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Die Grenzboten. Jg. 63, 1904, Viertes Vierteljahr.

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und die blühende Insel zu einem großen Teil in wüstes Brandland verwandelt
hat. Der Fatalismus war es, der die unheilvolle Phylloxera zu so ver¬
heerenden Umfange hat erwachsen lassen, daß die fast ganz vom Weinban
lebenden Dörfer der Osthälfte der Insel schon jetzt, nach fünf bis sechs Jahren,
ein trauriges Bild des Verfalls zeigen, eines zum größten Teile selbstver¬
schuldeten Verfalls. Als sich damals die ersten Spuren der Krankheit zeigten
und einzelne Einsichtige die Weinbauer warnten, steckten diese wie der Strauß
den Kopf in den Sand und meinten mit der stereotypen Beruhigungsphrase:
"Schadet nichts, es wird vorübergehn." Es ging aber nicht vorüber, sondern
verwüstete ganze Distrikte und verbreitete Not und Elend. In vielen Dörfern
konnte ich vor zwei Jahren zur Zeit der Weinlese weder eine Weintraube noch
einen Tropfen Wein bekommen. Einige Wohlhabende haben,. amerikanische
Reben eingesetzt, von denen man mehr Widerstand gegen das Übel erwartet,
aber das sind nur wenige, den meisten fehlen die Mittel, oder sie Verhalten
sich mißtrauisch gegen jede Neuerung.

Ein Gutes hat nun das Unglück doch gehabt. Der Regierung sind die
Augen aufgegangen, sie hat erkannt, daß die Masse kein Verständnis hat für
einen rationellen Betrieb der Landwirtschaft, und darum hat auch sie sich aus
ihrer Passivität aufgerafft und im vorigen Herbst zum erstenmal einen Land¬
wirtschaftskongreß in dem Sitzungssaale der samiotischen Kammer zusammen be¬
rufen, dessen Verhandlungen unter der Leitung eines aus Griechenland berufnen
wissenschaftlich gebildeten Landwirth standen. Dieser soll zugleich die gesamte
Landwirtschaft der Insel reorganisieren, zu welchem Zwecke er ein großes
Programm ausgearbeitet hat. Der Kongreß selbst war gut besucht, und es
war eine Freude, zu sehen, wie sich die kräftigen, großen Gestalten der Bauern
mit ihren weiten, schwarzen Pluderhosen, hellen Wadenstrümpfen und Schuhen
und ihren gebräunten, von einer schartigen Mütze gekrönten Gesichtern offenbar
als wahre Vertreter des Volks und seiner wahren Interessen fühlten in den
Räumen, wo sonst nur die Berufspolitiker zum Unsegen des Landes ihr
Wesen treiben. Die meisten nahmen auch wirklich endigen Anteil an den
Verhandlungen, wenn es auch nicht an mißtrauischen Gemütern fehlte, die
zugleich ehrlich genug waren, ihr Mißtrauen zu äußern, und meinten, das
alles, was die Regierung wollte, sei ja nur dazu da, neue Steuern herauszu¬
pressen! Immerhin wird, wenn es nicht gelingen sollte, die geplanten Reformen
durchzuführen, die Schuld weniger dein Volke noch der Regierung, sondern
allein der auf der Lauer liegenden Oppositionspartei zuzuschreiben sein.

Damit kommen wir auf den Kern und die Wurzel des Übels, das alle
Früchte des Bodens und der Freiheit illusorisch zu machen droht: den Partei¬
hader und den Parteikampf, dieses unaufhaltsam am Körper wie des griechischen
Volks überhaupt, so auch an dem nur einen Teil von ihm bildenden samio¬
tischen fressende Geschwür. Wie in Griechenland, so hat sich auch in Samos
dieses Parteiwesen seinen verhängnisvollen Ausdruck geschaffen in einem so¬
genannten Parlament, das aber weiter nichts ist als die organisierte, in ein
System gebrachte Parteiwut, die nur auf gegenseitige Vernichtung gerichtet ist
und schließlich zur Selbstzerfleischung führen muß. Es soll hier nicht die Rede
davon sein, ob es richtig war, eine beliebig herausgegriffne, verhältnismäßig
kleine Insel zu einem halb selbständigen Staat zu erheben, wie es 1834 durch
den unerforschlichen Ratschluß der europüischeu Diplomatie mit Samos geschehen
ist; es war wohl überhaupt keine ernst gemeinte, reiflich überlegte Tat, sondern
eine jener damals beliebten diplomatischen Spielereien und Experimente, durch
die zum Beispiel auch die Insel Astypalcia, die erst Griechenland zugesprochen
worden war, die dann aber, als man sah, daß sie über den 26. Längengrad
hinausging, auf der Londoner Konferenz an die Türkei fiel, zu trauriger
Berühmtheit gelangt ist. Die Kosten dieser Spielerei aber hat, wie das Kind


Grenzboten IV 1904 38

und die blühende Insel zu einem großen Teil in wüstes Brandland verwandelt
hat. Der Fatalismus war es, der die unheilvolle Phylloxera zu so ver¬
heerenden Umfange hat erwachsen lassen, daß die fast ganz vom Weinban
lebenden Dörfer der Osthälfte der Insel schon jetzt, nach fünf bis sechs Jahren,
ein trauriges Bild des Verfalls zeigen, eines zum größten Teile selbstver¬
schuldeten Verfalls. Als sich damals die ersten Spuren der Krankheit zeigten
und einzelne Einsichtige die Weinbauer warnten, steckten diese wie der Strauß
den Kopf in den Sand und meinten mit der stereotypen Beruhigungsphrase:
„Schadet nichts, es wird vorübergehn." Es ging aber nicht vorüber, sondern
verwüstete ganze Distrikte und verbreitete Not und Elend. In vielen Dörfern
konnte ich vor zwei Jahren zur Zeit der Weinlese weder eine Weintraube noch
einen Tropfen Wein bekommen. Einige Wohlhabende haben,. amerikanische
Reben eingesetzt, von denen man mehr Widerstand gegen das Übel erwartet,
aber das sind nur wenige, den meisten fehlen die Mittel, oder sie Verhalten
sich mißtrauisch gegen jede Neuerung.

Ein Gutes hat nun das Unglück doch gehabt. Der Regierung sind die
Augen aufgegangen, sie hat erkannt, daß die Masse kein Verständnis hat für
einen rationellen Betrieb der Landwirtschaft, und darum hat auch sie sich aus
ihrer Passivität aufgerafft und im vorigen Herbst zum erstenmal einen Land¬
wirtschaftskongreß in dem Sitzungssaale der samiotischen Kammer zusammen be¬
rufen, dessen Verhandlungen unter der Leitung eines aus Griechenland berufnen
wissenschaftlich gebildeten Landwirth standen. Dieser soll zugleich die gesamte
Landwirtschaft der Insel reorganisieren, zu welchem Zwecke er ein großes
Programm ausgearbeitet hat. Der Kongreß selbst war gut besucht, und es
war eine Freude, zu sehen, wie sich die kräftigen, großen Gestalten der Bauern
mit ihren weiten, schwarzen Pluderhosen, hellen Wadenstrümpfen und Schuhen
und ihren gebräunten, von einer schartigen Mütze gekrönten Gesichtern offenbar
als wahre Vertreter des Volks und seiner wahren Interessen fühlten in den
Räumen, wo sonst nur die Berufspolitiker zum Unsegen des Landes ihr
Wesen treiben. Die meisten nahmen auch wirklich endigen Anteil an den
Verhandlungen, wenn es auch nicht an mißtrauischen Gemütern fehlte, die
zugleich ehrlich genug waren, ihr Mißtrauen zu äußern, und meinten, das
alles, was die Regierung wollte, sei ja nur dazu da, neue Steuern herauszu¬
pressen! Immerhin wird, wenn es nicht gelingen sollte, die geplanten Reformen
durchzuführen, die Schuld weniger dein Volke noch der Regierung, sondern
allein der auf der Lauer liegenden Oppositionspartei zuzuschreiben sein.

Damit kommen wir auf den Kern und die Wurzel des Übels, das alle
Früchte des Bodens und der Freiheit illusorisch zu machen droht: den Partei¬
hader und den Parteikampf, dieses unaufhaltsam am Körper wie des griechischen
Volks überhaupt, so auch an dem nur einen Teil von ihm bildenden samio¬
tischen fressende Geschwür. Wie in Griechenland, so hat sich auch in Samos
dieses Parteiwesen seinen verhängnisvollen Ausdruck geschaffen in einem so¬
genannten Parlament, das aber weiter nichts ist als die organisierte, in ein
System gebrachte Parteiwut, die nur auf gegenseitige Vernichtung gerichtet ist
und schließlich zur Selbstzerfleischung führen muß. Es soll hier nicht die Rede
davon sein, ob es richtig war, eine beliebig herausgegriffne, verhältnismäßig
kleine Insel zu einem halb selbständigen Staat zu erheben, wie es 1834 durch
den unerforschlichen Ratschluß der europüischeu Diplomatie mit Samos geschehen
ist; es war wohl überhaupt keine ernst gemeinte, reiflich überlegte Tat, sondern
eine jener damals beliebten diplomatischen Spielereien und Experimente, durch
die zum Beispiel auch die Insel Astypalcia, die erst Griechenland zugesprochen
worden war, die dann aber, als man sah, daß sie über den 26. Längengrad
hinausging, auf der Londoner Konferenz an die Türkei fiel, zu trauriger
Berühmtheit gelangt ist. Die Kosten dieser Spielerei aber hat, wie das Kind


Grenzboten IV 1904 38
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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 63, 1904, Viertes Vierteljahr, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341879_295218/285>, abgerufen am 03.07.2024.