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Die Grenzboten. Jg. 63, 1904, Viertes Vierteljahr.

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Rulturbilder von den kleinasiatischen Inseln

Bürgermeisterwcchlen herannahen. "Da gilt die gute Sache nichts. Das
Gemeinwohl tritt ganz in den Hintergrund vor dem persönlichen Interesse."
In der skrupellosesten Weise wird da jeder nur mögliche Vorteil ausgebeutet,
der aber immer nur der gerade herrschenden Partei zugute kommt. Es ist
ein Schauspiel wie von zwei Ringkämpfern, von denen bald der eine, bald der
andre unten liegt; das Volk steht dabei und brüllt -- "ein Schauspiel, aber
ach! ein Schauspiel nur." Es wird auf Kosten des Lebens gespielt. . . .

Und wie das städtische, so zeigt auch das ländliche Leben manche merk¬
würdige Übereinstimmungen. Wie dort keinen freien Bürgerstand, so gibt es
hier keinen freien Bauernstand. Der Großgrundbesitzer hat ihn. wie in Si¬
zilien, so auf den türkischen Inseln (Kos und Rhodos) vernichtet. Dazu kommt
auf beiden Seiten der verderbliche Einfluß des Feudalwesens: in Sizilien
unter den Normannen, im Archipel unter den italienischen Kleinfürsten und
den Johanniterrittern. Im Grunde sind also die agrarischen Verhältnisse beider
Jnselgebiete nur die Fortsetzung der römischen Latifundienwirtschaft.")

Wo diese nicht herrscht, wie in Sizilien in der Gegend von Palermo und
in der Provinz Messina, im Archipel auf den sogenannten freien Inseln, da
herrscht der Grundsatz der sogenannten ins^aclris. (Teilpacht), bei den Griechen
bezeichnenderweise mit dem lateinischen Namen collexig, (xo^^t") benannt,
d. h. der Pächter bestellt die Felder, und der Ernteertrag wird zwischen ihm
"ud dem Besitzer geteilt. Doch geht es aber auch bei dieser scheinbar so ge¬
rechten Einrichtung nicht ohne schwere Bedrückungen und Ausnutzung des
Pächters durch den Eigentümer ab. Dieses "System" ist also, wie das latei¬
nische Wort beweist, aus Italien nach Griechenland übertragen worden, offenbar
schon in den ersten Jahrhunderten unsrer Zeitrechnung, denn es wird schon
bei dem Kirchenhistoriker Ensebios so gebraucht. Jedenfalls ist es ein deutliches
Zeugnis agrarischer Abhängigkeit Griechenlands von Rom.

Starke Übereinstimmung zeigt sich endlich auch in den landwirtschaftlichen
Geräten und ihrer Beschaffenheit. Der sizilische Pflug ist noch genau so
primitiv wie der auf den griechischen Inseln gebräuchliche, und beide stellen
vielleicht die Urform des Pfluges überhaupt dar: er besteht aus weiter nichts
als einem dicken Eisen tolben von einem halben Meter Länge, in den nach der
einen Seite die Lenkstange, nach der andern, im stumpfen Winkel dazu, die
Zugstange eingefügt ist, auf der das Joch sitzt. Bei sehr steinigem Erdreich
wird statt des Pfluges die Hacke bevorzugt, weil diese tiefer dringt. Auch
diese Verwendung der Hacke ist schon antik; man denke an den Anfang von
Lukians Timon, wo dieser als Tagelöhner die Erde mit der Hacke bearbeitet.
Gemeinsam ist ferner Sizilien und dem Archipel der primitive Feldfeuerherd
der Hirten, der nur aus drei im rechten Winkel aneinander gelehnten Feld¬
steinen besteht, gemeinsam auch der Gebrauch der schon beschriebnen Schöpf¬
räder, der Sichel statt der Sense, die ebenfalls ganz primitive Art des
Dreschens, wobei die Körner durch die Füße der in der Tenne herumgetriebnen
Ochsen ausgetreten werden. Die sizilianischen Schweine endlich -- um uoch
einen übereinstimmenden Punkt aus der Viehzucht zu erwähnen -- werden,
wie die der griechischen Inseln, nicht in Herden gehalten, sondern einzeln, wie
ein Hnnshnnd; mit diesem haben sie auch das gemein, daß sie, wieder wie in
Griechenland, frei in den Dorfgassen herumlaufen, solange sie noch nicht fett
sind, sogar höchst behende umhergaloppieren.

Ich glaube, diese Analogien in den Äußerungen des politischen, sozialen
und wirtschaftlichen Lebens der Sizilianer und der Inselgriechen werden ge-



") Wenn V. Hehn (Italien S. 1S4) sagt: "In Sizilien, einem noch feudalen, wunder-
glaubigen, halb barbarischen Lande, das kein achtzehntes Jahrhundert gehabt halte, vielmehr
geradeswegs aus dem Mittelalter kam, war das Maß persönlicher Grundrechte ein viel zu
großes" -- so gilt das unverändert auch von dem griechischen Osten.
Rulturbilder von den kleinasiatischen Inseln

Bürgermeisterwcchlen herannahen. „Da gilt die gute Sache nichts. Das
Gemeinwohl tritt ganz in den Hintergrund vor dem persönlichen Interesse."
In der skrupellosesten Weise wird da jeder nur mögliche Vorteil ausgebeutet,
der aber immer nur der gerade herrschenden Partei zugute kommt. Es ist
ein Schauspiel wie von zwei Ringkämpfern, von denen bald der eine, bald der
andre unten liegt; das Volk steht dabei und brüllt — „ein Schauspiel, aber
ach! ein Schauspiel nur." Es wird auf Kosten des Lebens gespielt. . . .

Und wie das städtische, so zeigt auch das ländliche Leben manche merk¬
würdige Übereinstimmungen. Wie dort keinen freien Bürgerstand, so gibt es
hier keinen freien Bauernstand. Der Großgrundbesitzer hat ihn. wie in Si¬
zilien, so auf den türkischen Inseln (Kos und Rhodos) vernichtet. Dazu kommt
auf beiden Seiten der verderbliche Einfluß des Feudalwesens: in Sizilien
unter den Normannen, im Archipel unter den italienischen Kleinfürsten und
den Johanniterrittern. Im Grunde sind also die agrarischen Verhältnisse beider
Jnselgebiete nur die Fortsetzung der römischen Latifundienwirtschaft.")

Wo diese nicht herrscht, wie in Sizilien in der Gegend von Palermo und
in der Provinz Messina, im Archipel auf den sogenannten freien Inseln, da
herrscht der Grundsatz der sogenannten ins^aclris. (Teilpacht), bei den Griechen
bezeichnenderweise mit dem lateinischen Namen collexig, (xo^^t«) benannt,
d. h. der Pächter bestellt die Felder, und der Ernteertrag wird zwischen ihm
»ud dem Besitzer geteilt. Doch geht es aber auch bei dieser scheinbar so ge¬
rechten Einrichtung nicht ohne schwere Bedrückungen und Ausnutzung des
Pächters durch den Eigentümer ab. Dieses „System" ist also, wie das latei¬
nische Wort beweist, aus Italien nach Griechenland übertragen worden, offenbar
schon in den ersten Jahrhunderten unsrer Zeitrechnung, denn es wird schon
bei dem Kirchenhistoriker Ensebios so gebraucht. Jedenfalls ist es ein deutliches
Zeugnis agrarischer Abhängigkeit Griechenlands von Rom.

Starke Übereinstimmung zeigt sich endlich auch in den landwirtschaftlichen
Geräten und ihrer Beschaffenheit. Der sizilische Pflug ist noch genau so
primitiv wie der auf den griechischen Inseln gebräuchliche, und beide stellen
vielleicht die Urform des Pfluges überhaupt dar: er besteht aus weiter nichts
als einem dicken Eisen tolben von einem halben Meter Länge, in den nach der
einen Seite die Lenkstange, nach der andern, im stumpfen Winkel dazu, die
Zugstange eingefügt ist, auf der das Joch sitzt. Bei sehr steinigem Erdreich
wird statt des Pfluges die Hacke bevorzugt, weil diese tiefer dringt. Auch
diese Verwendung der Hacke ist schon antik; man denke an den Anfang von
Lukians Timon, wo dieser als Tagelöhner die Erde mit der Hacke bearbeitet.
Gemeinsam ist ferner Sizilien und dem Archipel der primitive Feldfeuerherd
der Hirten, der nur aus drei im rechten Winkel aneinander gelehnten Feld¬
steinen besteht, gemeinsam auch der Gebrauch der schon beschriebnen Schöpf¬
räder, der Sichel statt der Sense, die ebenfalls ganz primitive Art des
Dreschens, wobei die Körner durch die Füße der in der Tenne herumgetriebnen
Ochsen ausgetreten werden. Die sizilianischen Schweine endlich — um uoch
einen übereinstimmenden Punkt aus der Viehzucht zu erwähnen — werden,
wie die der griechischen Inseln, nicht in Herden gehalten, sondern einzeln, wie
ein Hnnshnnd; mit diesem haben sie auch das gemein, daß sie, wieder wie in
Griechenland, frei in den Dorfgassen herumlaufen, solange sie noch nicht fett
sind, sogar höchst behende umhergaloppieren.

Ich glaube, diese Analogien in den Äußerungen des politischen, sozialen
und wirtschaftlichen Lebens der Sizilianer und der Inselgriechen werden ge-



") Wenn V. Hehn (Italien S. 1S4) sagt: „In Sizilien, einem noch feudalen, wunder-
glaubigen, halb barbarischen Lande, das kein achtzehntes Jahrhundert gehabt halte, vielmehr
geradeswegs aus dem Mittelalter kam, war das Maß persönlicher Grundrechte ein viel zu
großes" — so gilt das unverändert auch von dem griechischen Osten.
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[0331] Rulturbilder von den kleinasiatischen Inseln Bürgermeisterwcchlen herannahen. „Da gilt die gute Sache nichts. Das Gemeinwohl tritt ganz in den Hintergrund vor dem persönlichen Interesse." In der skrupellosesten Weise wird da jeder nur mögliche Vorteil ausgebeutet, der aber immer nur der gerade herrschenden Partei zugute kommt. Es ist ein Schauspiel wie von zwei Ringkämpfern, von denen bald der eine, bald der andre unten liegt; das Volk steht dabei und brüllt — „ein Schauspiel, aber ach! ein Schauspiel nur." Es wird auf Kosten des Lebens gespielt. . . . Und wie das städtische, so zeigt auch das ländliche Leben manche merk¬ würdige Übereinstimmungen. Wie dort keinen freien Bürgerstand, so gibt es hier keinen freien Bauernstand. Der Großgrundbesitzer hat ihn. wie in Si¬ zilien, so auf den türkischen Inseln (Kos und Rhodos) vernichtet. Dazu kommt auf beiden Seiten der verderbliche Einfluß des Feudalwesens: in Sizilien unter den Normannen, im Archipel unter den italienischen Kleinfürsten und den Johanniterrittern. Im Grunde sind also die agrarischen Verhältnisse beider Jnselgebiete nur die Fortsetzung der römischen Latifundienwirtschaft.") Wo diese nicht herrscht, wie in Sizilien in der Gegend von Palermo und in der Provinz Messina, im Archipel auf den sogenannten freien Inseln, da herrscht der Grundsatz der sogenannten ins^aclris. (Teilpacht), bei den Griechen bezeichnenderweise mit dem lateinischen Namen collexig, (xo^^t«) benannt, d. h. der Pächter bestellt die Felder, und der Ernteertrag wird zwischen ihm »ud dem Besitzer geteilt. Doch geht es aber auch bei dieser scheinbar so ge¬ rechten Einrichtung nicht ohne schwere Bedrückungen und Ausnutzung des Pächters durch den Eigentümer ab. Dieses „System" ist also, wie das latei¬ nische Wort beweist, aus Italien nach Griechenland übertragen worden, offenbar schon in den ersten Jahrhunderten unsrer Zeitrechnung, denn es wird schon bei dem Kirchenhistoriker Ensebios so gebraucht. Jedenfalls ist es ein deutliches Zeugnis agrarischer Abhängigkeit Griechenlands von Rom. Starke Übereinstimmung zeigt sich endlich auch in den landwirtschaftlichen Geräten und ihrer Beschaffenheit. Der sizilische Pflug ist noch genau so primitiv wie der auf den griechischen Inseln gebräuchliche, und beide stellen vielleicht die Urform des Pfluges überhaupt dar: er besteht aus weiter nichts als einem dicken Eisen tolben von einem halben Meter Länge, in den nach der einen Seite die Lenkstange, nach der andern, im stumpfen Winkel dazu, die Zugstange eingefügt ist, auf der das Joch sitzt. Bei sehr steinigem Erdreich wird statt des Pfluges die Hacke bevorzugt, weil diese tiefer dringt. Auch diese Verwendung der Hacke ist schon antik; man denke an den Anfang von Lukians Timon, wo dieser als Tagelöhner die Erde mit der Hacke bearbeitet. Gemeinsam ist ferner Sizilien und dem Archipel der primitive Feldfeuerherd der Hirten, der nur aus drei im rechten Winkel aneinander gelehnten Feld¬ steinen besteht, gemeinsam auch der Gebrauch der schon beschriebnen Schöpf¬ räder, der Sichel statt der Sense, die ebenfalls ganz primitive Art des Dreschens, wobei die Körner durch die Füße der in der Tenne herumgetriebnen Ochsen ausgetreten werden. Die sizilianischen Schweine endlich — um uoch einen übereinstimmenden Punkt aus der Viehzucht zu erwähnen — werden, wie die der griechischen Inseln, nicht in Herden gehalten, sondern einzeln, wie ein Hnnshnnd; mit diesem haben sie auch das gemein, daß sie, wieder wie in Griechenland, frei in den Dorfgassen herumlaufen, solange sie noch nicht fett sind, sogar höchst behende umhergaloppieren. Ich glaube, diese Analogien in den Äußerungen des politischen, sozialen und wirtschaftlichen Lebens der Sizilianer und der Inselgriechen werden ge- ") Wenn V. Hehn (Italien S. 1S4) sagt: „In Sizilien, einem noch feudalen, wunder- glaubigen, halb barbarischen Lande, das kein achtzehntes Jahrhundert gehabt halte, vielmehr geradeswegs aus dem Mittelalter kam, war das Maß persönlicher Grundrechte ein viel zu großes" — so gilt das unverändert auch von dem griechischen Osten.

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 63, 1904, Viertes Vierteljahr, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341879_295218/331>, abgerufen am 01.07.2024.