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Die Grenzboten. Jg. 63, 1904, Viertes Vierteljahr.

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Ailltnrbilder von den kleinasicitischcu Insolil

herzlich satt. Als ich mich einmal l'el dem Wirt meines Hotels darüber be¬
klagte, daß unmittelbar vor der Tür am Quai Fässer beschlagen wurden, was
einen Höllenlärm verursachte, bedauerte er, dagegen nichts tun zu können,
setzte aber mit heftigem Ingrimm hinzu: "Dieses Land wird nicht eher in
Ordnung kommen, als bis es irgend eine europäische Macht an sich nimmt."
Und diese Äußerung hörte ich später noch wiederholt, sodaß ich hoffentlich
keine Indiskretion begehe, sondern nur im Interesse der aufrichtigen Patrioten
handle, wenn ich diesen Notschrei hier zur Kenntnis bringe. Vielleicht nimmt
die hohe Diplomatie, die sich an der Insel so versündigt hat, Gelegenheit,
ihre Fehler wieder gut zu machen und deu Wunsch des Volkes zu erfüllen.

Übrigens scheint jetzt, in der Zeit der Not, anch der Fürst aus seiner
Reserve herauszutreten ans seines Daches Zinnen und seine Stimme zu er¬
hebe" in einer Angelegenheit, die zugleich Licht wirst auf die eigentümlichen Vcr-
waltungszustände. Die frühern vier Regierungspräsidenten, in Samos Minister
genannt, schuldeten der Staatskasse Geld, und da sie es nicht bezahlen konnten
oder wollten, wußten sie einen Kammcrbeschluß zustande zu bringen, durch
den sie von ihrer Schuld befreit wurden. Der Beschluß mußte nur noch dem
Fürsten unterbreitet werden, dessen Bestätigung man sich schon versichert
glaubte. Dieser aber legte Veto ein gegen den Mißbrauch öffentlicher Gelder
und erklärte den Kammerbeschluß für ungiltig. Das Volk aber, so heißt es,
jubelte dem Fürsten zu, weil es sah, daß über den willkürlichen Gesetzwidrig¬
keiten der Kammer und der Minister die starke Hand des Fürsten waltet, die
sie in Ordnung zu halten und ihnen zu zeigen versteht, was ihre Pflicht
zum Wohle des Landes ist.

Es wäre zu wünschen, daß dieses Beispiel dazu beitrüge, eine geordnete
Finanzverwaltung zu schaffen. Dann brauchte man nicht, wie es leider geschehen
ist, zur Sanierung der zerrütteten Finanzen auf so verwerfliche Mittel zu sinnen,
wie auf die Errichtung einer Spielhölle, ein Vorschlag, der vor etwa zwei
Jahren aufgetaucht, aber zum Glück von der Kammer abgelehnt worden ist.

Natürlich hat die Freiheit der Insel auch manches Gute gebracht, und
anch nicht gegen diese selbst soll hier geeifert werden, sondern gegen ihre ver¬
kehrte Form. Es soll nicht geleugnet werden, daß die jetzige kleine Haupt¬
stadt des Fürstentums, Vathy, einen recht freundlichen, modernen Eindruck
macht. Sie liegt an der südlichen Seite der tief einschneidenden Hafenbucht,
während in deren Hintergrunde die alte Stadt auf einem hohen Berghange
zerstreut liegt. Die Hauptgebäude der Neustadt liegen an dem Hafenau'al
entlang: wenn man einfährt, zeigt sich zuerst das Zollhaus, dann kommen
mehrere Konsulate, hierauf eine schmucke kleine Markthalle und zwei Hotels.
Nun öffnet sich die Häuserreihe zu einem kleinen quadratischen, mit Anlagen
geschmückten Platz -- Pythagorasplatz haben ihn die Samioten getauft --,
der von den vornehmsten Kaffeehäusern und Konditoreien umgeben ist. Unter
den weiter folgenden villenartigen Häusern ragt eins durch seine etwas größern
Dimensionen und durch eine wehende Fahne auf dem Dache hervor -- es ist
das "Palästchen" des Fürsten. Dahinter liegt, um der innern Hauptstraße, das
Parlamentsgebäude und das Gymnasium -- das einzige auf den südlichen
Sporaden und darum eine Kulturstätte für das Griechentum. In den kleinen
gepflasterten und ziemlich saubern Straßen herrscht wenig Leben, wie über¬
haupt die kleine Residenz einen recht idyllischen, sorglosen Eindruck macht;
allzuviel zu tun gibt es nicht, geistige Anregungen und Zerstreuungen auch
nicht, und so bleiben nur das Cafe und die Politik übrig, die so wenig
wertvolle Zeit auszufüllen. Wöchentlich erscheinen auch zwei Zeitungen, das
Regierungsorgan und ein noch junges unabhängiges Blatt, das ehrlich be¬
müht ist, in die zahlreichen politischen und sozialen Schäden der Insel hinein¬
zuleuchten und deshalb das "Licht" heißt.


Ailltnrbilder von den kleinasicitischcu Insolil

herzlich satt. Als ich mich einmal l'el dem Wirt meines Hotels darüber be¬
klagte, daß unmittelbar vor der Tür am Quai Fässer beschlagen wurden, was
einen Höllenlärm verursachte, bedauerte er, dagegen nichts tun zu können,
setzte aber mit heftigem Ingrimm hinzu: „Dieses Land wird nicht eher in
Ordnung kommen, als bis es irgend eine europäische Macht an sich nimmt."
Und diese Äußerung hörte ich später noch wiederholt, sodaß ich hoffentlich
keine Indiskretion begehe, sondern nur im Interesse der aufrichtigen Patrioten
handle, wenn ich diesen Notschrei hier zur Kenntnis bringe. Vielleicht nimmt
die hohe Diplomatie, die sich an der Insel so versündigt hat, Gelegenheit,
ihre Fehler wieder gut zu machen und deu Wunsch des Volkes zu erfüllen.

Übrigens scheint jetzt, in der Zeit der Not, anch der Fürst aus seiner
Reserve herauszutreten ans seines Daches Zinnen und seine Stimme zu er¬
hebe» in einer Angelegenheit, die zugleich Licht wirst auf die eigentümlichen Vcr-
waltungszustände. Die frühern vier Regierungspräsidenten, in Samos Minister
genannt, schuldeten der Staatskasse Geld, und da sie es nicht bezahlen konnten
oder wollten, wußten sie einen Kammcrbeschluß zustande zu bringen, durch
den sie von ihrer Schuld befreit wurden. Der Beschluß mußte nur noch dem
Fürsten unterbreitet werden, dessen Bestätigung man sich schon versichert
glaubte. Dieser aber legte Veto ein gegen den Mißbrauch öffentlicher Gelder
und erklärte den Kammerbeschluß für ungiltig. Das Volk aber, so heißt es,
jubelte dem Fürsten zu, weil es sah, daß über den willkürlichen Gesetzwidrig¬
keiten der Kammer und der Minister die starke Hand des Fürsten waltet, die
sie in Ordnung zu halten und ihnen zu zeigen versteht, was ihre Pflicht
zum Wohle des Landes ist.

Es wäre zu wünschen, daß dieses Beispiel dazu beitrüge, eine geordnete
Finanzverwaltung zu schaffen. Dann brauchte man nicht, wie es leider geschehen
ist, zur Sanierung der zerrütteten Finanzen auf so verwerfliche Mittel zu sinnen,
wie auf die Errichtung einer Spielhölle, ein Vorschlag, der vor etwa zwei
Jahren aufgetaucht, aber zum Glück von der Kammer abgelehnt worden ist.

Natürlich hat die Freiheit der Insel auch manches Gute gebracht, und
anch nicht gegen diese selbst soll hier geeifert werden, sondern gegen ihre ver¬
kehrte Form. Es soll nicht geleugnet werden, daß die jetzige kleine Haupt¬
stadt des Fürstentums, Vathy, einen recht freundlichen, modernen Eindruck
macht. Sie liegt an der südlichen Seite der tief einschneidenden Hafenbucht,
während in deren Hintergrunde die alte Stadt auf einem hohen Berghange
zerstreut liegt. Die Hauptgebäude der Neustadt liegen an dem Hafenau'al
entlang: wenn man einfährt, zeigt sich zuerst das Zollhaus, dann kommen
mehrere Konsulate, hierauf eine schmucke kleine Markthalle und zwei Hotels.
Nun öffnet sich die Häuserreihe zu einem kleinen quadratischen, mit Anlagen
geschmückten Platz — Pythagorasplatz haben ihn die Samioten getauft —,
der von den vornehmsten Kaffeehäusern und Konditoreien umgeben ist. Unter
den weiter folgenden villenartigen Häusern ragt eins durch seine etwas größern
Dimensionen und durch eine wehende Fahne auf dem Dache hervor — es ist
das „Palästchen" des Fürsten. Dahinter liegt, um der innern Hauptstraße, das
Parlamentsgebäude und das Gymnasium — das einzige auf den südlichen
Sporaden und darum eine Kulturstätte für das Griechentum. In den kleinen
gepflasterten und ziemlich saubern Straßen herrscht wenig Leben, wie über¬
haupt die kleine Residenz einen recht idyllischen, sorglosen Eindruck macht;
allzuviel zu tun gibt es nicht, geistige Anregungen und Zerstreuungen auch
nicht, und so bleiben nur das Cafe und die Politik übrig, die so wenig
wertvolle Zeit auszufüllen. Wöchentlich erscheinen auch zwei Zeitungen, das
Regierungsorgan und ein noch junges unabhängiges Blatt, das ehrlich be¬
müht ist, in die zahlreichen politischen und sozialen Schäden der Insel hinein¬
zuleuchten und deshalb das „Licht" heißt.


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[0287] Ailltnrbilder von den kleinasicitischcu Insolil herzlich satt. Als ich mich einmal l'el dem Wirt meines Hotels darüber be¬ klagte, daß unmittelbar vor der Tür am Quai Fässer beschlagen wurden, was einen Höllenlärm verursachte, bedauerte er, dagegen nichts tun zu können, setzte aber mit heftigem Ingrimm hinzu: „Dieses Land wird nicht eher in Ordnung kommen, als bis es irgend eine europäische Macht an sich nimmt." Und diese Äußerung hörte ich später noch wiederholt, sodaß ich hoffentlich keine Indiskretion begehe, sondern nur im Interesse der aufrichtigen Patrioten handle, wenn ich diesen Notschrei hier zur Kenntnis bringe. Vielleicht nimmt die hohe Diplomatie, die sich an der Insel so versündigt hat, Gelegenheit, ihre Fehler wieder gut zu machen und deu Wunsch des Volkes zu erfüllen. Übrigens scheint jetzt, in der Zeit der Not, anch der Fürst aus seiner Reserve herauszutreten ans seines Daches Zinnen und seine Stimme zu er¬ hebe» in einer Angelegenheit, die zugleich Licht wirst auf die eigentümlichen Vcr- waltungszustände. Die frühern vier Regierungspräsidenten, in Samos Minister genannt, schuldeten der Staatskasse Geld, und da sie es nicht bezahlen konnten oder wollten, wußten sie einen Kammcrbeschluß zustande zu bringen, durch den sie von ihrer Schuld befreit wurden. Der Beschluß mußte nur noch dem Fürsten unterbreitet werden, dessen Bestätigung man sich schon versichert glaubte. Dieser aber legte Veto ein gegen den Mißbrauch öffentlicher Gelder und erklärte den Kammerbeschluß für ungiltig. Das Volk aber, so heißt es, jubelte dem Fürsten zu, weil es sah, daß über den willkürlichen Gesetzwidrig¬ keiten der Kammer und der Minister die starke Hand des Fürsten waltet, die sie in Ordnung zu halten und ihnen zu zeigen versteht, was ihre Pflicht zum Wohle des Landes ist. Es wäre zu wünschen, daß dieses Beispiel dazu beitrüge, eine geordnete Finanzverwaltung zu schaffen. Dann brauchte man nicht, wie es leider geschehen ist, zur Sanierung der zerrütteten Finanzen auf so verwerfliche Mittel zu sinnen, wie auf die Errichtung einer Spielhölle, ein Vorschlag, der vor etwa zwei Jahren aufgetaucht, aber zum Glück von der Kammer abgelehnt worden ist. Natürlich hat die Freiheit der Insel auch manches Gute gebracht, und anch nicht gegen diese selbst soll hier geeifert werden, sondern gegen ihre ver¬ kehrte Form. Es soll nicht geleugnet werden, daß die jetzige kleine Haupt¬ stadt des Fürstentums, Vathy, einen recht freundlichen, modernen Eindruck macht. Sie liegt an der südlichen Seite der tief einschneidenden Hafenbucht, während in deren Hintergrunde die alte Stadt auf einem hohen Berghange zerstreut liegt. Die Hauptgebäude der Neustadt liegen an dem Hafenau'al entlang: wenn man einfährt, zeigt sich zuerst das Zollhaus, dann kommen mehrere Konsulate, hierauf eine schmucke kleine Markthalle und zwei Hotels. Nun öffnet sich die Häuserreihe zu einem kleinen quadratischen, mit Anlagen geschmückten Platz — Pythagorasplatz haben ihn die Samioten getauft —, der von den vornehmsten Kaffeehäusern und Konditoreien umgeben ist. Unter den weiter folgenden villenartigen Häusern ragt eins durch seine etwas größern Dimensionen und durch eine wehende Fahne auf dem Dache hervor — es ist das „Palästchen" des Fürsten. Dahinter liegt, um der innern Hauptstraße, das Parlamentsgebäude und das Gymnasium — das einzige auf den südlichen Sporaden und darum eine Kulturstätte für das Griechentum. In den kleinen gepflasterten und ziemlich saubern Straßen herrscht wenig Leben, wie über¬ haupt die kleine Residenz einen recht idyllischen, sorglosen Eindruck macht; allzuviel zu tun gibt es nicht, geistige Anregungen und Zerstreuungen auch nicht, und so bleiben nur das Cafe und die Politik übrig, die so wenig wertvolle Zeit auszufüllen. Wöchentlich erscheinen auch zwei Zeitungen, das Regierungsorgan und ein noch junges unabhängiges Blatt, das ehrlich be¬ müht ist, in die zahlreichen politischen und sozialen Schäden der Insel hinein¬ zuleuchten und deshalb das „Licht" heißt.

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 63, 1904, Viertes Vierteljahr, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341879_295218/287>, abgerufen am 01.07.2024.