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Die Grenzboten. Jg. 64, 1905, Zweites Vierteljahr.

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Herrenmenschen

keinen Raum im Universum für eiuen Gott, der Söhne hat, und der von seinem
Himmelsthron in diese untere Welt hineinregiert.

Unglaube ist Empörung gegen Gott, sagte in sichtlicher Erregung der Herr
Kandidat, indem er aufstand.

Wie kann man sich empören gegen etwas, was es gar nicht gibt? erwiderte
der Doktor, der nun auch lebhafter wurde.

Der Unglaube, rief der Herr Kandidat, trägt einen aus hundert Flicken
zusammengesetzten Bettlermautel, der seiue Blöße nicht deckt. Aber die Sünde ist
es, die den Menschen blind macht. "Ihr glaubt nicht, weil ihr nicht glauben wollt."

Damit hatte der Herr Kandidat einen Punkt getroffen, dessen Berührung der
Doktor uicht vertragen konnte, damit nämlich daß er die Anklage erhob, der Gegner
sehe darum die Wahrheit nicht ein, weil er sie nicht einsehen wolle.

Nehmen Sie es mir nicht übel, Herr Kandidat, rief er, indem er ebenfalls
ausstand, aber Ihre Fechtweise ist etwas -- naturalistisch, und Ihre Einwendung,
daß die Ungläubigen ungläubig seien, weil sie nicht glauben wollten, würde man
mit einem studentischen Ausdruck einen Sanhieb nennen können.

Ich kann nicht zugeben, sagte der Herr Kandidat entrüstet, daß, was unser
Herr Jesus Christus seinen Gegnern geantwortet hat, ein Sauhieb genannt wird.

Und Sie können unmöglich verlangen, antwortete der Doktor, daß ich Ihren
Autoritäten von vornherein Reverenz mache, wenn das eben die Frage ist, ob sie
Autoritäten sind. Gibt es keinen Gott, gibt es anch keinen Gottessohn und kein
Gotteswort.

Gottes Wort ist die Wahrheit, sagte der Kandidat, es ist die ewige Wahr¬
heit, die Pforten der Hölle werden es nicht überwinden. Aber Unglaube ist Sünde.
Der Unglaube wird nur durch Herzensänderung, durch Umkehr des Lebens, durch
Buße und Glauben überwunden.

Alle waren aufgestanden, und alle redeten aufeinander ein. Ihre Disputation
erhitzte sich zusehends. Der Kandidat focht für seinen Glauben und legte furchtlos
Zeugnis ab, und die Gegenrede des Doktors nahm eine Schärfe an, die ihm
sonst fremd war. Und Schwechting ließ seine Raketen steigen und brach eine
Lanze für die ewigen Ideale, die viel zu gut seien, daß sie von diesem modernen
Geschlecht unter die Füße getreten werden dürften. Und der Herr Pastor konnte
nicht zum Worte kommeu.

Da kam glücklicherweise Tauenden mit einem Brett voll dampfender Gläser.
Sie erkannte sogleich die Gefahr der Lage. Denn in jedem Augenblicke konnte
von der eiuen oder der andern Seite das Wort gesprochen werden, das zum
Bruche führen mußte.

Herr Kandidat! rief sie, Doktor, hören Sie doch! Wer wird denn über
Glaubenssachen streiten! Herr Schwechting, ich bitte Sie um Gottes willen, setzen
Sie sich. Sie auch, Herr Kandidat. Nein, Sie müssen auch sitzen bleiben.

So brachte sie ihre Leute zu Stuhl und gab jedem sein Glas in die Hand,
aber es hielt schwer, die aufgeregten Wogen zu besänftigen. Vor allem wollte es
nicht gelingen, das Redernd des Herrn Kandidaten, der die Schleusen seines theo¬
logischen Mühlgrabens aufgezogen hatte, zum Stillstand zu bringen. Der Gottes¬
glaube, rief er, ist dem Menschen angeboren, und es ist Sünde, diesen Glauben
zu ersticken, und der Unglaube --

Ja ja, Herr Kandidat, sagte Tauenden, Sie haben ja Recht, aber tun Sie
mir den Gefallen "ud kosten Sie erst einmal meinen Punsch.

Der Herr .Kandidat kostete, war aber offenbar nicht bei der Sache. Der
Unglaube und die Sünde -- rief er.

Herr Pastor, sagte Tauenden, machen Sie, bitte, einen Knoten in das Seil.
Sagen Sie etwas, womit alle zufrieden sein können.

Wenn ich soll? erwiderte der Herr Pastor. Es ist richtig, streiten über
Glaubenssachen führt zu keiner Klärung. Wenn Sie, Herr Doktor, zu mir sagen,
beweisen Sie nur das Dasein Gottes, so muß ich antworten, beweisen kann ich es


Herrenmenschen

keinen Raum im Universum für eiuen Gott, der Söhne hat, und der von seinem
Himmelsthron in diese untere Welt hineinregiert.

Unglaube ist Empörung gegen Gott, sagte in sichtlicher Erregung der Herr
Kandidat, indem er aufstand.

Wie kann man sich empören gegen etwas, was es gar nicht gibt? erwiderte
der Doktor, der nun auch lebhafter wurde.

Der Unglaube, rief der Herr Kandidat, trägt einen aus hundert Flicken
zusammengesetzten Bettlermautel, der seiue Blöße nicht deckt. Aber die Sünde ist
es, die den Menschen blind macht. „Ihr glaubt nicht, weil ihr nicht glauben wollt."

Damit hatte der Herr Kandidat einen Punkt getroffen, dessen Berührung der
Doktor uicht vertragen konnte, damit nämlich daß er die Anklage erhob, der Gegner
sehe darum die Wahrheit nicht ein, weil er sie nicht einsehen wolle.

Nehmen Sie es mir nicht übel, Herr Kandidat, rief er, indem er ebenfalls
ausstand, aber Ihre Fechtweise ist etwas — naturalistisch, und Ihre Einwendung,
daß die Ungläubigen ungläubig seien, weil sie nicht glauben wollten, würde man
mit einem studentischen Ausdruck einen Sanhieb nennen können.

Ich kann nicht zugeben, sagte der Herr Kandidat entrüstet, daß, was unser
Herr Jesus Christus seinen Gegnern geantwortet hat, ein Sauhieb genannt wird.

Und Sie können unmöglich verlangen, antwortete der Doktor, daß ich Ihren
Autoritäten von vornherein Reverenz mache, wenn das eben die Frage ist, ob sie
Autoritäten sind. Gibt es keinen Gott, gibt es anch keinen Gottessohn und kein
Gotteswort.

Gottes Wort ist die Wahrheit, sagte der Kandidat, es ist die ewige Wahr¬
heit, die Pforten der Hölle werden es nicht überwinden. Aber Unglaube ist Sünde.
Der Unglaube wird nur durch Herzensänderung, durch Umkehr des Lebens, durch
Buße und Glauben überwunden.

Alle waren aufgestanden, und alle redeten aufeinander ein. Ihre Disputation
erhitzte sich zusehends. Der Kandidat focht für seinen Glauben und legte furchtlos
Zeugnis ab, und die Gegenrede des Doktors nahm eine Schärfe an, die ihm
sonst fremd war. Und Schwechting ließ seine Raketen steigen und brach eine
Lanze für die ewigen Ideale, die viel zu gut seien, daß sie von diesem modernen
Geschlecht unter die Füße getreten werden dürften. Und der Herr Pastor konnte
nicht zum Worte kommeu.

Da kam glücklicherweise Tauenden mit einem Brett voll dampfender Gläser.
Sie erkannte sogleich die Gefahr der Lage. Denn in jedem Augenblicke konnte
von der eiuen oder der andern Seite das Wort gesprochen werden, das zum
Bruche führen mußte.

Herr Kandidat! rief sie, Doktor, hören Sie doch! Wer wird denn über
Glaubenssachen streiten! Herr Schwechting, ich bitte Sie um Gottes willen, setzen
Sie sich. Sie auch, Herr Kandidat. Nein, Sie müssen auch sitzen bleiben.

So brachte sie ihre Leute zu Stuhl und gab jedem sein Glas in die Hand,
aber es hielt schwer, die aufgeregten Wogen zu besänftigen. Vor allem wollte es
nicht gelingen, das Redernd des Herrn Kandidaten, der die Schleusen seines theo¬
logischen Mühlgrabens aufgezogen hatte, zum Stillstand zu bringen. Der Gottes¬
glaube, rief er, ist dem Menschen angeboren, und es ist Sünde, diesen Glauben
zu ersticken, und der Unglaube —

Ja ja, Herr Kandidat, sagte Tauenden, Sie haben ja Recht, aber tun Sie
mir den Gefallen »ud kosten Sie erst einmal meinen Punsch.

Der Herr .Kandidat kostete, war aber offenbar nicht bei der Sache. Der
Unglaube und die Sünde — rief er.

Herr Pastor, sagte Tauenden, machen Sie, bitte, einen Knoten in das Seil.
Sagen Sie etwas, womit alle zufrieden sein können.

Wenn ich soll? erwiderte der Herr Pastor. Es ist richtig, streiten über
Glaubenssachen führt zu keiner Klärung. Wenn Sie, Herr Doktor, zu mir sagen,
beweisen Sie nur das Dasein Gottes, so muß ich antworten, beweisen kann ich es


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[0687] Herrenmenschen keinen Raum im Universum für eiuen Gott, der Söhne hat, und der von seinem Himmelsthron in diese untere Welt hineinregiert. Unglaube ist Empörung gegen Gott, sagte in sichtlicher Erregung der Herr Kandidat, indem er aufstand. Wie kann man sich empören gegen etwas, was es gar nicht gibt? erwiderte der Doktor, der nun auch lebhafter wurde. Der Unglaube, rief der Herr Kandidat, trägt einen aus hundert Flicken zusammengesetzten Bettlermautel, der seiue Blöße nicht deckt. Aber die Sünde ist es, die den Menschen blind macht. „Ihr glaubt nicht, weil ihr nicht glauben wollt." Damit hatte der Herr Kandidat einen Punkt getroffen, dessen Berührung der Doktor uicht vertragen konnte, damit nämlich daß er die Anklage erhob, der Gegner sehe darum die Wahrheit nicht ein, weil er sie nicht einsehen wolle. Nehmen Sie es mir nicht übel, Herr Kandidat, rief er, indem er ebenfalls ausstand, aber Ihre Fechtweise ist etwas — naturalistisch, und Ihre Einwendung, daß die Ungläubigen ungläubig seien, weil sie nicht glauben wollten, würde man mit einem studentischen Ausdruck einen Sanhieb nennen können. Ich kann nicht zugeben, sagte der Herr Kandidat entrüstet, daß, was unser Herr Jesus Christus seinen Gegnern geantwortet hat, ein Sauhieb genannt wird. Und Sie können unmöglich verlangen, antwortete der Doktor, daß ich Ihren Autoritäten von vornherein Reverenz mache, wenn das eben die Frage ist, ob sie Autoritäten sind. Gibt es keinen Gott, gibt es anch keinen Gottessohn und kein Gotteswort. Gottes Wort ist die Wahrheit, sagte der Kandidat, es ist die ewige Wahr¬ heit, die Pforten der Hölle werden es nicht überwinden. Aber Unglaube ist Sünde. Der Unglaube wird nur durch Herzensänderung, durch Umkehr des Lebens, durch Buße und Glauben überwunden. Alle waren aufgestanden, und alle redeten aufeinander ein. Ihre Disputation erhitzte sich zusehends. Der Kandidat focht für seinen Glauben und legte furchtlos Zeugnis ab, und die Gegenrede des Doktors nahm eine Schärfe an, die ihm sonst fremd war. Und Schwechting ließ seine Raketen steigen und brach eine Lanze für die ewigen Ideale, die viel zu gut seien, daß sie von diesem modernen Geschlecht unter die Füße getreten werden dürften. Und der Herr Pastor konnte nicht zum Worte kommeu. Da kam glücklicherweise Tauenden mit einem Brett voll dampfender Gläser. Sie erkannte sogleich die Gefahr der Lage. Denn in jedem Augenblicke konnte von der eiuen oder der andern Seite das Wort gesprochen werden, das zum Bruche führen mußte. Herr Kandidat! rief sie, Doktor, hören Sie doch! Wer wird denn über Glaubenssachen streiten! Herr Schwechting, ich bitte Sie um Gottes willen, setzen Sie sich. Sie auch, Herr Kandidat. Nein, Sie müssen auch sitzen bleiben. So brachte sie ihre Leute zu Stuhl und gab jedem sein Glas in die Hand, aber es hielt schwer, die aufgeregten Wogen zu besänftigen. Vor allem wollte es nicht gelingen, das Redernd des Herrn Kandidaten, der die Schleusen seines theo¬ logischen Mühlgrabens aufgezogen hatte, zum Stillstand zu bringen. Der Gottes¬ glaube, rief er, ist dem Menschen angeboren, und es ist Sünde, diesen Glauben zu ersticken, und der Unglaube — Ja ja, Herr Kandidat, sagte Tauenden, Sie haben ja Recht, aber tun Sie mir den Gefallen »ud kosten Sie erst einmal meinen Punsch. Der Herr .Kandidat kostete, war aber offenbar nicht bei der Sache. Der Unglaube und die Sünde — rief er. Herr Pastor, sagte Tauenden, machen Sie, bitte, einen Knoten in das Seil. Sagen Sie etwas, womit alle zufrieden sein können. Wenn ich soll? erwiderte der Herr Pastor. Es ist richtig, streiten über Glaubenssachen führt zu keiner Klärung. Wenn Sie, Herr Doktor, zu mir sagen, beweisen Sie nur das Dasein Gottes, so muß ich antworten, beweisen kann ich es

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 64, 1905, Zweites Vierteljahr, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341881_296764/687>, abgerufen am 05.02.2025.