Die Grenzboten. Jg. 64, 1905, Zweites Vierteljahr.Maßgebliches und Unmaßgebliches Literatur, diese Bestrebungen fortsetzte, und wie der alte Volksdichter auch in die Der vierte Abschnitt behandelt die Wiederbelebung des Hans Sachs durch Zur Beachtung Herausgegeben von Johannes Grunow in Leipzig Verlag von Fr. Wilh. Grunow in Leipzig -- Druck von Karl Marquart in Leipzig Maßgebliches und Unmaßgebliches Literatur, diese Bestrebungen fortsetzte, und wie der alte Volksdichter auch in die Der vierte Abschnitt behandelt die Wiederbelebung des Hans Sachs durch Zur Beachtung Herausgegeben von Johannes Grunow in Leipzig Verlag von Fr. Wilh. Grunow in Leipzig — Druck von Karl Marquart in Leipzig <TEI> <text> <body> <div> <div n="1"> <div n="2"> <pb facs="#f0748" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/297127"/> <fw type="header" place="top"> Maßgebliches und Unmaßgebliches</fw><lb/> <p xml:id="ID_3505" prev="#ID_3504"> Literatur, diese Bestrebungen fortsetzte, und wie der alte Volksdichter auch in die<lb/> Fehde zwischen Gottschedianern und Schweizern hineingezogen wurde. Hier hätten<lb/> die Verse des Freiherrn von Cronegk zitiert werden können:</p><lb/> <lg xml:id="POEMID_47" type="poem"> <l/> </lg><lb/> <p xml:id="ID_3506"> Der vierte Abschnitt behandelt die Wiederbelebung des Hans Sachs durch<lb/> Goethe und Wieland und charakterisiert die Stellung, die andre große Geister des<lb/> achtzehnten Jahrhunderts, wie Lessing, Herder usw., dazu einnahmen. Das letzte<lb/> Kapitel, „Die Romantiker. Nachklänge im 19. Jahrhundert," hätte ich ausführlicher<lb/> gewünscht. Goethes Aufsatz über Kothes Transparentbilder zu „Hans Sachsens<lb/> poetischer Sendung" (1816) durfte nicht übersehen werden, auch wäre es nötig<lb/> gewesen, Hans Sachs in der Dichtung des neunzehnten Jahrhunderts eingehender<lb/> darzustellen. Deinhardsteins schwaches Stück hat nicht wenig dazu beigetragen,<lb/> die Gestalt des Nürnberger Poeten volkstümlich zu machen; in etwa fünfzehn<lb/> Jahren erschienen fünf Auflagen, es wurde in fünf fremde Sprachen übersetzt und<lb/> auf achtunddretßig Bühnen aufgeführt. Gar nicht genannt ist in Eichlers Buch<lb/> das „dramatische Gemälde": „Hans Sachs oder Dürers Festabend" von F. W. Gubitz<lb/> Es ist bemerkenswert, daß das unbedeutende Stückchen, das am Dürerfest auf dem<lb/> Königstädtischen Theater in Berlin gegeben und später mehrmals wiederholt wurde,<lb/> das Bestreben verrät, das Andenken Hans Sachsens nicht dnrch den allgemeinen<lb/> Ruhm eines Pirkheimer und Dürer beeinträchtigen zu lassen. Erwähnt sei auch<lb/> das bei Eichler ebenfalls fehlende, von Ghrowetz komponierte romantisch-komische<lb/> Singspiel „Hans Sachs," dessen Verfasser unbekannt ist. Durch Deinhardsteins<lb/> Drama wurde Lortzing angeregt, denselben Gegenstand zu einer Festoper für die<lb/> vierte Säkularfeier der Erfindung der Buchdruckerkunst zu bearbeiten; den Text<lb/> schrieb der Schauspieler Reger unter Beihilfe des Komponisten und des Dichters<lb/> Düringer. Ernst August Hagen ließ Hans Sachs in seiner Novellensammlung<lb/> „Norica" auftreten, die bei den Zeitgenossen reichen Beifall errang und noch vor<lb/> wenig Jahren neu aufgelegt wurde. Nur eine Nebenrolle spielt der Nürnberger<lb/> Poet in Roquettes Dichtung „Hans Haidekuckuck." Richard Wagner kannte, als er<lb/> ini Jahre 1845 an den ersten Entwurf der „Meistersinger" ging, von den ge¬<lb/> nannten Werken Deinhardsteins Stück, die Lortzingsche Oper und vermutlich auch<lb/> Hagens „Norica." Wie groß die Bedeutung seines Musikdramas für das Nach¬<lb/> leben des Hans Sachs ist, kann hier nicht erörtert werden, aber Eichler hätte es<lb/> mit derselben liebevollen Sorgfalt, mit der er die Spuren seines Dichters in den<lb/> frühern Jahrhunderten verfolgt, darstellen müssen. Seine Charakteristik der „Meister¬<lb/> singer" ist zwar einwandfrei, entspricht aber durch ihre Kürze nicht dem Werte des<lb/> Werkes. Spätere Hans-Sachs-Dramen von Martin Greif und O- Haupt verblassen<lb/><note type="byline"> Werner Deetjen</note> vor dem Glänze der Schöpfung Richard Wagners. </p><lb/> <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/> </div> </div> <div> <floatingText> <body> <div type="advertisement"> <p> Zur Beachtung<lb/> Mit dem nächsten Hefte beginnt diese Zeitschrift das 3. Vierteljahr ihres «4. Jahr¬<lb/> ganges. Sie ist durch alle KuchKmidlungen und Psstmrstalten des In- und Auslandeszu be-<lb/> ziehen. Preis für das Vierteljahr l> Mark. Wir bitten, dir Kestrllung schleunig zu rrireurr».<lb/> Unsre Krser machen wir noch besonders darauf aufmerksam, daß die Grenxootrn<lb/> regelmäßig jeden Donnerstag erscheine». Wenn Unregelmäßigkeiten in der Kieferung,<lb/> besonders beim (Pmrtalwechsel, vorkommen, so bitten wir dringend, uns dies sofort<lb/> mitzuteilen» damit wir für Abhilfe sorgen Können.<lb/> Krivzig, im Juni 1905 Die Verlagshandlung</p> </div> </body> </floatingText> </div><lb/> <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/> <note type="byline"> Herausgegeben von Johannes Grunow in Leipzig<lb/> Verlag von Fr. Wilh. Grunow in Leipzig — Druck von Karl Marquart in Leipzig</note><lb/> </div> </body> </text> </TEI> [0748]
Maßgebliches und Unmaßgebliches
Literatur, diese Bestrebungen fortsetzte, und wie der alte Volksdichter auch in die
Fehde zwischen Gottschedianern und Schweizern hineingezogen wurde. Hier hätten
die Verse des Freiherrn von Cronegk zitiert werden können:
Der vierte Abschnitt behandelt die Wiederbelebung des Hans Sachs durch
Goethe und Wieland und charakterisiert die Stellung, die andre große Geister des
achtzehnten Jahrhunderts, wie Lessing, Herder usw., dazu einnahmen. Das letzte
Kapitel, „Die Romantiker. Nachklänge im 19. Jahrhundert," hätte ich ausführlicher
gewünscht. Goethes Aufsatz über Kothes Transparentbilder zu „Hans Sachsens
poetischer Sendung" (1816) durfte nicht übersehen werden, auch wäre es nötig
gewesen, Hans Sachs in der Dichtung des neunzehnten Jahrhunderts eingehender
darzustellen. Deinhardsteins schwaches Stück hat nicht wenig dazu beigetragen,
die Gestalt des Nürnberger Poeten volkstümlich zu machen; in etwa fünfzehn
Jahren erschienen fünf Auflagen, es wurde in fünf fremde Sprachen übersetzt und
auf achtunddretßig Bühnen aufgeführt. Gar nicht genannt ist in Eichlers Buch
das „dramatische Gemälde": „Hans Sachs oder Dürers Festabend" von F. W. Gubitz
Es ist bemerkenswert, daß das unbedeutende Stückchen, das am Dürerfest auf dem
Königstädtischen Theater in Berlin gegeben und später mehrmals wiederholt wurde,
das Bestreben verrät, das Andenken Hans Sachsens nicht dnrch den allgemeinen
Ruhm eines Pirkheimer und Dürer beeinträchtigen zu lassen. Erwähnt sei auch
das bei Eichler ebenfalls fehlende, von Ghrowetz komponierte romantisch-komische
Singspiel „Hans Sachs," dessen Verfasser unbekannt ist. Durch Deinhardsteins
Drama wurde Lortzing angeregt, denselben Gegenstand zu einer Festoper für die
vierte Säkularfeier der Erfindung der Buchdruckerkunst zu bearbeiten; den Text
schrieb der Schauspieler Reger unter Beihilfe des Komponisten und des Dichters
Düringer. Ernst August Hagen ließ Hans Sachs in seiner Novellensammlung
„Norica" auftreten, die bei den Zeitgenossen reichen Beifall errang und noch vor
wenig Jahren neu aufgelegt wurde. Nur eine Nebenrolle spielt der Nürnberger
Poet in Roquettes Dichtung „Hans Haidekuckuck." Richard Wagner kannte, als er
ini Jahre 1845 an den ersten Entwurf der „Meistersinger" ging, von den ge¬
nannten Werken Deinhardsteins Stück, die Lortzingsche Oper und vermutlich auch
Hagens „Norica." Wie groß die Bedeutung seines Musikdramas für das Nach¬
leben des Hans Sachs ist, kann hier nicht erörtert werden, aber Eichler hätte es
mit derselben liebevollen Sorgfalt, mit der er die Spuren seines Dichters in den
frühern Jahrhunderten verfolgt, darstellen müssen. Seine Charakteristik der „Meister¬
singer" ist zwar einwandfrei, entspricht aber durch ihre Kürze nicht dem Werte des
Werkes. Spätere Hans-Sachs-Dramen von Martin Greif und O- Haupt verblassen
Werner Deetjen vor dem Glänze der Schöpfung Richard Wagners.
Zur Beachtung
Mit dem nächsten Hefte beginnt diese Zeitschrift das 3. Vierteljahr ihres «4. Jahr¬
ganges. Sie ist durch alle KuchKmidlungen und Psstmrstalten des In- und Auslandeszu be-
ziehen. Preis für das Vierteljahr l> Mark. Wir bitten, dir Kestrllung schleunig zu rrireurr».
Unsre Krser machen wir noch besonders darauf aufmerksam, daß die Grenxootrn
regelmäßig jeden Donnerstag erscheine». Wenn Unregelmäßigkeiten in der Kieferung,
besonders beim (Pmrtalwechsel, vorkommen, so bitten wir dringend, uns dies sofort
mitzuteilen» damit wir für Abhilfe sorgen Können.
Krivzig, im Juni 1905 Die Verlagshandlung
Herausgegeben von Johannes Grunow in Leipzig
Verlag von Fr. Wilh. Grunow in Leipzig — Druck von Karl Marquart in Leipzig
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