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Die Grenzboten. Jg. 64, 1905, Viertes Vierteljahr.

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und dem Publikum Mitteilte, beiß das'angekündigte Extrazügstück nicht stattfinden
könnte weil ein Magistratsbeschluß gekommen sei, der dem Dienstmann das Be¬
treten'des Löwenkäfigs verböte. Ich Mit nicht verschweigen, daß der Schutzmann
ebensogut engagiert war wie der Dknstmcmn, und daß wir von vornherein gar
nicht die Absicht gehabt hatten, das kostbare Leben des wackern Dienstmanns auf
das Spiel zu setzen. Jedenfalls hatten'wir unsern Zweck erreicht: die Bude, war
bis auf den letzten Platz besetzt. ,

Von Krefeld reisten wir nach Deutz zum Schützenfest und von da wieder
zurück nach Benet bei Bonn, wo wir ausluden und per Achse nach Pützchen fuhren.
Noch ehe wir ausgeladen hatten, bekam ich Streit mit meinem Prinzipal und legte
die Arbeit sofort nieder. Ich hoffte ans dem berühmten Markte in Pützchen eine
andre Stellung zu finden und hielt mich deshalb,'ein paar Tage dort auf. Der
Ort besteht aus wenigen Häusern, in deren Witte?eine Wallfahrtskirche liegt. Vor
der Kirche entspringt unter alten Linden und Kastanienbäumen ein klarer Brunnen,
dessen Masser bei den Landleuten in der ganzen Umgegend wegen seiner angeblichen
Heilkraft berühmt ist. Zu dem Markte stellen sich aus weiter Ferne Besucher ein,
und die Landstraßen sind während dieser Zeit mit Fuhrwerken aller Art und vielen
Tausenden von Fußgängern bedeckt. Die Leute verrichten in der Kirche eine kurze
Andacht, waschen sich Stirn und Augen mit dem Wunderwasser und geben sich
dann den Belustigungen hin, die ihnen in den Wirtschaften sowie in den Schau¬
geschäften, die>sich zahlreich zu dem Markt einfinden, geboten werden. Auch an
Verkaufsbuden'fehlt es nicht; in ganz besonders starker Anzahl sind die holländischen
Waffelbäckereien vertreten, die mit ihrem Fettdunst die Luft in ganz eigentümlicher
Weise parfümieren. Neben diesen Waffeln werden hauptsächlich "Reibekuchen" ge¬
backen und frisch aus der Pfanne verspeist; es sind Kartoffelpuffer, die in Rüböl
gebraten werden. Zwischen den langen Budenreihen drängen sich Hausierer mit
allen möglichen Waren sowie Juden, die hier und alten Kleidern, Schuhwerk und
dergleichen ein großes Geschäft machen.

Als es Abend wurde, sah ich mich nach einem Nachtquartier um, faud aber
alle Wirtschaften vollkommen besetzt und hörte, daß man für ein Bett sechs Mark
bezahle. Ich erkundigte mich bei einem Kollegen, wo ich wohl übernachten könnte,
und erhielt von diesem den Rat. im ersten besten Hause nachzufragen, da sämtliche
Bewohner des kleinen Ortes während des Marktes Fremde beherbergten. Ich
sprach also in einem Hause vor, fand eine alte Frau und fragte sie. ob sie lar
Quartier geben könnte. Sie erwiderte, wenn ich mit einem Lager auf Stroh
fürlieb nehmen wollte, so könnte ich dableiben, die Betten seien schon sämtlich besetzt.
Ich holte meinen Koffer und wurde von meiner Wirtin in eine große Stube ge¬
führt, wo an den Wänden entlang Strohschütten ausgebreitet waren. Da noch
niemand in der Stube war. konnte ich mir nach Belieben einen Platz zum Schlafen
auswählen, bettete mich der Tür gegenüber und deckte mich mit meinem Überzieher
zu. Es dauerte nicht lange, so brachte die Wirtin neuen Logierbesuch, und zwar
eine alte Frau, die sich ohne viele Umstände an die Wand rechts von der Tur
bettete. Dann kam noch ein Bäckermeister aus Bonn mit seiner Tochter die auf
dem Markt einen Stand mit Backwaren hatten und deshalb in P.ehedem übernachten
wollten, obgleich der Weg nach Bonn nicht allzuweit war. Sre leg en sich an d e
noch fr le Wand und damit war die Schlafkameradschaft ur diese Nacht abge¬
schlossen, andern Morgen ließ ich mir eine Tasse Kaffee und um Brötchen
geben und beglich meine Rechnung, die 1 Mark 25 Pfennige ausmachte, es war
das teuerste Nachtlager auf Stroh, das ich je gehabt habe.5-

Des entsetzlichen Regenwetters wegen machten die Schaubnd u d K uf
leute schlechte Geschäfte, und es gelang mir trotz allen Benmhtmgen auch acht.
Arbeit u finden. Ich prach auch bei meinem frühern Prmztpal. dem Pauopttkum-
besitzer Wittger vor der mir freilich auch keine Beschäftigung geben konnte much
aber dafür mehrmals zum Essen einlud. Am Sonntag Nachmittag fragte ich einen


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und dem Publikum Mitteilte, beiß das'angekündigte Extrazügstück nicht stattfinden
könnte weil ein Magistratsbeschluß gekommen sei, der dem Dienstmann das Be¬
treten'des Löwenkäfigs verböte. Ich Mit nicht verschweigen, daß der Schutzmann
ebensogut engagiert war wie der Dknstmcmn, und daß wir von vornherein gar
nicht die Absicht gehabt hatten, das kostbare Leben des wackern Dienstmanns auf
das Spiel zu setzen. Jedenfalls hatten'wir unsern Zweck erreicht: die Bude, war
bis auf den letzten Platz besetzt. ,

Von Krefeld reisten wir nach Deutz zum Schützenfest und von da wieder
zurück nach Benet bei Bonn, wo wir ausluden und per Achse nach Pützchen fuhren.
Noch ehe wir ausgeladen hatten, bekam ich Streit mit meinem Prinzipal und legte
die Arbeit sofort nieder. Ich hoffte ans dem berühmten Markte in Pützchen eine
andre Stellung zu finden und hielt mich deshalb,'ein paar Tage dort auf. Der
Ort besteht aus wenigen Häusern, in deren Witte?eine Wallfahrtskirche liegt. Vor
der Kirche entspringt unter alten Linden und Kastanienbäumen ein klarer Brunnen,
dessen Masser bei den Landleuten in der ganzen Umgegend wegen seiner angeblichen
Heilkraft berühmt ist. Zu dem Markte stellen sich aus weiter Ferne Besucher ein,
und die Landstraßen sind während dieser Zeit mit Fuhrwerken aller Art und vielen
Tausenden von Fußgängern bedeckt. Die Leute verrichten in der Kirche eine kurze
Andacht, waschen sich Stirn und Augen mit dem Wunderwasser und geben sich
dann den Belustigungen hin, die ihnen in den Wirtschaften sowie in den Schau¬
geschäften, die>sich zahlreich zu dem Markt einfinden, geboten werden. Auch an
Verkaufsbuden'fehlt es nicht; in ganz besonders starker Anzahl sind die holländischen
Waffelbäckereien vertreten, die mit ihrem Fettdunst die Luft in ganz eigentümlicher
Weise parfümieren. Neben diesen Waffeln werden hauptsächlich „Reibekuchen" ge¬
backen und frisch aus der Pfanne verspeist; es sind Kartoffelpuffer, die in Rüböl
gebraten werden. Zwischen den langen Budenreihen drängen sich Hausierer mit
allen möglichen Waren sowie Juden, die hier und alten Kleidern, Schuhwerk und
dergleichen ein großes Geschäft machen.

Als es Abend wurde, sah ich mich nach einem Nachtquartier um, faud aber
alle Wirtschaften vollkommen besetzt und hörte, daß man für ein Bett sechs Mark
bezahle. Ich erkundigte mich bei einem Kollegen, wo ich wohl übernachten könnte,
und erhielt von diesem den Rat. im ersten besten Hause nachzufragen, da sämtliche
Bewohner des kleinen Ortes während des Marktes Fremde beherbergten. Ich
sprach also in einem Hause vor, fand eine alte Frau und fragte sie. ob sie lar
Quartier geben könnte. Sie erwiderte, wenn ich mit einem Lager auf Stroh
fürlieb nehmen wollte, so könnte ich dableiben, die Betten seien schon sämtlich besetzt.
Ich holte meinen Koffer und wurde von meiner Wirtin in eine große Stube ge¬
führt, wo an den Wänden entlang Strohschütten ausgebreitet waren. Da noch
niemand in der Stube war. konnte ich mir nach Belieben einen Platz zum Schlafen
auswählen, bettete mich der Tür gegenüber und deckte mich mit meinem Überzieher
zu. Es dauerte nicht lange, so brachte die Wirtin neuen Logierbesuch, und zwar
eine alte Frau, die sich ohne viele Umstände an die Wand rechts von der Tur
bettete. Dann kam noch ein Bäckermeister aus Bonn mit seiner Tochter die auf
dem Markt einen Stand mit Backwaren hatten und deshalb in P.ehedem übernachten
wollten, obgleich der Weg nach Bonn nicht allzuweit war. Sre leg en sich an d e
noch fr le Wand und damit war die Schlafkameradschaft ur diese Nacht abge¬
schlossen, andern Morgen ließ ich mir eine Tasse Kaffee und um Brötchen
geben und beglich meine Rechnung, die 1 Mark 25 Pfennige ausmachte, es war
das teuerste Nachtlager auf Stroh, das ich je gehabt habe.5-

Des entsetzlichen Regenwetters wegen machten die Schaubnd u d K uf
leute schlechte Geschäfte, und es gelang mir trotz allen Benmhtmgen auch acht.
Arbeit u finden. Ich prach auch bei meinem frühern Prmztpal. dem Pauopttkum-
besitzer Wittger vor der mir freilich auch keine Beschäftigung geben konnte much
aber dafür mehrmals zum Essen einlud. Am Sonntag Nachmittag fragte ich einen


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[0215] Unter Runden, Komödianten und wilden Tierenen ki -.-^-^ und dem Publikum Mitteilte, beiß das'angekündigte Extrazügstück nicht stattfinden könnte weil ein Magistratsbeschluß gekommen sei, der dem Dienstmann das Be¬ treten'des Löwenkäfigs verböte. Ich Mit nicht verschweigen, daß der Schutzmann ebensogut engagiert war wie der Dknstmcmn, und daß wir von vornherein gar nicht die Absicht gehabt hatten, das kostbare Leben des wackern Dienstmanns auf das Spiel zu setzen. Jedenfalls hatten'wir unsern Zweck erreicht: die Bude, war bis auf den letzten Platz besetzt. , Von Krefeld reisten wir nach Deutz zum Schützenfest und von da wieder zurück nach Benet bei Bonn, wo wir ausluden und per Achse nach Pützchen fuhren. Noch ehe wir ausgeladen hatten, bekam ich Streit mit meinem Prinzipal und legte die Arbeit sofort nieder. Ich hoffte ans dem berühmten Markte in Pützchen eine andre Stellung zu finden und hielt mich deshalb,'ein paar Tage dort auf. Der Ort besteht aus wenigen Häusern, in deren Witte?eine Wallfahrtskirche liegt. Vor der Kirche entspringt unter alten Linden und Kastanienbäumen ein klarer Brunnen, dessen Masser bei den Landleuten in der ganzen Umgegend wegen seiner angeblichen Heilkraft berühmt ist. Zu dem Markte stellen sich aus weiter Ferne Besucher ein, und die Landstraßen sind während dieser Zeit mit Fuhrwerken aller Art und vielen Tausenden von Fußgängern bedeckt. Die Leute verrichten in der Kirche eine kurze Andacht, waschen sich Stirn und Augen mit dem Wunderwasser und geben sich dann den Belustigungen hin, die ihnen in den Wirtschaften sowie in den Schau¬ geschäften, die>sich zahlreich zu dem Markt einfinden, geboten werden. Auch an Verkaufsbuden'fehlt es nicht; in ganz besonders starker Anzahl sind die holländischen Waffelbäckereien vertreten, die mit ihrem Fettdunst die Luft in ganz eigentümlicher Weise parfümieren. Neben diesen Waffeln werden hauptsächlich „Reibekuchen" ge¬ backen und frisch aus der Pfanne verspeist; es sind Kartoffelpuffer, die in Rüböl gebraten werden. Zwischen den langen Budenreihen drängen sich Hausierer mit allen möglichen Waren sowie Juden, die hier und alten Kleidern, Schuhwerk und dergleichen ein großes Geschäft machen. Als es Abend wurde, sah ich mich nach einem Nachtquartier um, faud aber alle Wirtschaften vollkommen besetzt und hörte, daß man für ein Bett sechs Mark bezahle. Ich erkundigte mich bei einem Kollegen, wo ich wohl übernachten könnte, und erhielt von diesem den Rat. im ersten besten Hause nachzufragen, da sämtliche Bewohner des kleinen Ortes während des Marktes Fremde beherbergten. Ich sprach also in einem Hause vor, fand eine alte Frau und fragte sie. ob sie lar Quartier geben könnte. Sie erwiderte, wenn ich mit einem Lager auf Stroh fürlieb nehmen wollte, so könnte ich dableiben, die Betten seien schon sämtlich besetzt. Ich holte meinen Koffer und wurde von meiner Wirtin in eine große Stube ge¬ führt, wo an den Wänden entlang Strohschütten ausgebreitet waren. Da noch niemand in der Stube war. konnte ich mir nach Belieben einen Platz zum Schlafen auswählen, bettete mich der Tür gegenüber und deckte mich mit meinem Überzieher zu. Es dauerte nicht lange, so brachte die Wirtin neuen Logierbesuch, und zwar eine alte Frau, die sich ohne viele Umstände an die Wand rechts von der Tur bettete. Dann kam noch ein Bäckermeister aus Bonn mit seiner Tochter die auf dem Markt einen Stand mit Backwaren hatten und deshalb in P.ehedem übernachten wollten, obgleich der Weg nach Bonn nicht allzuweit war. Sre leg en sich an d e noch fr le Wand und damit war die Schlafkameradschaft ur diese Nacht abge¬ schlossen, andern Morgen ließ ich mir eine Tasse Kaffee und um Brötchen geben und beglich meine Rechnung, die 1 Mark 25 Pfennige ausmachte, es war das teuerste Nachtlager auf Stroh, das ich je gehabt habe.5- Des entsetzlichen Regenwetters wegen machten die Schaubnd u d K uf leute schlechte Geschäfte, und es gelang mir trotz allen Benmhtmgen auch acht. Arbeit u finden. Ich prach auch bei meinem frühern Prmztpal. dem Pauopttkum- besitzer Wittger vor der mir freilich auch keine Beschäftigung geben konnte much aber dafür mehrmals zum Essen einlud. Am Sonntag Nachmittag fragte ich einen

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 64, 1905, Viertes Vierteljahr, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341881_296010/215>, abgerufen am 16.01.2025.