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Die Grenzboten. Jg. 64, 1905, Viertes Vierteljahr.

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Die Tage von Champigny und villiers

Württembergischen Infanterieregiments und von versprengten Mannschaften der
ersten Kompagnie von 107 angegriffen und mit Hilfe zweier württembergischer
Batterien, der zweiten und der dritten vierpfündiger und der siebenten Kompagnie
des ersten württembergischen Infanterieregiments Königin Olga eine Zeit lang
in ihrem Vormarsch aufgehalten, aber Mitrailleusenfeuer verschaffte ihr die Ober¬
hand, und erst nachdem die vor ihr zurückgewichne württembergische Abteilung
von zwei Batterien, einer württembergischen und einer sächsischen, aufgenommen
worden war, räumte die Division "bei einem nun erfolgenden Vorstöße des
ersten Bataillons Regiments Nummer 104 die Kiesgruben wieder."

Die auf dem rechten Flügel der zweiten Armee zwischen der Marne und
Le Tremblay aufgestellten Divisionen Malroy und Färör waren südlich vom
Bahndamme geblieben und hatten sich, nachdem man sich in Champigny fest¬
gesetzt und die hier von den Württembergern errichteten Barrikaden weggeräumt
hatte, des nach Coeuilly zu aufsteigenden Geländes, auch namentlich der am
Wege von Champigny nach Bry liegenden beiden Kalköfen bemächtigt. Sie ver¬
mochten sich jedoch der wiederholt gegen sie vorgehenden württembergischen In¬
fanterie und Artillerie gegenüber nicht zu halten und mußten sich auch auf dieser
südlichen Hälfte des Gefechtsfeldes, nach einem sehr verlustreichen Tage, damit
begnügen, das westliche Vorland der Anhöhen, hier also Champigny und die
Kalköfen zu behaupten.

Da der schon erwähnte, erst am Nachmittag erfolgte Vorstoß der Division
Bellemare auf Villiers ebenfalls erfolglos geblieben war, so hatte General
Ducrot "beschlossen, die Fortsetzung des Angriffs auf den nächsten Tag zu ver¬
schieben, zur Behauptung des eroberten Abschnitts aber achtzehn Batterien auf
der Hochflüche von Villiers und auf dem nördlichen Rande des Landebachs
entfaltet."

"Der deutschen Vorpostenlinie nahe gegenüber, sagt das Generalstabswerk,
zog sich die französische von Champigny über den Westrand der Hochslüche von
Villiers bis an die Marne südlich Neuilly. Das erste Korps hielt mit der
Division Färör Champigny fest und lagerte mit der Division Malroy weiter
nördlich hinter den Kalköfen. Vom zweiten Korps stand die Division Berthaut
nördlich der Eisenbahn, die Division Maussion als Reserve in Le Plant. Das
dritte Korps befand sich größtenteils bei Bry, eine Brigade der Division Mallat
nebst der Artillerie auf dem rechten Marneufer in der Nähe der Brücken. Neuilly
war von Mobilgarden besetzt."

Nachdem die dreiundzwanzigste Division, die von dem Korpskommandeur
"zur Abwehr des drohenden Angriffs bei Chelles versammelt worden war,"
bis in die späten Nachmittagsstunden am Fuße des Hügels von Chelles in
Bereitschaft gestanden hatte, rückte das 108. Regiment nach dem linken Marne¬
ufer ab und wurde, so gut es ging, in der unmittelbarsten Nähe von Villiers
überall da untergebracht, wo ein Dach oder eine Mauer einigen Schutz gegen
den kalten Nordost bieten konnte. Das Anzünden von Feuern war streng ver¬
boten, da jedes Licht den Festungsartilleristen als Ziel hätte dienen können,
und der Oberst, der ebenfalls ohne Feuer in einem winzigen Häuschen unter¬
gebracht war, hatte es nur durch Schließen des Fensterladens und durch Vor-


Grenzboten IV Z 906 SI
Die Tage von Champigny und villiers

Württembergischen Infanterieregiments und von versprengten Mannschaften der
ersten Kompagnie von 107 angegriffen und mit Hilfe zweier württembergischer
Batterien, der zweiten und der dritten vierpfündiger und der siebenten Kompagnie
des ersten württembergischen Infanterieregiments Königin Olga eine Zeit lang
in ihrem Vormarsch aufgehalten, aber Mitrailleusenfeuer verschaffte ihr die Ober¬
hand, und erst nachdem die vor ihr zurückgewichne württembergische Abteilung
von zwei Batterien, einer württembergischen und einer sächsischen, aufgenommen
worden war, räumte die Division „bei einem nun erfolgenden Vorstöße des
ersten Bataillons Regiments Nummer 104 die Kiesgruben wieder."

Die auf dem rechten Flügel der zweiten Armee zwischen der Marne und
Le Tremblay aufgestellten Divisionen Malroy und Färör waren südlich vom
Bahndamme geblieben und hatten sich, nachdem man sich in Champigny fest¬
gesetzt und die hier von den Württembergern errichteten Barrikaden weggeräumt
hatte, des nach Coeuilly zu aufsteigenden Geländes, auch namentlich der am
Wege von Champigny nach Bry liegenden beiden Kalköfen bemächtigt. Sie ver¬
mochten sich jedoch der wiederholt gegen sie vorgehenden württembergischen In¬
fanterie und Artillerie gegenüber nicht zu halten und mußten sich auch auf dieser
südlichen Hälfte des Gefechtsfeldes, nach einem sehr verlustreichen Tage, damit
begnügen, das westliche Vorland der Anhöhen, hier also Champigny und die
Kalköfen zu behaupten.

Da der schon erwähnte, erst am Nachmittag erfolgte Vorstoß der Division
Bellemare auf Villiers ebenfalls erfolglos geblieben war, so hatte General
Ducrot „beschlossen, die Fortsetzung des Angriffs auf den nächsten Tag zu ver¬
schieben, zur Behauptung des eroberten Abschnitts aber achtzehn Batterien auf
der Hochflüche von Villiers und auf dem nördlichen Rande des Landebachs
entfaltet."

„Der deutschen Vorpostenlinie nahe gegenüber, sagt das Generalstabswerk,
zog sich die französische von Champigny über den Westrand der Hochslüche von
Villiers bis an die Marne südlich Neuilly. Das erste Korps hielt mit der
Division Färör Champigny fest und lagerte mit der Division Malroy weiter
nördlich hinter den Kalköfen. Vom zweiten Korps stand die Division Berthaut
nördlich der Eisenbahn, die Division Maussion als Reserve in Le Plant. Das
dritte Korps befand sich größtenteils bei Bry, eine Brigade der Division Mallat
nebst der Artillerie auf dem rechten Marneufer in der Nähe der Brücken. Neuilly
war von Mobilgarden besetzt."

Nachdem die dreiundzwanzigste Division, die von dem Korpskommandeur
„zur Abwehr des drohenden Angriffs bei Chelles versammelt worden war,"
bis in die späten Nachmittagsstunden am Fuße des Hügels von Chelles in
Bereitschaft gestanden hatte, rückte das 108. Regiment nach dem linken Marne¬
ufer ab und wurde, so gut es ging, in der unmittelbarsten Nähe von Villiers
überall da untergebracht, wo ein Dach oder eine Mauer einigen Schutz gegen
den kalten Nordost bieten konnte. Das Anzünden von Feuern war streng ver¬
boten, da jedes Licht den Festungsartilleristen als Ziel hätte dienen können,
und der Oberst, der ebenfalls ohne Feuer in einem winzigen Häuschen unter¬
gebracht war, hatte es nur durch Schließen des Fensterladens und durch Vor-


Grenzboten IV Z 906 SI
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[0477] Die Tage von Champigny und villiers Württembergischen Infanterieregiments und von versprengten Mannschaften der ersten Kompagnie von 107 angegriffen und mit Hilfe zweier württembergischer Batterien, der zweiten und der dritten vierpfündiger und der siebenten Kompagnie des ersten württembergischen Infanterieregiments Königin Olga eine Zeit lang in ihrem Vormarsch aufgehalten, aber Mitrailleusenfeuer verschaffte ihr die Ober¬ hand, und erst nachdem die vor ihr zurückgewichne württembergische Abteilung von zwei Batterien, einer württembergischen und einer sächsischen, aufgenommen worden war, räumte die Division „bei einem nun erfolgenden Vorstöße des ersten Bataillons Regiments Nummer 104 die Kiesgruben wieder." Die auf dem rechten Flügel der zweiten Armee zwischen der Marne und Le Tremblay aufgestellten Divisionen Malroy und Färör waren südlich vom Bahndamme geblieben und hatten sich, nachdem man sich in Champigny fest¬ gesetzt und die hier von den Württembergern errichteten Barrikaden weggeräumt hatte, des nach Coeuilly zu aufsteigenden Geländes, auch namentlich der am Wege von Champigny nach Bry liegenden beiden Kalköfen bemächtigt. Sie ver¬ mochten sich jedoch der wiederholt gegen sie vorgehenden württembergischen In¬ fanterie und Artillerie gegenüber nicht zu halten und mußten sich auch auf dieser südlichen Hälfte des Gefechtsfeldes, nach einem sehr verlustreichen Tage, damit begnügen, das westliche Vorland der Anhöhen, hier also Champigny und die Kalköfen zu behaupten. Da der schon erwähnte, erst am Nachmittag erfolgte Vorstoß der Division Bellemare auf Villiers ebenfalls erfolglos geblieben war, so hatte General Ducrot „beschlossen, die Fortsetzung des Angriffs auf den nächsten Tag zu ver¬ schieben, zur Behauptung des eroberten Abschnitts aber achtzehn Batterien auf der Hochflüche von Villiers und auf dem nördlichen Rande des Landebachs entfaltet." „Der deutschen Vorpostenlinie nahe gegenüber, sagt das Generalstabswerk, zog sich die französische von Champigny über den Westrand der Hochslüche von Villiers bis an die Marne südlich Neuilly. Das erste Korps hielt mit der Division Färör Champigny fest und lagerte mit der Division Malroy weiter nördlich hinter den Kalköfen. Vom zweiten Korps stand die Division Berthaut nördlich der Eisenbahn, die Division Maussion als Reserve in Le Plant. Das dritte Korps befand sich größtenteils bei Bry, eine Brigade der Division Mallat nebst der Artillerie auf dem rechten Marneufer in der Nähe der Brücken. Neuilly war von Mobilgarden besetzt." Nachdem die dreiundzwanzigste Division, die von dem Korpskommandeur „zur Abwehr des drohenden Angriffs bei Chelles versammelt worden war," bis in die späten Nachmittagsstunden am Fuße des Hügels von Chelles in Bereitschaft gestanden hatte, rückte das 108. Regiment nach dem linken Marne¬ ufer ab und wurde, so gut es ging, in der unmittelbarsten Nähe von Villiers überall da untergebracht, wo ein Dach oder eine Mauer einigen Schutz gegen den kalten Nordost bieten konnte. Das Anzünden von Feuern war streng ver¬ boten, da jedes Licht den Festungsartilleristen als Ziel hätte dienen können, und der Oberst, der ebenfalls ohne Feuer in einem winzigen Häuschen unter¬ gebracht war, hatte es nur durch Schließen des Fensterladens und durch Vor- Grenzboten IV Z 906 SI

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 64, 1905, Viertes Vierteljahr, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341881_296010/477>, abgerufen am 15.01.2025.