Die Grenzboten. Jg. 64, 1905, Zweites Vierteljahr.Herrenmensch"-"! der Einwohnerschaft und zur großen Belustigung von Schwechting, der sich eben zu Wenn man nun was gelernt hätte, sagte Schwechting zu sich selbst, so müßte Als Baron Bordeaux verschwunden war, tanzte Eva wirklich mit Wolf, der Worüber? antwortete Ramborn. Nun wenn die beiden Handschuhe Frau Marys Handschuhe sind, und der Das ist richtig, sagte der Doktor, jedoch sagte er es nicht mit der frohen Er¬ Sie sind rechte Stockfische, rief Eva unwillig, Sie, Doktor und auch Tauende". Warum freute sich deun Eva so sehr? Sie aHute, von wem die Briefe aus¬ Und was werden Sie nun tun, Doktor? fragte sie. Ich werde die Spur sogleich verfolgen lassen, antwortete Ramborn. So, Herr Doktor, sagte Eva lachend und mit glänzenden Augen vor ihn Ich leurs nicht leugnen, erwiderte der Doktor, aber ich will hoffen, Sie Eva dachte einen Augenblick nach. Schenken Sie mir ein Buch, sagte sie. Schenken Sie mir das Buch, worin. Das kann ich leider nicht, antwortete der Doktor, denn das Buch gehört O! rief Eva traurig, erst waren Sie so nett, und jetzt sind Sie ein gewöhn¬ Ein gewöhnlicher Drückeberger, fuhr der Doktor fort. Ja, Drückeberger, bestätigte Eva. Urteilen Sie selbst, sagte der Doktor. Hier liegt das Buch. Eva schlug es auf, es war Tantchens Bibel. Eva lachte, aber es klang etwas Sie wundern sich, Fräulein. Eva, sagte der Doktor, daß ich in der Bibel Eva machte eine ungläubige Miene. Hören Sie zu, fuhr der Doktor fort. Wenn ich mit Menschen- und mit O, rief Eva, das kenne ich, das haben wir in der Schule gelernt. Und wir Herrenmensch«-«! der Einwohnerschaft und zur großen Belustigung von Schwechting, der sich eben zu Wenn man nun was gelernt hätte, sagte Schwechting zu sich selbst, so müßte Als Baron Bordeaux verschwunden war, tanzte Eva wirklich mit Wolf, der Worüber? antwortete Ramborn. Nun wenn die beiden Handschuhe Frau Marys Handschuhe sind, und der Das ist richtig, sagte der Doktor, jedoch sagte er es nicht mit der frohen Er¬ Sie sind rechte Stockfische, rief Eva unwillig, Sie, Doktor und auch Tauende». Warum freute sich deun Eva so sehr? Sie aHute, von wem die Briefe aus¬ Und was werden Sie nun tun, Doktor? fragte sie. Ich werde die Spur sogleich verfolgen lassen, antwortete Ramborn. So, Herr Doktor, sagte Eva lachend und mit glänzenden Augen vor ihn Ich leurs nicht leugnen, erwiderte der Doktor, aber ich will hoffen, Sie Eva dachte einen Augenblick nach. Schenken Sie mir ein Buch, sagte sie. Schenken Sie mir das Buch, worin. Das kann ich leider nicht, antwortete der Doktor, denn das Buch gehört O! rief Eva traurig, erst waren Sie so nett, und jetzt sind Sie ein gewöhn¬ Ein gewöhnlicher Drückeberger, fuhr der Doktor fort. Ja, Drückeberger, bestätigte Eva. Urteilen Sie selbst, sagte der Doktor. Hier liegt das Buch. Eva schlug es auf, es war Tantchens Bibel. Eva lachte, aber es klang etwas Sie wundern sich, Fräulein. Eva, sagte der Doktor, daß ich in der Bibel Eva machte eine ungläubige Miene. Hören Sie zu, fuhr der Doktor fort. Wenn ich mit Menschen- und mit O, rief Eva, das kenne ich, das haben wir in der Schule gelernt. Und wir <TEI> <text> <body> <div> <div n="1"> <div n="2"> <pb facs="#f0393" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/296774"/> <fw type="header" place="top"> Herrenmensch«-«!</fw><lb/> <p xml:id="ID_1776" prev="#ID_1775"> der Einwohnerschaft und zur großen Belustigung von Schwechting, der sich eben zu<lb/> einer Partie Tarock begab, durch Tapnicken zum Kurhause.</p><lb/> <p xml:id="ID_1777"> Wenn man nun was gelernt hätte, sagte Schwechting zu sich selbst, so müßte<lb/> man das malen. Er machte auch eine Farbenskizze, aber diese gab lange nicht das<lb/> wieder, was er im Sinne hatte. Es wurde ein Automobil und eine Kuh und<lb/> zwei Teckel, aber daß der Held der Geschichte der Baron Bordeaux war, und der<lb/> ganze feuchte Humor der Sache, war nicht zu erkennen. Es gibt doch eigentlich<lb/> eine ganze Menge Bilder, sagte Schwechting zu sich, die sich mit Pinsel und Farbe<lb/> gar nicht darstellen lassen, und weiß der Henker, das sind immer die Gegenstände,<lb/> auf die ich verfalle.</p><lb/> <p xml:id="ID_1778"> Als Baron Bordeaux verschwunden war, tanzte Eva wirklich mit Wolf, der<lb/> nur gezwuugnerweise mitmachte, im Zimmer umher. Dann blieb sie vor dem<lb/> Doktor stehn und sagte- Doktor, freuen Sie sich denn nicht? Tauenden, freuen. 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Herrenmensch«-«!
der Einwohnerschaft und zur großen Belustigung von Schwechting, der sich eben zu
einer Partie Tarock begab, durch Tapnicken zum Kurhause.
Wenn man nun was gelernt hätte, sagte Schwechting zu sich selbst, so müßte
man das malen. Er machte auch eine Farbenskizze, aber diese gab lange nicht das
wieder, was er im Sinne hatte. Es wurde ein Automobil und eine Kuh und
zwei Teckel, aber daß der Held der Geschichte der Baron Bordeaux war, und der
ganze feuchte Humor der Sache, war nicht zu erkennen. Es gibt doch eigentlich
eine ganze Menge Bilder, sagte Schwechting zu sich, die sich mit Pinsel und Farbe
gar nicht darstellen lassen, und weiß der Henker, das sind immer die Gegenstände,
auf die ich verfalle.
Als Baron Bordeaux verschwunden war, tanzte Eva wirklich mit Wolf, der
nur gezwuugnerweise mitmachte, im Zimmer umher. Dann blieb sie vor dem
Doktor stehn und sagte- Doktor, freuen Sie sich denn nicht? Tauenden, freuen. Sie
sich denn nicht?
Worüber? antwortete Ramborn.
Nun wenn die beiden Handschuhe Frau Marys Handschuhe sind, und der
zweite lag im Pempler Forste, so kann sie doch uicht im Bruchteiche liegen.
Das ist richtig, sagte der Doktor, jedoch sagte er es nicht mit der frohen Er¬
regung, die Eva erwartet hatte. Für ihn war ja die Tatsache, daß Mary lebe,
nichts neues, und die Haudschuhfrage war längst erledigt.
Sie sind rechte Stockfische, rief Eva unwillig, Sie, Doktor und auch Tauende».
Ich freue mich unbändig.
Warum freute sich deun Eva so sehr? Sie aHute, von wem die Briefe aus¬
gegangen waren, die Mary in die Fremde getrieben hatten, und wer der eigent¬
liche Schuldige sei.
Und was werden Sie nun tun, Doktor? fragte sie.
Ich werde die Spur sogleich verfolgen lassen, antwortete Ramborn.
So, Herr Doktor, sagte Eva lachend und mit glänzenden Augen vor ihn
tretend, nun fordre ich mein Geschenk. Sie haben sich mir verpfändet, und ich
kann nehmen, was ich will.
Ich leurs nicht leugnen, erwiderte der Doktor, aber ich will hoffen, Sie
werden nicht als ein Shylock um mir handeln.
Eva dachte einen Augenblick nach.
Schenken Sie mir ein Buch, sagte sie. Schenken Sie mir das Buch, worin.
Sie gestern zuletzt gelesen haben.
Das kann ich leider nicht, antwortete der Doktor, denn das Buch gehört
uicht mir, und ich weiß auch nicht —
O! rief Eva traurig, erst waren Sie so nett, und jetzt sind Sie ein gewöhn¬
licher —
Ein gewöhnlicher Drückeberger, fuhr der Doktor fort.
Ja, Drückeberger, bestätigte Eva.
Urteilen Sie selbst, sagte der Doktor. Hier liegt das Buch.
Eva schlug es auf, es war Tantchens Bibel. Eva lachte, aber es klang etwas
verlegen, und sie sah unsicher, als verstehe sie nicht, ob das Scherz oder Ernst sei,
vom Doktor auf Tauenden.
Sie wundern sich, Fräulein. Eva, sagte der Doktor, daß ich in der Bibel
lese? Ich habe die Zerda Vasen gelesen, die Edda und deu Koran, soll ich uicht
auch die Bibel lesen? Tauenden hat mir gestern ein Kapitel aufgeschlagen, das
gehört zum schönsten, was erhabner Dichtergeist je gedacht und ausgesprochen hat.
Eva machte eine ungläubige Miene.
Hören Sie zu, fuhr der Doktor fort. Wenn ich mit Menschen- und mit
Engelzuugen redete und hätte der Liebe nicht, so wäre ich ein tönend Erz und
eine klingende Schelle.
O, rief Eva, das kenne ich, das haben wir in der Schule gelernt. Und wir
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