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Die Grenzboten. Jg. 64, 1905, Zweites Vierteljahr.

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Herrenmenschen

genusses, der Bethätigung des eignen Willens eilf Fundamentalkraft der Menschheit
angesehen werden. Alles andre war Sklavenmoral. Nur hatte Tauenden, die mit
Lust half und diente, nicht die Probe eines sklavischen Zuges an sich, sie glich eher
der gütigen Herrin, die aus unerschöpflichen Truhen Gaben nahm und verschenkte.
Praktisch wars jedenfalls, nicht zu warten, bis man für sich eine Freude erjagt
hatte, sondern sich an der Freude, die man andern macht, zu erfreuen.

Doktor, sagte Tauenden, tifteln Sie nicht so viel. Dabei kommt nichts heraus.
Und Sie mache" es ja auch nicht anders als ich.

Ich? sagte Ramborn ganz überrascht. Sie wissen doch, Tauenden, daß ich ein
arger Egoist bin.

Tauenden lachte.

Mit dem Inspektor -- er war ein Westpreusze aus der Danziger Gegend und
hieß Schlewecke -- hatte man einen guten Griff getan. Er war entsetzt über den
Schlendrian, mit dem gewirtschaftet wurde, und die litauische Zähigkeit, mit der
die Leute an ihren alten schlechten Gewohnheiten festhielten. Das erste, was er
forderte und auch durchsetzte, war die Anschaffung einer Drillmaschine, nicht allein
um am Saatkorn zu sparen, sondern vielmehr um das Korn hacken und gegen das
Unkraut vorgehn zu können, das nachgerade übermächtig geworden war. Dies gab
eine wahre Revolution auf dem Hofe, und die Leute hatte" eine abergläubische
Furcht vor dem roten Dinge, das so unheimlich über den Acker klapperte und an
einem Tage die Arbeit verrichtete, die man sonst ganz gut auf acht Tage aus¬
dehnen konnte. Die Knechte weigerten sich geradezu, mit ihren Pferden vor der
neuen Maschine zu gehn, bis die Reitpeitsche des Herrn Inspektors in der Stille
ein Wort anredete. Was vom Hofe gestohlen wurde, war unglaublich. Jeder,
der vorüberging, hielt sich für berechtigt, mitzunehmen, was ihm gefiel. Die Ernte
war kaum hereingebracht, und schon fanden sich merkliche Löcher in den Vorräten.

So geht das nicht weiter, sagte der Inspektor. Wenn wir unsern offnen Hof
nicht durch Zaun oder Mauer schließen, hilft uns kein Aufpassen.

Der Doktor sah dies ein. Eine Steinmauer zu bauen war bei dem uner¬
schwinglichen Preise der Ziegelsteine nicht möglich, aber man konnte ja eine hölzerne
Mauer, eine Art Palisadenmaner bauen. Dem Schlößchen gehörte eine Wald¬
parzelle, deren sandiger Teil mit Kiefern, deren nasser Teil mit Ellernbuschwerk
bestanden war. Es waren da gewisse Unklarheiten, die sich auf die Grenze oder
das Recht des Mitbesitzes der Gemeinde bezogen. Hätte man diese Angelegenheit
erst regeln wollen, ehe man ans Abholzen ging, so wären vielleicht Jahre ver¬
gangen; was aber geschehen sollte, mußte gleich geschehen. Man beschloß also, sich
an nichts zu kehren, so viel Holz zu fälle", als man brauchte, und das übrige ab¬
zuwarten. Man ließ also ein halbes Dutzend auswärtiger Holzarbeiter kommen,
und die Arbeit begann.

Natürlich erfuhr das Hoheit, und sogleich erschien Pcisch in Uniform, mit
Hirschfänger und Büchse und überbrachte den Befehl, die Arbeit des Avholzens sei
sogleich einzustellen. Der Doktor antwortete höflich, der Amtshanptmcum möge die
Güte haben, nachzuweisen, was ihn berechtige, sich in die Angelegenheiten des
preußischen Schlößchens zu mischen. Bis jetzt hatte sich Groppoff in alles gemischt,
ohne danach zu fragen, ob er dazu ein Recht habe oder nicht. Er war eben der
Feudalherr von Tapnicken gewesen, und niemand hatte es gewagt, um seinem Rechte
zu zweifeln. Hoheit waren natürlich höchst ungehalten, machten ihr Adlergesicht
und ließen den Schulzen kommen. Bald darauf lief ein Protest und Klagean¬
drohung seitens der Gemeinde ein. Dieses Papier wurde einfach beiseite gelegt.

Tauenden bekam Angst und fragte, ob der Doktor denn auch gewiß sei, den
Prozeß, wenn er angestellt werde, zu gewinnen.

Ich bin ganz sicher, antwortete der Doktor vergnügt, ihn zu verlieren. Aber
was schadet es? Wir bezahlen dann, was wir sowieso zu zahlen hätten, und in¬
zwischen ist unsre Festung fertig. Wir sind im Kriegszustande. ^ la Morro "ommo
i>> Is, xuerro!


Herrenmenschen

genusses, der Bethätigung des eignen Willens eilf Fundamentalkraft der Menschheit
angesehen werden. Alles andre war Sklavenmoral. Nur hatte Tauenden, die mit
Lust half und diente, nicht die Probe eines sklavischen Zuges an sich, sie glich eher
der gütigen Herrin, die aus unerschöpflichen Truhen Gaben nahm und verschenkte.
Praktisch wars jedenfalls, nicht zu warten, bis man für sich eine Freude erjagt
hatte, sondern sich an der Freude, die man andern macht, zu erfreuen.

Doktor, sagte Tauenden, tifteln Sie nicht so viel. Dabei kommt nichts heraus.
Und Sie mache» es ja auch nicht anders als ich.

Ich? sagte Ramborn ganz überrascht. Sie wissen doch, Tauenden, daß ich ein
arger Egoist bin.

Tauenden lachte.

Mit dem Inspektor — er war ein Westpreusze aus der Danziger Gegend und
hieß Schlewecke — hatte man einen guten Griff getan. Er war entsetzt über den
Schlendrian, mit dem gewirtschaftet wurde, und die litauische Zähigkeit, mit der
die Leute an ihren alten schlechten Gewohnheiten festhielten. Das erste, was er
forderte und auch durchsetzte, war die Anschaffung einer Drillmaschine, nicht allein
um am Saatkorn zu sparen, sondern vielmehr um das Korn hacken und gegen das
Unkraut vorgehn zu können, das nachgerade übermächtig geworden war. Dies gab
eine wahre Revolution auf dem Hofe, und die Leute hatte» eine abergläubische
Furcht vor dem roten Dinge, das so unheimlich über den Acker klapperte und an
einem Tage die Arbeit verrichtete, die man sonst ganz gut auf acht Tage aus¬
dehnen konnte. Die Knechte weigerten sich geradezu, mit ihren Pferden vor der
neuen Maschine zu gehn, bis die Reitpeitsche des Herrn Inspektors in der Stille
ein Wort anredete. Was vom Hofe gestohlen wurde, war unglaublich. Jeder,
der vorüberging, hielt sich für berechtigt, mitzunehmen, was ihm gefiel. Die Ernte
war kaum hereingebracht, und schon fanden sich merkliche Löcher in den Vorräten.

So geht das nicht weiter, sagte der Inspektor. Wenn wir unsern offnen Hof
nicht durch Zaun oder Mauer schließen, hilft uns kein Aufpassen.

Der Doktor sah dies ein. Eine Steinmauer zu bauen war bei dem uner¬
schwinglichen Preise der Ziegelsteine nicht möglich, aber man konnte ja eine hölzerne
Mauer, eine Art Palisadenmaner bauen. Dem Schlößchen gehörte eine Wald¬
parzelle, deren sandiger Teil mit Kiefern, deren nasser Teil mit Ellernbuschwerk
bestanden war. Es waren da gewisse Unklarheiten, die sich auf die Grenze oder
das Recht des Mitbesitzes der Gemeinde bezogen. Hätte man diese Angelegenheit
erst regeln wollen, ehe man ans Abholzen ging, so wären vielleicht Jahre ver¬
gangen; was aber geschehen sollte, mußte gleich geschehen. Man beschloß also, sich
an nichts zu kehren, so viel Holz zu fälle«, als man brauchte, und das übrige ab¬
zuwarten. Man ließ also ein halbes Dutzend auswärtiger Holzarbeiter kommen,
und die Arbeit begann.

Natürlich erfuhr das Hoheit, und sogleich erschien Pcisch in Uniform, mit
Hirschfänger und Büchse und überbrachte den Befehl, die Arbeit des Avholzens sei
sogleich einzustellen. Der Doktor antwortete höflich, der Amtshanptmcum möge die
Güte haben, nachzuweisen, was ihn berechtige, sich in die Angelegenheiten des
preußischen Schlößchens zu mischen. Bis jetzt hatte sich Groppoff in alles gemischt,
ohne danach zu fragen, ob er dazu ein Recht habe oder nicht. Er war eben der
Feudalherr von Tapnicken gewesen, und niemand hatte es gewagt, um seinem Rechte
zu zweifeln. Hoheit waren natürlich höchst ungehalten, machten ihr Adlergesicht
und ließen den Schulzen kommen. Bald darauf lief ein Protest und Klagean¬
drohung seitens der Gemeinde ein. Dieses Papier wurde einfach beiseite gelegt.

Tauenden bekam Angst und fragte, ob der Doktor denn auch gewiß sei, den
Prozeß, wenn er angestellt werde, zu gewinnen.

Ich bin ganz sicher, antwortete der Doktor vergnügt, ihn zu verlieren. Aber
was schadet es? Wir bezahlen dann, was wir sowieso zu zahlen hätten, und in¬
zwischen ist unsre Festung fertig. Wir sind im Kriegszustande. ^ la Morro «ommo
i>> Is, xuerro!


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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 64, 1905, Zweites Vierteljahr, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341881_296764/278>, abgerufen am 05.02.2025.