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Die Grenzboten. Jg. 63, 1904, Viertes Vierteljahr.

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Maßgebliches und Unmaßgebliches

fortgesetzt im Sinken sind. Der Begriff des höchsten politischen Ehrenamts, der
vor dreißig Jahren von dem Reichstagsmandat unzertrennlich war, ist für Wähler
und Gewählte zum großen Teile verloren gegangen. Schon die unaufhörliche Jagd
nach Diäten macht erkennbar, daß der ehedem so vornehme Charakter des Reichs¬
tagsmandats geschwunden und dieses für eine große Zahl der Mitglieder nicht
mehr ein Ehrenamt, sondern ein Polnischer Unterschlupf geworden ist. Es ist ein
Glück, daß wir Nachbarn haben, die uns dnrch ihr Verhalten vor dem Einschlafen
in dem fast allzu beqnem eingerichteten deutschen Hause bewahren und uns unauf¬
hörlich daran erinnern, daß es nicht unsre Bestimmung ist, dem Genuß der er-
worbnen Güter zu leben.

Die Neigung dazu, das Beharren in einer Richtung abseits von dem Wege,
der uns zur Einheit und Größe geführt hat, spiegelt sich auch in der an dieser
Stelle schon wiederholt beklagten Gleichgiltigkeit dem südwestafrikauischen Kriege
und unsern dortigen braven Truppen gegenüber. Das Bewußtsein, daß es sich
dort um einen Krieg, einen Kolonialkrieg großen Stils handelt, ist den
Massen ganz fremd. Neben dieser Gleichgiltigkeit auf der einen Seite ist die
sozialdemokratische Rührigkeit ans der andern bemerkenswert, die jetzt daran geht,
die Werbung von Freiwilligen für die Ergänzung der im Kampfe stehenden Truppen
zu hintertreiben. Diese deutschen Hilfstruppen der Hereros und Hottentotten werden
gegenüber dem in unserm Volke lebendigen soldatischen Sinne, gegenüber dem vor-
handnen Hinausstreben in die Ferne keinen Erfolg haben. Aber diese Art Agitation
bietet immerhin einen Vorgeschmack von dem, was wir auch bei einem europäischen
Kriege von der Sozialdemokratie zu erwarten haben könnten. Bei Ausbruch eines
großen Krieges tritt freilich sofort der Kriegszustand ein, und man kann die Leute,
die Meuterei anstiften wollten, da leicht an den Kragen nehmen. Ein paar Fälle
von standrechtlicher Aburteilung würden genügen, solchen Gelüsten ein Ende zu
machen. Aber auch bei einem nichtenropäischen Kriege sollte eine solche agitatorische
Einwirkung auf die Augehörigen des Benrlaubtenstcmdes nicht straflos bleiben. Es
ist eine direkte Schädigung unsrer vor dem Feinde stehenden Truppen und somit
eine Begünstigung des Gegners. Auch ist damit eine große Schädigung des Landes
verbunden. Denn je länger der Krieg infolge unzureichender Kräfte dauert, desto
kostspieliger wird er, was freilich den untersten Schichten, die keine Steuern zahlen,
ziemlich gleichgiltig ist. Wir sind ja in der Nachsicht und der Duldung gegenüber den.
Treiben der Sozialdemokratie in den letzten vierzehn Jahren außerordentlich weit
gegangen, und dadurch, daß die Regierung auf prinzipiell richtige Maßnahmen
gegenüber einer ablehnenden Haltung des Reichstags verzichtet hat, ist den Sozial¬
demokraten der Kamm ganz ungeheuerlich geschwollen. Aber mit unserm Heer¬
wesen -- mit diesem Feuer sollte man sie nicht länger ungestraft spielen lassen.
Wer die Maßnahmen der Regierung zur militärischen Niederwerfung eines Feindes
zu vereiteln sucht, treibt Reichs- und Landesverrat. Einem solchen gegenüber muß
die Abwehr unerbittlich sein.

Bei der großen Rolle, die die Landungsverhältnisse in Swakopmund in bezug
auf die Beendigung des dortigen beklagenswerten Zustandes spielen, liegt doch
wohl die Frage nahe, ob denn wirklich alle Hilfsmittel unsrer hochentwickelten
Technik erschöpft sind, die die Frage der Verbesserung der Landungsvcrhältnisse oder
die Gewinnung eines andern, geeignetem Hafens lösen könnten? Namentlich können
die landeinwärts vorgelagerten Dünen doch kein unüberwindliches Hindernis sein.
Wir schlagen in Enropa einen Tunnel nach dem andern durch die gewaltigste"
Bergmassive der Alpen, sollte man da wirklich nicht mit deu südwestafrikanischen
Dünen fertig werden und neben Swakopmund noch andre Höfen zugängig machen
können? Die Kolonie kann doch unmöglich für ewige Zeiten auf einen einzigen
Hafen angewiesen bleiben. Haben wir wirklich keine Ingenieure, die eine solche
"z" Preisnufgabe zu lösen verstünden?




Maßgebliches und Unmaßgebliches

fortgesetzt im Sinken sind. Der Begriff des höchsten politischen Ehrenamts, der
vor dreißig Jahren von dem Reichstagsmandat unzertrennlich war, ist für Wähler
und Gewählte zum großen Teile verloren gegangen. Schon die unaufhörliche Jagd
nach Diäten macht erkennbar, daß der ehedem so vornehme Charakter des Reichs¬
tagsmandats geschwunden und dieses für eine große Zahl der Mitglieder nicht
mehr ein Ehrenamt, sondern ein Polnischer Unterschlupf geworden ist. Es ist ein
Glück, daß wir Nachbarn haben, die uns dnrch ihr Verhalten vor dem Einschlafen
in dem fast allzu beqnem eingerichteten deutschen Hause bewahren und uns unauf¬
hörlich daran erinnern, daß es nicht unsre Bestimmung ist, dem Genuß der er-
worbnen Güter zu leben.

Die Neigung dazu, das Beharren in einer Richtung abseits von dem Wege,
der uns zur Einheit und Größe geführt hat, spiegelt sich auch in der an dieser
Stelle schon wiederholt beklagten Gleichgiltigkeit dem südwestafrikauischen Kriege
und unsern dortigen braven Truppen gegenüber. Das Bewußtsein, daß es sich
dort um einen Krieg, einen Kolonialkrieg großen Stils handelt, ist den
Massen ganz fremd. Neben dieser Gleichgiltigkeit auf der einen Seite ist die
sozialdemokratische Rührigkeit ans der andern bemerkenswert, die jetzt daran geht,
die Werbung von Freiwilligen für die Ergänzung der im Kampfe stehenden Truppen
zu hintertreiben. Diese deutschen Hilfstruppen der Hereros und Hottentotten werden
gegenüber dem in unserm Volke lebendigen soldatischen Sinne, gegenüber dem vor-
handnen Hinausstreben in die Ferne keinen Erfolg haben. Aber diese Art Agitation
bietet immerhin einen Vorgeschmack von dem, was wir auch bei einem europäischen
Kriege von der Sozialdemokratie zu erwarten haben könnten. Bei Ausbruch eines
großen Krieges tritt freilich sofort der Kriegszustand ein, und man kann die Leute,
die Meuterei anstiften wollten, da leicht an den Kragen nehmen. Ein paar Fälle
von standrechtlicher Aburteilung würden genügen, solchen Gelüsten ein Ende zu
machen. Aber auch bei einem nichtenropäischen Kriege sollte eine solche agitatorische
Einwirkung auf die Augehörigen des Benrlaubtenstcmdes nicht straflos bleiben. Es
ist eine direkte Schädigung unsrer vor dem Feinde stehenden Truppen und somit
eine Begünstigung des Gegners. Auch ist damit eine große Schädigung des Landes
verbunden. Denn je länger der Krieg infolge unzureichender Kräfte dauert, desto
kostspieliger wird er, was freilich den untersten Schichten, die keine Steuern zahlen,
ziemlich gleichgiltig ist. Wir sind ja in der Nachsicht und der Duldung gegenüber den.
Treiben der Sozialdemokratie in den letzten vierzehn Jahren außerordentlich weit
gegangen, und dadurch, daß die Regierung auf prinzipiell richtige Maßnahmen
gegenüber einer ablehnenden Haltung des Reichstags verzichtet hat, ist den Sozial¬
demokraten der Kamm ganz ungeheuerlich geschwollen. Aber mit unserm Heer¬
wesen — mit diesem Feuer sollte man sie nicht länger ungestraft spielen lassen.
Wer die Maßnahmen der Regierung zur militärischen Niederwerfung eines Feindes
zu vereiteln sucht, treibt Reichs- und Landesverrat. Einem solchen gegenüber muß
die Abwehr unerbittlich sein.

Bei der großen Rolle, die die Landungsverhältnisse in Swakopmund in bezug
auf die Beendigung des dortigen beklagenswerten Zustandes spielen, liegt doch
wohl die Frage nahe, ob denn wirklich alle Hilfsmittel unsrer hochentwickelten
Technik erschöpft sind, die die Frage der Verbesserung der Landungsvcrhältnisse oder
die Gewinnung eines andern, geeignetem Hafens lösen könnten? Namentlich können
die landeinwärts vorgelagerten Dünen doch kein unüberwindliches Hindernis sein.
Wir schlagen in Enropa einen Tunnel nach dem andern durch die gewaltigste»
Bergmassive der Alpen, sollte man da wirklich nicht mit deu südwestafrikanischen
Dünen fertig werden und neben Swakopmund noch andre Höfen zugängig machen
können? Die Kolonie kann doch unmöglich für ewige Zeiten auf einen einzigen
Hafen angewiesen bleiben. Haben wir wirklich keine Ingenieure, die eine solche
»z» Preisnufgabe zu lösen verstünden?




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[0413] Maßgebliches und Unmaßgebliches fortgesetzt im Sinken sind. Der Begriff des höchsten politischen Ehrenamts, der vor dreißig Jahren von dem Reichstagsmandat unzertrennlich war, ist für Wähler und Gewählte zum großen Teile verloren gegangen. Schon die unaufhörliche Jagd nach Diäten macht erkennbar, daß der ehedem so vornehme Charakter des Reichs¬ tagsmandats geschwunden und dieses für eine große Zahl der Mitglieder nicht mehr ein Ehrenamt, sondern ein Polnischer Unterschlupf geworden ist. Es ist ein Glück, daß wir Nachbarn haben, die uns dnrch ihr Verhalten vor dem Einschlafen in dem fast allzu beqnem eingerichteten deutschen Hause bewahren und uns unauf¬ hörlich daran erinnern, daß es nicht unsre Bestimmung ist, dem Genuß der er- worbnen Güter zu leben. Die Neigung dazu, das Beharren in einer Richtung abseits von dem Wege, der uns zur Einheit und Größe geführt hat, spiegelt sich auch in der an dieser Stelle schon wiederholt beklagten Gleichgiltigkeit dem südwestafrikauischen Kriege und unsern dortigen braven Truppen gegenüber. Das Bewußtsein, daß es sich dort um einen Krieg, einen Kolonialkrieg großen Stils handelt, ist den Massen ganz fremd. Neben dieser Gleichgiltigkeit auf der einen Seite ist die sozialdemokratische Rührigkeit ans der andern bemerkenswert, die jetzt daran geht, die Werbung von Freiwilligen für die Ergänzung der im Kampfe stehenden Truppen zu hintertreiben. Diese deutschen Hilfstruppen der Hereros und Hottentotten werden gegenüber dem in unserm Volke lebendigen soldatischen Sinne, gegenüber dem vor- handnen Hinausstreben in die Ferne keinen Erfolg haben. Aber diese Art Agitation bietet immerhin einen Vorgeschmack von dem, was wir auch bei einem europäischen Kriege von der Sozialdemokratie zu erwarten haben könnten. Bei Ausbruch eines großen Krieges tritt freilich sofort der Kriegszustand ein, und man kann die Leute, die Meuterei anstiften wollten, da leicht an den Kragen nehmen. Ein paar Fälle von standrechtlicher Aburteilung würden genügen, solchen Gelüsten ein Ende zu machen. Aber auch bei einem nichtenropäischen Kriege sollte eine solche agitatorische Einwirkung auf die Augehörigen des Benrlaubtenstcmdes nicht straflos bleiben. Es ist eine direkte Schädigung unsrer vor dem Feinde stehenden Truppen und somit eine Begünstigung des Gegners. Auch ist damit eine große Schädigung des Landes verbunden. Denn je länger der Krieg infolge unzureichender Kräfte dauert, desto kostspieliger wird er, was freilich den untersten Schichten, die keine Steuern zahlen, ziemlich gleichgiltig ist. Wir sind ja in der Nachsicht und der Duldung gegenüber den. Treiben der Sozialdemokratie in den letzten vierzehn Jahren außerordentlich weit gegangen, und dadurch, daß die Regierung auf prinzipiell richtige Maßnahmen gegenüber einer ablehnenden Haltung des Reichstags verzichtet hat, ist den Sozial¬ demokraten der Kamm ganz ungeheuerlich geschwollen. Aber mit unserm Heer¬ wesen — mit diesem Feuer sollte man sie nicht länger ungestraft spielen lassen. Wer die Maßnahmen der Regierung zur militärischen Niederwerfung eines Feindes zu vereiteln sucht, treibt Reichs- und Landesverrat. Einem solchen gegenüber muß die Abwehr unerbittlich sein. Bei der großen Rolle, die die Landungsverhältnisse in Swakopmund in bezug auf die Beendigung des dortigen beklagenswerten Zustandes spielen, liegt doch wohl die Frage nahe, ob denn wirklich alle Hilfsmittel unsrer hochentwickelten Technik erschöpft sind, die die Frage der Verbesserung der Landungsvcrhältnisse oder die Gewinnung eines andern, geeignetem Hafens lösen könnten? Namentlich können die landeinwärts vorgelagerten Dünen doch kein unüberwindliches Hindernis sein. Wir schlagen in Enropa einen Tunnel nach dem andern durch die gewaltigste» Bergmassive der Alpen, sollte man da wirklich nicht mit deu südwestafrikanischen Dünen fertig werden und neben Swakopmund noch andre Höfen zugängig machen können? Die Kolonie kann doch unmöglich für ewige Zeiten auf einen einzigen Hafen angewiesen bleiben. Haben wir wirklich keine Ingenieure, die eine solche »z» Preisnufgabe zu lösen verstünden?

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 63, 1904, Viertes Vierteljahr, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341879_295218/413>, abgerufen am 29.06.2024.