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Die Grenzboten. Jg. 64, 1905, Drittes Vierteljahr.

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Herrenmenschen

Mag sein. Es war wohl ein Philosophen!, das mir im Kopfe lag. Inzwischen
habe ich Gelegenheit gehabt, dieses Philosophem in der Praxis ans seine Richtig¬
keit zu prüfen. Ob es diesen Übermenschen, diesen Heros des selbstherrlichen Eigen¬
willens, der den Mitmenschen unter die Füße tritt, je geben wird, weiß ich nicht.
Wenn es der Fall sein sollte, so würde er es mehr als sein Vorbild verdienen,
an den Kaukasus geschmiedet zu werden.

Hört, hört! rief Schwechting.

Es ist mir inzwischen fraglich geworden, fuhr der Doktor fort, ob man über
den "Vordergrund," "das Diesseitige" so schnell hinwegkommt, wie ich glaubte.
Es ist mir fraglich geworden, ob das auch wirkliche Größe ist, das sich dafür ausgibt.
Zuletzt scheitert die menschliche Größe an den kleinen Mitteln, die man braucht, um
diese Größe zu betätigen. Wie mancher Berg sieht fest und gewachsen aus und ist
bei näherm Zusehen ein -- Faulhorn, ein bröckliges Geschiebe. Wie manche Menschen-
seele ist hart, aber nicht groß, wie mancher Mensch ein Egoist, aber kein Herr, wie
mancher Baum bringt die Frucht nicht, die er in einer Blüte versprach.

Groppoff fing an, sich scheinbar grundlos zu erregen. Es scheint, sagte er
spöttisch, daß sich diese Bekenntnisse auf Sie selbst beziehn. Ich würde nun an
Ihrer Stelle, nachdem Sie hier soviel gelernt haben -- abreisen.

Der Doktor schaute überrascht auf Groppoff.

Reisen Sie ab, fuhr Groppoff heftig fort. Gehn Sie mir aus dem Wege.
Ich halte es mit dem Prometheus, der über die hinwegschreitet, die ihm in den
Weg treten.

Ihrem Scharfsinn wird es nicht entgangen sein, erwiderte der Doktor, daß
ich nicht zu meinem Vergnügen hier bin, daß mich vielmehr die Pflicht festhält.

Pah! Pflicht! Haben Sie die Pflicht, jungen Mädchen die Köpfe zu ver¬
drehn? Ich sage Ihnen, rief Groppoff aufspringend und in helle Wut ausbrechend,
wer mir nimmt, was mein ist, den trete ich zu Boden. Was haben Sie hier zu
suchen? Tapnicken ist mein, und Sie kommen hierher und stören meine Kreise und
verhetzen die Leute gegen mich! Und Eva ist mein und keinem andern, und wer
nur nimmt, was mein ist, den trete ich.

Ich fürchte mich vor Ihrer Drohung uicht, erwiderte der Doktor in ruhigem
Tone. Ich denke auch nicht daran, Ihnen zu nehmen, was Ihr Eigentum ist.
Freilich weiche ich auch nicht Ihren ungerechtfertigten Ansprüchen. Ich weiß gut
genug, wer mir heimlich Steine in den Weg geworfen hat. Bieten Sie mir jetzt
offnen Kampf an, gut, ich nehme ihn auf und werde mich zu wehren wissen. Und
ob Fräulein Eva Ihr Eigentum ist, das machen Sie mit ihr selbst ab.

Pogge und Schwechting sprangen dazwischen, um den so unerwartet aus¬
brechenden Streit zu beschwichtigen.

Aber Groppoff ließ sich nicht halten, sondern schrie in höchster Erregung,
während er rot und blau im Gesicht wurde: Sie ist mein! mein! und keinem
andern. Und ich bin der Herr dieses Landes, und die Negierung tut, was ich
will. Mir hat jedermann zu gehorchen, und wer mir den Gehorsam weigert, den
zerdrücke ich wie -- wie --. Sie haben Kondrot gegen mich verhetzt, Sie sollen
sehen, wie es ihm geht. Und wie es Ihnen selbst gehen wird. Ich habe euch
alle in der Hand, und mir ist noch niemals etwas mißlungen, was ich unternommen
habe, noch nie, nie--mals--et -- was.

Groppoff griff suchend nach der Lehne seines Stuhls und geriet ins Wanken.
Schwechting unterstützte ihn und brachte ihn zum Sitzen. Es war ein Schwindel¬
anfall, der den erregten Mann betroffen hatte, der aber schnell vorüberzugehn schien,
nachdem man ihm ein Glas Wasser gegeben hatte.

Siehste, Wellen. sagte Pogge leise zum Doktor, was is nu deine Majestät,
wenn du seekrank wirst?

Groppoff hatte es gehört und antwortete mit etwas schwerer Zunge: Ich
heiße nicht Wilhelm!


Herrenmenschen

Mag sein. Es war wohl ein Philosophen!, das mir im Kopfe lag. Inzwischen
habe ich Gelegenheit gehabt, dieses Philosophem in der Praxis ans seine Richtig¬
keit zu prüfen. Ob es diesen Übermenschen, diesen Heros des selbstherrlichen Eigen¬
willens, der den Mitmenschen unter die Füße tritt, je geben wird, weiß ich nicht.
Wenn es der Fall sein sollte, so würde er es mehr als sein Vorbild verdienen,
an den Kaukasus geschmiedet zu werden.

Hört, hört! rief Schwechting.

Es ist mir inzwischen fraglich geworden, fuhr der Doktor fort, ob man über
den „Vordergrund," „das Diesseitige" so schnell hinwegkommt, wie ich glaubte.
Es ist mir fraglich geworden, ob das auch wirkliche Größe ist, das sich dafür ausgibt.
Zuletzt scheitert die menschliche Größe an den kleinen Mitteln, die man braucht, um
diese Größe zu betätigen. Wie mancher Berg sieht fest und gewachsen aus und ist
bei näherm Zusehen ein — Faulhorn, ein bröckliges Geschiebe. Wie manche Menschen-
seele ist hart, aber nicht groß, wie mancher Mensch ein Egoist, aber kein Herr, wie
mancher Baum bringt die Frucht nicht, die er in einer Blüte versprach.

Groppoff fing an, sich scheinbar grundlos zu erregen. Es scheint, sagte er
spöttisch, daß sich diese Bekenntnisse auf Sie selbst beziehn. Ich würde nun an
Ihrer Stelle, nachdem Sie hier soviel gelernt haben — abreisen.

Der Doktor schaute überrascht auf Groppoff.

Reisen Sie ab, fuhr Groppoff heftig fort. Gehn Sie mir aus dem Wege.
Ich halte es mit dem Prometheus, der über die hinwegschreitet, die ihm in den
Weg treten.

Ihrem Scharfsinn wird es nicht entgangen sein, erwiderte der Doktor, daß
ich nicht zu meinem Vergnügen hier bin, daß mich vielmehr die Pflicht festhält.

Pah! Pflicht! Haben Sie die Pflicht, jungen Mädchen die Köpfe zu ver¬
drehn? Ich sage Ihnen, rief Groppoff aufspringend und in helle Wut ausbrechend,
wer mir nimmt, was mein ist, den trete ich zu Boden. Was haben Sie hier zu
suchen? Tapnicken ist mein, und Sie kommen hierher und stören meine Kreise und
verhetzen die Leute gegen mich! Und Eva ist mein und keinem andern, und wer
nur nimmt, was mein ist, den trete ich.

Ich fürchte mich vor Ihrer Drohung uicht, erwiderte der Doktor in ruhigem
Tone. Ich denke auch nicht daran, Ihnen zu nehmen, was Ihr Eigentum ist.
Freilich weiche ich auch nicht Ihren ungerechtfertigten Ansprüchen. Ich weiß gut
genug, wer mir heimlich Steine in den Weg geworfen hat. Bieten Sie mir jetzt
offnen Kampf an, gut, ich nehme ihn auf und werde mich zu wehren wissen. Und
ob Fräulein Eva Ihr Eigentum ist, das machen Sie mit ihr selbst ab.

Pogge und Schwechting sprangen dazwischen, um den so unerwartet aus¬
brechenden Streit zu beschwichtigen.

Aber Groppoff ließ sich nicht halten, sondern schrie in höchster Erregung,
während er rot und blau im Gesicht wurde: Sie ist mein! mein! und keinem
andern. Und ich bin der Herr dieses Landes, und die Negierung tut, was ich
will. Mir hat jedermann zu gehorchen, und wer mir den Gehorsam weigert, den
zerdrücke ich wie — wie —. Sie haben Kondrot gegen mich verhetzt, Sie sollen
sehen, wie es ihm geht. Und wie es Ihnen selbst gehen wird. Ich habe euch
alle in der Hand, und mir ist noch niemals etwas mißlungen, was ich unternommen
habe, noch nie, nie--mals--et — was.

Groppoff griff suchend nach der Lehne seines Stuhls und geriet ins Wanken.
Schwechting unterstützte ihn und brachte ihn zum Sitzen. Es war ein Schwindel¬
anfall, der den erregten Mann betroffen hatte, der aber schnell vorüberzugehn schien,
nachdem man ihm ein Glas Wasser gegeben hatte.

Siehste, Wellen. sagte Pogge leise zum Doktor, was is nu deine Majestät,
wenn du seekrank wirst?

Groppoff hatte es gehört und antwortete mit etwas schwerer Zunge: Ich
heiße nicht Wilhelm!


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[0166] Herrenmenschen Mag sein. Es war wohl ein Philosophen!, das mir im Kopfe lag. Inzwischen habe ich Gelegenheit gehabt, dieses Philosophem in der Praxis ans seine Richtig¬ keit zu prüfen. Ob es diesen Übermenschen, diesen Heros des selbstherrlichen Eigen¬ willens, der den Mitmenschen unter die Füße tritt, je geben wird, weiß ich nicht. Wenn es der Fall sein sollte, so würde er es mehr als sein Vorbild verdienen, an den Kaukasus geschmiedet zu werden. Hört, hört! rief Schwechting. Es ist mir inzwischen fraglich geworden, fuhr der Doktor fort, ob man über den „Vordergrund," „das Diesseitige" so schnell hinwegkommt, wie ich glaubte. Es ist mir fraglich geworden, ob das auch wirkliche Größe ist, das sich dafür ausgibt. Zuletzt scheitert die menschliche Größe an den kleinen Mitteln, die man braucht, um diese Größe zu betätigen. Wie mancher Berg sieht fest und gewachsen aus und ist bei näherm Zusehen ein — Faulhorn, ein bröckliges Geschiebe. Wie manche Menschen- seele ist hart, aber nicht groß, wie mancher Mensch ein Egoist, aber kein Herr, wie mancher Baum bringt die Frucht nicht, die er in einer Blüte versprach. Groppoff fing an, sich scheinbar grundlos zu erregen. Es scheint, sagte er spöttisch, daß sich diese Bekenntnisse auf Sie selbst beziehn. Ich würde nun an Ihrer Stelle, nachdem Sie hier soviel gelernt haben — abreisen. Der Doktor schaute überrascht auf Groppoff. Reisen Sie ab, fuhr Groppoff heftig fort. Gehn Sie mir aus dem Wege. Ich halte es mit dem Prometheus, der über die hinwegschreitet, die ihm in den Weg treten. Ihrem Scharfsinn wird es nicht entgangen sein, erwiderte der Doktor, daß ich nicht zu meinem Vergnügen hier bin, daß mich vielmehr die Pflicht festhält. Pah! Pflicht! Haben Sie die Pflicht, jungen Mädchen die Köpfe zu ver¬ drehn? Ich sage Ihnen, rief Groppoff aufspringend und in helle Wut ausbrechend, wer mir nimmt, was mein ist, den trete ich zu Boden. Was haben Sie hier zu suchen? Tapnicken ist mein, und Sie kommen hierher und stören meine Kreise und verhetzen die Leute gegen mich! Und Eva ist mein und keinem andern, und wer nur nimmt, was mein ist, den trete ich. Ich fürchte mich vor Ihrer Drohung uicht, erwiderte der Doktor in ruhigem Tone. Ich denke auch nicht daran, Ihnen zu nehmen, was Ihr Eigentum ist. Freilich weiche ich auch nicht Ihren ungerechtfertigten Ansprüchen. Ich weiß gut genug, wer mir heimlich Steine in den Weg geworfen hat. Bieten Sie mir jetzt offnen Kampf an, gut, ich nehme ihn auf und werde mich zu wehren wissen. Und ob Fräulein Eva Ihr Eigentum ist, das machen Sie mit ihr selbst ab. Pogge und Schwechting sprangen dazwischen, um den so unerwartet aus¬ brechenden Streit zu beschwichtigen. Aber Groppoff ließ sich nicht halten, sondern schrie in höchster Erregung, während er rot und blau im Gesicht wurde: Sie ist mein! mein! und keinem andern. Und ich bin der Herr dieses Landes, und die Negierung tut, was ich will. Mir hat jedermann zu gehorchen, und wer mir den Gehorsam weigert, den zerdrücke ich wie — wie —. Sie haben Kondrot gegen mich verhetzt, Sie sollen sehen, wie es ihm geht. Und wie es Ihnen selbst gehen wird. Ich habe euch alle in der Hand, und mir ist noch niemals etwas mißlungen, was ich unternommen habe, noch nie, nie--mals--et — was. Groppoff griff suchend nach der Lehne seines Stuhls und geriet ins Wanken. Schwechting unterstützte ihn und brachte ihn zum Sitzen. Es war ein Schwindel¬ anfall, der den erregten Mann betroffen hatte, der aber schnell vorüberzugehn schien, nachdem man ihm ein Glas Wasser gegeben hatte. Siehste, Wellen. sagte Pogge leise zum Doktor, was is nu deine Majestät, wenn du seekrank wirst? Groppoff hatte es gehört und antwortete mit etwas schwerer Zunge: Ich heiße nicht Wilhelm!

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 64, 1905, Drittes Vierteljahr, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341881_297518/166>, abgerufen am 26.09.2024.