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Die Grenzboten. Jg. 64, 1905, Zweites Vierteljahr.

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vorüberging, stand sie noch aus derselben Stelle und sang. -- Herr Doktor, sagte
sie, Michel Kondrat läßt Sie bitten, Sie möchten doch um Christi Wunden willen
kommen.

Der Doktor fuhr sich ärgerlich durchs Haar und kehrte sich ab, ohne ein
Wort zu sagen. Dann nahm er seinen Hut und ging ins Dorf, und die Arte
Beit trottete geduldig hinterher.

Rambvrn trat bei Kondrot ein. Wie anders sah die Stube heute aus.
Diele, Tisch und Stühle waren frisch gescheuert, das Bett war hinter seinen
Gardinen verborgen. Die Sonne schien durch die blanken Fenster herein, und der
große Kachelofen verbreitete eine behagliche Wärme. Auf dem Bort stand eine
Reihe von Andachtsbüchern, den Goldschnitt nach titanischer Sitte nach vorn ge¬
kehrt. An der Wand hingen, an Fäden gereiht, bunte irdene Teller. Am Tische
saß Kondrot im Sonntagsanzuge mit frischem, weißem Hemdkragen. Die Haare
hatte er glatt zurückgekämmt. Vor ihm lag eine aufgeschlagne Bibel. Er hatte
nicht darin gelesen; er hatte gewartet und nur gewartet. Er bot das Bild eines
Menschen, der äußerlich seine Würde wahrt, aber es doch nicht hindern kann, einem
genauer Prüfenden als ein innerlich gebrochner Mensch zu erscheinen. Mehr als
am Abend vorher konnte man an den verschwvmmuen Augen, an den fahlen,
schlaffen Zügen, an den blutleeren Lippen die Verwüstungen erkennen, die der
Branntwein und die Ruhelosigkeit der Seele angerichtet halten. Als der Doktor
eintrat, begrüßte ihn Kondrot mit einem dankbaren Blick und versuchte, sich zu er¬
heben. Aber er vermochte es nicht.

Den Doktor drängte es, dem Manne die Hand zu geben und ihm ein freund¬
liches Wort zu sagen; aber er sand dieses Wort nicht, und so feste er sich etwas
steif Kondrot gegenüber und erwartete, was kommen würde.

Herr Doktor, begann Kondrot, indem er die Hände faltete, ich will Ihnen
beichten.

Ich wundre mich, entgegnete der Doktor, daß sie sich nicht an Ihren Seel¬
sorger wenden.

Er ist nicht mein Seelsorger, sagte Kondrot, und es steht etwas zwischen ihm
und mir. Ihnen habe ich nichts getan. Ich habe Sie mit dem kleinen Wolf
zusammen gesehen und weiß, daß Sie ein christliches Herz haben, und Sie wissen
nicht, wer ich früher war. -- Sie haben mich gestern gesehen als einen großen
Sünder, den der Satan züchtigte.

War es nicht vielmehr der Branntwein, entgegnete Ramborn nicht ohne
Herbigkeit, der Sie beim Kragen hatte?

Ja. Aber wer weiß nicht, daß der Branntwein eine harte Zuchtrute des
Satans ist? -- Ich weiß nicht, ob sich Gott je meiner erbarmen kann. Meine
Sünde ist zu groß, als daß sie mir könnte vergeben werden. Aber ich muß
beichten. Es muß vom Herzen herunter. Denn dn ich es wollte verschweigen,
fügte er mit zitternden Lippen hinzu, verschmachteten meine Gebeine von meinem
täglichen Heulen, wie es im Sommer dürre wird. Ich habe es manches Jahr
getragen, ich kanns nicht mehr tragen. Ich muß Zeugnis geben von dem un¬
menschlichen Frevel eines Mannes -- er unterbrach sich, senkte den Kopf und
betete: Herr Jesu, bewahre mich, daß ich uicht andre richte, der ich in derselben
Verdammnis bin. -- Sie kennen den Herrn Amtshauptmann, fuhr er nach einer
Weile fort, während sein inneres Auge Bilder der Erinnerung zu sehen schien; wenn
Sie ihn kennten, wie ich ihn kenne! Er war in seiner Jugend ein schöner Mann,
fein, stolz und lebenslustig. Und seine Frau -- man sagt, es sei eine Prinzessin
gewesen. Als seine Frau nach ein paar Jahren gestorben war -- man sagte,
daß -- ich will nicht sagen, was man sagte --, wurde er hart und stolz. Bisher
war seine Frau die höhere gewesen, als sie tot war, wurde er der Herr. Alle
Welt stand tief unter ihm, der ja eine Prinzessin zur Frau gehabt hatte. Er
herrschte hier im Lande wie ein König. Und er suchte sein Leben zu genieße".


vorüberging, stand sie noch aus derselben Stelle und sang. — Herr Doktor, sagte
sie, Michel Kondrat läßt Sie bitten, Sie möchten doch um Christi Wunden willen
kommen.

Der Doktor fuhr sich ärgerlich durchs Haar und kehrte sich ab, ohne ein
Wort zu sagen. Dann nahm er seinen Hut und ging ins Dorf, und die Arte
Beit trottete geduldig hinterher.

Rambvrn trat bei Kondrot ein. Wie anders sah die Stube heute aus.
Diele, Tisch und Stühle waren frisch gescheuert, das Bett war hinter seinen
Gardinen verborgen. Die Sonne schien durch die blanken Fenster herein, und der
große Kachelofen verbreitete eine behagliche Wärme. Auf dem Bort stand eine
Reihe von Andachtsbüchern, den Goldschnitt nach titanischer Sitte nach vorn ge¬
kehrt. An der Wand hingen, an Fäden gereiht, bunte irdene Teller. Am Tische
saß Kondrot im Sonntagsanzuge mit frischem, weißem Hemdkragen. Die Haare
hatte er glatt zurückgekämmt. Vor ihm lag eine aufgeschlagne Bibel. Er hatte
nicht darin gelesen; er hatte gewartet und nur gewartet. Er bot das Bild eines
Menschen, der äußerlich seine Würde wahrt, aber es doch nicht hindern kann, einem
genauer Prüfenden als ein innerlich gebrochner Mensch zu erscheinen. Mehr als
am Abend vorher konnte man an den verschwvmmuen Augen, an den fahlen,
schlaffen Zügen, an den blutleeren Lippen die Verwüstungen erkennen, die der
Branntwein und die Ruhelosigkeit der Seele angerichtet halten. Als der Doktor
eintrat, begrüßte ihn Kondrot mit einem dankbaren Blick und versuchte, sich zu er¬
heben. Aber er vermochte es nicht.

Den Doktor drängte es, dem Manne die Hand zu geben und ihm ein freund¬
liches Wort zu sagen; aber er sand dieses Wort nicht, und so feste er sich etwas
steif Kondrot gegenüber und erwartete, was kommen würde.

Herr Doktor, begann Kondrot, indem er die Hände faltete, ich will Ihnen
beichten.

Ich wundre mich, entgegnete der Doktor, daß sie sich nicht an Ihren Seel¬
sorger wenden.

Er ist nicht mein Seelsorger, sagte Kondrot, und es steht etwas zwischen ihm
und mir. Ihnen habe ich nichts getan. Ich habe Sie mit dem kleinen Wolf
zusammen gesehen und weiß, daß Sie ein christliches Herz haben, und Sie wissen
nicht, wer ich früher war. — Sie haben mich gestern gesehen als einen großen
Sünder, den der Satan züchtigte.

War es nicht vielmehr der Branntwein, entgegnete Ramborn nicht ohne
Herbigkeit, der Sie beim Kragen hatte?

Ja. Aber wer weiß nicht, daß der Branntwein eine harte Zuchtrute des
Satans ist? — Ich weiß nicht, ob sich Gott je meiner erbarmen kann. Meine
Sünde ist zu groß, als daß sie mir könnte vergeben werden. Aber ich muß
beichten. Es muß vom Herzen herunter. Denn dn ich es wollte verschweigen,
fügte er mit zitternden Lippen hinzu, verschmachteten meine Gebeine von meinem
täglichen Heulen, wie es im Sommer dürre wird. Ich habe es manches Jahr
getragen, ich kanns nicht mehr tragen. Ich muß Zeugnis geben von dem un¬
menschlichen Frevel eines Mannes — er unterbrach sich, senkte den Kopf und
betete: Herr Jesu, bewahre mich, daß ich uicht andre richte, der ich in derselben
Verdammnis bin. — Sie kennen den Herrn Amtshauptmann, fuhr er nach einer
Weile fort, während sein inneres Auge Bilder der Erinnerung zu sehen schien; wenn
Sie ihn kennten, wie ich ihn kenne! Er war in seiner Jugend ein schöner Mann,
fein, stolz und lebenslustig. Und seine Frau — man sagt, es sei eine Prinzessin
gewesen. Als seine Frau nach ein paar Jahren gestorben war — man sagte,
daß — ich will nicht sagen, was man sagte —, wurde er hart und stolz. Bisher
war seine Frau die höhere gewesen, als sie tot war, wurde er der Herr. Alle
Welt stand tief unter ihm, der ja eine Prinzessin zur Frau gehabt hatte. Er
herrschte hier im Lande wie ein König. Und er suchte sein Leben zu genieße».


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[0340] vorüberging, stand sie noch aus derselben Stelle und sang. — Herr Doktor, sagte sie, Michel Kondrat läßt Sie bitten, Sie möchten doch um Christi Wunden willen kommen. Der Doktor fuhr sich ärgerlich durchs Haar und kehrte sich ab, ohne ein Wort zu sagen. Dann nahm er seinen Hut und ging ins Dorf, und die Arte Beit trottete geduldig hinterher. Rambvrn trat bei Kondrot ein. Wie anders sah die Stube heute aus. Diele, Tisch und Stühle waren frisch gescheuert, das Bett war hinter seinen Gardinen verborgen. Die Sonne schien durch die blanken Fenster herein, und der große Kachelofen verbreitete eine behagliche Wärme. Auf dem Bort stand eine Reihe von Andachtsbüchern, den Goldschnitt nach titanischer Sitte nach vorn ge¬ kehrt. An der Wand hingen, an Fäden gereiht, bunte irdene Teller. Am Tische saß Kondrot im Sonntagsanzuge mit frischem, weißem Hemdkragen. Die Haare hatte er glatt zurückgekämmt. Vor ihm lag eine aufgeschlagne Bibel. Er hatte nicht darin gelesen; er hatte gewartet und nur gewartet. Er bot das Bild eines Menschen, der äußerlich seine Würde wahrt, aber es doch nicht hindern kann, einem genauer Prüfenden als ein innerlich gebrochner Mensch zu erscheinen. Mehr als am Abend vorher konnte man an den verschwvmmuen Augen, an den fahlen, schlaffen Zügen, an den blutleeren Lippen die Verwüstungen erkennen, die der Branntwein und die Ruhelosigkeit der Seele angerichtet halten. Als der Doktor eintrat, begrüßte ihn Kondrot mit einem dankbaren Blick und versuchte, sich zu er¬ heben. Aber er vermochte es nicht. Den Doktor drängte es, dem Manne die Hand zu geben und ihm ein freund¬ liches Wort zu sagen; aber er sand dieses Wort nicht, und so feste er sich etwas steif Kondrot gegenüber und erwartete, was kommen würde. Herr Doktor, begann Kondrot, indem er die Hände faltete, ich will Ihnen beichten. Ich wundre mich, entgegnete der Doktor, daß sie sich nicht an Ihren Seel¬ sorger wenden. Er ist nicht mein Seelsorger, sagte Kondrot, und es steht etwas zwischen ihm und mir. Ihnen habe ich nichts getan. Ich habe Sie mit dem kleinen Wolf zusammen gesehen und weiß, daß Sie ein christliches Herz haben, und Sie wissen nicht, wer ich früher war. — Sie haben mich gestern gesehen als einen großen Sünder, den der Satan züchtigte. War es nicht vielmehr der Branntwein, entgegnete Ramborn nicht ohne Herbigkeit, der Sie beim Kragen hatte? Ja. Aber wer weiß nicht, daß der Branntwein eine harte Zuchtrute des Satans ist? — Ich weiß nicht, ob sich Gott je meiner erbarmen kann. Meine Sünde ist zu groß, als daß sie mir könnte vergeben werden. Aber ich muß beichten. Es muß vom Herzen herunter. Denn dn ich es wollte verschweigen, fügte er mit zitternden Lippen hinzu, verschmachteten meine Gebeine von meinem täglichen Heulen, wie es im Sommer dürre wird. Ich habe es manches Jahr getragen, ich kanns nicht mehr tragen. Ich muß Zeugnis geben von dem un¬ menschlichen Frevel eines Mannes — er unterbrach sich, senkte den Kopf und betete: Herr Jesu, bewahre mich, daß ich uicht andre richte, der ich in derselben Verdammnis bin. — Sie kennen den Herrn Amtshauptmann, fuhr er nach einer Weile fort, während sein inneres Auge Bilder der Erinnerung zu sehen schien; wenn Sie ihn kennten, wie ich ihn kenne! Er war in seiner Jugend ein schöner Mann, fein, stolz und lebenslustig. Und seine Frau — man sagt, es sei eine Prinzessin gewesen. Als seine Frau nach ein paar Jahren gestorben war — man sagte, daß — ich will nicht sagen, was man sagte —, wurde er hart und stolz. Bisher war seine Frau die höhere gewesen, als sie tot war, wurde er der Herr. Alle Welt stand tief unter ihm, der ja eine Prinzessin zur Frau gehabt hatte. Er herrschte hier im Lande wie ein König. Und er suchte sein Leben zu genieße».

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 64, 1905, Zweites Vierteljahr, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341881_296764/340>, abgerufen am 06.02.2025.