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Die Grenzboten. Jg. 64, 1905, Viertes Vierteljahr.

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Warum?

Moritzche -- schlaf noch nicht -- schlaf noch nicht. Dann wollte ich lieber mich
Schiwe setzen um ein totes Kind.

Wenn wir nach Hause kommen, sollst du dir selbst wünschen, was ich dir
schenken soll, und du sollst deinen eignen Leuchter haben mit vier Lichtern und
sollst ihn selbst anzünden. Wovon reden sie immer? Von einem Kind, Moritzche --
von einem kleinen Kind. Wie lächerlich! Wir werden dann die großen Helden
feiern und den großen Tempel und den großen Adonai Zebaoth. Schlaf noch
nicht ein, Moritzche --

Und wenn wir in den Laubhütten sitzen werden im Herbst, werden es die
Laubhütten sein, die vor viertausend Jahren in der arabischen Wüste gebaut wurden.
Die Welt sieht auf unser Volk und unsre Väter mehr als je, und die Heiden von
Assur müssen in diesen unsern Tagen aufstehn und Zeugnis ablegen für uns. Denn
auch die Steine in der Mauer werden schreien, und die Balken im Gesperre
werden ihnen antworten, spricht der Prophet. Sagt mir doch immer der Rabbiner
davon, was gefunden wird auf Tontafelu und auf Felsen -- nämlich daß unsre
Cachomin die Wahrheit gesprochen haben. -- schläfst du, Moritzche?

Noch nicht, aber ich bin sehr müde. Sagen denn unsre Cachomin es nicht,
was du so gern wissen willst -- weshalb du hier allein umhergehn mußt auf deu
Dörfern und handeln?

Meyer Plutus schwieg wieder wie im Schreck. Dann erwiderte er langsam:
Nein -- das ist es eben, worüber du nachdenken sollst, wenn du wirst groß sein. --
Und -- meinetwegen schlaf jetzt.

Er streifte sich die Gebetsriemen über die Stirn und den linken Unterarm
und begann stehend sein Abendgebet zu murmeln, doch seine Füße versagten plötzlich.
Er fiel in den Lehnstuhl und zog nur noch die Decken zurecht, daß sie ihn ein¬
hüllten. Dabei schlugen seine Zähne hörbar aufeinander, und er fand nicht mehr
die Kraft, die Riemen abzunehmen. Wie machst du das Klappern? fragte Moritzchen
schlaftrunken und äugte ihn aus den Kissen verwundert an. Dann war er in
Schlummer gesunken.

Mitten in der Nacht erwachte er davon, daß der Vater ihn hart anredete.
Er saß weit vorgebeugt im Lehnstuhl und sprach mit beiden Händen durch die
Luft greifend und mit schwerer Zunge auf ihn ein, und was er sprach, konnte
Moritz nicht recht versteh", doch die Umrisse seiner Gestalt konnte er in dem fahlen
Schein, den der Schnee und der halbe Mond durch das unverbürgte Fenster warfen,
deutlich erkennen. Er sah auch, daß noch der Gebetsriemen mit der Kapsel um
seine Stirn lag, als sei er dort vergessen -- und erschrak sehr, denn es sah fast
unheimlich aus.

So hatte er ihn noch nie gesehen und gehört. Der Vater sagte ihm vom
Kaddisch, um das er ihn nicht betrügen solle, und dann gleich wieder vom Leuchter
zum Chanuka. Es war, als spräche er heftige Verwünschungen aus gegen Leute,
die seinen Vater am Bart gerauft, und dann fragte er sorgsam, ob Moritzchen
auch ganz warm liege, und flehte eine dritte Person an, die nicht im Zimmer war,
für Moritzchen vor des Einigen Thron zu bitten; er nannte sie Chane, sein Weib.
Er schalt ihn heftig, daß er Götzenopfer gegessen habe, und seine Hände bewegten
sich dicht vor des Kleinen Antlitz.

Dieser fürchtete sich sehr. Es sah seinem Vater so ungleich wie möglich, daß
er ihn aus dem Schlaf weckte, ihn zu schelten.

Vater -- Vaterleben, bist du krank? Goldner lieber Vater, sagte Moritzchen
ängstlich. Was hast du? Soll ich Licht machen? Doch die aufgeregten Hände
drückten ihn in die Kissen zurück, und der Alte saß danach eine Weile ganz matt
in sich zusammengesunken und atmete sehr leise.

Plötzlich fuhr er auf und sah sich, den Kopf wendend, rings im Zimmer um,
und dabei schien es erst aufs neue in sein Bewußtsein einzugehn, wo er war. Er
keuchte wie in großer, jäher Angst. Wir müssen weg von hier -- hier können


Grenzboten IV 1906 88
Warum?

Moritzche — schlaf noch nicht — schlaf noch nicht. Dann wollte ich lieber mich
Schiwe setzen um ein totes Kind.

Wenn wir nach Hause kommen, sollst du dir selbst wünschen, was ich dir
schenken soll, und du sollst deinen eignen Leuchter haben mit vier Lichtern und
sollst ihn selbst anzünden. Wovon reden sie immer? Von einem Kind, Moritzche —
von einem kleinen Kind. Wie lächerlich! Wir werden dann die großen Helden
feiern und den großen Tempel und den großen Adonai Zebaoth. Schlaf noch
nicht ein, Moritzche —

Und wenn wir in den Laubhütten sitzen werden im Herbst, werden es die
Laubhütten sein, die vor viertausend Jahren in der arabischen Wüste gebaut wurden.
Die Welt sieht auf unser Volk und unsre Väter mehr als je, und die Heiden von
Assur müssen in diesen unsern Tagen aufstehn und Zeugnis ablegen für uns. Denn
auch die Steine in der Mauer werden schreien, und die Balken im Gesperre
werden ihnen antworten, spricht der Prophet. Sagt mir doch immer der Rabbiner
davon, was gefunden wird auf Tontafelu und auf Felsen — nämlich daß unsre
Cachomin die Wahrheit gesprochen haben. — schläfst du, Moritzche?

Noch nicht, aber ich bin sehr müde. Sagen denn unsre Cachomin es nicht,
was du so gern wissen willst — weshalb du hier allein umhergehn mußt auf deu
Dörfern und handeln?

Meyer Plutus schwieg wieder wie im Schreck. Dann erwiderte er langsam:
Nein — das ist es eben, worüber du nachdenken sollst, wenn du wirst groß sein. —
Und — meinetwegen schlaf jetzt.

Er streifte sich die Gebetsriemen über die Stirn und den linken Unterarm
und begann stehend sein Abendgebet zu murmeln, doch seine Füße versagten plötzlich.
Er fiel in den Lehnstuhl und zog nur noch die Decken zurecht, daß sie ihn ein¬
hüllten. Dabei schlugen seine Zähne hörbar aufeinander, und er fand nicht mehr
die Kraft, die Riemen abzunehmen. Wie machst du das Klappern? fragte Moritzchen
schlaftrunken und äugte ihn aus den Kissen verwundert an. Dann war er in
Schlummer gesunken.

Mitten in der Nacht erwachte er davon, daß der Vater ihn hart anredete.
Er saß weit vorgebeugt im Lehnstuhl und sprach mit beiden Händen durch die
Luft greifend und mit schwerer Zunge auf ihn ein, und was er sprach, konnte
Moritz nicht recht versteh», doch die Umrisse seiner Gestalt konnte er in dem fahlen
Schein, den der Schnee und der halbe Mond durch das unverbürgte Fenster warfen,
deutlich erkennen. Er sah auch, daß noch der Gebetsriemen mit der Kapsel um
seine Stirn lag, als sei er dort vergessen — und erschrak sehr, denn es sah fast
unheimlich aus.

So hatte er ihn noch nie gesehen und gehört. Der Vater sagte ihm vom
Kaddisch, um das er ihn nicht betrügen solle, und dann gleich wieder vom Leuchter
zum Chanuka. Es war, als spräche er heftige Verwünschungen aus gegen Leute,
die seinen Vater am Bart gerauft, und dann fragte er sorgsam, ob Moritzchen
auch ganz warm liege, und flehte eine dritte Person an, die nicht im Zimmer war,
für Moritzchen vor des Einigen Thron zu bitten; er nannte sie Chane, sein Weib.
Er schalt ihn heftig, daß er Götzenopfer gegessen habe, und seine Hände bewegten
sich dicht vor des Kleinen Antlitz.

Dieser fürchtete sich sehr. Es sah seinem Vater so ungleich wie möglich, daß
er ihn aus dem Schlaf weckte, ihn zu schelten.

Vater — Vaterleben, bist du krank? Goldner lieber Vater, sagte Moritzchen
ängstlich. Was hast du? Soll ich Licht machen? Doch die aufgeregten Hände
drückten ihn in die Kissen zurück, und der Alte saß danach eine Weile ganz matt
in sich zusammengesunken und atmete sehr leise.

Plötzlich fuhr er auf und sah sich, den Kopf wendend, rings im Zimmer um,
und dabei schien es erst aufs neue in sein Bewußtsein einzugehn, wo er war. Er
keuchte wie in großer, jäher Angst. Wir müssen weg von hier — hier können


Grenzboten IV 1906 88
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[0681] Warum? Moritzche — schlaf noch nicht — schlaf noch nicht. Dann wollte ich lieber mich Schiwe setzen um ein totes Kind. Wenn wir nach Hause kommen, sollst du dir selbst wünschen, was ich dir schenken soll, und du sollst deinen eignen Leuchter haben mit vier Lichtern und sollst ihn selbst anzünden. Wovon reden sie immer? Von einem Kind, Moritzche — von einem kleinen Kind. Wie lächerlich! Wir werden dann die großen Helden feiern und den großen Tempel und den großen Adonai Zebaoth. Schlaf noch nicht ein, Moritzche — Und wenn wir in den Laubhütten sitzen werden im Herbst, werden es die Laubhütten sein, die vor viertausend Jahren in der arabischen Wüste gebaut wurden. Die Welt sieht auf unser Volk und unsre Väter mehr als je, und die Heiden von Assur müssen in diesen unsern Tagen aufstehn und Zeugnis ablegen für uns. Denn auch die Steine in der Mauer werden schreien, und die Balken im Gesperre werden ihnen antworten, spricht der Prophet. Sagt mir doch immer der Rabbiner davon, was gefunden wird auf Tontafelu und auf Felsen — nämlich daß unsre Cachomin die Wahrheit gesprochen haben. — schläfst du, Moritzche? Noch nicht, aber ich bin sehr müde. Sagen denn unsre Cachomin es nicht, was du so gern wissen willst — weshalb du hier allein umhergehn mußt auf deu Dörfern und handeln? Meyer Plutus schwieg wieder wie im Schreck. Dann erwiderte er langsam: Nein — das ist es eben, worüber du nachdenken sollst, wenn du wirst groß sein. — Und — meinetwegen schlaf jetzt. Er streifte sich die Gebetsriemen über die Stirn und den linken Unterarm und begann stehend sein Abendgebet zu murmeln, doch seine Füße versagten plötzlich. Er fiel in den Lehnstuhl und zog nur noch die Decken zurecht, daß sie ihn ein¬ hüllten. Dabei schlugen seine Zähne hörbar aufeinander, und er fand nicht mehr die Kraft, die Riemen abzunehmen. Wie machst du das Klappern? fragte Moritzchen schlaftrunken und äugte ihn aus den Kissen verwundert an. Dann war er in Schlummer gesunken. Mitten in der Nacht erwachte er davon, daß der Vater ihn hart anredete. Er saß weit vorgebeugt im Lehnstuhl und sprach mit beiden Händen durch die Luft greifend und mit schwerer Zunge auf ihn ein, und was er sprach, konnte Moritz nicht recht versteh», doch die Umrisse seiner Gestalt konnte er in dem fahlen Schein, den der Schnee und der halbe Mond durch das unverbürgte Fenster warfen, deutlich erkennen. Er sah auch, daß noch der Gebetsriemen mit der Kapsel um seine Stirn lag, als sei er dort vergessen — und erschrak sehr, denn es sah fast unheimlich aus. So hatte er ihn noch nie gesehen und gehört. Der Vater sagte ihm vom Kaddisch, um das er ihn nicht betrügen solle, und dann gleich wieder vom Leuchter zum Chanuka. Es war, als spräche er heftige Verwünschungen aus gegen Leute, die seinen Vater am Bart gerauft, und dann fragte er sorgsam, ob Moritzchen auch ganz warm liege, und flehte eine dritte Person an, die nicht im Zimmer war, für Moritzchen vor des Einigen Thron zu bitten; er nannte sie Chane, sein Weib. Er schalt ihn heftig, daß er Götzenopfer gegessen habe, und seine Hände bewegten sich dicht vor des Kleinen Antlitz. Dieser fürchtete sich sehr. Es sah seinem Vater so ungleich wie möglich, daß er ihn aus dem Schlaf weckte, ihn zu schelten. Vater — Vaterleben, bist du krank? Goldner lieber Vater, sagte Moritzchen ängstlich. Was hast du? Soll ich Licht machen? Doch die aufgeregten Hände drückten ihn in die Kissen zurück, und der Alte saß danach eine Weile ganz matt in sich zusammengesunken und atmete sehr leise. Plötzlich fuhr er auf und sah sich, den Kopf wendend, rings im Zimmer um, und dabei schien es erst aufs neue in sein Bewußtsein einzugehn, wo er war. Er keuchte wie in großer, jäher Angst. Wir müssen weg von hier — hier können Grenzboten IV 1906 88

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 64, 1905, Viertes Vierteljahr, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341881_296010/681>, abgerufen am 15.01.2025.