Die Grenzboten. Jg. 64, 1905, Zweites Vierteljahr.Johannes Mathesius Künsten und Zeugen Maschinen >, so Wasser und Berg heben, große und Am 8. Oktober 1565 ist der Bergmannspfarrer gestorben. Seine literarische Der erste Band seiner Auswahl enthält Leichenreden. In mehreren handelt Johannes Mathesius Künsten und Zeugen Maschinen >, so Wasser und Berg heben, große und Am 8. Oktober 1565 ist der Bergmannspfarrer gestorben. Seine literarische Der erste Band seiner Auswahl enthält Leichenreden. In mehreren handelt <TEI> <text> <body> <div> <div n="1"> <pb facs="#f0547" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/296926"/> <fw type="header" place="top"> Johannes Mathesius</fw><lb/> <p xml:id="ID_2511" prev="#ID_2510"> Künsten und Zeugen Maschinen >, so Wasser und Berg heben, große und<lb/> wöchentliche Steuer gereichet, auch seinen Offizieren ihre Besoldung gebessert,<lb/> damit der gemein Mann dest weniger beschwert werde; er hat auch das Silber<lb/> teurer als zuvor bezahlt, den geringen Erzen etwas am Zehnten nachgelassen."<lb/> Wen» auch Ferdinand nicht etwa aus Humanität oder toleranter Gesinnung,<lb/> die von einem Fürsten dieser Zeit niemand zu erwarten berechtigt war, sondern<lb/> mir als kluger Finanzmann seine evangelischen Joachimsthaler geschützt und ge¬<lb/> fördert hat, so verdient das doch um so mehr Anerkennung, als einigen seiner<lb/> Nachfolger diese Negcntcnklugheit abhanden gekommen ist, sodnß sie die tüch¬<lb/> tigsten ihrer Untertanen um des Glaubens willen aus dem Lande getrieben<lb/> und dieses dadurch bis auf den heutigen Tag innerlich geschwächt haben.<lb/> Mathesius erzählt dann noch eine Menge hübsche Anekdoten, mit denen er die<lb/> Weisheit, Gerechtigkeit, Milde, gewissenhafte Regentenarbeit und das züchtige<lb/> Eheleben Ferdinands beleuchtet.</p><lb/> <p xml:id="ID_2512"> Am 8. Oktober 1565 ist der Bergmannspfarrer gestorben. Seine literarische<lb/> Hinterlassenschaft besteht in anderthalbtausend Predigten, die er größtenteils<lb/> schon bei Lebzeiten in Druck gegeben hat, darunter auch eine dem Kaiser<lb/> Maximilian gewidmete Evangelienpostille. Diesem haben die Erben das kostbar<lb/> ausgestattete Widmuugsexemplnr, das der Wiener Hofbibliothek einverleibt<lb/> worden ist, überreicht und fürstliche Belohnung dafür empfangen. Des Mathesius<lb/> Predigten offenbaren alle mit der Naivität seiner Zeit sein tiefes und reiches<lb/> Gemüt, sein liebevolles und menschenfreundliches Herz, seine ehrliche Gesinnung,<lb/> seinen frommen Glauben und den Eifer in seinem Beruf. Sie sind voll prak¬<lb/> tischer Lebensweisheit, aber auch voll von theologischer und weltlicher Gelehrsam¬<lb/> keit. Deren Verwendung und die Nutzanwendungen, die er bald von Bibeltexten<lb/> bald von seiner reichen Lebenserfahrung macht, wirken auf uns Heutige oft<lb/> drollig; seine Zuhörer werden sie mit ehrfurchtsvollem und staunendem Ernst<lb/> aufgenommen haben. Der Schatz, der für die Kulturgeschichte und die deutsche<lb/> Sprachforschung in diesen Predigten aufgestapelt liegt, sei noch gar nicht ge¬<lb/> hoben, bemerkt Lvesche; er selbst hat durch seine Wort- und Sacherklüruugen,<lb/> die einen Riesenfleiß bekunden, die Hebung erleichtert und ihr vorgearbeitet.</p><lb/> <p xml:id="ID_2513" next="#ID_2514"> Der erste Band seiner Auswahl enthält Leichenreden. In mehreren handelt<lb/> Mathesius von den Beerdigungsbränchen, namentlich den in der Bibel er¬<lb/> wähnten und beschriebnen. Diese Leichzeremonien, spricht er das einemal, er¬<lb/> zähle er, „damit wir sehen, daß je und je bei den gläubigen und ehrlichen<lb/> Leuten herrliche Begengnus gehalten sein, und daß wir hieraus bericht werden,<lb/> daß wir nit Unrecht tun, wenn wir unsre Toten ehrlich begleiten, daneben<lb/> Predigen, lesen, singen, die Betrübten trösten und löbliche Gebrauch erhalten<lb/> mit Klagmünteln, langen Schleyren, Austeilung der Almosen, arme Leute<lb/> speisen und kleiden. Die Wnrsttucken schlachten und fressen ihre nächste Freunde<lb/> fwelches Kauuibaleuvolk er meint, hat Loesche nicht ermitteltj, und Schelm schläpt<lb/> man unter den Galgen. Aber christliche und ehrliche Menschen sollen sich nach<lb/> Gottes Ordnung, der Vernunft, und heiliger und ehrlicher Leut Exempel richten,<lb/> sonderlich in denen Grabzeremonien, die entweder Gottes Wort gemäß, oder<lb/> an ihr ssichj selber frey und ungefährlich sein. Denn was an ihm selber ab-</p><lb/> </div> </div> </body> </text> </TEI> [0547]
Johannes Mathesius
Künsten und Zeugen Maschinen >, so Wasser und Berg heben, große und
wöchentliche Steuer gereichet, auch seinen Offizieren ihre Besoldung gebessert,
damit der gemein Mann dest weniger beschwert werde; er hat auch das Silber
teurer als zuvor bezahlt, den geringen Erzen etwas am Zehnten nachgelassen."
Wen» auch Ferdinand nicht etwa aus Humanität oder toleranter Gesinnung,
die von einem Fürsten dieser Zeit niemand zu erwarten berechtigt war, sondern
mir als kluger Finanzmann seine evangelischen Joachimsthaler geschützt und ge¬
fördert hat, so verdient das doch um so mehr Anerkennung, als einigen seiner
Nachfolger diese Negcntcnklugheit abhanden gekommen ist, sodnß sie die tüch¬
tigsten ihrer Untertanen um des Glaubens willen aus dem Lande getrieben
und dieses dadurch bis auf den heutigen Tag innerlich geschwächt haben.
Mathesius erzählt dann noch eine Menge hübsche Anekdoten, mit denen er die
Weisheit, Gerechtigkeit, Milde, gewissenhafte Regentenarbeit und das züchtige
Eheleben Ferdinands beleuchtet.
Am 8. Oktober 1565 ist der Bergmannspfarrer gestorben. Seine literarische
Hinterlassenschaft besteht in anderthalbtausend Predigten, die er größtenteils
schon bei Lebzeiten in Druck gegeben hat, darunter auch eine dem Kaiser
Maximilian gewidmete Evangelienpostille. Diesem haben die Erben das kostbar
ausgestattete Widmuugsexemplnr, das der Wiener Hofbibliothek einverleibt
worden ist, überreicht und fürstliche Belohnung dafür empfangen. Des Mathesius
Predigten offenbaren alle mit der Naivität seiner Zeit sein tiefes und reiches
Gemüt, sein liebevolles und menschenfreundliches Herz, seine ehrliche Gesinnung,
seinen frommen Glauben und den Eifer in seinem Beruf. Sie sind voll prak¬
tischer Lebensweisheit, aber auch voll von theologischer und weltlicher Gelehrsam¬
keit. Deren Verwendung und die Nutzanwendungen, die er bald von Bibeltexten
bald von seiner reichen Lebenserfahrung macht, wirken auf uns Heutige oft
drollig; seine Zuhörer werden sie mit ehrfurchtsvollem und staunendem Ernst
aufgenommen haben. Der Schatz, der für die Kulturgeschichte und die deutsche
Sprachforschung in diesen Predigten aufgestapelt liegt, sei noch gar nicht ge¬
hoben, bemerkt Lvesche; er selbst hat durch seine Wort- und Sacherklüruugen,
die einen Riesenfleiß bekunden, die Hebung erleichtert und ihr vorgearbeitet.
Der erste Band seiner Auswahl enthält Leichenreden. In mehreren handelt
Mathesius von den Beerdigungsbränchen, namentlich den in der Bibel er¬
wähnten und beschriebnen. Diese Leichzeremonien, spricht er das einemal, er¬
zähle er, „damit wir sehen, daß je und je bei den gläubigen und ehrlichen
Leuten herrliche Begengnus gehalten sein, und daß wir hieraus bericht werden,
daß wir nit Unrecht tun, wenn wir unsre Toten ehrlich begleiten, daneben
Predigen, lesen, singen, die Betrübten trösten und löbliche Gebrauch erhalten
mit Klagmünteln, langen Schleyren, Austeilung der Almosen, arme Leute
speisen und kleiden. Die Wnrsttucken schlachten und fressen ihre nächste Freunde
fwelches Kauuibaleuvolk er meint, hat Loesche nicht ermitteltj, und Schelm schläpt
man unter den Galgen. Aber christliche und ehrliche Menschen sollen sich nach
Gottes Ordnung, der Vernunft, und heiliger und ehrlicher Leut Exempel richten,
sonderlich in denen Grabzeremonien, die entweder Gottes Wort gemäß, oder
an ihr ssichj selber frey und ungefährlich sein. Denn was an ihm selber ab-
Informationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen … Staats- und Universitätsbibliothek (SuUB) Bremen: Bereitstellung der Texttranskription.
Kay-Michael Würzner: Bearbeitung der digitalen Edition.
Weitere Informationen:Verfahren der Texterfassung: OCR mit Nachkorrektur. Bogensignaturen: gekennzeichnet;Druckfehler: ignoriert;fremdsprachliches Material: nicht gekennzeichnet;Geminations-/Abkürzungsstriche: wie Vorlage;Hervorhebungen (Antiqua, Sperrschrift, Kursive etc.): nicht ausgezeichnet;i/j in Fraktur: wie Vorlage;I/J in Fraktur: wie Vorlage;Kolumnentitel: gekennzeichnet;Kustoden: gekennzeichnet;langes s (ſ): als s transkribiert;Normalisierungen: stillschweigend;rundes r (ꝛ): als r/et transkribiert;Seitenumbrüche markiert: ja;Silbentrennung: wie Vorlage;u/v bzw. U/V: wie Vorlage;Vokale mit übergest. e: als ä/ö/ü transkribiert;Vollständigkeit: vollständig erfasst;Zeichensetzung: wie Vorlage;Zeilenumbrüche markiert: ja; Nachkorrektur erfolgte automatisch.
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2025 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |