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Die Grenzboten. Jg. 64, 1905, Viertes Vierteljahr.

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Nach der Hühnerhunde

Hören Sie, bester Professor, wenn Sie sich da nur nicht täuschen! Fünf
Minuten sind eine lange Zeit, und wenn man so daliegt und wartet, wird die
Sekunde zur Ewigkeit.

Nein nein, darin täusche ich mich nicht, verteidigte sich Eberhard, fünf Minuten
warens sicherlich --

Wir können ja die Probe machen, bester Herr, sagte ich, bilden Sie sich ein¬
mal ein, ich wäre der Hirsch, und Sie lägen dort hinter dem Tische in Ihrer
Deckung -- bei diesen Worten zog ich die Tischdecke so weit hinunter, daß sie mit
den Fransen den Boden berührte --, und nun strecken Sie sich hier ans den Teppich
und bleiben so lange liegen, bis Sie glauben, daß die fünf Minuten vorüber seien.
Ich werde die Uhr zur Hand nehmen und die Zeit genau kontrollieren. Also bitte,
Wenns gefällig ist! Eins, zwei, drei!

Bei drei lag der gute kleine Mann wirklich der Länge nach auf dem Bauche
und preßte das Gesicht auf die verschränkten Arme.

Du liegst mir gut! dachte ich, öffnete behutsam die Glastür, nahm den Band
heraus, in den ich mich am Nachmittag eingetragen hatte, und schlug so geräuschlos
wie nur möglich das erste Blatt auf. Natürlich! Da hatte ich die Bescherung!
In verschnörkelter Kauzleischrist stand da zu lesen:

Ich, der ich aus freien Stücken meinen Namen eingetragen habe auf eines
der Blätter dieses Buches mit meinem eignen Blut, habe heute mit Herrn Samiel
Freiherrn von Sparr auf Hellental einen Vertrag geschlossen, demzufolge er mir
Gelegenheit bietet, einen kapitalen Hirsch zu schießen, wie keiner meiner Bekannten,
Freunde und Weidgenossen einen solchen bisher zur Strecke gebracht hat, wofür
ich mich verpflichte, mich besagtem Freiherrn von Sparr zu eigen zu geben mit
Leib und Seele, insonderheit in diesem zeitlichen Leben ihn auf seinen Wunsch bei
seinen Jagdfahrten zu begleiten, es sei bei Tag oder Nacht, Sommer oder Herbst,
seines Rufes und Gebotes gewärtig zu sein zu jeder Stunde, seine Befehle aus¬
zuführen sonder Weigerung und Verzug und ihm neue Tisch- und Jagdgenossen
zuzuführen, so viel in meinen Kräften steht, nach dieses Lebens Vollendung aber
ihm meine Seele zu überlassen, daß er damit schalte nach seinem Ratschluß und
Willen, sie gänzlich auslösche und vernichte oder sie einfahren lasse in einen andern
Leib, es sei denn Mensch oder Tier, Wolf oder Fuchs, Dachs oder Iltis, Bussard
oder Eule, Rabe oder Nnßhäher, Nachtschwalm oder Fledermaus, wie ich mich auch
verpflichte, diesen Pakt nicht anfechten zu lassen, weder durch ein weltliches noch
durch ein geistliches Gericht, endlich über alles, was ich auf Geheiß des Freiherrn
von Sparr sagen, schreiben und tun werde, nicht weniger über diesen Pakt selbst
unverbrüchliches Stillschweigen zu bewahren.

So also sah eine Verschreibung ans! Ich mußte mir im stillen gestehn, daß

das Ding in seiner Art ein Meisterstück war, so ähnlich etwa wie ein P......scher

Verlagskontrakt oder wie ein Mietvertrag nach dem Formular eines gewissen Haus¬
besitzervereins, Schriftstücke, bei denen, wie Jeder weiß, Rechte und Pflichten etwas
ungleich auf die beiden Kontrahenten verteilt sind. Denn das wird mir jeder billig
denkende zugeben: das Maß der vom Unterzeichner geforderten Gegenleistungen
stand zu dem einen Hirsch -- und wenn es auch ein Dreißigender war -- in
keinem rechten Verhältnis. Aber das Fatale dabei war: ich hatte den Wisch unter¬
zeichnet und war mithin in Herrn Samiels Gewalt, wenn es mir nicht gelang,
noch vor meiner Abreise von Hellental den Kopf aus der Schlinge zu ziehn und
den Vertrag zu annullieren.

Professor Eberhard, dem es in seiner Deckung offenbar ein wenig unbequem
wurde, begann sich zu regen. Ich stellte den verhängnisvollen Band deshalb
schleunigst wieder an seinen Platz, lehnte die Schranktür an und sah nach der Uhr.
Genau drei Minuten waren verstrichen. Aber gleich darauf tauchte der Kopf des
kleinen Herrn hinter dem Tisch auf, er sah mich triumphierend an und fragte:
Nun. stimmts?


Grenzboten IV 1906 71
Nach der Hühnerhunde

Hören Sie, bester Professor, wenn Sie sich da nur nicht täuschen! Fünf
Minuten sind eine lange Zeit, und wenn man so daliegt und wartet, wird die
Sekunde zur Ewigkeit.

Nein nein, darin täusche ich mich nicht, verteidigte sich Eberhard, fünf Minuten
warens sicherlich —

Wir können ja die Probe machen, bester Herr, sagte ich, bilden Sie sich ein¬
mal ein, ich wäre der Hirsch, und Sie lägen dort hinter dem Tische in Ihrer
Deckung — bei diesen Worten zog ich die Tischdecke so weit hinunter, daß sie mit
den Fransen den Boden berührte —, und nun strecken Sie sich hier ans den Teppich
und bleiben so lange liegen, bis Sie glauben, daß die fünf Minuten vorüber seien.
Ich werde die Uhr zur Hand nehmen und die Zeit genau kontrollieren. Also bitte,
Wenns gefällig ist! Eins, zwei, drei!

Bei drei lag der gute kleine Mann wirklich der Länge nach auf dem Bauche
und preßte das Gesicht auf die verschränkten Arme.

Du liegst mir gut! dachte ich, öffnete behutsam die Glastür, nahm den Band
heraus, in den ich mich am Nachmittag eingetragen hatte, und schlug so geräuschlos
wie nur möglich das erste Blatt auf. Natürlich! Da hatte ich die Bescherung!
In verschnörkelter Kauzleischrist stand da zu lesen:

Ich, der ich aus freien Stücken meinen Namen eingetragen habe auf eines
der Blätter dieses Buches mit meinem eignen Blut, habe heute mit Herrn Samiel
Freiherrn von Sparr auf Hellental einen Vertrag geschlossen, demzufolge er mir
Gelegenheit bietet, einen kapitalen Hirsch zu schießen, wie keiner meiner Bekannten,
Freunde und Weidgenossen einen solchen bisher zur Strecke gebracht hat, wofür
ich mich verpflichte, mich besagtem Freiherrn von Sparr zu eigen zu geben mit
Leib und Seele, insonderheit in diesem zeitlichen Leben ihn auf seinen Wunsch bei
seinen Jagdfahrten zu begleiten, es sei bei Tag oder Nacht, Sommer oder Herbst,
seines Rufes und Gebotes gewärtig zu sein zu jeder Stunde, seine Befehle aus¬
zuführen sonder Weigerung und Verzug und ihm neue Tisch- und Jagdgenossen
zuzuführen, so viel in meinen Kräften steht, nach dieses Lebens Vollendung aber
ihm meine Seele zu überlassen, daß er damit schalte nach seinem Ratschluß und
Willen, sie gänzlich auslösche und vernichte oder sie einfahren lasse in einen andern
Leib, es sei denn Mensch oder Tier, Wolf oder Fuchs, Dachs oder Iltis, Bussard
oder Eule, Rabe oder Nnßhäher, Nachtschwalm oder Fledermaus, wie ich mich auch
verpflichte, diesen Pakt nicht anfechten zu lassen, weder durch ein weltliches noch
durch ein geistliches Gericht, endlich über alles, was ich auf Geheiß des Freiherrn
von Sparr sagen, schreiben und tun werde, nicht weniger über diesen Pakt selbst
unverbrüchliches Stillschweigen zu bewahren.

So also sah eine Verschreibung ans! Ich mußte mir im stillen gestehn, daß

das Ding in seiner Art ein Meisterstück war, so ähnlich etwa wie ein P......scher

Verlagskontrakt oder wie ein Mietvertrag nach dem Formular eines gewissen Haus¬
besitzervereins, Schriftstücke, bei denen, wie Jeder weiß, Rechte und Pflichten etwas
ungleich auf die beiden Kontrahenten verteilt sind. Denn das wird mir jeder billig
denkende zugeben: das Maß der vom Unterzeichner geforderten Gegenleistungen
stand zu dem einen Hirsch — und wenn es auch ein Dreißigender war — in
keinem rechten Verhältnis. Aber das Fatale dabei war: ich hatte den Wisch unter¬
zeichnet und war mithin in Herrn Samiels Gewalt, wenn es mir nicht gelang,
noch vor meiner Abreise von Hellental den Kopf aus der Schlinge zu ziehn und
den Vertrag zu annullieren.

Professor Eberhard, dem es in seiner Deckung offenbar ein wenig unbequem
wurde, begann sich zu regen. Ich stellte den verhängnisvollen Band deshalb
schleunigst wieder an seinen Platz, lehnte die Schranktür an und sah nach der Uhr.
Genau drei Minuten waren verstrichen. Aber gleich darauf tauchte der Kopf des
kleinen Herrn hinter dem Tisch auf, er sah mich triumphierend an und fragte:
Nun. stimmts?


Grenzboten IV 1906 71
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[0557] Nach der Hühnerhunde Hören Sie, bester Professor, wenn Sie sich da nur nicht täuschen! Fünf Minuten sind eine lange Zeit, und wenn man so daliegt und wartet, wird die Sekunde zur Ewigkeit. Nein nein, darin täusche ich mich nicht, verteidigte sich Eberhard, fünf Minuten warens sicherlich — Wir können ja die Probe machen, bester Herr, sagte ich, bilden Sie sich ein¬ mal ein, ich wäre der Hirsch, und Sie lägen dort hinter dem Tische in Ihrer Deckung — bei diesen Worten zog ich die Tischdecke so weit hinunter, daß sie mit den Fransen den Boden berührte —, und nun strecken Sie sich hier ans den Teppich und bleiben so lange liegen, bis Sie glauben, daß die fünf Minuten vorüber seien. Ich werde die Uhr zur Hand nehmen und die Zeit genau kontrollieren. Also bitte, Wenns gefällig ist! Eins, zwei, drei! Bei drei lag der gute kleine Mann wirklich der Länge nach auf dem Bauche und preßte das Gesicht auf die verschränkten Arme. Du liegst mir gut! dachte ich, öffnete behutsam die Glastür, nahm den Band heraus, in den ich mich am Nachmittag eingetragen hatte, und schlug so geräuschlos wie nur möglich das erste Blatt auf. Natürlich! Da hatte ich die Bescherung! In verschnörkelter Kauzleischrist stand da zu lesen: Ich, der ich aus freien Stücken meinen Namen eingetragen habe auf eines der Blätter dieses Buches mit meinem eignen Blut, habe heute mit Herrn Samiel Freiherrn von Sparr auf Hellental einen Vertrag geschlossen, demzufolge er mir Gelegenheit bietet, einen kapitalen Hirsch zu schießen, wie keiner meiner Bekannten, Freunde und Weidgenossen einen solchen bisher zur Strecke gebracht hat, wofür ich mich verpflichte, mich besagtem Freiherrn von Sparr zu eigen zu geben mit Leib und Seele, insonderheit in diesem zeitlichen Leben ihn auf seinen Wunsch bei seinen Jagdfahrten zu begleiten, es sei bei Tag oder Nacht, Sommer oder Herbst, seines Rufes und Gebotes gewärtig zu sein zu jeder Stunde, seine Befehle aus¬ zuführen sonder Weigerung und Verzug und ihm neue Tisch- und Jagdgenossen zuzuführen, so viel in meinen Kräften steht, nach dieses Lebens Vollendung aber ihm meine Seele zu überlassen, daß er damit schalte nach seinem Ratschluß und Willen, sie gänzlich auslösche und vernichte oder sie einfahren lasse in einen andern Leib, es sei denn Mensch oder Tier, Wolf oder Fuchs, Dachs oder Iltis, Bussard oder Eule, Rabe oder Nnßhäher, Nachtschwalm oder Fledermaus, wie ich mich auch verpflichte, diesen Pakt nicht anfechten zu lassen, weder durch ein weltliches noch durch ein geistliches Gericht, endlich über alles, was ich auf Geheiß des Freiherrn von Sparr sagen, schreiben und tun werde, nicht weniger über diesen Pakt selbst unverbrüchliches Stillschweigen zu bewahren. So also sah eine Verschreibung ans! Ich mußte mir im stillen gestehn, daß das Ding in seiner Art ein Meisterstück war, so ähnlich etwa wie ein P......scher Verlagskontrakt oder wie ein Mietvertrag nach dem Formular eines gewissen Haus¬ besitzervereins, Schriftstücke, bei denen, wie Jeder weiß, Rechte und Pflichten etwas ungleich auf die beiden Kontrahenten verteilt sind. Denn das wird mir jeder billig denkende zugeben: das Maß der vom Unterzeichner geforderten Gegenleistungen stand zu dem einen Hirsch — und wenn es auch ein Dreißigender war — in keinem rechten Verhältnis. Aber das Fatale dabei war: ich hatte den Wisch unter¬ zeichnet und war mithin in Herrn Samiels Gewalt, wenn es mir nicht gelang, noch vor meiner Abreise von Hellental den Kopf aus der Schlinge zu ziehn und den Vertrag zu annullieren. Professor Eberhard, dem es in seiner Deckung offenbar ein wenig unbequem wurde, begann sich zu regen. Ich stellte den verhängnisvollen Band deshalb schleunigst wieder an seinen Platz, lehnte die Schranktür an und sah nach der Uhr. Genau drei Minuten waren verstrichen. Aber gleich darauf tauchte der Kopf des kleinen Herrn hinter dem Tisch auf, er sah mich triumphierend an und fragte: Nun. stimmts? Grenzboten IV 1906 71

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 64, 1905, Viertes Vierteljahr, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341881_296010/557>, abgerufen am 15.01.2025.