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Die Grenzboten. Jg. 63, 1904, Viertes Vierteljahr.

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Die vamen auf Markby

und bereute, daß er sich dar-ins eingelassen hatte, über Julie zu sprechen. Ich fand
nur, daß sie an dem Abend bei euch recht schlecht aussah.

Fandest du das? fragte Bibbi unschuldig. Sie machte gestern mit Arvid einen
Spaziergang bis zur Fichtenbucht und war dann am Abend, als Robert kam, ganz
froh und vergnügt.

Ja dann! sagte Erik. -- Ricks, wandte er sich hierauf an den Stallknecht,
dem es schwer fiel, die beiden ungeduldigen Pferde zu halten, führen Sie Elan
vor! Eben kommt das Fräulein!

Und da erschien Julie auch richtig oben auf der Treppe, das Kleid über dem
Arm, in Hut und Schleier und langen Handschuhen. Richtig stolz und froh, wie
Bibbi sagte. Jedenfalls hatte sie rote Wangen.

Erik? Sie blieb plötzlich mitten auf der Treppe stehn und sah sich fragend,
ja unentschlossen um.

Ja, antwortete Erik leise -- er stand unter und wandte nur den Kopf --;
Arvid wagte es nicht, Dagny zu verlassen.

Julie sah unsicher -- ratlos und zögernd von ihm auf Bibbi.

Kommst du nun, Julie? fragte er beinahe befehlend.

Ja. Rasch schritt sie die letzten Stufen hinunter. Er half ihr ruhig und
sorgsam aufs Pferd und sprang dann selbst auf sein eignes.

Es stand Erik gut, wenn er zu Pferd saß: er sah breitschultrig und sicher
aus. Freigebig reichte er Ricks eine große Silbermünze und sagte: Sind wir
nun fertig?

Adieu, liebe Bibbi, murmelte Julie, über die Mähne des Pferdes gebeugt,
fast tonlos. Zum erstenmal in ihrem Leben bekam Bibbi eine richtige Vorstellung
davon, wie es sein müßte, bei einer Entführung mitzuhelfen.

Sie blieb stehn und sah den beiden nach, als sie in scharfem Trab durch die
nasse, sich schon gelb färbende Birkenallee ritten. Jetzt . . . jetzt waren sie hinter
der steinernen Einfassung . . . nun draußen auf der Landstraße. . . . Obgleich sie
sie nicht mehr sehen konnte, blieb sie doch stehn und sah gerade aus. Dann
wandte sie sich um, seufzte und ging hinein, um den Kaffee für ihre Mutter zu
bereiten.

Aber drüben ans dem Wege sprachen Erik und Julie nach den ersten gleich-
giltigen Worten, die sie gewechselt hatten, nichts mehr miteinander. Sie ritten
schnell, als ob sie Eile hätten, er kaum eine Pferdekopflänge hinter ihr. Die ganze
Zeit konnte er ihren elastischen geraden Rücken und die fein geformten Schultern
sehen und unter dem Filzhut den dunkeln Kopf, den sie so keck zurückwarf, während
sie, mit leicht blinzelnden Augen unter dem schmalen Hutrand, mit halboffnen
Mund begehrlich die reine Luft einatmete.

Er fühlte es, er müßte eigentlich die ungestörte Einsamkeit dieses Augenblicks,
die vielleicht nicht so schnell wiederkam, nützen, sich richtig mit ihr auszusprechen
und seinen heftigen Ausbruch an jenem Abend in Bibbis Garten zu erklären und
zu rechtfertigen. Aber er wagte es nicht recht; er wußte ja, daß sie um da auf
dem Pferd saß und an ganz dasselbe dachte wie er, vielleicht nicht auf dieselbe
Weise, aber jedenfalls an dieselbe Sache. Er wußte, daß sie da saß voller Angst
und doch von sehnsüchtigem Verlangen erfüllt, und daß sie ebensogut begriff wie
er, daß das, was nun kommen mußte, unumgänglich war, daß das nächste Wort,
das Erik aussprechen werde, vielleicht die Frage wäre, ohne die ihrer beider
Dasein jetzt und nachher bedeutungslos und unmöglich sein würde; ja, nur eine
unerträgliche Bürde für sie beide. Denn sie, die früher tausenderlei zwischen
Himmel und Erde gehabt hatten, worüber sie sich unterhalten konnten, sie hatten
sich jetzt nur noch eins zu sagen.

Immer wieder, tausendmal, hatte Julie in Gedanken die kurzen Minuten
durchlebt, wo sie in der Dunkelheit vor der kleinen Glasveranda gestanden hatten;
ja, immer und immer wieder hatte sie ihn die wenig Worte, die er zu ihr gesagt
hatte, wiederHolm hören, und jedesmal hatte dasselbe Beben ihren ganzen Körper


Die vamen auf Markby

und bereute, daß er sich dar-ins eingelassen hatte, über Julie zu sprechen. Ich fand
nur, daß sie an dem Abend bei euch recht schlecht aussah.

Fandest du das? fragte Bibbi unschuldig. Sie machte gestern mit Arvid einen
Spaziergang bis zur Fichtenbucht und war dann am Abend, als Robert kam, ganz
froh und vergnügt.

Ja dann! sagte Erik. — Ricks, wandte er sich hierauf an den Stallknecht,
dem es schwer fiel, die beiden ungeduldigen Pferde zu halten, führen Sie Elan
vor! Eben kommt das Fräulein!

Und da erschien Julie auch richtig oben auf der Treppe, das Kleid über dem
Arm, in Hut und Schleier und langen Handschuhen. Richtig stolz und froh, wie
Bibbi sagte. Jedenfalls hatte sie rote Wangen.

Erik? Sie blieb plötzlich mitten auf der Treppe stehn und sah sich fragend,
ja unentschlossen um.

Ja, antwortete Erik leise — er stand unter und wandte nur den Kopf —;
Arvid wagte es nicht, Dagny zu verlassen.

Julie sah unsicher — ratlos und zögernd von ihm auf Bibbi.

Kommst du nun, Julie? fragte er beinahe befehlend.

Ja. Rasch schritt sie die letzten Stufen hinunter. Er half ihr ruhig und
sorgsam aufs Pferd und sprang dann selbst auf sein eignes.

Es stand Erik gut, wenn er zu Pferd saß: er sah breitschultrig und sicher
aus. Freigebig reichte er Ricks eine große Silbermünze und sagte: Sind wir
nun fertig?

Adieu, liebe Bibbi, murmelte Julie, über die Mähne des Pferdes gebeugt,
fast tonlos. Zum erstenmal in ihrem Leben bekam Bibbi eine richtige Vorstellung
davon, wie es sein müßte, bei einer Entführung mitzuhelfen.

Sie blieb stehn und sah den beiden nach, als sie in scharfem Trab durch die
nasse, sich schon gelb färbende Birkenallee ritten. Jetzt . . . jetzt waren sie hinter
der steinernen Einfassung . . . nun draußen auf der Landstraße. . . . Obgleich sie
sie nicht mehr sehen konnte, blieb sie doch stehn und sah gerade aus. Dann
wandte sie sich um, seufzte und ging hinein, um den Kaffee für ihre Mutter zu
bereiten.

Aber drüben ans dem Wege sprachen Erik und Julie nach den ersten gleich-
giltigen Worten, die sie gewechselt hatten, nichts mehr miteinander. Sie ritten
schnell, als ob sie Eile hätten, er kaum eine Pferdekopflänge hinter ihr. Die ganze
Zeit konnte er ihren elastischen geraden Rücken und die fein geformten Schultern
sehen und unter dem Filzhut den dunkeln Kopf, den sie so keck zurückwarf, während
sie, mit leicht blinzelnden Augen unter dem schmalen Hutrand, mit halboffnen
Mund begehrlich die reine Luft einatmete.

Er fühlte es, er müßte eigentlich die ungestörte Einsamkeit dieses Augenblicks,
die vielleicht nicht so schnell wiederkam, nützen, sich richtig mit ihr auszusprechen
und seinen heftigen Ausbruch an jenem Abend in Bibbis Garten zu erklären und
zu rechtfertigen. Aber er wagte es nicht recht; er wußte ja, daß sie um da auf
dem Pferd saß und an ganz dasselbe dachte wie er, vielleicht nicht auf dieselbe
Weise, aber jedenfalls an dieselbe Sache. Er wußte, daß sie da saß voller Angst
und doch von sehnsüchtigem Verlangen erfüllt, und daß sie ebensogut begriff wie
er, daß das, was nun kommen mußte, unumgänglich war, daß das nächste Wort,
das Erik aussprechen werde, vielleicht die Frage wäre, ohne die ihrer beider
Dasein jetzt und nachher bedeutungslos und unmöglich sein würde; ja, nur eine
unerträgliche Bürde für sie beide. Denn sie, die früher tausenderlei zwischen
Himmel und Erde gehabt hatten, worüber sie sich unterhalten konnten, sie hatten
sich jetzt nur noch eins zu sagen.

Immer wieder, tausendmal, hatte Julie in Gedanken die kurzen Minuten
durchlebt, wo sie in der Dunkelheit vor der kleinen Glasveranda gestanden hatten;
ja, immer und immer wieder hatte sie ihn die wenig Worte, die er zu ihr gesagt
hatte, wiederHolm hören, und jedesmal hatte dasselbe Beben ihren ganzen Körper


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[0237] Die vamen auf Markby und bereute, daß er sich dar-ins eingelassen hatte, über Julie zu sprechen. Ich fand nur, daß sie an dem Abend bei euch recht schlecht aussah. Fandest du das? fragte Bibbi unschuldig. Sie machte gestern mit Arvid einen Spaziergang bis zur Fichtenbucht und war dann am Abend, als Robert kam, ganz froh und vergnügt. Ja dann! sagte Erik. — Ricks, wandte er sich hierauf an den Stallknecht, dem es schwer fiel, die beiden ungeduldigen Pferde zu halten, führen Sie Elan vor! Eben kommt das Fräulein! Und da erschien Julie auch richtig oben auf der Treppe, das Kleid über dem Arm, in Hut und Schleier und langen Handschuhen. Richtig stolz und froh, wie Bibbi sagte. Jedenfalls hatte sie rote Wangen. Erik? Sie blieb plötzlich mitten auf der Treppe stehn und sah sich fragend, ja unentschlossen um. Ja, antwortete Erik leise — er stand unter und wandte nur den Kopf —; Arvid wagte es nicht, Dagny zu verlassen. Julie sah unsicher — ratlos und zögernd von ihm auf Bibbi. Kommst du nun, Julie? fragte er beinahe befehlend. Ja. Rasch schritt sie die letzten Stufen hinunter. Er half ihr ruhig und sorgsam aufs Pferd und sprang dann selbst auf sein eignes. Es stand Erik gut, wenn er zu Pferd saß: er sah breitschultrig und sicher aus. Freigebig reichte er Ricks eine große Silbermünze und sagte: Sind wir nun fertig? Adieu, liebe Bibbi, murmelte Julie, über die Mähne des Pferdes gebeugt, fast tonlos. Zum erstenmal in ihrem Leben bekam Bibbi eine richtige Vorstellung davon, wie es sein müßte, bei einer Entführung mitzuhelfen. Sie blieb stehn und sah den beiden nach, als sie in scharfem Trab durch die nasse, sich schon gelb färbende Birkenallee ritten. Jetzt . . . jetzt waren sie hinter der steinernen Einfassung . . . nun draußen auf der Landstraße. . . . Obgleich sie sie nicht mehr sehen konnte, blieb sie doch stehn und sah gerade aus. Dann wandte sie sich um, seufzte und ging hinein, um den Kaffee für ihre Mutter zu bereiten. Aber drüben ans dem Wege sprachen Erik und Julie nach den ersten gleich- giltigen Worten, die sie gewechselt hatten, nichts mehr miteinander. Sie ritten schnell, als ob sie Eile hätten, er kaum eine Pferdekopflänge hinter ihr. Die ganze Zeit konnte er ihren elastischen geraden Rücken und die fein geformten Schultern sehen und unter dem Filzhut den dunkeln Kopf, den sie so keck zurückwarf, während sie, mit leicht blinzelnden Augen unter dem schmalen Hutrand, mit halboffnen Mund begehrlich die reine Luft einatmete. Er fühlte es, er müßte eigentlich die ungestörte Einsamkeit dieses Augenblicks, die vielleicht nicht so schnell wiederkam, nützen, sich richtig mit ihr auszusprechen und seinen heftigen Ausbruch an jenem Abend in Bibbis Garten zu erklären und zu rechtfertigen. Aber er wagte es nicht recht; er wußte ja, daß sie um da auf dem Pferd saß und an ganz dasselbe dachte wie er, vielleicht nicht auf dieselbe Weise, aber jedenfalls an dieselbe Sache. Er wußte, daß sie da saß voller Angst und doch von sehnsüchtigem Verlangen erfüllt, und daß sie ebensogut begriff wie er, daß das, was nun kommen mußte, unumgänglich war, daß das nächste Wort, das Erik aussprechen werde, vielleicht die Frage wäre, ohne die ihrer beider Dasein jetzt und nachher bedeutungslos und unmöglich sein würde; ja, nur eine unerträgliche Bürde für sie beide. Denn sie, die früher tausenderlei zwischen Himmel und Erde gehabt hatten, worüber sie sich unterhalten konnten, sie hatten sich jetzt nur noch eins zu sagen. Immer wieder, tausendmal, hatte Julie in Gedanken die kurzen Minuten durchlebt, wo sie in der Dunkelheit vor der kleinen Glasveranda gestanden hatten; ja, immer und immer wieder hatte sie ihn die wenig Worte, die er zu ihr gesagt hatte, wiederHolm hören, und jedesmal hatte dasselbe Beben ihren ganzen Körper

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 63, 1904, Viertes Vierteljahr, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341879_295218/237>, abgerufen am 23.07.2024.