihm nicht im Wege stehn. Darauf kroch der Herr Assessor ein paar Stunden in den Ställen herum, fragte Knechte und Mägde um Rat und brachte ein Protokoll zustande, worin keine Schiebkarre fehlte, aber alle Zahlen falsch waren. Dieses präsentierte er dem Doktor zur Unterschrift. Der Doktor lachte und erklärte, daß es ihm nicht ein¬ falle, irgend etwas zu unterschreiben. Ob er wenigstens nicht zu Protokoll erklären wolle, daß er seine Unterschrift verweigere. Damit war der Doktor einverstanden, und der Herr Assessor zog nach einer wenig ruhmvollen Kampagne ab. Aber Heinemann blieb da, forderte täglich durch irgendeinen Boten, wiewohl gänzlich vergeblich, seinen Gehalt, trieb sich in der Nähe des Hofes umher, zeigte jedermann seine Bestallung als gerichtlicher Verwalter und legte auf Grund des¬ selben, wo er nur konnte, einen Borg an. Der Doktor begab sich zu Groppoff; er fand ihn majestätischer als je und leutseliger, als er erwartet hatte. Er selbst hatte ja Evas wegen allen Grund, mit Hoheit säuberlich zu Verfahren, und so kam man gut miteinander aus. Der Doktor stellte das Verlangen, daß Heinemann, der wegen Verdachts von Brandstiftung ge¬ fangen gesetzt und ausgebrochen sei, wieder in Haft genommen werde, und Groppofs versprach, die Sache sogleich dem Staatsanwalt zu melden. Jeder, der im schriftlichen Verkehr mit Behörden Bescheid weiß, weiß auch, daß ein geschickter Bericht die Antwort möglichst wörtlich enthalten muß. Groppoff berichtete also, daß gegen Heinemann der Verdacht geäußert worden sei, daß er am soundsovielten die Kiele auf dem preußischen Schlößchen angezündet habe. Dieser Verdacht habe indessen keine feste Begründung, er habe sich auch inzwischen nicht verdichtet. Auch habe Heinemann in Tapnicken als gerichtlich bestellter Ver-

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 64, 1905, Drittes Vierteljahr, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341881_297518/48>, abgerufen am 19.10.2024.