Die Grenzboten. Jg. 64, 1905, Viertes Vierteljahr.Die großen Hafenbauten an der lvesermündung Tiefgang bauen, sie legte aber Wert darauf, daß Schiffe, die in einer Schlacht Gleiche Abmessungen mußte auch das in Verbindung damit anzulegende Die großen Hafenbauten an der lvesermündung Tiefgang bauen, sie legte aber Wert darauf, daß Schiffe, die in einer Schlacht Gleiche Abmessungen mußte auch das in Verbindung damit anzulegende <TEI> <text> <body> <div> <div n="1"> <pb facs="#f0238" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/296249"/> <fw type="header" place="top"> Die großen Hafenbauten an der lvesermündung</fw><lb/> <p xml:id="ID_1454" prev="#ID_1453"> Tiefgang bauen, sie legte aber Wert darauf, daß Schiffe, die in einer Schlacht<lb/> leck geschossen wären, also einen sehr vergrößerten Tiefgang hätten, noch ein¬<lb/> fahren und in das Trockendock gelangen konnten. Auch kam für die Kriegs-<lb/> wie für die Handelsflotte noch zweierlei in Frage. Das Hochwasser dauert<lb/> nur eine halbe Stunde oder eine Stunde; wenn es vorüber ist, dauert es zwölf<lb/> Stunden, bis wieder ein neues Hochwasser da ist. Sodann läuft uicht jede<lb/> Flut bis auf ihre normale Höhe. Die aller vierzehn Tage eintretenden Nipp¬<lb/> tiden (zwischen zwei Springfluten) erreichen oft einen halben Meter weniger,<lb/> und wenn zugleich starker Südoststurm weht, so wird der Unterschied noch<lb/> größer. In dem ersten Fall mußte man suchen, die Zeit der Ein- und Auf¬<lb/> fahrt zu verlängern, im zweiten Fall überhaupt die Möglichkeit der Einfahrt<lb/> zu schaffen. Zu diesen Zwecken genügte aber anch eine einfache Schleuse wie<lb/> beim „neuen Hafen" und bei der ersten Kaiscrhafeneinfahrt nicht mehr. Es<lb/> mußte eine Doppel- oder Kammerschleuse geschaffen werden, damit Schiffe auch<lb/> Einlaß fänden, wenn zwischen dem Wasserspiegel draußen und binnen ein<lb/> Unterschied besteht. Die Kammer zwischen den beiderseitigen Schleusentoreu<lb/> erhielt nun die Länge von 215 Metern, während zum Beispiel die des Nord¬<lb/> ostseekanals nur 150 Meter lang sind. Ebenso ging man in der Breite weiter.<lb/> Die Öffnungen der Tore des Kaiser-Wilhelmskanals sind nur 25 Meter breit,<lb/> die der Bremerhavner Schleuse 28 Meter. Die Tiefe der ersten beträgt 9,8 Meter,<lb/> der letzten 10,56 Meter. Mit diesen Abmessungen ist die neue Einfahrt in den<lb/> Kaiserhafen zu Bremcrhaven eine der tiefsten in der Welt, jedenfalls die tiefste<lb/> Deutschlands.</p><lb/> <p xml:id="ID_1455" next="#ID_1456"> Gleiche Abmessungen mußte auch das in Verbindung damit anzulegende<lb/> Trockendock haben: ein massiver Steinbau, wie es überhaupt in Deutschland für<lb/> die Handelsmarine gar nicht und für die Kriegsmarine nur weit kleinerem Art<lb/> gibt. Denn Schiffen von den erwähnten Ansprüchen den Hafen zu bereiten ohne<lb/> ein gleichgroßes Dock, worin ihre Schäden ausgebessert werden könnten, hätte<lb/> keinen Sinn gehabt. Anfänglich übernahm das Reich die Hälfte der Kosten<lb/> des Trockendocks, wofür es das Recht der Mitbenutzung gewann. Bald zeigte<lb/> der rasch zunehmende Verkehr, daß die Handelsmarine das Dock fortwährend<lb/> selbst gebrauchte. Bremen kaufte dem Reich die Hälfte ab, und das Reich baute<lb/> sich neue Docks in Wilhelmshaven. Die Kosten der Kaiserhafcnerweiternng<lb/> nebst der Kammerschleuse, jedoch ohne den ältern Teil des Kaiserhafens be¬<lb/> laufe» sich auf 18226000 Mark, die des Trockendocks auf 5905000 Mark,<lb/> sodaß für diesen Teil der Bremerhavner Anlagen der bremische Staat allein<lb/> 24131000 Mark ausgegeben hat. Bis zur Vollendung des Kaiserhafens hat<lb/> der bremische Kleinstaat für die Hafenbauten in Bremcrhaven, nnr die Anlage¬<lb/> kosten gerechnet, nahezu 40 Millionen Mark ausgegeben, wovon 8 Millionen<lb/> auf die beiden ältern Häfen, 7^ Millionen auf den ersten Teil des Kaiser¬<lb/> hafens und mehr als 24 Millionen Mark auf den Rest des Kaiserhaus fallen.<lb/> Um die Gesamtleistung zu übersehen, muß man noch hinzurechnen: die Korrektion<lb/> der Uuterweser 30 Millionen, den ältern Freihafen 20 Millionen (nämlich<lb/> 32 Millionen, wovon das Reich 12 übernahm); endlich die Korrektion der<lb/> Außenweser (zwischen Bremcrhaven und der See), die formell für Rechnung der</p><lb/> </div> </div> </body> </text> </TEI> [0238]
Die großen Hafenbauten an der lvesermündung
Tiefgang bauen, sie legte aber Wert darauf, daß Schiffe, die in einer Schlacht
leck geschossen wären, also einen sehr vergrößerten Tiefgang hätten, noch ein¬
fahren und in das Trockendock gelangen konnten. Auch kam für die Kriegs-
wie für die Handelsflotte noch zweierlei in Frage. Das Hochwasser dauert
nur eine halbe Stunde oder eine Stunde; wenn es vorüber ist, dauert es zwölf
Stunden, bis wieder ein neues Hochwasser da ist. Sodann läuft uicht jede
Flut bis auf ihre normale Höhe. Die aller vierzehn Tage eintretenden Nipp¬
tiden (zwischen zwei Springfluten) erreichen oft einen halben Meter weniger,
und wenn zugleich starker Südoststurm weht, so wird der Unterschied noch
größer. In dem ersten Fall mußte man suchen, die Zeit der Ein- und Auf¬
fahrt zu verlängern, im zweiten Fall überhaupt die Möglichkeit der Einfahrt
zu schaffen. Zu diesen Zwecken genügte aber anch eine einfache Schleuse wie
beim „neuen Hafen" und bei der ersten Kaiscrhafeneinfahrt nicht mehr. Es
mußte eine Doppel- oder Kammerschleuse geschaffen werden, damit Schiffe auch
Einlaß fänden, wenn zwischen dem Wasserspiegel draußen und binnen ein
Unterschied besteht. Die Kammer zwischen den beiderseitigen Schleusentoreu
erhielt nun die Länge von 215 Metern, während zum Beispiel die des Nord¬
ostseekanals nur 150 Meter lang sind. Ebenso ging man in der Breite weiter.
Die Öffnungen der Tore des Kaiser-Wilhelmskanals sind nur 25 Meter breit,
die der Bremerhavner Schleuse 28 Meter. Die Tiefe der ersten beträgt 9,8 Meter,
der letzten 10,56 Meter. Mit diesen Abmessungen ist die neue Einfahrt in den
Kaiserhafen zu Bremcrhaven eine der tiefsten in der Welt, jedenfalls die tiefste
Deutschlands.
Gleiche Abmessungen mußte auch das in Verbindung damit anzulegende
Trockendock haben: ein massiver Steinbau, wie es überhaupt in Deutschland für
die Handelsmarine gar nicht und für die Kriegsmarine nur weit kleinerem Art
gibt. Denn Schiffen von den erwähnten Ansprüchen den Hafen zu bereiten ohne
ein gleichgroßes Dock, worin ihre Schäden ausgebessert werden könnten, hätte
keinen Sinn gehabt. Anfänglich übernahm das Reich die Hälfte der Kosten
des Trockendocks, wofür es das Recht der Mitbenutzung gewann. Bald zeigte
der rasch zunehmende Verkehr, daß die Handelsmarine das Dock fortwährend
selbst gebrauchte. Bremen kaufte dem Reich die Hälfte ab, und das Reich baute
sich neue Docks in Wilhelmshaven. Die Kosten der Kaiserhafcnerweiternng
nebst der Kammerschleuse, jedoch ohne den ältern Teil des Kaiserhafens be¬
laufe» sich auf 18226000 Mark, die des Trockendocks auf 5905000 Mark,
sodaß für diesen Teil der Bremerhavner Anlagen der bremische Staat allein
24131000 Mark ausgegeben hat. Bis zur Vollendung des Kaiserhafens hat
der bremische Kleinstaat für die Hafenbauten in Bremcrhaven, nnr die Anlage¬
kosten gerechnet, nahezu 40 Millionen Mark ausgegeben, wovon 8 Millionen
auf die beiden ältern Häfen, 7^ Millionen auf den ersten Teil des Kaiser¬
hafens und mehr als 24 Millionen Mark auf den Rest des Kaiserhaus fallen.
Um die Gesamtleistung zu übersehen, muß man noch hinzurechnen: die Korrektion
der Uuterweser 30 Millionen, den ältern Freihafen 20 Millionen (nämlich
32 Millionen, wovon das Reich 12 übernahm); endlich die Korrektion der
Außenweser (zwischen Bremcrhaven und der See), die formell für Rechnung der
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