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Die Grenzboten. Jg. 64, 1905, Viertes Vierteljahr.

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Geschichte einer Sammlung

Goldgrund, ganz steif und mit einem winzigen Bambino ans dem Arm. Ihre
beiden Heiligenscheine waren mit kleinen Kerbmustern in den großen Goldhinter¬
grund hineingetrieben. Von unten her fing die Farbe an abzublättern. Zwischen
den Mustern des blauen Mantels und dem Goldgrund kam die eichne Holzplatte
durch. Diese Madonna mußte in der Scheune wohnen bleiben: "denn es war
sonst kein Raum in der Herberge," sie war auch zu groß und zu schwer und
mußte andern den Vortritt lassen. Aber nach einigen Jahren, die sie dort
unten in Gesellschaft von Kisten, Schubkarren, Spaten und Harken zugebracht hatte,
über denen ihre starren Augen unbeweglich walteten, fand sich, daß sie und das
Bambino selbständig den Platz geräumt hatten. Es war auch kein Farbensplitterchen
mehr auf dem Holz. Was mit der nackten Tafel dann geworden ist, das weiß
ich nicht. Wir hatten jahrelang einen Gartenjungen, der sich durch besondre Ein¬
gebungen auszeichnete und eines Tags einen Armsessel zu Brennholz zerschlug, weil
er vorläufig einen Unterstand im Stallgebäude genommen hatte. Ich denke mir,
daß dieser Junge auch die antike Holzplatte versorgt haben wird; ich habe aber
später oft gedacht, daß ich die verfloßne Madonna vielleicht hätte bekommen können,
wenn ich mich darum beworben hätte, während die übrigen Bilder begreiflicher¬
weise von meinen Eltern nicht aus der Hand gegeben wurden, und was für eine
wunderschöne Ecke im Atelier würde mir die starre Riesenäugige mit ihrem Blau
und Gold und dem winzigen Bambino gemacht haben! Das gehört zu den ver¬
säumten Dingen, gerade wie das mit dem alten Koffer, den ich im stillen liebte,
und den ich mich doch nicht getraute, mir auszukitten; nun ist er lange abgetan,
und wer weiß, in was für gleichgiltigen Händen umgekommen.




Sie hätten die Madonna mit den starren Augen auch haben mögen? O, da
waren noch andre Gespenster, zum Beispiel ein alter Papst, den wir Kinder den
Hexerich nannten. Er war im Profil genommen, unmalerisch behandelt, aber ganz
schlagend in der Zeichnung, ein scharfes, böses Gesicht. Die Stola, die er trug,
war mit gläsernen Edelsteinen ausgelegt. Einige fehlten, man sah nur ihre Stelle,
da konnte man sich vorstellen, daß es echte gewesen wären, und er wäre ihrer be¬
raubt worden. Irgend jemand behauptete einmal, er hätte den "bösen Blick";
damit gewann der Hexerich noch an UnHeimlichkeit und an Reiz. Wo er geendet
hat, weiß ich nicht. Nach Deutschland ist er noch mitgekommen, vielleicht hat ihn
mein Vater verschenkt. Es machte ihm Vergnügen, sich vorzustellen, was einer
oder der andre von seinen ehrwürdigen Freunden dazu sagen würde, wenn er ihm
den Hexerich zum Geschenk machte. Möglicherweise hat er es wirklich einmal
getan. . . .

Diese Kuriositäten stellten sich erst später ein, als mein Vater den Widerstand
aufgegeben hatte und gelegentlich um einer Sache willen, deren Kostbarkeit er ver¬
mutete, und die er an sich bringen wollte, zwei oder drei andre mit in den Kauf nahm.
Jahrelang bewahrte er die Zurückhaltung eines, der sich dem Vergnügen der Jagd
nicht hingeben will und höchstens einmal vom Fenster aus einen Spatzen schießt.

Die erste schüchterne Beute dieser Art machte er unter der Flagge eines
Geburtstagsgeschenks für meine Mutter. Es war ein kleines Bild, ein bekränzter
Mädchenkopf, dessen ganz ernsthafte Technik aber durch den Rahmen schimpfiert
wurde, der blitzblank vergoldet war und außerdem in den Ecken goldne Zwickel
hatte, sodaß der Kopf wie aus einem engen, ovalen Kajütenfenster Herausgucken
sollte. Der starke Augenaufschlag wirkte denn in dieser Lage auch mehr beängstigend
als erfreulich auf mich, solange ich ein Kind war.

Das andremal kaufte er auf einer Auktion eine Kopie. Sie war nach dem
bekannten, Raffael zugeschriebnen Porträt des Cesare Borgia in der Galerie Borghese.
Das waren die ersten zaghaften Versuche. Aber inzwischen hatte mein Vater gute
Sachen, die damals zugänglich waren, um ein geringes weggehn sehen. Die Be-


Geschichte einer Sammlung

Goldgrund, ganz steif und mit einem winzigen Bambino ans dem Arm. Ihre
beiden Heiligenscheine waren mit kleinen Kerbmustern in den großen Goldhinter¬
grund hineingetrieben. Von unten her fing die Farbe an abzublättern. Zwischen
den Mustern des blauen Mantels und dem Goldgrund kam die eichne Holzplatte
durch. Diese Madonna mußte in der Scheune wohnen bleiben: „denn es war
sonst kein Raum in der Herberge," sie war auch zu groß und zu schwer und
mußte andern den Vortritt lassen. Aber nach einigen Jahren, die sie dort
unten in Gesellschaft von Kisten, Schubkarren, Spaten und Harken zugebracht hatte,
über denen ihre starren Augen unbeweglich walteten, fand sich, daß sie und das
Bambino selbständig den Platz geräumt hatten. Es war auch kein Farbensplitterchen
mehr auf dem Holz. Was mit der nackten Tafel dann geworden ist, das weiß
ich nicht. Wir hatten jahrelang einen Gartenjungen, der sich durch besondre Ein¬
gebungen auszeichnete und eines Tags einen Armsessel zu Brennholz zerschlug, weil
er vorläufig einen Unterstand im Stallgebäude genommen hatte. Ich denke mir,
daß dieser Junge auch die antike Holzplatte versorgt haben wird; ich habe aber
später oft gedacht, daß ich die verfloßne Madonna vielleicht hätte bekommen können,
wenn ich mich darum beworben hätte, während die übrigen Bilder begreiflicher¬
weise von meinen Eltern nicht aus der Hand gegeben wurden, und was für eine
wunderschöne Ecke im Atelier würde mir die starre Riesenäugige mit ihrem Blau
und Gold und dem winzigen Bambino gemacht haben! Das gehört zu den ver¬
säumten Dingen, gerade wie das mit dem alten Koffer, den ich im stillen liebte,
und den ich mich doch nicht getraute, mir auszukitten; nun ist er lange abgetan,
und wer weiß, in was für gleichgiltigen Händen umgekommen.




Sie hätten die Madonna mit den starren Augen auch haben mögen? O, da
waren noch andre Gespenster, zum Beispiel ein alter Papst, den wir Kinder den
Hexerich nannten. Er war im Profil genommen, unmalerisch behandelt, aber ganz
schlagend in der Zeichnung, ein scharfes, böses Gesicht. Die Stola, die er trug,
war mit gläsernen Edelsteinen ausgelegt. Einige fehlten, man sah nur ihre Stelle,
da konnte man sich vorstellen, daß es echte gewesen wären, und er wäre ihrer be¬
raubt worden. Irgend jemand behauptete einmal, er hätte den „bösen Blick";
damit gewann der Hexerich noch an UnHeimlichkeit und an Reiz. Wo er geendet
hat, weiß ich nicht. Nach Deutschland ist er noch mitgekommen, vielleicht hat ihn
mein Vater verschenkt. Es machte ihm Vergnügen, sich vorzustellen, was einer
oder der andre von seinen ehrwürdigen Freunden dazu sagen würde, wenn er ihm
den Hexerich zum Geschenk machte. Möglicherweise hat er es wirklich einmal
getan. . . .

Diese Kuriositäten stellten sich erst später ein, als mein Vater den Widerstand
aufgegeben hatte und gelegentlich um einer Sache willen, deren Kostbarkeit er ver¬
mutete, und die er an sich bringen wollte, zwei oder drei andre mit in den Kauf nahm.
Jahrelang bewahrte er die Zurückhaltung eines, der sich dem Vergnügen der Jagd
nicht hingeben will und höchstens einmal vom Fenster aus einen Spatzen schießt.

Die erste schüchterne Beute dieser Art machte er unter der Flagge eines
Geburtstagsgeschenks für meine Mutter. Es war ein kleines Bild, ein bekränzter
Mädchenkopf, dessen ganz ernsthafte Technik aber durch den Rahmen schimpfiert
wurde, der blitzblank vergoldet war und außerdem in den Ecken goldne Zwickel
hatte, sodaß der Kopf wie aus einem engen, ovalen Kajütenfenster Herausgucken
sollte. Der starke Augenaufschlag wirkte denn in dieser Lage auch mehr beängstigend
als erfreulich auf mich, solange ich ein Kind war.

Das andremal kaufte er auf einer Auktion eine Kopie. Sie war nach dem
bekannten, Raffael zugeschriebnen Porträt des Cesare Borgia in der Galerie Borghese.
Das waren die ersten zaghaften Versuche. Aber inzwischen hatte mein Vater gute
Sachen, die damals zugänglich waren, um ein geringes weggehn sehen. Die Be-


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[0613] Geschichte einer Sammlung Goldgrund, ganz steif und mit einem winzigen Bambino ans dem Arm. Ihre beiden Heiligenscheine waren mit kleinen Kerbmustern in den großen Goldhinter¬ grund hineingetrieben. Von unten her fing die Farbe an abzublättern. Zwischen den Mustern des blauen Mantels und dem Goldgrund kam die eichne Holzplatte durch. Diese Madonna mußte in der Scheune wohnen bleiben: „denn es war sonst kein Raum in der Herberge," sie war auch zu groß und zu schwer und mußte andern den Vortritt lassen. Aber nach einigen Jahren, die sie dort unten in Gesellschaft von Kisten, Schubkarren, Spaten und Harken zugebracht hatte, über denen ihre starren Augen unbeweglich walteten, fand sich, daß sie und das Bambino selbständig den Platz geräumt hatten. Es war auch kein Farbensplitterchen mehr auf dem Holz. Was mit der nackten Tafel dann geworden ist, das weiß ich nicht. Wir hatten jahrelang einen Gartenjungen, der sich durch besondre Ein¬ gebungen auszeichnete und eines Tags einen Armsessel zu Brennholz zerschlug, weil er vorläufig einen Unterstand im Stallgebäude genommen hatte. Ich denke mir, daß dieser Junge auch die antike Holzplatte versorgt haben wird; ich habe aber später oft gedacht, daß ich die verfloßne Madonna vielleicht hätte bekommen können, wenn ich mich darum beworben hätte, während die übrigen Bilder begreiflicher¬ weise von meinen Eltern nicht aus der Hand gegeben wurden, und was für eine wunderschöne Ecke im Atelier würde mir die starre Riesenäugige mit ihrem Blau und Gold und dem winzigen Bambino gemacht haben! Das gehört zu den ver¬ säumten Dingen, gerade wie das mit dem alten Koffer, den ich im stillen liebte, und den ich mich doch nicht getraute, mir auszukitten; nun ist er lange abgetan, und wer weiß, in was für gleichgiltigen Händen umgekommen. Sie hätten die Madonna mit den starren Augen auch haben mögen? O, da waren noch andre Gespenster, zum Beispiel ein alter Papst, den wir Kinder den Hexerich nannten. Er war im Profil genommen, unmalerisch behandelt, aber ganz schlagend in der Zeichnung, ein scharfes, böses Gesicht. Die Stola, die er trug, war mit gläsernen Edelsteinen ausgelegt. Einige fehlten, man sah nur ihre Stelle, da konnte man sich vorstellen, daß es echte gewesen wären, und er wäre ihrer be¬ raubt worden. Irgend jemand behauptete einmal, er hätte den „bösen Blick"; damit gewann der Hexerich noch an UnHeimlichkeit und an Reiz. Wo er geendet hat, weiß ich nicht. Nach Deutschland ist er noch mitgekommen, vielleicht hat ihn mein Vater verschenkt. Es machte ihm Vergnügen, sich vorzustellen, was einer oder der andre von seinen ehrwürdigen Freunden dazu sagen würde, wenn er ihm den Hexerich zum Geschenk machte. Möglicherweise hat er es wirklich einmal getan. . . . Diese Kuriositäten stellten sich erst später ein, als mein Vater den Widerstand aufgegeben hatte und gelegentlich um einer Sache willen, deren Kostbarkeit er ver¬ mutete, und die er an sich bringen wollte, zwei oder drei andre mit in den Kauf nahm. Jahrelang bewahrte er die Zurückhaltung eines, der sich dem Vergnügen der Jagd nicht hingeben will und höchstens einmal vom Fenster aus einen Spatzen schießt. Die erste schüchterne Beute dieser Art machte er unter der Flagge eines Geburtstagsgeschenks für meine Mutter. Es war ein kleines Bild, ein bekränzter Mädchenkopf, dessen ganz ernsthafte Technik aber durch den Rahmen schimpfiert wurde, der blitzblank vergoldet war und außerdem in den Ecken goldne Zwickel hatte, sodaß der Kopf wie aus einem engen, ovalen Kajütenfenster Herausgucken sollte. Der starke Augenaufschlag wirkte denn in dieser Lage auch mehr beängstigend als erfreulich auf mich, solange ich ein Kind war. Das andremal kaufte er auf einer Auktion eine Kopie. Sie war nach dem bekannten, Raffael zugeschriebnen Porträt des Cesare Borgia in der Galerie Borghese. Das waren die ersten zaghaften Versuche. Aber inzwischen hatte mein Vater gute Sachen, die damals zugänglich waren, um ein geringes weggehn sehen. Die Be-

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 64, 1905, Viertes Vierteljahr, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341881_296010/613>, abgerufen am 15.01.2025.