Die Grenzboten. Jg. 64, 1905, Zweites Vierteljahr.Das Syrakus des wcstous "ud sei"e Bildlinasstciitk Vergessen, daß dies bei der mangelhaften Vorbereitung, die die Studenten von Wie wirkt ein solches "System" auf den Charakter? Dies wird die nächste Professor C. F. Thwing von der Western Reserve Universität (Cleveland, Schließlich möchte ich noch Professor Henry van Dyke (Princeton Univer¬ Das Syrakus des wcstous »ud sei»e Bildlinasstciitk Vergessen, daß dies bei der mangelhaften Vorbereitung, die die Studenten von Wie wirkt ein solches „System" auf den Charakter? Dies wird die nächste Professor C. F. Thwing von der Western Reserve Universität (Cleveland, Schließlich möchte ich noch Professor Henry van Dyke (Princeton Univer¬ <TEI> <text> <body> <div> <div n="1"> <pb facs="#f0321" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/297453"/> <fw type="header" place="top"> Das Syrakus des wcstous »ud sei»e Bildlinasstciitk</fw><lb/> <p xml:id="ID_1424" prev="#ID_1423"> Vergessen, daß dies bei der mangelhaften Vorbereitung, die die Studenten von<lb/> den Gymnasien mitbringen, nicht ratsam wäre, doch gibt es, wie ich aus eigner<lb/> Erfahrung weiß, genug begabte Studenten, die bei dem Präparattonswesen<lb/> verkümmern oder wenigstens nicht zu Resultaten kommen, die ihrer Fähigkeit<lb/> entsprechen.</p><lb/> <p xml:id="ID_1425"> Wie wirkt ein solches „System" auf den Charakter? Dies wird die nächste<lb/> Frage sein, mit der wir uns beschäftigen müssen. Während der vergangnen<lb/> Monate hat es nicht an Streitschriften gefehlt, die die gegenwärtige Erziehungs¬<lb/> weise auf amerikanischen Hochschulen und Gymnasien (KiZIr 8<zlwot8) heftig an¬<lb/> griffen. Der Literarhistoriker Barrett Wendell (Harvard-Universität) schreibt in<lb/> der Mrtb ^mgriean ki-eviow (September 1904) in seinein Artikel Our nationg.1<lb/> sapgrstMon etwa folgendes: Die Erziehung der Amerikaner baut sich auf dem<lb/> Kindergartenprinzip auf. Der Lehrer muß herausfinden, was der Schüler oder<lb/> Student gern hat, und darauf muß er ihm zu diesem Wissen auf möglichst<lb/> leichtem, interessantem Wege verhelfen. Wendell greift die «zlseUvs stuclis«<lb/> (das Wahlfüchersystem) an, weil sie seiner Meinung nach dazu führen, die<lb/> wichtigste Seite der Erziehung, die strenge Schulung des Geistes, die intellektuelle<lb/> Subordination, die notwendiger sei als die Belehrung, zu vernachlässigen. Im<lb/> Hinblick auf die klassischen Studien gibt der Verfasser zu, daß ihre Vertreter<lb/> meist tyrannisch oder zu hochmütig gewesen seien, und daß deshalb wohl die<lb/> Herrschaft der alten Schule den Höhepunkt ihrer Machtentwickluug überschritten<lb/> habe; doch, sagt Professor Wendell, „hinter den jetzt entthronten Idolen jener<lb/> Richtung stand eine orthodoxe Wahrheit, die wir bei der neuen Methode noch<lb/> nicht bemerken können, und die Erziehungsresultate waren früher weit besser."</p><lb/> <p xml:id="ID_1426"> Professor C. F. Thwing von der Western Reserve Universität (Cleveland,<lb/> Ohio) wendet sich in Uarxsr's 24. September 1904, gegen den Vor¬<lb/> wurf Wendells, der amerikanische Student unsrer Tage sei lladd^, d. h. kraft¬<lb/> los, und sucht dessen Behauptung durch Hinweis auf den großen Einfluß des<lb/> Sports zu widerlegen. Auch in geistiger Beziehung, sagt Thwing, ist der<lb/> amerikanische Student nicht kraftlos. Hervorragende Lehrer wirken durch ihre<lb/> Persönlichkeit auf die junge Generation. „Wenn Neuerungen nötig sind, so<lb/> liegen sie in zwei Richtungen. Erstens müssen die wissenschaftlichen An¬<lb/> forderungen gesteigert werden, und dann brauchen wir tüchtige Leute in der<lb/> Fakultät. In jeder Universität sollten große Gelehrte, aber auch hervorragende<lb/> Lehrer sein, Lehrer, die ihre jungen Hörer begeistern und zur wahren Männlich¬<lb/> keit heranbilden, sodaß die heranwachsende Generation die großen Probleme und<lb/> Gefahren der nahen Zukunft versteht. Wo das erreicht wird, kaun von Kraft¬<lb/> losigkeit nicht mehr die Rede sein."</p><lb/> <p xml:id="ID_1427" next="#ID_1428"> Schließlich möchte ich noch Professor Henry van Dyke (Princeton Univer¬<lb/> sität, New Jersey) erwähnen, der den streng amerikanischen Standpunkt vertritt.<lb/> Er sagt in seinein Artikel (Uiirpör's Nag^ins, Oktober 1904) 'Ibs Sobool ot<lb/> ^leg etwa folgendes: „Die akademische Karriere hat ihre Gefahren, deren größte<lb/> der Glaube an die Unfehlbarkeit der Wissenschaft ist, eine Art intellektuelles<lb/> Ueber, blinde Anbetung von Systemen. . . . Spezicilisten brauchen wir, und<lb/> '"an sagt heutzutage, daß ein wahrer Spezialist sei» ganzes Leben der Unter-'</p><lb/> </div> </div> </body> </text> </TEI> [0321]
Das Syrakus des wcstous »ud sei»e Bildlinasstciitk
Vergessen, daß dies bei der mangelhaften Vorbereitung, die die Studenten von
den Gymnasien mitbringen, nicht ratsam wäre, doch gibt es, wie ich aus eigner
Erfahrung weiß, genug begabte Studenten, die bei dem Präparattonswesen
verkümmern oder wenigstens nicht zu Resultaten kommen, die ihrer Fähigkeit
entsprechen.
Wie wirkt ein solches „System" auf den Charakter? Dies wird die nächste
Frage sein, mit der wir uns beschäftigen müssen. Während der vergangnen
Monate hat es nicht an Streitschriften gefehlt, die die gegenwärtige Erziehungs¬
weise auf amerikanischen Hochschulen und Gymnasien (KiZIr 8<zlwot8) heftig an¬
griffen. Der Literarhistoriker Barrett Wendell (Harvard-Universität) schreibt in
der Mrtb ^mgriean ki-eviow (September 1904) in seinein Artikel Our nationg.1
sapgrstMon etwa folgendes: Die Erziehung der Amerikaner baut sich auf dem
Kindergartenprinzip auf. Der Lehrer muß herausfinden, was der Schüler oder
Student gern hat, und darauf muß er ihm zu diesem Wissen auf möglichst
leichtem, interessantem Wege verhelfen. Wendell greift die «zlseUvs stuclis«
(das Wahlfüchersystem) an, weil sie seiner Meinung nach dazu führen, die
wichtigste Seite der Erziehung, die strenge Schulung des Geistes, die intellektuelle
Subordination, die notwendiger sei als die Belehrung, zu vernachlässigen. Im
Hinblick auf die klassischen Studien gibt der Verfasser zu, daß ihre Vertreter
meist tyrannisch oder zu hochmütig gewesen seien, und daß deshalb wohl die
Herrschaft der alten Schule den Höhepunkt ihrer Machtentwickluug überschritten
habe; doch, sagt Professor Wendell, „hinter den jetzt entthronten Idolen jener
Richtung stand eine orthodoxe Wahrheit, die wir bei der neuen Methode noch
nicht bemerken können, und die Erziehungsresultate waren früher weit besser."
Professor C. F. Thwing von der Western Reserve Universität (Cleveland,
Ohio) wendet sich in Uarxsr's 24. September 1904, gegen den Vor¬
wurf Wendells, der amerikanische Student unsrer Tage sei lladd^, d. h. kraft¬
los, und sucht dessen Behauptung durch Hinweis auf den großen Einfluß des
Sports zu widerlegen. Auch in geistiger Beziehung, sagt Thwing, ist der
amerikanische Student nicht kraftlos. Hervorragende Lehrer wirken durch ihre
Persönlichkeit auf die junge Generation. „Wenn Neuerungen nötig sind, so
liegen sie in zwei Richtungen. Erstens müssen die wissenschaftlichen An¬
forderungen gesteigert werden, und dann brauchen wir tüchtige Leute in der
Fakultät. In jeder Universität sollten große Gelehrte, aber auch hervorragende
Lehrer sein, Lehrer, die ihre jungen Hörer begeistern und zur wahren Männlich¬
keit heranbilden, sodaß die heranwachsende Generation die großen Probleme und
Gefahren der nahen Zukunft versteht. Wo das erreicht wird, kaun von Kraft¬
losigkeit nicht mehr die Rede sein."
Schließlich möchte ich noch Professor Henry van Dyke (Princeton Univer¬
sität, New Jersey) erwähnen, der den streng amerikanischen Standpunkt vertritt.
Er sagt in seinein Artikel (Uiirpör's Nag^ins, Oktober 1904) 'Ibs Sobool ot
^leg etwa folgendes: „Die akademische Karriere hat ihre Gefahren, deren größte
der Glaube an die Unfehlbarkeit der Wissenschaft ist, eine Art intellektuelles
Ueber, blinde Anbetung von Systemen. . . . Spezicilisten brauchen wir, und
'"an sagt heutzutage, daß ein wahrer Spezialist sei» ganzes Leben der Unter-'
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