Die Grenzboten. Jg. 64, 1905, Viertes Vierteljahr.Der Eintritt des Großherzogtunis Baden in den Norddeutschen Bund von Preußen zu begeben, Baron Montgascon bezeichnete das Verhältnis, in Sodann ging die Depesche auf die Rekonstruktion und neue Verfassung Baron von Montgascon unterdrückte, wie er ausdrücklich bemerkte, nachdem Freydorf dankte für diese Besorgnis nicht und bat zu glauben, daß er Freydorf hob wiederholt in gelassenen Tone und ohne förmlich zu pro¬ Näheres über diese Verhandlungen siehe in W. Weber, Der deutsche Zollverein, Ge¬
schichte seiner Entwicklung, 2. Aufl., S. 466. Der Eintritt des Großherzogtunis Baden in den Norddeutschen Bund von Preußen zu begeben, Baron Montgascon bezeichnete das Verhältnis, in Sodann ging die Depesche auf die Rekonstruktion und neue Verfassung Baron von Montgascon unterdrückte, wie er ausdrücklich bemerkte, nachdem Freydorf dankte für diese Besorgnis nicht und bat zu glauben, daß er Freydorf hob wiederholt in gelassenen Tone und ohne förmlich zu pro¬ Näheres über diese Verhandlungen siehe in W. Weber, Der deutsche Zollverein, Ge¬
schichte seiner Entwicklung, 2. Aufl., S. 466. <TEI> <text> <body> <div> <div n="1"> <div n="2"> <pb facs="#f0074" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/296085"/> <fw type="header" place="top"> Der Eintritt des Großherzogtunis Baden in den Norddeutschen Bund</fw><lb/> <p xml:id="ID_411" prev="#ID_410"> von Preußen zu begeben, Baron Montgascon bezeichnete das Verhältnis, in<lb/> das das Großherzogtum hierdurch zu Preußen getreten sei, als eine Art mili¬<lb/> tärischer Mediatisation.</p><lb/> <p xml:id="ID_412"> Sodann ging die Depesche auf die Rekonstruktion und neue Verfassung<lb/> des Zollvereins über, tadelte, daß sich Württemberg und Baden in den Ver¬<lb/> handlungen vom 3. und 4. Juni 1867 nicht der Haltung Bayerns angeschlossen<lb/> habe, das seine Souverünitätsrechte zu wahren gesucht und wenigstens nach¬<lb/> träglich noch einige Zugestündnisse errungen habe.^) Die Depesche behauptete,<lb/> der erweiterte Bundesrat und das Zollparlament werde sich nicht immer auf<lb/> die Beratung von Zoll- und Steuerangelegenheiten beschränken, sondern ge¬<lb/> legentlich auf das politische Gebiet übergreifen. Der neue Zollvereinsvertrag<lb/> sei eine Sache von wesentlich politischer Bedeutung, Marquis Moustier<lb/> glaubte die großherzogliche Regierung vor weiterer Verfolgung eines Weges<lb/> warnen zu sollen, der sie vielleicht gegen ihren Willen und unversehens zu<lb/> einer Mediatisierung und Unterwerfung unter die Herrschaft Preußens führe.</p><lb/> <p xml:id="ID_413"> Baron von Montgascon unterdrückte, wie er ausdrücklich bemerkte, nachdem<lb/> sich Freydorf durch die bisherigen Eröffnungen unangenehm berührt zeigte,<lb/> zwei Stellen der Depeschen vom 27. Juni 1867, die eine in der Mitte des<lb/> Aktenstücks, die andre am Schlüsse. Freydorf erfuhr nachträglich, es sei am<lb/> Schlüsse darauf hingewiesen, daß der weitere Fortgang des Einigungswerks<lb/> der süddeutschen Staaten mit dem Norddeutschen Bunde ein Gegenstand ernster<lb/> Beunruhigung für Europa sein werde. Baron Montgascon bemerkte wieder¬<lb/> holt, daß diese Eröffnungen durchaus nichts bedrohliches enthielten, sondern<lb/> nur der Ausdruck freundschaftlicher Besorgnis um das Schicksal eines befreun¬<lb/> deten Nachbarstaats seien.</p><lb/> <p xml:id="ID_414"> Freydorf dankte für diese Besorgnis nicht und bat zu glauben, daß er<lb/> die Interessen des Großherzogtums und Deutschlands wohl ebensogut zu<lb/> würdigen wüßte, als dies in auswärtigen Residenzen der Fall sei, daß sich<lb/> Baden der Folgen jedes seiner Schritte bewußt sei und mit offnen Augen<lb/> vorwärtsgehe.</p><lb/> <p xml:id="ID_415" next="#ID_416"> Freydorf hob wiederholt in gelassenen Tone und ohne förmlich zu pro¬<lb/> testieren, hervor, daß er in der Depesche vom 27. Juni 1867 den Anfang einer<lb/> Einmischung in die innern Angelegenheiten Badens und Deutschlands sehe, und<lb/> daß diese nicht ganz vereinbar sei mit den Prinzipien der Nationalitäten und<lb/> der Nichteinmischung, die Seine Majestät der Kaiser selbst aufgestellt und bis<lb/> dahin befolgt habe. Die Eingangsworte des Barons Montgascon ausgreifend,<lb/> fragte Freydorf, wo und wann die Großherzogliche Regierung die Bevölkerung<lb/> über die Haltung Frankreichs in der deutschen Frage getäuscht habe? Eine<lb/> solche Täuschung wäre ein vergeblicher Versuch; jeder fühle heraus, daß Frank¬<lb/> reich einer Einigung Deutschlands entgegen sei. Was Herr von Montgascon<lb/> in dem fraglichen Artikel der „Karlsruher Zeitung" finde, begreife er (Freydorf)<lb/> nicht; man habe die Zeitungsartikel über die angeblichen Unterredungen des</p><lb/> <note xml:id="FID_8" place="foot"> Näheres über diese Verhandlungen siehe in W. Weber, Der deutsche Zollverein, Ge¬<lb/> schichte seiner Entwicklung, 2. Aufl., S. 466.</note><lb/> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [0074]
Der Eintritt des Großherzogtunis Baden in den Norddeutschen Bund
von Preußen zu begeben, Baron Montgascon bezeichnete das Verhältnis, in
das das Großherzogtum hierdurch zu Preußen getreten sei, als eine Art mili¬
tärischer Mediatisation.
Sodann ging die Depesche auf die Rekonstruktion und neue Verfassung
des Zollvereins über, tadelte, daß sich Württemberg und Baden in den Ver¬
handlungen vom 3. und 4. Juni 1867 nicht der Haltung Bayerns angeschlossen
habe, das seine Souverünitätsrechte zu wahren gesucht und wenigstens nach¬
träglich noch einige Zugestündnisse errungen habe.^) Die Depesche behauptete,
der erweiterte Bundesrat und das Zollparlament werde sich nicht immer auf
die Beratung von Zoll- und Steuerangelegenheiten beschränken, sondern ge¬
legentlich auf das politische Gebiet übergreifen. Der neue Zollvereinsvertrag
sei eine Sache von wesentlich politischer Bedeutung, Marquis Moustier
glaubte die großherzogliche Regierung vor weiterer Verfolgung eines Weges
warnen zu sollen, der sie vielleicht gegen ihren Willen und unversehens zu
einer Mediatisierung und Unterwerfung unter die Herrschaft Preußens führe.
Baron von Montgascon unterdrückte, wie er ausdrücklich bemerkte, nachdem
sich Freydorf durch die bisherigen Eröffnungen unangenehm berührt zeigte,
zwei Stellen der Depeschen vom 27. Juni 1867, die eine in der Mitte des
Aktenstücks, die andre am Schlüsse. Freydorf erfuhr nachträglich, es sei am
Schlüsse darauf hingewiesen, daß der weitere Fortgang des Einigungswerks
der süddeutschen Staaten mit dem Norddeutschen Bunde ein Gegenstand ernster
Beunruhigung für Europa sein werde. Baron Montgascon bemerkte wieder¬
holt, daß diese Eröffnungen durchaus nichts bedrohliches enthielten, sondern
nur der Ausdruck freundschaftlicher Besorgnis um das Schicksal eines befreun¬
deten Nachbarstaats seien.
Freydorf dankte für diese Besorgnis nicht und bat zu glauben, daß er
die Interessen des Großherzogtums und Deutschlands wohl ebensogut zu
würdigen wüßte, als dies in auswärtigen Residenzen der Fall sei, daß sich
Baden der Folgen jedes seiner Schritte bewußt sei und mit offnen Augen
vorwärtsgehe.
Freydorf hob wiederholt in gelassenen Tone und ohne förmlich zu pro¬
testieren, hervor, daß er in der Depesche vom 27. Juni 1867 den Anfang einer
Einmischung in die innern Angelegenheiten Badens und Deutschlands sehe, und
daß diese nicht ganz vereinbar sei mit den Prinzipien der Nationalitäten und
der Nichteinmischung, die Seine Majestät der Kaiser selbst aufgestellt und bis
dahin befolgt habe. Die Eingangsworte des Barons Montgascon ausgreifend,
fragte Freydorf, wo und wann die Großherzogliche Regierung die Bevölkerung
über die Haltung Frankreichs in der deutschen Frage getäuscht habe? Eine
solche Täuschung wäre ein vergeblicher Versuch; jeder fühle heraus, daß Frank¬
reich einer Einigung Deutschlands entgegen sei. Was Herr von Montgascon
in dem fraglichen Artikel der „Karlsruher Zeitung" finde, begreife er (Freydorf)
nicht; man habe die Zeitungsartikel über die angeblichen Unterredungen des
Näheres über diese Verhandlungen siehe in W. Weber, Der deutsche Zollverein, Ge¬
schichte seiner Entwicklung, 2. Aufl., S. 466.
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