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Die Grenzboten. Jg. 64, 1905, Viertes Vierteljahr.

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Ivarum?

Kaffee. Er ging ihnen voraus in die Stube, wo die Bauerfrau ein dem großen E߬
tisch saß und die beiden gelassen, aber nicht unfreundlich begrüßte, ohne aufzustehn.

Grad zum heiligen Abend müssen Sie einschneien, sagte sie. Das ist Ihnen
wohl recht unangenehm -- dann ist doch jeder am liebsten zuhaus. Sie war be¬
schäftigt, Papierblumen und versilberte Nüsse mit Fäoeu zu versehen für den
Weihnachtsbaum, der schon in einer Zimmerecke stand.

Herr Plutus braucht sich ja daran nicht zu kehren, erinnerte der Bauer mit
feiner polternden Stimme. Da -- nehmen Sie Platz; der kleine Handelsmann
kann hierher kommen.

- Er ist noch jung -- erst zehn, sagte Plutus würdig und hob seinen Knaben
auf teil ihm selbst zugedachten Stuhl. Daun nahm er bescheiden nahe der Tür
auf der Bank Platz und sah durch die Scheiben in das Wetter. Immer in derselben
Weise wirbelte der Schnee. Es war klar, daß heute kein Rückkehren mehr denkbar
war -- und er sank sitzend ganz in sich zusammen vor Erschöpfung. Die Dienst-
leute kamen mit schweren Tritten herein -- zwei Knechte, ein Junge und ein
Mädchen -- und reihten sich um den Tisch, indem sie den Stuhl neben dem
Kleinen freiließen.

Na aber -- nu man immer ran an den Tisch! Was sitzen Sie da bei der
Tür? schalt der Bauer wohlwollend. Brot ist genug abgeschnitten, und hier ist
das Schmalz. Das lustige Leben mit Stollen und Plattkuchen geht nämlich erst
heut Abend an.

Der Jude, der gern so wenig wie möglich in diesem Hanse in Anspruch ge¬
nommen hätte, fühlte ein unabweisbares Verlangen nach einem warmen Getränk
und setzte sich neben seinen Jungen, der schon eine Tasse leerte und über ihren
Rand hinweg seine glänzenden Augen ans den Weihnachtsbaum in der Ecke richtete.

Die Schüssel mit dem Schweineschmalz schob Plutus höflich dankend weiter
und tauchte das Brot unbestrichen in den Kaffee, indem er Moritzchen ein Zeichen
gab, es ebenso zu machen.

Ach so -- das Schmalz; das ist wohl solch ne Sache, sagte die Bäuerin
stutzig.

Nehmen Sie es nicht übel, aber ich möchte nicht gern trefe Speisen genießen. Es
geht sehr gut ohne -- und wir sind Ihnen sehr dankbar.

Der Bauer lachte. Aber der junge Herr Plutus -- ob der auch so denkt?
Er schob ihm eine bestrichne Scheibe zu. Der Hausierer aber zog des Knaben
sich ausstreckende Hand hastig zurück.

Er weiß es noch nicht selbst, aber er ist ein gehorsames Kind; er ißt das
Brot anch lieber trocken. Sonst ist er aber recht gescheit. Er ist mein Einziger.

Die Tischrunde belustigte das. Nur die Bauerfrau nicht und das Mädchen,
das zuerst seine Angst gesehen hatte. Es schob ihm die Kaffeekanne zu und sah
ihre Frau fragend an, ob sie nicht doch den Auftrag erhalten werde, zugunsten
der beideu Fremden den Feststollcn anzuschneiden. Doch eine solche Anordnung
blieb aus. Die Bäuerin war eine sparsame Frau, und was hatte im Grunde der
Weihnachtsknchen mit Israel zu tun? Mau tat schon, was Christenpflicht war,
indem man die beiden herbergte.

Der Bauer meinte das offenbar auch und fand sogar, daß sich Plutus und
Sohn für alles dieses als Entgelt auch ein bißchen Spaß gefallen lassen könnten.
Denn in der dunkelsten Winterzeit ist auf dem Lande Abwechslung rar. Er begann
Fragen an die beiden zu richten, in denen wenig verhüllte Hänselei lag. Dabei
gingen seine kleinen, grauen Augen jedesmal beifallfordernd zu dem Gesinde, das
ihn mit fröhlichem Schmunzeln lohnte.

Als die Knechte nach einer besonders witzigen Bemerkung des Bauern gerade
hercmslachteu, sagte Plutus mit zitternder Stimme: Wer in Polen als Jude auf¬
wächst, wie ich -- ist an solche Scherze gewöhnt. Aber die Herren können es
beinahe so gut, als hätten sie es da gelernt. Moritz, mein Kind -- geh dn hinaus


Ivarum?

Kaffee. Er ging ihnen voraus in die Stube, wo die Bauerfrau ein dem großen E߬
tisch saß und die beiden gelassen, aber nicht unfreundlich begrüßte, ohne aufzustehn.

Grad zum heiligen Abend müssen Sie einschneien, sagte sie. Das ist Ihnen
wohl recht unangenehm — dann ist doch jeder am liebsten zuhaus. Sie war be¬
schäftigt, Papierblumen und versilberte Nüsse mit Fäoeu zu versehen für den
Weihnachtsbaum, der schon in einer Zimmerecke stand.

Herr Plutus braucht sich ja daran nicht zu kehren, erinnerte der Bauer mit
feiner polternden Stimme. Da — nehmen Sie Platz; der kleine Handelsmann
kann hierher kommen.

- Er ist noch jung — erst zehn, sagte Plutus würdig und hob seinen Knaben
auf teil ihm selbst zugedachten Stuhl. Daun nahm er bescheiden nahe der Tür
auf der Bank Platz und sah durch die Scheiben in das Wetter. Immer in derselben
Weise wirbelte der Schnee. Es war klar, daß heute kein Rückkehren mehr denkbar
war — und er sank sitzend ganz in sich zusammen vor Erschöpfung. Die Dienst-
leute kamen mit schweren Tritten herein — zwei Knechte, ein Junge und ein
Mädchen — und reihten sich um den Tisch, indem sie den Stuhl neben dem
Kleinen freiließen.

Na aber — nu man immer ran an den Tisch! Was sitzen Sie da bei der
Tür? schalt der Bauer wohlwollend. Brot ist genug abgeschnitten, und hier ist
das Schmalz. Das lustige Leben mit Stollen und Plattkuchen geht nämlich erst
heut Abend an.

Der Jude, der gern so wenig wie möglich in diesem Hanse in Anspruch ge¬
nommen hätte, fühlte ein unabweisbares Verlangen nach einem warmen Getränk
und setzte sich neben seinen Jungen, der schon eine Tasse leerte und über ihren
Rand hinweg seine glänzenden Augen ans den Weihnachtsbaum in der Ecke richtete.

Die Schüssel mit dem Schweineschmalz schob Plutus höflich dankend weiter
und tauchte das Brot unbestrichen in den Kaffee, indem er Moritzchen ein Zeichen
gab, es ebenso zu machen.

Ach so — das Schmalz; das ist wohl solch ne Sache, sagte die Bäuerin
stutzig.

Nehmen Sie es nicht übel, aber ich möchte nicht gern trefe Speisen genießen. Es
geht sehr gut ohne — und wir sind Ihnen sehr dankbar.

Der Bauer lachte. Aber der junge Herr Plutus — ob der auch so denkt?
Er schob ihm eine bestrichne Scheibe zu. Der Hausierer aber zog des Knaben
sich ausstreckende Hand hastig zurück.

Er weiß es noch nicht selbst, aber er ist ein gehorsames Kind; er ißt das
Brot anch lieber trocken. Sonst ist er aber recht gescheit. Er ist mein Einziger.

Die Tischrunde belustigte das. Nur die Bauerfrau nicht und das Mädchen,
das zuerst seine Angst gesehen hatte. Es schob ihm die Kaffeekanne zu und sah
ihre Frau fragend an, ob sie nicht doch den Auftrag erhalten werde, zugunsten
der beideu Fremden den Feststollcn anzuschneiden. Doch eine solche Anordnung
blieb aus. Die Bäuerin war eine sparsame Frau, und was hatte im Grunde der
Weihnachtsknchen mit Israel zu tun? Mau tat schon, was Christenpflicht war,
indem man die beiden herbergte.

Der Bauer meinte das offenbar auch und fand sogar, daß sich Plutus und
Sohn für alles dieses als Entgelt auch ein bißchen Spaß gefallen lassen könnten.
Denn in der dunkelsten Winterzeit ist auf dem Lande Abwechslung rar. Er begann
Fragen an die beiden zu richten, in denen wenig verhüllte Hänselei lag. Dabei
gingen seine kleinen, grauen Augen jedesmal beifallfordernd zu dem Gesinde, das
ihn mit fröhlichem Schmunzeln lohnte.

Als die Knechte nach einer besonders witzigen Bemerkung des Bauern gerade
hercmslachteu, sagte Plutus mit zitternder Stimme: Wer in Polen als Jude auf¬
wächst, wie ich — ist an solche Scherze gewöhnt. Aber die Herren können es
beinahe so gut, als hätten sie es da gelernt. Moritz, mein Kind — geh dn hinaus


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[0674] Ivarum? Kaffee. Er ging ihnen voraus in die Stube, wo die Bauerfrau ein dem großen E߬ tisch saß und die beiden gelassen, aber nicht unfreundlich begrüßte, ohne aufzustehn. Grad zum heiligen Abend müssen Sie einschneien, sagte sie. Das ist Ihnen wohl recht unangenehm — dann ist doch jeder am liebsten zuhaus. Sie war be¬ schäftigt, Papierblumen und versilberte Nüsse mit Fäoeu zu versehen für den Weihnachtsbaum, der schon in einer Zimmerecke stand. Herr Plutus braucht sich ja daran nicht zu kehren, erinnerte der Bauer mit feiner polternden Stimme. Da — nehmen Sie Platz; der kleine Handelsmann kann hierher kommen. - Er ist noch jung — erst zehn, sagte Plutus würdig und hob seinen Knaben auf teil ihm selbst zugedachten Stuhl. Daun nahm er bescheiden nahe der Tür auf der Bank Platz und sah durch die Scheiben in das Wetter. Immer in derselben Weise wirbelte der Schnee. Es war klar, daß heute kein Rückkehren mehr denkbar war — und er sank sitzend ganz in sich zusammen vor Erschöpfung. Die Dienst- leute kamen mit schweren Tritten herein — zwei Knechte, ein Junge und ein Mädchen — und reihten sich um den Tisch, indem sie den Stuhl neben dem Kleinen freiließen. Na aber — nu man immer ran an den Tisch! Was sitzen Sie da bei der Tür? schalt der Bauer wohlwollend. Brot ist genug abgeschnitten, und hier ist das Schmalz. Das lustige Leben mit Stollen und Plattkuchen geht nämlich erst heut Abend an. Der Jude, der gern so wenig wie möglich in diesem Hanse in Anspruch ge¬ nommen hätte, fühlte ein unabweisbares Verlangen nach einem warmen Getränk und setzte sich neben seinen Jungen, der schon eine Tasse leerte und über ihren Rand hinweg seine glänzenden Augen ans den Weihnachtsbaum in der Ecke richtete. Die Schüssel mit dem Schweineschmalz schob Plutus höflich dankend weiter und tauchte das Brot unbestrichen in den Kaffee, indem er Moritzchen ein Zeichen gab, es ebenso zu machen. Ach so — das Schmalz; das ist wohl solch ne Sache, sagte die Bäuerin stutzig. Nehmen Sie es nicht übel, aber ich möchte nicht gern trefe Speisen genießen. Es geht sehr gut ohne — und wir sind Ihnen sehr dankbar. Der Bauer lachte. Aber der junge Herr Plutus — ob der auch so denkt? Er schob ihm eine bestrichne Scheibe zu. Der Hausierer aber zog des Knaben sich ausstreckende Hand hastig zurück. Er weiß es noch nicht selbst, aber er ist ein gehorsames Kind; er ißt das Brot anch lieber trocken. Sonst ist er aber recht gescheit. Er ist mein Einziger. Die Tischrunde belustigte das. Nur die Bauerfrau nicht und das Mädchen, das zuerst seine Angst gesehen hatte. Es schob ihm die Kaffeekanne zu und sah ihre Frau fragend an, ob sie nicht doch den Auftrag erhalten werde, zugunsten der beideu Fremden den Feststollcn anzuschneiden. Doch eine solche Anordnung blieb aus. Die Bäuerin war eine sparsame Frau, und was hatte im Grunde der Weihnachtsknchen mit Israel zu tun? Mau tat schon, was Christenpflicht war, indem man die beiden herbergte. Der Bauer meinte das offenbar auch und fand sogar, daß sich Plutus und Sohn für alles dieses als Entgelt auch ein bißchen Spaß gefallen lassen könnten. Denn in der dunkelsten Winterzeit ist auf dem Lande Abwechslung rar. Er begann Fragen an die beiden zu richten, in denen wenig verhüllte Hänselei lag. Dabei gingen seine kleinen, grauen Augen jedesmal beifallfordernd zu dem Gesinde, das ihn mit fröhlichem Schmunzeln lohnte. Als die Knechte nach einer besonders witzigen Bemerkung des Bauern gerade hercmslachteu, sagte Plutus mit zitternder Stimme: Wer in Polen als Jude auf¬ wächst, wie ich — ist an solche Scherze gewöhnt. Aber die Herren können es beinahe so gut, als hätten sie es da gelernt. Moritz, mein Kind — geh dn hinaus

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 64, 1905, Viertes Vierteljahr, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341881_296010/674>, abgerufen am 15.01.2025.