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Die Grenzboten. Jg. 63, 1904, Viertes Vierteljahr.

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also im Volksmunde und im deutschen Märchen Spuren einer besondern Be¬
deutung der Zahl 7 finden, so kann diese nimmermehr ein Nachklang der heidnisch¬
germanischen Götterlehre sein, den wir sonst in so unendlich vielen Gebräuchen,
Redewendungen und einzelnen Wörtern des deutschen Volkslebens finden. Woher
stammen nun aber die 7 Berge und die 7 Zwerge im Märchen von Schnee¬
wittchen, woher die 7 Schwaben und die 7 Meilenstiefel? Warum muß die
Braut 7 Jahre "den goldnen Flachs am Rocken spinnen, bis der schmucke Freier
kommt," und warum folgt dem Regen am Siebenschläfertage ein solcher noch
7 Wochen lang? Warum erweist schließlich gerade dem siebenten Jungen in einer
Familie der König die Ehre seiner Patenschaft?

Eine bestimmte, wissenschaftlich allgemein befriedigende Antwort wird man auf
diese Fragen wohl schwer finden können; sehen wir also nach, was in allen den
bisher angeführten und noch andern Redensarten und Anschauungen die gemeinsame
Bedeutung der Zahl 7 ist. Da sie sämtlich aus der germanischen Mythologie und
Überlieferung nicht herstammen, so liegt der Gedanke nahe, daß sich ans der ursprüng¬
lich jüdischen, dann christlichen Heilighaltung dieser Zahl eine besondre Bedeutung
auf das germanische Volksleben übertragen hat. Nun ist es aber nicht mehr das
an die Gottheit Erinnernde, Heilige, Verehrungswürdige des Alten und des Neuen
Testaments, Wohl aber ein schwacher Nachklang davon, nicht mehr etwas Heiliges,
sondern nur etwas Großes, nichts Übernatürliches, aber etwas Seltenes, deshalb
Seltsames, Auffallendes, Stauuenerregendes und aus diesem Gründe dem Märchen
Eigentümliches. Es ist auffallend, wenn 7 schwäbische Bauern eiuen Speer tragen,
um mit ihm Großes zu leisten; über 7 Meilen, also weit, sehr weit befördern die
Stiefel ihren Träger; weit über den Bergen, bei vielen Zwergen, die sie schützen
können, schlummert das verfolgte Königskind; 7 Jahre, also noch lange Zeit, muß
die Braut warten und spinnen, bis der Myrtenkranz sie schmückt; 7 lange, bange
Wochen soll sich die Sonne hinter Regenwolken bergen, eine außergewöhnlich lange
Zeit des trüben, herzbeklemmenden Wetters; ein Siebengescheiter, d. h. ein hervor¬
ragend Gescheiter ist ein Mann (ähnlich der Ausdruck: ein Neunmalkluger); seine
7 Sachen muß man packen, d. h. alles, was man besitzt; er macht ein Gesicht wie
7 Meilen böser Weg, d. h. ein solches, das grimmigen Zorn oder völlige Ver¬
zweiflung ausdrückt; wenn jemand ißt wie 7 Drescher, so soll damit die erstaunliche
Größe der verzehrten Portion bezeichnet werden; 7 Knaben, welches seltene Ereignis,
welche große Vaterfreude, welche Ehrung des Außergewöhnlichem durch den Landes¬
herrn selbst!

In allen bisher angeführten Beispielen hat also, um es kurz zusammenzufassen,
die Zahl 7 entweder die Bedeutung des Heiligen oder des Außergewöhnlichem, nirgends
aber die des Bösen und Unheilbringenden; denn in dem siebenwöchigen Regen
nach dem Siebenschläfer ist nur das Seltene, nicht aber das Schädliche des langen,
ununterbrochen nassen Wetters ausgedrückt. Woher stammt nun der Ausdruck: die
böse Sieben? Man meint hiermit nicht ein Unglück oder eine das nahe Unglück
verkündende Sache, dafür verwendet man die Zahl 13, sondern man bezeichnet mit
diesem Ausdruck eine gehässige, ränkesüchtige, Schaden anrichtende, mit einem Worte:
böse Person, meist weiblichen Geschlechts, indem man sagt: sie ist eine böse Sieben.
Eine geschichtlich bezeugte Tatsache, eine Äußerung irgend einer geschichtlich be¬
rühmten Persönlichkeit oder anch eine zwar geschichtlich nicht begründete, aber doch
allgemein in Aufnahme gekommne und weiterverbreitete Anekdote, aus der die erwähnte
Redensart abgeleitet werden könnte, kann man nicht auffinden; aus den oben an¬
geführten Beispielen kann sie ebensowenig erklärt werden, da in diesen, wie gesagt,
die Zahl 7 nur entweder das Heilige oder das außergewöhnlich Große bezeichnet;
der Ursprung des Ausdrucks "die böse Sieben" kaun also, so könnte man meinen,
nur in einem Ereignis oder in einem Worte liegen, worin die Zahl 7 mit etwas
Bösem in inneren Zusammenhang steht.

Die Frage nach dem Ursprung der hier besprochnen Wendung führt uns in


also im Volksmunde und im deutschen Märchen Spuren einer besondern Be¬
deutung der Zahl 7 finden, so kann diese nimmermehr ein Nachklang der heidnisch¬
germanischen Götterlehre sein, den wir sonst in so unendlich vielen Gebräuchen,
Redewendungen und einzelnen Wörtern des deutschen Volkslebens finden. Woher
stammen nun aber die 7 Berge und die 7 Zwerge im Märchen von Schnee¬
wittchen, woher die 7 Schwaben und die 7 Meilenstiefel? Warum muß die
Braut 7 Jahre „den goldnen Flachs am Rocken spinnen, bis der schmucke Freier
kommt," und warum folgt dem Regen am Siebenschläfertage ein solcher noch
7 Wochen lang? Warum erweist schließlich gerade dem siebenten Jungen in einer
Familie der König die Ehre seiner Patenschaft?

Eine bestimmte, wissenschaftlich allgemein befriedigende Antwort wird man auf
diese Fragen wohl schwer finden können; sehen wir also nach, was in allen den
bisher angeführten und noch andern Redensarten und Anschauungen die gemeinsame
Bedeutung der Zahl 7 ist. Da sie sämtlich aus der germanischen Mythologie und
Überlieferung nicht herstammen, so liegt der Gedanke nahe, daß sich ans der ursprüng¬
lich jüdischen, dann christlichen Heilighaltung dieser Zahl eine besondre Bedeutung
auf das germanische Volksleben übertragen hat. Nun ist es aber nicht mehr das
an die Gottheit Erinnernde, Heilige, Verehrungswürdige des Alten und des Neuen
Testaments, Wohl aber ein schwacher Nachklang davon, nicht mehr etwas Heiliges,
sondern nur etwas Großes, nichts Übernatürliches, aber etwas Seltenes, deshalb
Seltsames, Auffallendes, Stauuenerregendes und aus diesem Gründe dem Märchen
Eigentümliches. Es ist auffallend, wenn 7 schwäbische Bauern eiuen Speer tragen,
um mit ihm Großes zu leisten; über 7 Meilen, also weit, sehr weit befördern die
Stiefel ihren Träger; weit über den Bergen, bei vielen Zwergen, die sie schützen
können, schlummert das verfolgte Königskind; 7 Jahre, also noch lange Zeit, muß
die Braut warten und spinnen, bis der Myrtenkranz sie schmückt; 7 lange, bange
Wochen soll sich die Sonne hinter Regenwolken bergen, eine außergewöhnlich lange
Zeit des trüben, herzbeklemmenden Wetters; ein Siebengescheiter, d. h. ein hervor¬
ragend Gescheiter ist ein Mann (ähnlich der Ausdruck: ein Neunmalkluger); seine
7 Sachen muß man packen, d. h. alles, was man besitzt; er macht ein Gesicht wie
7 Meilen böser Weg, d. h. ein solches, das grimmigen Zorn oder völlige Ver¬
zweiflung ausdrückt; wenn jemand ißt wie 7 Drescher, so soll damit die erstaunliche
Größe der verzehrten Portion bezeichnet werden; 7 Knaben, welches seltene Ereignis,
welche große Vaterfreude, welche Ehrung des Außergewöhnlichem durch den Landes¬
herrn selbst!

In allen bisher angeführten Beispielen hat also, um es kurz zusammenzufassen,
die Zahl 7 entweder die Bedeutung des Heiligen oder des Außergewöhnlichem, nirgends
aber die des Bösen und Unheilbringenden; denn in dem siebenwöchigen Regen
nach dem Siebenschläfer ist nur das Seltene, nicht aber das Schädliche des langen,
ununterbrochen nassen Wetters ausgedrückt. Woher stammt nun der Ausdruck: die
böse Sieben? Man meint hiermit nicht ein Unglück oder eine das nahe Unglück
verkündende Sache, dafür verwendet man die Zahl 13, sondern man bezeichnet mit
diesem Ausdruck eine gehässige, ränkesüchtige, Schaden anrichtende, mit einem Worte:
böse Person, meist weiblichen Geschlechts, indem man sagt: sie ist eine böse Sieben.
Eine geschichtlich bezeugte Tatsache, eine Äußerung irgend einer geschichtlich be¬
rühmten Persönlichkeit oder anch eine zwar geschichtlich nicht begründete, aber doch
allgemein in Aufnahme gekommne und weiterverbreitete Anekdote, aus der die erwähnte
Redensart abgeleitet werden könnte, kann man nicht auffinden; aus den oben an¬
geführten Beispielen kann sie ebensowenig erklärt werden, da in diesen, wie gesagt,
die Zahl 7 nur entweder das Heilige oder das außergewöhnlich Große bezeichnet;
der Ursprung des Ausdrucks „die böse Sieben" kaun also, so könnte man meinen,
nur in einem Ereignis oder in einem Worte liegen, worin die Zahl 7 mit etwas
Bösem in inneren Zusammenhang steht.

Die Frage nach dem Ursprung der hier besprochnen Wendung führt uns in


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[0360] also im Volksmunde und im deutschen Märchen Spuren einer besondern Be¬ deutung der Zahl 7 finden, so kann diese nimmermehr ein Nachklang der heidnisch¬ germanischen Götterlehre sein, den wir sonst in so unendlich vielen Gebräuchen, Redewendungen und einzelnen Wörtern des deutschen Volkslebens finden. Woher stammen nun aber die 7 Berge und die 7 Zwerge im Märchen von Schnee¬ wittchen, woher die 7 Schwaben und die 7 Meilenstiefel? Warum muß die Braut 7 Jahre „den goldnen Flachs am Rocken spinnen, bis der schmucke Freier kommt," und warum folgt dem Regen am Siebenschläfertage ein solcher noch 7 Wochen lang? Warum erweist schließlich gerade dem siebenten Jungen in einer Familie der König die Ehre seiner Patenschaft? Eine bestimmte, wissenschaftlich allgemein befriedigende Antwort wird man auf diese Fragen wohl schwer finden können; sehen wir also nach, was in allen den bisher angeführten und noch andern Redensarten und Anschauungen die gemeinsame Bedeutung der Zahl 7 ist. Da sie sämtlich aus der germanischen Mythologie und Überlieferung nicht herstammen, so liegt der Gedanke nahe, daß sich ans der ursprüng¬ lich jüdischen, dann christlichen Heilighaltung dieser Zahl eine besondre Bedeutung auf das germanische Volksleben übertragen hat. Nun ist es aber nicht mehr das an die Gottheit Erinnernde, Heilige, Verehrungswürdige des Alten und des Neuen Testaments, Wohl aber ein schwacher Nachklang davon, nicht mehr etwas Heiliges, sondern nur etwas Großes, nichts Übernatürliches, aber etwas Seltenes, deshalb Seltsames, Auffallendes, Stauuenerregendes und aus diesem Gründe dem Märchen Eigentümliches. Es ist auffallend, wenn 7 schwäbische Bauern eiuen Speer tragen, um mit ihm Großes zu leisten; über 7 Meilen, also weit, sehr weit befördern die Stiefel ihren Träger; weit über den Bergen, bei vielen Zwergen, die sie schützen können, schlummert das verfolgte Königskind; 7 Jahre, also noch lange Zeit, muß die Braut warten und spinnen, bis der Myrtenkranz sie schmückt; 7 lange, bange Wochen soll sich die Sonne hinter Regenwolken bergen, eine außergewöhnlich lange Zeit des trüben, herzbeklemmenden Wetters; ein Siebengescheiter, d. h. ein hervor¬ ragend Gescheiter ist ein Mann (ähnlich der Ausdruck: ein Neunmalkluger); seine 7 Sachen muß man packen, d. h. alles, was man besitzt; er macht ein Gesicht wie 7 Meilen böser Weg, d. h. ein solches, das grimmigen Zorn oder völlige Ver¬ zweiflung ausdrückt; wenn jemand ißt wie 7 Drescher, so soll damit die erstaunliche Größe der verzehrten Portion bezeichnet werden; 7 Knaben, welches seltene Ereignis, welche große Vaterfreude, welche Ehrung des Außergewöhnlichem durch den Landes¬ herrn selbst! In allen bisher angeführten Beispielen hat also, um es kurz zusammenzufassen, die Zahl 7 entweder die Bedeutung des Heiligen oder des Außergewöhnlichem, nirgends aber die des Bösen und Unheilbringenden; denn in dem siebenwöchigen Regen nach dem Siebenschläfer ist nur das Seltene, nicht aber das Schädliche des langen, ununterbrochen nassen Wetters ausgedrückt. Woher stammt nun der Ausdruck: die böse Sieben? Man meint hiermit nicht ein Unglück oder eine das nahe Unglück verkündende Sache, dafür verwendet man die Zahl 13, sondern man bezeichnet mit diesem Ausdruck eine gehässige, ränkesüchtige, Schaden anrichtende, mit einem Worte: böse Person, meist weiblichen Geschlechts, indem man sagt: sie ist eine böse Sieben. Eine geschichtlich bezeugte Tatsache, eine Äußerung irgend einer geschichtlich be¬ rühmten Persönlichkeit oder anch eine zwar geschichtlich nicht begründete, aber doch allgemein in Aufnahme gekommne und weiterverbreitete Anekdote, aus der die erwähnte Redensart abgeleitet werden könnte, kann man nicht auffinden; aus den oben an¬ geführten Beispielen kann sie ebensowenig erklärt werden, da in diesen, wie gesagt, die Zahl 7 nur entweder das Heilige oder das außergewöhnlich Große bezeichnet; der Ursprung des Ausdrucks „die böse Sieben" kaun also, so könnte man meinen, nur in einem Ereignis oder in einem Worte liegen, worin die Zahl 7 mit etwas Bösem in inneren Zusammenhang steht. Die Frage nach dem Ursprung der hier besprochnen Wendung führt uns in

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 63, 1904, Viertes Vierteljahr, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341879_295218/360>, abgerufen am 29.06.2024.