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Die Grenzboten. Jg. 63, 1904, Viertes Vierteljahr.

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Aulturbilder von den klcinasiatischmi Inseln

Daß die Samioten Kosmopoliten sind, wenn auch in anderm Sinne als
die Kalymnier, erfährt man bald, wenn man Geld zu wechseln hat. Wie
nämlich die Kalymnier mit den verschiedensten Sprachen, so werfen die
Samioten mit den verschiedensten Münzsorten um sich. Es gelten nämlich
hier sämtliche Münzen der Welt, was sich wohl aus der neutralen Stellung
der Insel erklärt. Schon am zweiten Tage meines Aufenthalts hatte ich eine
Sammlung von Münzen fast sämtlicher europäischer Länder in meinem Porte¬
monnaie. Und es ist zu bewundern, welche Virtuosität die Leute in dem Um¬
rechnen der verschiednen Geldsorten, die übrigens in türkischer Währung er¬
folgt, entwickeln. Jedenfalls empfindet diesen Zustand niemand als einen
Mangel. Man fühlt sich wohl in dieser Münzverwirruug, schon weil es einen
eignen Reiz hat, auf einer so fernen Insel mit heimischem oder doch mit
europäischem Gelde zahlen zu können.

Überhaupt ist die Türkei ein Land, worin man seine Rechenkunst er¬
proben kann; denn fast in jeder Stadt und auf jeder Insel ist der Kurs ver¬
schieden. Das erste ist, daß man fragen muß, wieviel der Medjit gilt: in
Konstantinopel hat er z. B. 20 Piaster, in Smyrna dagegen 29, auf Rhodos
steht er wieder anders, und so schwankt es bestündig hin und her.

Außerdem aber gibt es uoch zwei Dinge, die einem das Reisen in der
Türkei oft verleiden können: die völlig zwecklose Vorschrift des Jnlcmdpasses
und der inländischen Gepäckrevision. Jeder, der innerhalb der Türkei reist,
muß sich in Konstantinopel für teures Geld und viel Scherereien einen soge¬
nannten "Teskereh" ausstellen lassen, der nur für das Inland gilt und von
Ort zu Ort, von Insel zu Insel visiert werden muß. Ohne dieses Visum
der türkischen Polizei kann man weder den einen Ort verlassen noch den
andern betreten. Er wird bei der Landung abgenommen und ins Regierungs¬
gebäude, den Konak, gebracht, und man hat dann selbst zuzusehen, wie man
ihn wieder herausbekommt. Für dieses Visieren wird natürlich eine Gebühr
erhoben -- das ist ja der Hauptzweck dabei --, und die Wiedererlangung
kostet dann auch noch wiederholte Laufereien und Backschisch, um die trägen
Beamten anzutreiben oder ihren Ausflüchten und Vorwänden zu begegnen:
entweder ist der betreffende Beamte nicht zur Stelle, oder er kann den Paß
nicht finden, oder die Dienststunden sind vorüber -- wenn sie vorüber sind,
und wann sie anfangen, konnte ich eigentlich nie ergründen; es war fast immer
entweder zu früh oder zu spät. Alle diese Hindernisse sind aber meist sofort be¬
seitigt,, wenn der Backschisch zum Vorschein kommt.

Ähnlich ist es mit der sich ebenfalls auf jeder Insel erneuernden Gepäck¬
visitation. Als ob man in einen andern Staat käme. Und da gibt es wieder
mehrere Unterschiede: auf den "freien" Inseln, sagte man mir, sei die Revision
leichter, während sie auf den türkischen Inseln, ans Kos und Rhodos, mit
großer Strenge gehandhabt werde. Ich habe gerade die umgekehrte Erfahrung
gemacht. In Rhodos wurden meine Koffer nicht einmal geöffnet, in Kalymnos
aber streng visitiert; man weiß in der Türkei nie, wie es kommt. Natürlich
kommt dabei immer viel auf Nationalität an; der Deutsche ist ja in der Türkei
verhältnismäßig noch am besten daran -- eine der wenigen Annehmlichkeiten
der türkischen Freundschaft. Immer aber wird scharf auf Bücher und Zigarren
gefahndet, auf jene wegen ihrer Staatsgefährlichkeit, auf diese, weil Tabak
in der Türkei Monopol ist. Trotzdem hat man bei mir weder die einen noch
die andern entdeckt oder entdecken wollen. Nur einmal fand der Zollbeamte
meine in einer Seitentasche aufbewahrten Privatbriefe, an deren Verbergung
ich auch gar nicht gedacht hatte, und meinte, dafür müßte ich noch fünf Piaster
bezahlen. Er hat sie natürlich nicht bekommen. Der Fall zeigt aber das
unbegrenzte Mißtrauen der Türken gegen alles Geschriebne und Gedruckte.
Um allen Scherereien zu entgehn, wäre es ratsam, bei Reisen in der Türkei


Aulturbilder von den klcinasiatischmi Inseln

Daß die Samioten Kosmopoliten sind, wenn auch in anderm Sinne als
die Kalymnier, erfährt man bald, wenn man Geld zu wechseln hat. Wie
nämlich die Kalymnier mit den verschiedensten Sprachen, so werfen die
Samioten mit den verschiedensten Münzsorten um sich. Es gelten nämlich
hier sämtliche Münzen der Welt, was sich wohl aus der neutralen Stellung
der Insel erklärt. Schon am zweiten Tage meines Aufenthalts hatte ich eine
Sammlung von Münzen fast sämtlicher europäischer Länder in meinem Porte¬
monnaie. Und es ist zu bewundern, welche Virtuosität die Leute in dem Um¬
rechnen der verschiednen Geldsorten, die übrigens in türkischer Währung er¬
folgt, entwickeln. Jedenfalls empfindet diesen Zustand niemand als einen
Mangel. Man fühlt sich wohl in dieser Münzverwirruug, schon weil es einen
eignen Reiz hat, auf einer so fernen Insel mit heimischem oder doch mit
europäischem Gelde zahlen zu können.

Überhaupt ist die Türkei ein Land, worin man seine Rechenkunst er¬
proben kann; denn fast in jeder Stadt und auf jeder Insel ist der Kurs ver¬
schieden. Das erste ist, daß man fragen muß, wieviel der Medjit gilt: in
Konstantinopel hat er z. B. 20 Piaster, in Smyrna dagegen 29, auf Rhodos
steht er wieder anders, und so schwankt es bestündig hin und her.

Außerdem aber gibt es uoch zwei Dinge, die einem das Reisen in der
Türkei oft verleiden können: die völlig zwecklose Vorschrift des Jnlcmdpasses
und der inländischen Gepäckrevision. Jeder, der innerhalb der Türkei reist,
muß sich in Konstantinopel für teures Geld und viel Scherereien einen soge¬
nannten „Teskereh" ausstellen lassen, der nur für das Inland gilt und von
Ort zu Ort, von Insel zu Insel visiert werden muß. Ohne dieses Visum
der türkischen Polizei kann man weder den einen Ort verlassen noch den
andern betreten. Er wird bei der Landung abgenommen und ins Regierungs¬
gebäude, den Konak, gebracht, und man hat dann selbst zuzusehen, wie man
ihn wieder herausbekommt. Für dieses Visieren wird natürlich eine Gebühr
erhoben — das ist ja der Hauptzweck dabei —, und die Wiedererlangung
kostet dann auch noch wiederholte Laufereien und Backschisch, um die trägen
Beamten anzutreiben oder ihren Ausflüchten und Vorwänden zu begegnen:
entweder ist der betreffende Beamte nicht zur Stelle, oder er kann den Paß
nicht finden, oder die Dienststunden sind vorüber — wenn sie vorüber sind,
und wann sie anfangen, konnte ich eigentlich nie ergründen; es war fast immer
entweder zu früh oder zu spät. Alle diese Hindernisse sind aber meist sofort be¬
seitigt,, wenn der Backschisch zum Vorschein kommt.

Ähnlich ist es mit der sich ebenfalls auf jeder Insel erneuernden Gepäck¬
visitation. Als ob man in einen andern Staat käme. Und da gibt es wieder
mehrere Unterschiede: auf den „freien" Inseln, sagte man mir, sei die Revision
leichter, während sie auf den türkischen Inseln, ans Kos und Rhodos, mit
großer Strenge gehandhabt werde. Ich habe gerade die umgekehrte Erfahrung
gemacht. In Rhodos wurden meine Koffer nicht einmal geöffnet, in Kalymnos
aber streng visitiert; man weiß in der Türkei nie, wie es kommt. Natürlich
kommt dabei immer viel auf Nationalität an; der Deutsche ist ja in der Türkei
verhältnismäßig noch am besten daran — eine der wenigen Annehmlichkeiten
der türkischen Freundschaft. Immer aber wird scharf auf Bücher und Zigarren
gefahndet, auf jene wegen ihrer Staatsgefährlichkeit, auf diese, weil Tabak
in der Türkei Monopol ist. Trotzdem hat man bei mir weder die einen noch
die andern entdeckt oder entdecken wollen. Nur einmal fand der Zollbeamte
meine in einer Seitentasche aufbewahrten Privatbriefe, an deren Verbergung
ich auch gar nicht gedacht hatte, und meinte, dafür müßte ich noch fünf Piaster
bezahlen. Er hat sie natürlich nicht bekommen. Der Fall zeigt aber das
unbegrenzte Mißtrauen der Türken gegen alles Geschriebne und Gedruckte.
Um allen Scherereien zu entgehn, wäre es ratsam, bei Reisen in der Türkei


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[0288] Aulturbilder von den klcinasiatischmi Inseln Daß die Samioten Kosmopoliten sind, wenn auch in anderm Sinne als die Kalymnier, erfährt man bald, wenn man Geld zu wechseln hat. Wie nämlich die Kalymnier mit den verschiedensten Sprachen, so werfen die Samioten mit den verschiedensten Münzsorten um sich. Es gelten nämlich hier sämtliche Münzen der Welt, was sich wohl aus der neutralen Stellung der Insel erklärt. Schon am zweiten Tage meines Aufenthalts hatte ich eine Sammlung von Münzen fast sämtlicher europäischer Länder in meinem Porte¬ monnaie. Und es ist zu bewundern, welche Virtuosität die Leute in dem Um¬ rechnen der verschiednen Geldsorten, die übrigens in türkischer Währung er¬ folgt, entwickeln. Jedenfalls empfindet diesen Zustand niemand als einen Mangel. Man fühlt sich wohl in dieser Münzverwirruug, schon weil es einen eignen Reiz hat, auf einer so fernen Insel mit heimischem oder doch mit europäischem Gelde zahlen zu können. Überhaupt ist die Türkei ein Land, worin man seine Rechenkunst er¬ proben kann; denn fast in jeder Stadt und auf jeder Insel ist der Kurs ver¬ schieden. Das erste ist, daß man fragen muß, wieviel der Medjit gilt: in Konstantinopel hat er z. B. 20 Piaster, in Smyrna dagegen 29, auf Rhodos steht er wieder anders, und so schwankt es bestündig hin und her. Außerdem aber gibt es uoch zwei Dinge, die einem das Reisen in der Türkei oft verleiden können: die völlig zwecklose Vorschrift des Jnlcmdpasses und der inländischen Gepäckrevision. Jeder, der innerhalb der Türkei reist, muß sich in Konstantinopel für teures Geld und viel Scherereien einen soge¬ nannten „Teskereh" ausstellen lassen, der nur für das Inland gilt und von Ort zu Ort, von Insel zu Insel visiert werden muß. Ohne dieses Visum der türkischen Polizei kann man weder den einen Ort verlassen noch den andern betreten. Er wird bei der Landung abgenommen und ins Regierungs¬ gebäude, den Konak, gebracht, und man hat dann selbst zuzusehen, wie man ihn wieder herausbekommt. Für dieses Visieren wird natürlich eine Gebühr erhoben — das ist ja der Hauptzweck dabei —, und die Wiedererlangung kostet dann auch noch wiederholte Laufereien und Backschisch, um die trägen Beamten anzutreiben oder ihren Ausflüchten und Vorwänden zu begegnen: entweder ist der betreffende Beamte nicht zur Stelle, oder er kann den Paß nicht finden, oder die Dienststunden sind vorüber — wenn sie vorüber sind, und wann sie anfangen, konnte ich eigentlich nie ergründen; es war fast immer entweder zu früh oder zu spät. Alle diese Hindernisse sind aber meist sofort be¬ seitigt,, wenn der Backschisch zum Vorschein kommt. Ähnlich ist es mit der sich ebenfalls auf jeder Insel erneuernden Gepäck¬ visitation. Als ob man in einen andern Staat käme. Und da gibt es wieder mehrere Unterschiede: auf den „freien" Inseln, sagte man mir, sei die Revision leichter, während sie auf den türkischen Inseln, ans Kos und Rhodos, mit großer Strenge gehandhabt werde. Ich habe gerade die umgekehrte Erfahrung gemacht. In Rhodos wurden meine Koffer nicht einmal geöffnet, in Kalymnos aber streng visitiert; man weiß in der Türkei nie, wie es kommt. Natürlich kommt dabei immer viel auf Nationalität an; der Deutsche ist ja in der Türkei verhältnismäßig noch am besten daran — eine der wenigen Annehmlichkeiten der türkischen Freundschaft. Immer aber wird scharf auf Bücher und Zigarren gefahndet, auf jene wegen ihrer Staatsgefährlichkeit, auf diese, weil Tabak in der Türkei Monopol ist. Trotzdem hat man bei mir weder die einen noch die andern entdeckt oder entdecken wollen. Nur einmal fand der Zollbeamte meine in einer Seitentasche aufbewahrten Privatbriefe, an deren Verbergung ich auch gar nicht gedacht hatte, und meinte, dafür müßte ich noch fünf Piaster bezahlen. Er hat sie natürlich nicht bekommen. Der Fall zeigt aber das unbegrenzte Mißtrauen der Türken gegen alles Geschriebne und Gedruckte. Um allen Scherereien zu entgehn, wäre es ratsam, bei Reisen in der Türkei

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 63, 1904, Viertes Vierteljahr, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341879_295218/288>, abgerufen am 29.06.2024.