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Die Grenzboten. Jg. 63, 1904, Viertes Vierteljahr.

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Maßgebliches und Unmaßgebliches

keit treten uns da die indische Trimurti, der altgermanische Götterglaube, die
Nornen, die Parzen, die Grazien und andre religiöse Vorstellungen entgegen.
Vor alle" andern Zahlen aber ist es die 7, mit der von den ältesten Zeiten an
bis heute die mannigfachsten Gedanken und Beziehungen auf das menschliche Leben
verbunden gewesen sind, und wenn diese auch zum größten Teile bekannt sind und
deshalb kaum einer erneuten Betrachtung bedürfen, so knüpft sich daran doch eine
andre, wohl selten oder gar nicht bisher erörterte Frage, nämlich die: Woher
kommt die Redensart "die böse Sieben"?

Bekanntlich versteht man darunter weniger die Zahl selbst als eine Unglück
verkündende oder verursachende, sondern vor allem eine Person, meist eine weibliche,
die durch ihr unfreundliches und unverträgliches Wesen Unheil stiftet oder mindestens
andern, ihr nahestehenden Personen das Leben schwer macht.

Um die Frage nach dem Ursprung der so weit verbreiteten Redensart zu
beantworten, ist es notwendig, die Bedeutung der Zahl 7 bei den verschiednen
Völkern, soweit diese nachweisbar ist, zu betrachten. Man wird dann erkennen,
aus welchem Volke und aus welchem Zusammenhange man die eben erwähnte
Redensart herleiten kann.

Den alten Babyloniern war die 7 eine heilige Zahl, vielleicht -- was man
aber nicht nachweisen kaun -- weil sie ursprünglich soviel Götter verehrten, deren
sichtbare Abbilder sie in den 7 Planeten sahen und denen zu Ehren Wohl auch die
babylonischen Pyramiden siebenstufig gebaut waren. Siebenstufig war der Turm
von Borsippa, der Tempel der sieben Befehlsübermittler des Himmels und der
Erde; die 7 naZu der babylonischen Weltkarten sind wahrscheinlich die 7 Teile
des die Welt umfassenden Meeres, auch das bekannte Heptagramm der mittelalter¬
lichen Astronomie ist schon in Nippur gefunden worden. Nach der babylonischen
Sintflutsage sitzt die Arche 7 Tage auf dem Berge fest. Auch die biblische Er¬
zählung von Simson stammt aus Mesopotamien: sie ist ein Abbild des Sonnen¬
mythus, Simson heißt kleine Sonne, die 7 Locken sind die Sonuenstrnhleu, daher
der Sitz seiner Kraft, seine Taten bedeuten den Kampf der Sonne gegen die
Wintermächte, die Säulen im Tempel sind die zwei Hauptpunkte der Sonnenbahn.
Ferner finden wir dieselbe Zahl in den 14 (2 mal 7) Helfershelfern des baby¬
lonischen Gottes Nergal vertreten (vergl. hierzu die christlichen 14 Nothelfer). Der
ländliche Ausdruck dieser Zahl war derselbe wie für das Zeitwort "schwören," und
so war mit der Heiligkeit der Zahl selbst der Schwur bei dieser Zahl verbunden,
ebenso wie wir heutzutage beim Eide mit dem Aufheben der drei Finger den
Gedanken an den dreieinigen Gott verbinden, den wir als Zeugen für die Wahr¬
heit unsrer eidlichen Aussage anrufen. Fünftausend Jahre sind verflossen, feit
Babels und Niniveh Herrscher die 7 mit Ehrfurcht nannten, in Trümmer ist
Mesopotamiens uralte Herrlichkeit versunken, und erst heute taucht sie vor unsern
erstaunten Blicken aus Schutt und Asche wieder empor, aber noch heute kaut wie
zu König Sargons Zeit der Nomade des Tigristalcs mit heiliger Scheu 7 Granat¬
blüten zur Verhütung oder Linderung eines schweren Augenleidens.

Ganz absehen muß man von der durch Delitzschs Vorträge und Schriften an¬
geregten und so lebhaft erörterten Frage, ob und inwieweit Babel und Bibel, wie
nun einmal das Schlagwort heißt, in Zusammenhang und Abhängigkeit stehn,
einer Frage, die mit der Tatsache gar nichts zu tun hat, daß die Zahl 7 bei de"
Jsraeliten mehr als irgendwo anders heilig gehalten worden ist. Diese Tatsache
als solche näher beweisen zu wollen, ist wohl unnötig, da sie ja jedem Christe"
aus dem frühesten Schulunterricht bekannt ist; die 7 Wochentage, die Heilighaltung
des siebenten Tages und Jahres, des siebenmal siebenten Jahres und so vieles
andre, was wir im Alten Testament lesen, bedarf keiner Erwähnung mehr>
Weniger bekannt vielleicht, aber auch nicht zu übersehen ist manches andre Vor¬
kommen der Zahl 7 im Alten Testamente: die 7 Säulen der Weisheit (Syr.
Sal. 9, 11), die 7 Gottesbvten bei Ezechiel, die 7 Lämmer, die Abraham bei


Maßgebliches und Unmaßgebliches

keit treten uns da die indische Trimurti, der altgermanische Götterglaube, die
Nornen, die Parzen, die Grazien und andre religiöse Vorstellungen entgegen.
Vor alle» andern Zahlen aber ist es die 7, mit der von den ältesten Zeiten an
bis heute die mannigfachsten Gedanken und Beziehungen auf das menschliche Leben
verbunden gewesen sind, und wenn diese auch zum größten Teile bekannt sind und
deshalb kaum einer erneuten Betrachtung bedürfen, so knüpft sich daran doch eine
andre, wohl selten oder gar nicht bisher erörterte Frage, nämlich die: Woher
kommt die Redensart „die böse Sieben"?

Bekanntlich versteht man darunter weniger die Zahl selbst als eine Unglück
verkündende oder verursachende, sondern vor allem eine Person, meist eine weibliche,
die durch ihr unfreundliches und unverträgliches Wesen Unheil stiftet oder mindestens
andern, ihr nahestehenden Personen das Leben schwer macht.

Um die Frage nach dem Ursprung der so weit verbreiteten Redensart zu
beantworten, ist es notwendig, die Bedeutung der Zahl 7 bei den verschiednen
Völkern, soweit diese nachweisbar ist, zu betrachten. Man wird dann erkennen,
aus welchem Volke und aus welchem Zusammenhange man die eben erwähnte
Redensart herleiten kann.

Den alten Babyloniern war die 7 eine heilige Zahl, vielleicht — was man
aber nicht nachweisen kaun — weil sie ursprünglich soviel Götter verehrten, deren
sichtbare Abbilder sie in den 7 Planeten sahen und denen zu Ehren Wohl auch die
babylonischen Pyramiden siebenstufig gebaut waren. Siebenstufig war der Turm
von Borsippa, der Tempel der sieben Befehlsübermittler des Himmels und der
Erde; die 7 naZu der babylonischen Weltkarten sind wahrscheinlich die 7 Teile
des die Welt umfassenden Meeres, auch das bekannte Heptagramm der mittelalter¬
lichen Astronomie ist schon in Nippur gefunden worden. Nach der babylonischen
Sintflutsage sitzt die Arche 7 Tage auf dem Berge fest. Auch die biblische Er¬
zählung von Simson stammt aus Mesopotamien: sie ist ein Abbild des Sonnen¬
mythus, Simson heißt kleine Sonne, die 7 Locken sind die Sonuenstrnhleu, daher
der Sitz seiner Kraft, seine Taten bedeuten den Kampf der Sonne gegen die
Wintermächte, die Säulen im Tempel sind die zwei Hauptpunkte der Sonnenbahn.
Ferner finden wir dieselbe Zahl in den 14 (2 mal 7) Helfershelfern des baby¬
lonischen Gottes Nergal vertreten (vergl. hierzu die christlichen 14 Nothelfer). Der
ländliche Ausdruck dieser Zahl war derselbe wie für das Zeitwort „schwören," und
so war mit der Heiligkeit der Zahl selbst der Schwur bei dieser Zahl verbunden,
ebenso wie wir heutzutage beim Eide mit dem Aufheben der drei Finger den
Gedanken an den dreieinigen Gott verbinden, den wir als Zeugen für die Wahr¬
heit unsrer eidlichen Aussage anrufen. Fünftausend Jahre sind verflossen, feit
Babels und Niniveh Herrscher die 7 mit Ehrfurcht nannten, in Trümmer ist
Mesopotamiens uralte Herrlichkeit versunken, und erst heute taucht sie vor unsern
erstaunten Blicken aus Schutt und Asche wieder empor, aber noch heute kaut wie
zu König Sargons Zeit der Nomade des Tigristalcs mit heiliger Scheu 7 Granat¬
blüten zur Verhütung oder Linderung eines schweren Augenleidens.

Ganz absehen muß man von der durch Delitzschs Vorträge und Schriften an¬
geregten und so lebhaft erörterten Frage, ob und inwieweit Babel und Bibel, wie
nun einmal das Schlagwort heißt, in Zusammenhang und Abhängigkeit stehn,
einer Frage, die mit der Tatsache gar nichts zu tun hat, daß die Zahl 7 bei de»
Jsraeliten mehr als irgendwo anders heilig gehalten worden ist. Diese Tatsache
als solche näher beweisen zu wollen, ist wohl unnötig, da sie ja jedem Christe»
aus dem frühesten Schulunterricht bekannt ist; die 7 Wochentage, die Heilighaltung
des siebenten Tages und Jahres, des siebenmal siebenten Jahres und so vieles
andre, was wir im Alten Testament lesen, bedarf keiner Erwähnung mehr>
Weniger bekannt vielleicht, aber auch nicht zu übersehen ist manches andre Vor¬
kommen der Zahl 7 im Alten Testamente: die 7 Säulen der Weisheit (Syr.
Sal. 9, 11), die 7 Gottesbvten bei Ezechiel, die 7 Lämmer, die Abraham bei


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[0358] Maßgebliches und Unmaßgebliches keit treten uns da die indische Trimurti, der altgermanische Götterglaube, die Nornen, die Parzen, die Grazien und andre religiöse Vorstellungen entgegen. Vor alle» andern Zahlen aber ist es die 7, mit der von den ältesten Zeiten an bis heute die mannigfachsten Gedanken und Beziehungen auf das menschliche Leben verbunden gewesen sind, und wenn diese auch zum größten Teile bekannt sind und deshalb kaum einer erneuten Betrachtung bedürfen, so knüpft sich daran doch eine andre, wohl selten oder gar nicht bisher erörterte Frage, nämlich die: Woher kommt die Redensart „die böse Sieben"? Bekanntlich versteht man darunter weniger die Zahl selbst als eine Unglück verkündende oder verursachende, sondern vor allem eine Person, meist eine weibliche, die durch ihr unfreundliches und unverträgliches Wesen Unheil stiftet oder mindestens andern, ihr nahestehenden Personen das Leben schwer macht. Um die Frage nach dem Ursprung der so weit verbreiteten Redensart zu beantworten, ist es notwendig, die Bedeutung der Zahl 7 bei den verschiednen Völkern, soweit diese nachweisbar ist, zu betrachten. Man wird dann erkennen, aus welchem Volke und aus welchem Zusammenhange man die eben erwähnte Redensart herleiten kann. Den alten Babyloniern war die 7 eine heilige Zahl, vielleicht — was man aber nicht nachweisen kaun — weil sie ursprünglich soviel Götter verehrten, deren sichtbare Abbilder sie in den 7 Planeten sahen und denen zu Ehren Wohl auch die babylonischen Pyramiden siebenstufig gebaut waren. Siebenstufig war der Turm von Borsippa, der Tempel der sieben Befehlsübermittler des Himmels und der Erde; die 7 naZu der babylonischen Weltkarten sind wahrscheinlich die 7 Teile des die Welt umfassenden Meeres, auch das bekannte Heptagramm der mittelalter¬ lichen Astronomie ist schon in Nippur gefunden worden. Nach der babylonischen Sintflutsage sitzt die Arche 7 Tage auf dem Berge fest. Auch die biblische Er¬ zählung von Simson stammt aus Mesopotamien: sie ist ein Abbild des Sonnen¬ mythus, Simson heißt kleine Sonne, die 7 Locken sind die Sonuenstrnhleu, daher der Sitz seiner Kraft, seine Taten bedeuten den Kampf der Sonne gegen die Wintermächte, die Säulen im Tempel sind die zwei Hauptpunkte der Sonnenbahn. Ferner finden wir dieselbe Zahl in den 14 (2 mal 7) Helfershelfern des baby¬ lonischen Gottes Nergal vertreten (vergl. hierzu die christlichen 14 Nothelfer). Der ländliche Ausdruck dieser Zahl war derselbe wie für das Zeitwort „schwören," und so war mit der Heiligkeit der Zahl selbst der Schwur bei dieser Zahl verbunden, ebenso wie wir heutzutage beim Eide mit dem Aufheben der drei Finger den Gedanken an den dreieinigen Gott verbinden, den wir als Zeugen für die Wahr¬ heit unsrer eidlichen Aussage anrufen. Fünftausend Jahre sind verflossen, feit Babels und Niniveh Herrscher die 7 mit Ehrfurcht nannten, in Trümmer ist Mesopotamiens uralte Herrlichkeit versunken, und erst heute taucht sie vor unsern erstaunten Blicken aus Schutt und Asche wieder empor, aber noch heute kaut wie zu König Sargons Zeit der Nomade des Tigristalcs mit heiliger Scheu 7 Granat¬ blüten zur Verhütung oder Linderung eines schweren Augenleidens. Ganz absehen muß man von der durch Delitzschs Vorträge und Schriften an¬ geregten und so lebhaft erörterten Frage, ob und inwieweit Babel und Bibel, wie nun einmal das Schlagwort heißt, in Zusammenhang und Abhängigkeit stehn, einer Frage, die mit der Tatsache gar nichts zu tun hat, daß die Zahl 7 bei de» Jsraeliten mehr als irgendwo anders heilig gehalten worden ist. Diese Tatsache als solche näher beweisen zu wollen, ist wohl unnötig, da sie ja jedem Christe» aus dem frühesten Schulunterricht bekannt ist; die 7 Wochentage, die Heilighaltung des siebenten Tages und Jahres, des siebenmal siebenten Jahres und so vieles andre, was wir im Alten Testament lesen, bedarf keiner Erwähnung mehr> Weniger bekannt vielleicht, aber auch nicht zu übersehen ist manches andre Vor¬ kommen der Zahl 7 im Alten Testamente: die 7 Säulen der Weisheit (Syr. Sal. 9, 11), die 7 Gottesbvten bei Ezechiel, die 7 Lämmer, die Abraham bei

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 63, 1904, Viertes Vierteljahr, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341879_295218/358>, abgerufen am 03.07.2024.