Die Grenzboten. Jg. 64, 1905, Viertes Vierteljahr.ungarische) Tiefland bei Vindobona (Wien) und Ccirnuntum (Petronell). Die Der langdauernde lebhafte Verkehr, der sich auf diesen nach römischer Im nördlichen Noricum war das Municipium Claudium Juvavum weitaus ungarische) Tiefland bei Vindobona (Wien) und Ccirnuntum (Petronell). Die Der langdauernde lebhafte Verkehr, der sich auf diesen nach römischer Im nördlichen Noricum war das Municipium Claudium Juvavum weitaus <TEI> <text> <body> <div> <div n="1"> <pb facs="#f0181" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/296192"/> <fw type="header" place="top"/><lb/> <p xml:id="ID_1102" prev="#ID_1101"> ungarische) Tiefland bei Vindobona (Wien) und Ccirnuntum (Petronell). Die<lb/> binnennorischen Gebirgsstraßen sind spätestens unter Claudius (41 bis 54 n. Chr.)<lb/> angelegt worden. Ihr Ausgangspunkt war ebenfalls Aquileja. Bei Gemona<lb/> trat die Hauptlinie ins Tal des obern Tagliamento ein, folgte dann dem der<lb/> Fakta über Poutafel und Tarvis und stieg endlich nach Santicum (Vliland)<lb/> hinunter, bis sie Virunum (auf dem Zollfeld bei Klagenfurt) erreichte; von hier<lb/> schlug die östliche über Noreja (Neumarkt) die Richtung nach der obern Mur<lb/> ein, überschritt die Niedern Tauern über den Nottenmauuer Paß, erstieg vom<lb/> obern Ennstnl aus den Pyrnpaß südlich von Windisch-Garsten (Gabromagns)<lb/> und erreichte Ovilava (Wels) an der Traun. Die westliche Linie bog nördlich<lb/> vom heutigen Fricsach von der östlichen ab, ging über die Kuhalpe nach dem<lb/> Lungau hinüber, über den Nadstadter Tauern (1738 Meter) ins Erröten hin¬<lb/> unter, dann über die niedrige Wasserscheide in das Tal der Salzach und diesem<lb/> folgend durch den Lneger Paß nach Juvavum. Beide Straßen vereinigten sich<lb/> weiter nordwärts bei Lauricicum an der Donau. Ostwestliche Querstraßen in<lb/> deu Längstälern verbanden diese südnördlichen Hauptstraßen mannigfach mit¬<lb/> einander.</p><lb/> <p xml:id="ID_1103"> Der langdauernde lebhafte Verkehr, der sich auf diesen nach römischer<lb/> Weise schmalen, oft steilen aber immer solide und umsichtig angelegten Straßen<lb/> bewegte, nicht die schwachen und lange nur aus Provinzialtruppen (auxilig,)<lb/> bestehenden Garnisonen der Donaugreuze hat Noricum allmählich bis zu einem<lb/> gewissen Grade ebenso romanisiert wie etwa das Narbonensische Gallien im<lb/> Süden der Sevennen vor Cäsar. Deshalb trat auch hier bald die römische<lb/> Stadtverfassung an die Stelle der altkeltischen, im größten Teile Galliens immer<lb/> erhaltnen Gcuwerfassung. Virunum, das schon unter Tiberius latinisches, also<lb/> beschränktes Bürgerrecht erhalten hatte, wurde als Municipium von Claudius<lb/> mit dem vollen Bürgerrecht begabt und unter Trajan Kolonie; ebenso verdankten<lb/> Celeja (Cilli), Aguoutum (Lienz), Teuruia (Se. Peter im Holz bei Spital an<lb/> der Dran) und Juvavum dem Claudius ihr Munizipalrccht; Flavia Solva<lb/> (Leibniz an der untern Mur) erhielt es von den Flaviern, Aelina Cetium<lb/> (Se. Potter in Niederösterreich) von tzadrian, Ovilava (Wels) von Antoninus<lb/> Pius. Die Bevölkerung des platten Landes blieb davon ausgeschlossen, also<lb/> auf dem Standpunkte der pörs^lini und wurde den Stadtgemeinden römischer<lb/> Verfassung in der Weise „attribuiert," daß sie von der Stadt aus regiert und<lb/> besteuert wurde, ohne Anteil an den städtischen Rechten und Ämtern zu haben.<lb/> Deshalb erhielt sich auch auf dem platten Lande, namentlich in den abgelegnen<lb/> Teilen, lange noch keltisches Wesen und keltische Sprache; aber als Ganzes<lb/> wurde Noricum doch soweit romanisiert, daß die Noriker seit dem zweiten Jahr¬<lb/> hundert den Kern der zweiten italischen Legion (in Lauriacum) bildeten und<lb/> außerdem besonders zur Garde der Prätorianer. der vornehmsten Bürgertruppe,<lb/> ausgehoben wurden.</p><lb/> <p xml:id="ID_1104" next="#ID_1105"> Im nördlichen Noricum war das Municipium Claudium Juvavum weitaus<lb/> die bedeutendste Gemeinde. Das ihr „attribuierte" Gebiet reichte im Westen<lb/> bis an den Jnn, die Grenze Noricums und Rätiens. im Süden bis an die<lb/> Hohen Tauern, und da es deu Luugau mit einschloß, bis an die Kärntischen</p><lb/> </div> </div> </body> </text> </TEI> [0181]
ungarische) Tiefland bei Vindobona (Wien) und Ccirnuntum (Petronell). Die
binnennorischen Gebirgsstraßen sind spätestens unter Claudius (41 bis 54 n. Chr.)
angelegt worden. Ihr Ausgangspunkt war ebenfalls Aquileja. Bei Gemona
trat die Hauptlinie ins Tal des obern Tagliamento ein, folgte dann dem der
Fakta über Poutafel und Tarvis und stieg endlich nach Santicum (Vliland)
hinunter, bis sie Virunum (auf dem Zollfeld bei Klagenfurt) erreichte; von hier
schlug die östliche über Noreja (Neumarkt) die Richtung nach der obern Mur
ein, überschritt die Niedern Tauern über den Nottenmauuer Paß, erstieg vom
obern Ennstnl aus den Pyrnpaß südlich von Windisch-Garsten (Gabromagns)
und erreichte Ovilava (Wels) an der Traun. Die westliche Linie bog nördlich
vom heutigen Fricsach von der östlichen ab, ging über die Kuhalpe nach dem
Lungau hinüber, über den Nadstadter Tauern (1738 Meter) ins Erröten hin¬
unter, dann über die niedrige Wasserscheide in das Tal der Salzach und diesem
folgend durch den Lneger Paß nach Juvavum. Beide Straßen vereinigten sich
weiter nordwärts bei Lauricicum an der Donau. Ostwestliche Querstraßen in
deu Längstälern verbanden diese südnördlichen Hauptstraßen mannigfach mit¬
einander.
Der langdauernde lebhafte Verkehr, der sich auf diesen nach römischer
Weise schmalen, oft steilen aber immer solide und umsichtig angelegten Straßen
bewegte, nicht die schwachen und lange nur aus Provinzialtruppen (auxilig,)
bestehenden Garnisonen der Donaugreuze hat Noricum allmählich bis zu einem
gewissen Grade ebenso romanisiert wie etwa das Narbonensische Gallien im
Süden der Sevennen vor Cäsar. Deshalb trat auch hier bald die römische
Stadtverfassung an die Stelle der altkeltischen, im größten Teile Galliens immer
erhaltnen Gcuwerfassung. Virunum, das schon unter Tiberius latinisches, also
beschränktes Bürgerrecht erhalten hatte, wurde als Municipium von Claudius
mit dem vollen Bürgerrecht begabt und unter Trajan Kolonie; ebenso verdankten
Celeja (Cilli), Aguoutum (Lienz), Teuruia (Se. Peter im Holz bei Spital an
der Dran) und Juvavum dem Claudius ihr Munizipalrccht; Flavia Solva
(Leibniz an der untern Mur) erhielt es von den Flaviern, Aelina Cetium
(Se. Potter in Niederösterreich) von tzadrian, Ovilava (Wels) von Antoninus
Pius. Die Bevölkerung des platten Landes blieb davon ausgeschlossen, also
auf dem Standpunkte der pörs^lini und wurde den Stadtgemeinden römischer
Verfassung in der Weise „attribuiert," daß sie von der Stadt aus regiert und
besteuert wurde, ohne Anteil an den städtischen Rechten und Ämtern zu haben.
Deshalb erhielt sich auch auf dem platten Lande, namentlich in den abgelegnen
Teilen, lange noch keltisches Wesen und keltische Sprache; aber als Ganzes
wurde Noricum doch soweit romanisiert, daß die Noriker seit dem zweiten Jahr¬
hundert den Kern der zweiten italischen Legion (in Lauriacum) bildeten und
außerdem besonders zur Garde der Prätorianer. der vornehmsten Bürgertruppe,
ausgehoben wurden.
Im nördlichen Noricum war das Municipium Claudium Juvavum weitaus
die bedeutendste Gemeinde. Das ihr „attribuierte" Gebiet reichte im Westen
bis an den Jnn, die Grenze Noricums und Rätiens. im Süden bis an die
Hohen Tauern, und da es deu Luugau mit einschloß, bis an die Kärntischen
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