Die Grenzboten. Jg. 64, 1905, Viertes Vierteljahr.kleinen! denn so ungefähr mag die spätere Barockstadt Salzburg im Mittel Grenzboten >V 1905 82
kleinen! denn so ungefähr mag die spätere Barockstadt Salzburg im Mittel Grenzboten >V 1905 82
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kleinen! denn so ungefähr mag die spätere Barockstadt Salzburg im Mittel
alter ausgesehen haben: jenseits der schmalen Metnitz eine kleine Stadt (von
nur 1500 Einwohnern), umgeben von hoher, starker Zinnenmauer hinter einem
tiefen und breiten Wallgraben, dessen Quellmasser aber so klar ist, daß hier
seit alter Zeit Forellen (Saiblinge) gezüchtet werden, im Rücken gelehnt an
drei isolierte, steile, bewaldete Hügel mit ragenden Türmen, Mauern und
Kirchen, im Norden von einer etwas weiter abliegenden vierten Höhe beherrscht:
drinnen eine Anzahl unregelmäßiger enger Gassen zwischen meist ansehnlichen
Häusern unter hohen Dächern um einen großen, langgestreckten Markt mit
einem schönen figurenreichen Nenaissaneebrnnnen (von 1563) und einem statt
wichen Rathause, an dessen Wand eine römische Doppelbüste eingemauert ist,
dazwischen erheben sich große Kirchen und Klostergebäude aus romanischer
Zeit, zum Teil aber in gotischem Umbau: nicht weit vom Markte die Stifts¬
und Pfarrkirche zu Se, Bartholomäi, deren Längsschiff und südlicher Turm
uoch romanische Formen zeigen, und neben der bis 1845 die kleine runde
^manische Michaelskapelle stand, dahinter die Propstei und das Kauonikat
des alten Kollegiatstifts, vor der Mauer im Norden die turmlose Dominikaner¬
kirche mit hohem romanischem Mittelschiff ans dem dreizehnten Jahrhundert
und das anstoßende Kloster, das jetzt Dominikanerinnen von Lienz inne haben,
!p»z im Westen am Fuße des mittlern Hügels der Nest der ältesten Dvmini-
üwerniederlassnng auf deutschem Boden (1217), die Heiligenblntkirche, Hoch
darüber ragen noch, von Fichten beschattet, die zertrümmerten Türme und
dauern des Noten Tnrms, links davon im Süden uns runden Hügel, inmitten
^>nes grünen Parks, die Ruine der Virgilinskirche, die Herzog Engclbrecht
Avr Kürnteu 1131 dem Bischof Virgil vou Salzburg zu Ehren gebaut hatte.
Beide Hügel bildeten Teile der Stadtbefestigung, doch die eigentliche Zitadelle
von Friesach, der Hvhcnsalzbnrg vergleichbar, war der Petersberg an der
Nordwestecke der Stadt, ein vou Nord nach Süd langgestreckter, schmaler, nach
allen Seiten in waldbedeckten Abhängen schroff abfallender Hügel, Am äußersten
Südende hoch über der Stadt thront, von starken Mauern und romanischen
Türmen umgeben, die kleine, in ihrem Kerne romanische Peterskirche, die ur¬
kundlich schon 1115 erwähnt wird, noch mit der flachen Holzdecke des ur¬
sprünglichen Baues; doch das schmale Plateau nehmen die Ruinen einer
ansehnlichen, schon 1073 angelegten, um 1130 verstärkten und verschönerten
Burg ein, hente ein Gewirr von halb im Schutt begrabnen Mauern, Gängen
und Höfen, in denen arme Leute kürglich hausen und ihr Gemüse bauen, von
Buschwerk überwuchert, hier und da von ein paar prächtigen Nußbäumen
beschattet. Hoch über dem allen steigt auf der Westseite der mächtige ro¬
manische Hanpttnrm (Berchfrit, Donjon) in sechs Stockwerken auf; jetzt sind
Dach und Voden eingestürzt, und nur von unten kann man die leidlich er-
haltnen Wandmalereien der Burgkapelle im vierten Stock betrachten. Von dem
Palas steht nur uoch die innere Mauer mit einer Reihe romanischer Doppel
fenster. Aber auch die Zeiten der Gotik und der Renaissance haben hier noch
gebaut; der Gotik gehören n. a. zwei Halbtürme an den Langseiten, der
Renaissance ein ansehnliches Gebäude mit Sänlengalerien nach dem Hofe zu
Grenzboten >V 1905 82
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