Die Grenzboten. Jg. 64, 1905, Viertes Vierteljahr.vie Bedeutung der Presse für die Kultur Preßwesen die Aufhebung der Kmltionspflicht und der Anzeigenbestenerung ge¬ Die Presse allein hätte ihren wunderbaren Aufschwung nie nehmen können, Die Leistungen der PostVerwaltungen im Interesse der Presse sind ver¬ vie Bedeutung der Presse für die Kultur Preßwesen die Aufhebung der Kmltionspflicht und der Anzeigenbestenerung ge¬ Die Presse allein hätte ihren wunderbaren Aufschwung nie nehmen können, Die Leistungen der PostVerwaltungen im Interesse der Presse sind ver¬ <TEI> <text> <body> <div> <div n="1"> <pb facs="#f0710" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/296721"/> <fw type="header" place="top"> vie Bedeutung der Presse für die Kultur</fw><lb/> <p xml:id="ID_3670" prev="#ID_3669"> Preßwesen die Aufhebung der Kmltionspflicht und der Anzeigenbestenerung ge¬<lb/> währt haben, an alle sonstigen Erleichterungen, die ihr das Gesetz von 1874<lb/> gebracht hat, ebenso wäre die heutige sozialdemokratische Presse ohne die Auf¬<lb/> hebung des Sozialistengesetzes nicht möglich gewesen. Es ist somit der Staat<lb/> selbst, der durch fortgesetzte Erleichterung die Kulturbedeutung der Presse immer<lb/> von neuem gesteigert hat neben der Hilfe, die er ihr durch die Beförderung<lb/> durch seine Eisenbahnen, durch sein Post- und Telegraphenwesen — einige '<lb/> Lander haben besonders billige Gebühren für Zeitungstelegramme eingeführt —<lb/> zuteil werden ließ, vor allen Dingen anch dadurch, daß er ihr die gesamten<lb/> Sorgen der Verbreitung sowohl durch eine weitgehende Herabsetzung des Drnck-<lb/> sachenportos und eine Vereinfachung der Versendung als anch durch einen vor¬<lb/> züglich organisierten Zeitungsdienst abnahm. Die Betrachtung der Kultur-<lb/> bedeutuug der Presse führt uns auch auf dieses Gebiet.</p><lb/> <p xml:id="ID_3671"> Die Presse allein hätte ihren wunderbaren Aufschwung nie nehmen können,<lb/> wenn sie nicht als ein allmählich allseitig anerkanntes Kulturbedürfnis auch von<lb/> sämtlichen andern Kulturmitteln in den einzelnen Ländern getragen und unter¬<lb/> stützt worden wäre, die ihrer alle bedürfen, wie sie ihrer bedarf. Eine ganz<lb/> besondre Rolle füllt dabei, namentlich in Deutschland, der Post zu. Zeitungen<lb/> und Post sind, wie wir gesehen haben, nicht nur alte Bekannte, deren Freund¬<lb/> schaft auf ein halbes Jahrtausend zurückdatiert, sondern sie sind eng verwandt —<lb/> man könnte fast sagen: Äste desselben Baums. Hieran erinnert auch die Tatsache,<lb/> daß von der ältesten Zeit des Zeitnngswesens bis in unsre Tage hinein der<lb/> Hinweis auf die Post in den Titeln der Zeitungen recht häufig ist: Post,<lb/> Reichspost, Morgenpost, Abendpost, Extrapost, Grenzpost, Kurier, Tagespost in<lb/> Deutschland, Österreich und der Schweiz, sogar in England zum Beispiel<lb/> Norning' ?ost, Loe-uinA ?ost, N^it, sodann auch die Verknüpfung des<lb/> „Boten" mit dem Zeitungstitel wie Reichsbote, Grenzboten, Hinkender Bote,<lb/> Wandsbecker Bote, Schwarzwülder Bote, Harzbote, Donaubote usw., bekannte<lb/> Zeitungstitel unsrer Tage, die sich besonders in Württemberg und in Baden<lb/> zahlreich erhalten haben, der Kurier und der Postillon ist auch in Belgien und<lb/> in Frankreich zu finden, ebenso der Lorrso in Spanien und der Lorrisre in<lb/> Italien. In der neusten Zeit ist diese Ideenverbindung auch auf das ferne<lb/> Japan übertragen worden, wo in Tokio eine deutsche Zeitung unter dem Titel<lb/> Japanpost erscheint. Dadurch, daß sich namentlich in Deutschland die Post von<lb/> früh an mit der Zeitungsbeförderung befaßte, wie sie sogar selbst die Heraus¬<lb/> geberin von Zeitungen war, hat das Zeitungswesen bei uns eine frühere und<lb/> ausgedehntere Verbreitung erlangt als in andern Ländern, in denen zum Teil<lb/> die Zeitungsbeförderung erst durch den Weltpostverein in die Hände der Post<lb/> übergegangen ist.</p><lb/> <p xml:id="ID_3672" next="#ID_3673"> Die Leistungen der PostVerwaltungen im Interesse der Presse sind ver¬<lb/> schieden, je nachdem die Verwaltungen die Versendung der Preßerzeugnisse durch<lb/> billige Beförderung (ermäßigtes Drucksachenporto) erleichtern oder den Vertrieb<lb/> der Zeitungen und der Zeitschriften selbst vermitteln. Bis zu dem Jahre 1891<lb/> mußten die die Zeitungsbesorgung selbst bewirkenden PostVerwaltungen den<lb/> Zeituugsaustausch mit fremden Staaten durch Einzelverträge regeln, soweit sie</p><lb/> </div> </div> </body> </text> </TEI> [0710]
vie Bedeutung der Presse für die Kultur
Preßwesen die Aufhebung der Kmltionspflicht und der Anzeigenbestenerung ge¬
währt haben, an alle sonstigen Erleichterungen, die ihr das Gesetz von 1874
gebracht hat, ebenso wäre die heutige sozialdemokratische Presse ohne die Auf¬
hebung des Sozialistengesetzes nicht möglich gewesen. Es ist somit der Staat
selbst, der durch fortgesetzte Erleichterung die Kulturbedeutung der Presse immer
von neuem gesteigert hat neben der Hilfe, die er ihr durch die Beförderung
durch seine Eisenbahnen, durch sein Post- und Telegraphenwesen — einige '
Lander haben besonders billige Gebühren für Zeitungstelegramme eingeführt —
zuteil werden ließ, vor allen Dingen anch dadurch, daß er ihr die gesamten
Sorgen der Verbreitung sowohl durch eine weitgehende Herabsetzung des Drnck-
sachenportos und eine Vereinfachung der Versendung als anch durch einen vor¬
züglich organisierten Zeitungsdienst abnahm. Die Betrachtung der Kultur-
bedeutuug der Presse führt uns auch auf dieses Gebiet.
Die Presse allein hätte ihren wunderbaren Aufschwung nie nehmen können,
wenn sie nicht als ein allmählich allseitig anerkanntes Kulturbedürfnis auch von
sämtlichen andern Kulturmitteln in den einzelnen Ländern getragen und unter¬
stützt worden wäre, die ihrer alle bedürfen, wie sie ihrer bedarf. Eine ganz
besondre Rolle füllt dabei, namentlich in Deutschland, der Post zu. Zeitungen
und Post sind, wie wir gesehen haben, nicht nur alte Bekannte, deren Freund¬
schaft auf ein halbes Jahrtausend zurückdatiert, sondern sie sind eng verwandt —
man könnte fast sagen: Äste desselben Baums. Hieran erinnert auch die Tatsache,
daß von der ältesten Zeit des Zeitnngswesens bis in unsre Tage hinein der
Hinweis auf die Post in den Titeln der Zeitungen recht häufig ist: Post,
Reichspost, Morgenpost, Abendpost, Extrapost, Grenzpost, Kurier, Tagespost in
Deutschland, Österreich und der Schweiz, sogar in England zum Beispiel
Norning' ?ost, Loe-uinA ?ost, N^it, sodann auch die Verknüpfung des
„Boten" mit dem Zeitungstitel wie Reichsbote, Grenzboten, Hinkender Bote,
Wandsbecker Bote, Schwarzwülder Bote, Harzbote, Donaubote usw., bekannte
Zeitungstitel unsrer Tage, die sich besonders in Württemberg und in Baden
zahlreich erhalten haben, der Kurier und der Postillon ist auch in Belgien und
in Frankreich zu finden, ebenso der Lorrso in Spanien und der Lorrisre in
Italien. In der neusten Zeit ist diese Ideenverbindung auch auf das ferne
Japan übertragen worden, wo in Tokio eine deutsche Zeitung unter dem Titel
Japanpost erscheint. Dadurch, daß sich namentlich in Deutschland die Post von
früh an mit der Zeitungsbeförderung befaßte, wie sie sogar selbst die Heraus¬
geberin von Zeitungen war, hat das Zeitungswesen bei uns eine frühere und
ausgedehntere Verbreitung erlangt als in andern Ländern, in denen zum Teil
die Zeitungsbeförderung erst durch den Weltpostverein in die Hände der Post
übergegangen ist.
Die Leistungen der PostVerwaltungen im Interesse der Presse sind ver¬
schieden, je nachdem die Verwaltungen die Versendung der Preßerzeugnisse durch
billige Beförderung (ermäßigtes Drucksachenporto) erleichtern oder den Vertrieb
der Zeitungen und der Zeitschriften selbst vermitteln. Bis zu dem Jahre 1891
mußten die die Zeitungsbesorgung selbst bewirkenden PostVerwaltungen den
Zeituugsaustausch mit fremden Staaten durch Einzelverträge regeln, soweit sie
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