Die Grenzboten. Jg. 64, 1905, Viertes Vierteljahr.Deutsche Geschichte und deutscher Beruf bisher dasselbe Schicksal gehabt, Ideen, deren wesentlicher Bestand eben in der Den bezeichnenden Titel der ersten, aus den Grenzboten stammenden Ab¬ ^) Auf die Arbeiten von Gubitz, Hirzel und Umfrid ist in dein vorliegenden Buche ver¬
wiesen: zu Plancks Realismus vgl. Mnx Diez, Die realistische Philosophie K. Chr. Plancks in der "Zeitschrift für Philosophie und philosophische Kritik" von Krohn und Falckenberg, Neue Folge, Veigabeheft des 89. Bandes, 1886, Seite 93 f. Zu seiner Ethik Ferd. Jakob Schmidt, Das Lebensideal Karl Chr. Plancks in den "Philosophischen Vortragen," herausgegeben von der Philosophischen Gesellschaft zu Berlin, III. Folge, 5. .Heft, 18S6. Zur Religionsphilosophie A. Baumeister, Die Behandlung der Offenbarung bei K. Planck, 1886. Dann Otto Pfleiderer in seiner "Religionsphilosophie auf geschichtlicher Grundlage." Von den .Historikern der Philo¬ sophie schweigt merkwürdigerweise Windelband ganz von K. Chr. Planck; sollte er ihm voll¬ ständig entgangen sein? Deutsche Geschichte und deutscher Beruf bisher dasselbe Schicksal gehabt, Ideen, deren wesentlicher Bestand eben in der Den bezeichnenden Titel der ersten, aus den Grenzboten stammenden Ab¬ ^) Auf die Arbeiten von Gubitz, Hirzel und Umfrid ist in dein vorliegenden Buche ver¬
wiesen: zu Plancks Realismus vgl. Mnx Diez, Die realistische Philosophie K. Chr. Plancks in der „Zeitschrift für Philosophie und philosophische Kritik" von Krohn und Falckenberg, Neue Folge, Veigabeheft des 89. Bandes, 1886, Seite 93 f. Zu seiner Ethik Ferd. Jakob Schmidt, Das Lebensideal Karl Chr. Plancks in den „Philosophischen Vortragen," herausgegeben von der Philosophischen Gesellschaft zu Berlin, III. Folge, 5. .Heft, 18S6. Zur Religionsphilosophie A. Baumeister, Die Behandlung der Offenbarung bei K. Planck, 1886. Dann Otto Pfleiderer in seiner „Religionsphilosophie auf geschichtlicher Grundlage." Von den .Historikern der Philo¬ sophie schweigt merkwürdigerweise Windelband ganz von K. Chr. Planck; sollte er ihm voll¬ ständig entgangen sein? <TEI> <text> <body> <div> <div n="1"> <pb facs="#f0126" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/296137"/> <fw type="header" place="top"> Deutsche Geschichte und deutscher Beruf</fw><lb/> <p xml:id="ID_763" prev="#ID_762"> bisher dasselbe Schicksal gehabt, Ideen, deren wesentlicher Bestand eben in der<lb/> hier angezeigten Sammlung, die der pietätvolle Sohn des Verfassers veranstaltet<lb/> hat, uns entgegentritt.")</p><lb/> <p xml:id="ID_764" next="#ID_765"> Den bezeichnenden Titel der ersten, aus den Grenzboten stammenden Ab¬<lb/> handlung haben wir schon angeführt. Die zweite, die Aufnahme in dein Buche<lb/> „Deutsche Geschichte und deutscher Beruf" gefunden hat, ist überschrieben: „Die<lb/> nationale Bewegung der Neuzeit uach ihrem Verhältnis zur bürgerlichen und<lb/> sozialen" (1861, Vortrag in Ulm, jetzt zum erstenmal gedruckt). Es folgt drittens:<lb/> aus „Manchestertnm und deutscher Beruf" mir ein Teil (1875, Tübinger Zeit¬<lb/> schrift für Staatswissenschaft). Sodann viertens: „Die soziale Frage auf deutschem<lb/> Boden" (1854, Deutsches Museum, Ur. 15 bis 17). Endlich: „Deutschland<lb/> und Frankreich. In der Stunde des Nativnalkampfes" (1870 verfaßt, jetzt<lb/> zum erstenmal gedruckt). Zwei von den fünf sozialpolitische!: Aufsätzen er¬<lb/> scheinen also in der gegenwärtigen Sammlung zum erstenmal in der Öffentlich¬<lb/> keit. Wie bei seiner eigentlichen Philosophie, so hat es auch hier Planck, auf<lb/> dem praktischen Boden, mit einem doppelten Gegner zu tun, dort mit Idealismus<lb/> und Materialismus, hier einerseits mit der manchesterlichen Zersetzung des sozialen<lb/> Körpers, mit der „Erwerbsgesellschaft," ihrer „oberflächlichen humanistischen Auf¬<lb/> klärung" und ihrem vielfach „roh materiellen demokratischen Streben," andrerseits<lb/> mit der jede freie Bewegung lähmenden, alle Tätigkeit und Persönlichkeit in<lb/> die Fesseln der Fabrikschablonc schlagenden, nur von dem gleichen Eigenrecht<lb/> der französischen Revolution ausgehenden Sozialdemokratie, in deren Konsequenz<lb/> Volks- und Völkerleben „ein verflachter und widersinnig gleichförmiger Brei"<lb/> werden müßte. Der lebendige Mittelpunkt der Plcmckschen Sozialphilosophie<lb/> ist das „Berufsgesetz," wonach es nicht bloß ein Recht auf Arbeit, sondern auch<lb/> eine Pflicht zur Arbeit für jeden Staatsbürger gibt. Und zwar soll diese Arbeit<lb/> nicht reiner Privaterwerb — so wenig dieser samt dem Privateigentum tat¬<lb/> sächlich aufhören soll —, sondern eine Leistung fürs Ganze, den Staat sei«.<lb/> Der kraftvolle germanische und noch speziell deutsche Individualismus und das<lb/> Freiheitsstreben wird von Planck in jeder Weise berücksichtigt, nicht bloß hier,<lb/> sondern auch wo es sich um die nicht zentralistische Ordnung der deutschen<lb/> Staaten und Stämme innerhalb des Reichs handelt, auf deren Vorzüge einst<lb/> schon Justus Möser die Blicke gelenkt hat. Das mit der Natur geeinigte<lb/> religiöse und sittliche Bewußtsein wird es aber mit sich bringen, daß der<lb/> Einzelne ganz anders, als es in der bisherigen „Erwerbsgesellschaft" geschieht<lb/> und möglich ist, seine Arbeit schon als einen Dienst fürs Ganze betrachtet, als</p><lb/> <note xml:id="FID_16" place="foot"> ^) Auf die Arbeiten von Gubitz, Hirzel und Umfrid ist in dein vorliegenden Buche ver¬<lb/> wiesen: zu Plancks Realismus vgl. Mnx Diez, Die realistische Philosophie K. Chr. Plancks in<lb/> der „Zeitschrift für Philosophie und philosophische Kritik" von Krohn und Falckenberg, Neue<lb/> Folge, Veigabeheft des 89. Bandes, 1886, Seite 93 f. Zu seiner Ethik Ferd. Jakob Schmidt,<lb/> Das Lebensideal Karl Chr. Plancks in den „Philosophischen Vortragen," herausgegeben von<lb/> der Philosophischen Gesellschaft zu Berlin, III. Folge, 5. .Heft, 18S6. Zur Religionsphilosophie<lb/> A. Baumeister, Die Behandlung der Offenbarung bei K. Planck, 1886. Dann Otto Pfleiderer<lb/> in seiner „Religionsphilosophie auf geschichtlicher Grundlage." Von den .Historikern der Philo¬<lb/> sophie schweigt merkwürdigerweise Windelband ganz von K. Chr. Planck; sollte er ihm voll¬<lb/> ständig entgangen sein?</note><lb/> </div> </div> </body> </text> </TEI> [0126]
Deutsche Geschichte und deutscher Beruf
bisher dasselbe Schicksal gehabt, Ideen, deren wesentlicher Bestand eben in der
hier angezeigten Sammlung, die der pietätvolle Sohn des Verfassers veranstaltet
hat, uns entgegentritt.")
Den bezeichnenden Titel der ersten, aus den Grenzboten stammenden Ab¬
handlung haben wir schon angeführt. Die zweite, die Aufnahme in dein Buche
„Deutsche Geschichte und deutscher Beruf" gefunden hat, ist überschrieben: „Die
nationale Bewegung der Neuzeit uach ihrem Verhältnis zur bürgerlichen und
sozialen" (1861, Vortrag in Ulm, jetzt zum erstenmal gedruckt). Es folgt drittens:
aus „Manchestertnm und deutscher Beruf" mir ein Teil (1875, Tübinger Zeit¬
schrift für Staatswissenschaft). Sodann viertens: „Die soziale Frage auf deutschem
Boden" (1854, Deutsches Museum, Ur. 15 bis 17). Endlich: „Deutschland
und Frankreich. In der Stunde des Nativnalkampfes" (1870 verfaßt, jetzt
zum erstenmal gedruckt). Zwei von den fünf sozialpolitische!: Aufsätzen er¬
scheinen also in der gegenwärtigen Sammlung zum erstenmal in der Öffentlich¬
keit. Wie bei seiner eigentlichen Philosophie, so hat es auch hier Planck, auf
dem praktischen Boden, mit einem doppelten Gegner zu tun, dort mit Idealismus
und Materialismus, hier einerseits mit der manchesterlichen Zersetzung des sozialen
Körpers, mit der „Erwerbsgesellschaft," ihrer „oberflächlichen humanistischen Auf¬
klärung" und ihrem vielfach „roh materiellen demokratischen Streben," andrerseits
mit der jede freie Bewegung lähmenden, alle Tätigkeit und Persönlichkeit in
die Fesseln der Fabrikschablonc schlagenden, nur von dem gleichen Eigenrecht
der französischen Revolution ausgehenden Sozialdemokratie, in deren Konsequenz
Volks- und Völkerleben „ein verflachter und widersinnig gleichförmiger Brei"
werden müßte. Der lebendige Mittelpunkt der Plcmckschen Sozialphilosophie
ist das „Berufsgesetz," wonach es nicht bloß ein Recht auf Arbeit, sondern auch
eine Pflicht zur Arbeit für jeden Staatsbürger gibt. Und zwar soll diese Arbeit
nicht reiner Privaterwerb — so wenig dieser samt dem Privateigentum tat¬
sächlich aufhören soll —, sondern eine Leistung fürs Ganze, den Staat sei«.
Der kraftvolle germanische und noch speziell deutsche Individualismus und das
Freiheitsstreben wird von Planck in jeder Weise berücksichtigt, nicht bloß hier,
sondern auch wo es sich um die nicht zentralistische Ordnung der deutschen
Staaten und Stämme innerhalb des Reichs handelt, auf deren Vorzüge einst
schon Justus Möser die Blicke gelenkt hat. Das mit der Natur geeinigte
religiöse und sittliche Bewußtsein wird es aber mit sich bringen, daß der
Einzelne ganz anders, als es in der bisherigen „Erwerbsgesellschaft" geschieht
und möglich ist, seine Arbeit schon als einen Dienst fürs Ganze betrachtet, als
^) Auf die Arbeiten von Gubitz, Hirzel und Umfrid ist in dein vorliegenden Buche ver¬
wiesen: zu Plancks Realismus vgl. Mnx Diez, Die realistische Philosophie K. Chr. Plancks in
der „Zeitschrift für Philosophie und philosophische Kritik" von Krohn und Falckenberg, Neue
Folge, Veigabeheft des 89. Bandes, 1886, Seite 93 f. Zu seiner Ethik Ferd. Jakob Schmidt,
Das Lebensideal Karl Chr. Plancks in den „Philosophischen Vortragen," herausgegeben von
der Philosophischen Gesellschaft zu Berlin, III. Folge, 5. .Heft, 18S6. Zur Religionsphilosophie
A. Baumeister, Die Behandlung der Offenbarung bei K. Planck, 1886. Dann Otto Pfleiderer
in seiner „Religionsphilosophie auf geschichtlicher Grundlage." Von den .Historikern der Philo¬
sophie schweigt merkwürdigerweise Windelband ganz von K. Chr. Planck; sollte er ihm voll¬
ständig entgangen sein?
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