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Die Grenzboten. Jg. 64, 1905, Viertes Vierteljahr.

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Unter Runden, Komödianten und wilden Tieren

drauf?" und teilte mir mit, als ich dies verneinte, ich müsse auch von dem schwarzen
Pulver aus der zweiten Büchse darauf schütten. Das tat ich, nahm aber eine zu
große Portion und ließ die beiden Büchsen offen stehn. Als ich nun ein Streich¬
holz anbrannte, erfolgte die Entzündung so gründlich, daß nicht nur der Inhalt
der Pfanne sondern auch der der beiden Büchsen mit einem starken Knall in
Flammen aufging, worauf die Madame mit dem Rufe Du thu! die Schlangen
von sich warf und in den Wohnwagen flüchtete. Ich hatte zum Glück die Geistes¬
gegenwart, die brennenden Büchsen mit dem Fuße durch die geöffnete Hinterwand
ins Freie zu befördern, sodaß wir als einzigen Brandschäden den Verlust meiner
linken Schnurrbarthälfte zu beklagen hatten. Nachher erschien natürlich ein Schutz¬
mann, der sich den Zwischenfall genau erzählen ließ und gewissenhaft verbuchte.
Das Feuerwerk hatte uns etwa zwanzig Mark gekostet, wurde mir aber nicht an¬
gerechnet, da sich Madame und der Direktor nachträglich über mein Mißgeschick
amüsierten. Von den Schlangen fanden wir drei sofort wieder, die vierte aber
war eine ganze Weile nicht zu entdecken, bis einer der Angestellten, ein Re-
kvmmandeur, der früher Buchbinder gewesen war, sie unter dem Wohnwagen fand,
wo sie sich um die Achse verschlungen hatte. Nach der Achtuhrvorstellung brachen
wir dann ab und fuhren zum Volksfeste nach Nürnberg.

Hier feierten wir am 4. September den Namenstag der Madame, indem wir
ihr ein Album überreichten, das unser Zimmermann, der Holländer Joseph, ge¬
kauft, init einem handschriftlichen Glückwunsch versehen und jedem von uus zum
Unterzeichner vorgelegt hatte. Madame zeigte sich über diese Aufmerksamkeit sehr
erfreut, und bald darauf erschien der Direktor mit einem Pappkarton, der mit
seltnen goldnen und silbernen Münzen gefüllt war, die uns Nouma Hawa zur
Erinnerung an den Tag überreichen ließ. Die Münzen waren auf der Neversseite
abgeschliffen, trugen in zierlicher Gravierung die Aufschrift gvuvsnir 4 soptombrö 1893
und tu der Mitte das Monogramm H. und waren mit einem Henkel versehen,
sodaß wir sie gleichsam als einen Hansorden unsrer Prinzipalin am Bande tragen
konnten.

In München trafen wir zum Oktoberfest ein. Dort hatten wir große Kon¬
kurrenz, da auch Ehlbeck dort war, der die Menagerie seines Schwagers Sonntag
noch zu seiner eignen hinzugefügt hatte und nun über eine 110 Meter lange Bilde
verfügte. Ehlbeck hatte zwei Elefanten, einen kleinen und einen großen. Der erste
gehörte mit zu der Menagerie, den großen dagegen sandte er mit einem Wärter
allein auf Reisen, hatte ihn aber jetzt nach München kommen lassen, um das Tier
als Zugstück für sein Unternehmen an die Kasse zu stellen. Während des Auf¬
bauens stand der Elefant, mit einem Hinterfuß an einen Pfahl angekettet, mitten
auf der Wiese und war dort von einer großen Menge Publikum umlagert, das
dos Tier anfangs anstaunte, dann aber zum Scherze mit Rasenstücken warf. Der
Elefant ließ sich diese Späße auch eine Zeit lang ruhig gefallen, dann trat er mit
einem Vorderfuß auf seine Kette, setzte den gewaltigen Stoßzahn darunter und
hob so den Pfahl heraus, der etwa 2ü Zentimeter im Durchmesser haben mochte
und über einen Meter tief in der Erde stak. Als ich dies bemerkte, holte ich den
Wärter namens Bauer herbei, der den Pfahl wieder in die Erde schlug und dafür
sorgte, daß der Elefant nicht mehr vom Publikum beunruhigt wurde. Während
des Oktoberfestes hatte die Ehlbecksche Menagerie besonders in den Morgen¬
stunden großen Zuspruch von den Schulen, denen ein billiger Eintrittspreis ein¬
geräumt worden war. Wir dagegen nahmen unsre vollen Preise und verwandten
besondre Mühe auf die Rekommendation, wobei sich drei von uns, der Direktor,
°er Rekommcmdeur und ich abwechselten. Wenn ich hinaustrat, nahm ich gewöhnlich
Irgendein Tier mit, zuerst einen jungen Löwen und später den Elefanten, der die
Seins Stufen zur Kasse hinaufsteigen und dort auf dem beschränkten Raume seine
Künste zeigen mußte. Zufälligerweise hatte ich bemerkt, daß August Schindel, dieser
große Meister in der Kunst, das Publikum anzulocken, hier in München ein ganz


Unter Runden, Komödianten und wilden Tieren

drauf?" und teilte mir mit, als ich dies verneinte, ich müsse auch von dem schwarzen
Pulver aus der zweiten Büchse darauf schütten. Das tat ich, nahm aber eine zu
große Portion und ließ die beiden Büchsen offen stehn. Als ich nun ein Streich¬
holz anbrannte, erfolgte die Entzündung so gründlich, daß nicht nur der Inhalt
der Pfanne sondern auch der der beiden Büchsen mit einem starken Knall in
Flammen aufging, worauf die Madame mit dem Rufe Du thu! die Schlangen
von sich warf und in den Wohnwagen flüchtete. Ich hatte zum Glück die Geistes¬
gegenwart, die brennenden Büchsen mit dem Fuße durch die geöffnete Hinterwand
ins Freie zu befördern, sodaß wir als einzigen Brandschäden den Verlust meiner
linken Schnurrbarthälfte zu beklagen hatten. Nachher erschien natürlich ein Schutz¬
mann, der sich den Zwischenfall genau erzählen ließ und gewissenhaft verbuchte.
Das Feuerwerk hatte uns etwa zwanzig Mark gekostet, wurde mir aber nicht an¬
gerechnet, da sich Madame und der Direktor nachträglich über mein Mißgeschick
amüsierten. Von den Schlangen fanden wir drei sofort wieder, die vierte aber
war eine ganze Weile nicht zu entdecken, bis einer der Angestellten, ein Re-
kvmmandeur, der früher Buchbinder gewesen war, sie unter dem Wohnwagen fand,
wo sie sich um die Achse verschlungen hatte. Nach der Achtuhrvorstellung brachen
wir dann ab und fuhren zum Volksfeste nach Nürnberg.

Hier feierten wir am 4. September den Namenstag der Madame, indem wir
ihr ein Album überreichten, das unser Zimmermann, der Holländer Joseph, ge¬
kauft, init einem handschriftlichen Glückwunsch versehen und jedem von uus zum
Unterzeichner vorgelegt hatte. Madame zeigte sich über diese Aufmerksamkeit sehr
erfreut, und bald darauf erschien der Direktor mit einem Pappkarton, der mit
seltnen goldnen und silbernen Münzen gefüllt war, die uns Nouma Hawa zur
Erinnerung an den Tag überreichen ließ. Die Münzen waren auf der Neversseite
abgeschliffen, trugen in zierlicher Gravierung die Aufschrift gvuvsnir 4 soptombrö 1893
und tu der Mitte das Monogramm H. und waren mit einem Henkel versehen,
sodaß wir sie gleichsam als einen Hansorden unsrer Prinzipalin am Bande tragen
konnten.

In München trafen wir zum Oktoberfest ein. Dort hatten wir große Kon¬
kurrenz, da auch Ehlbeck dort war, der die Menagerie seines Schwagers Sonntag
noch zu seiner eignen hinzugefügt hatte und nun über eine 110 Meter lange Bilde
verfügte. Ehlbeck hatte zwei Elefanten, einen kleinen und einen großen. Der erste
gehörte mit zu der Menagerie, den großen dagegen sandte er mit einem Wärter
allein auf Reisen, hatte ihn aber jetzt nach München kommen lassen, um das Tier
als Zugstück für sein Unternehmen an die Kasse zu stellen. Während des Auf¬
bauens stand der Elefant, mit einem Hinterfuß an einen Pfahl angekettet, mitten
auf der Wiese und war dort von einer großen Menge Publikum umlagert, das
dos Tier anfangs anstaunte, dann aber zum Scherze mit Rasenstücken warf. Der
Elefant ließ sich diese Späße auch eine Zeit lang ruhig gefallen, dann trat er mit
einem Vorderfuß auf seine Kette, setzte den gewaltigen Stoßzahn darunter und
hob so den Pfahl heraus, der etwa 2ü Zentimeter im Durchmesser haben mochte
und über einen Meter tief in der Erde stak. Als ich dies bemerkte, holte ich den
Wärter namens Bauer herbei, der den Pfahl wieder in die Erde schlug und dafür
sorgte, daß der Elefant nicht mehr vom Publikum beunruhigt wurde. Während
des Oktoberfestes hatte die Ehlbecksche Menagerie besonders in den Morgen¬
stunden großen Zuspruch von den Schulen, denen ein billiger Eintrittspreis ein¬
geräumt worden war. Wir dagegen nahmen unsre vollen Preise und verwandten
besondre Mühe auf die Rekommendation, wobei sich drei von uns, der Direktor,
°er Rekommcmdeur und ich abwechselten. Wenn ich hinaustrat, nahm ich gewöhnlich
Irgendein Tier mit, zuerst einen jungen Löwen und später den Elefanten, der die
Seins Stufen zur Kasse hinaufsteigen und dort auf dem beschränkten Raume seine
Künste zeigen mußte. Zufälligerweise hatte ich bemerkt, daß August Schindel, dieser
große Meister in der Kunst, das Publikum anzulocken, hier in München ein ganz


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[0097] Unter Runden, Komödianten und wilden Tieren drauf?" und teilte mir mit, als ich dies verneinte, ich müsse auch von dem schwarzen Pulver aus der zweiten Büchse darauf schütten. Das tat ich, nahm aber eine zu große Portion und ließ die beiden Büchsen offen stehn. Als ich nun ein Streich¬ holz anbrannte, erfolgte die Entzündung so gründlich, daß nicht nur der Inhalt der Pfanne sondern auch der der beiden Büchsen mit einem starken Knall in Flammen aufging, worauf die Madame mit dem Rufe Du thu! die Schlangen von sich warf und in den Wohnwagen flüchtete. Ich hatte zum Glück die Geistes¬ gegenwart, die brennenden Büchsen mit dem Fuße durch die geöffnete Hinterwand ins Freie zu befördern, sodaß wir als einzigen Brandschäden den Verlust meiner linken Schnurrbarthälfte zu beklagen hatten. Nachher erschien natürlich ein Schutz¬ mann, der sich den Zwischenfall genau erzählen ließ und gewissenhaft verbuchte. Das Feuerwerk hatte uns etwa zwanzig Mark gekostet, wurde mir aber nicht an¬ gerechnet, da sich Madame und der Direktor nachträglich über mein Mißgeschick amüsierten. Von den Schlangen fanden wir drei sofort wieder, die vierte aber war eine ganze Weile nicht zu entdecken, bis einer der Angestellten, ein Re- kvmmandeur, der früher Buchbinder gewesen war, sie unter dem Wohnwagen fand, wo sie sich um die Achse verschlungen hatte. Nach der Achtuhrvorstellung brachen wir dann ab und fuhren zum Volksfeste nach Nürnberg. Hier feierten wir am 4. September den Namenstag der Madame, indem wir ihr ein Album überreichten, das unser Zimmermann, der Holländer Joseph, ge¬ kauft, init einem handschriftlichen Glückwunsch versehen und jedem von uus zum Unterzeichner vorgelegt hatte. Madame zeigte sich über diese Aufmerksamkeit sehr erfreut, und bald darauf erschien der Direktor mit einem Pappkarton, der mit seltnen goldnen und silbernen Münzen gefüllt war, die uns Nouma Hawa zur Erinnerung an den Tag überreichen ließ. Die Münzen waren auf der Neversseite abgeschliffen, trugen in zierlicher Gravierung die Aufschrift gvuvsnir 4 soptombrö 1893 und tu der Mitte das Monogramm H. und waren mit einem Henkel versehen, sodaß wir sie gleichsam als einen Hansorden unsrer Prinzipalin am Bande tragen konnten. In München trafen wir zum Oktoberfest ein. Dort hatten wir große Kon¬ kurrenz, da auch Ehlbeck dort war, der die Menagerie seines Schwagers Sonntag noch zu seiner eignen hinzugefügt hatte und nun über eine 110 Meter lange Bilde verfügte. Ehlbeck hatte zwei Elefanten, einen kleinen und einen großen. Der erste gehörte mit zu der Menagerie, den großen dagegen sandte er mit einem Wärter allein auf Reisen, hatte ihn aber jetzt nach München kommen lassen, um das Tier als Zugstück für sein Unternehmen an die Kasse zu stellen. Während des Auf¬ bauens stand der Elefant, mit einem Hinterfuß an einen Pfahl angekettet, mitten auf der Wiese und war dort von einer großen Menge Publikum umlagert, das dos Tier anfangs anstaunte, dann aber zum Scherze mit Rasenstücken warf. Der Elefant ließ sich diese Späße auch eine Zeit lang ruhig gefallen, dann trat er mit einem Vorderfuß auf seine Kette, setzte den gewaltigen Stoßzahn darunter und hob so den Pfahl heraus, der etwa 2ü Zentimeter im Durchmesser haben mochte und über einen Meter tief in der Erde stak. Als ich dies bemerkte, holte ich den Wärter namens Bauer herbei, der den Pfahl wieder in die Erde schlug und dafür sorgte, daß der Elefant nicht mehr vom Publikum beunruhigt wurde. Während des Oktoberfestes hatte die Ehlbecksche Menagerie besonders in den Morgen¬ stunden großen Zuspruch von den Schulen, denen ein billiger Eintrittspreis ein¬ geräumt worden war. Wir dagegen nahmen unsre vollen Preise und verwandten besondre Mühe auf die Rekommendation, wobei sich drei von uns, der Direktor, °er Rekommcmdeur und ich abwechselten. Wenn ich hinaustrat, nahm ich gewöhnlich Irgendein Tier mit, zuerst einen jungen Löwen und später den Elefanten, der die Seins Stufen zur Kasse hinaufsteigen und dort auf dem beschränkten Raume seine Künste zeigen mußte. Zufälligerweise hatte ich bemerkt, daß August Schindel, dieser große Meister in der Kunst, das Publikum anzulocken, hier in München ein ganz

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 64, 1905, Viertes Vierteljahr, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341881_296010/97>, abgerufen am 15.01.2025.