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Die Grenzboten. Jg. 63, 1904, Drittes Vierteljahr.

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Wanderungen in der Niederlausitz

haben auch andre als Brühl erfahren müssen: Voltaire, dessen Schwächen er,
während er in Sanssouci als Gast weilte, unter dem Bilde des in die Holzver¬
kleidung des Zimmers geschnitzten Affen, des Eichhörnchens und der Elster verhöhnte,
ja sein eigner Bruder August Wilhelm, den er nach dein unglücklichen Rückzüge
aus Böhmen ^1757) durch harte Vorwürfe tödlich kränkte u. a. Der Krieg mit
seinen ewigen Wechselfällen stellte, wie schon seine ins Unglaubliche vermehrte
Korrespondenz erweist, an die Nervenkraft des Königs so ungeheure Anforderungen,
daß sich seine ohnehin impulsive Natur manchmal bis zur Leidenschaft und Härte
steigerte. Das ist weder schön noch edel, aber doch menschlich. Darum sollen wir
bei dem Gesamturteil über den großen Regenten auch seine Schwächen nicht ver¬
schweigen, Denn der Fürst, der seine siegreiche Heimkehr aus dem gewaltigen
Kriege durch ein einsames, ^tränenreiches Tedeum in der Schloßkapelle zu Char¬
lottenburg feierte, war gewiß im innersten Herzen kein Barbar. Schon während
der letzten Kriegsjahre trat bei ihm wenigstens dann und wann eine weichere
Stimmung hervor. So schreibt er am 16. März 1766 aus Freiberg an den
Grafen Algarotti im Hinblick auf den verwüsteten Zustand Sachsens: AissiÄdlos
tous o.us nous sommss, eini n'avonL "zu'un momvnt a vivrs, nous nous rönäons es
momvnt Is plus aur c^us nous xonvons, nous nous plaisons ctstruirs ass ebsts-
ä'couvrs as l'inäusti'is se an tomxs se Ah 1g.is8ör uns msmoirs oäisuss as nos ra-
st clss ealamitss "zu'ils out eaussss

Brühl hat den Ruin seines Vermögens mit einem gewissen Anstand und mit
Würde getragen, wie der gemäßigte Ton seiner gegen Friedrich den Großen er¬
lassenen Flugschriften beweist -- nach seinem "System" mußte ja auch das un¬
glückliche Land den Hauptteil der Wiederherstellungskosten tragen. Schon im
Juni 1761 hat er Heineren nach Paris geschickt, um Leinwand und Tafelzeug für
die Schlösser, besonders sür das Dresdner Palais zu kaufen. Auch soll er für das
wiederaufzubauende Belvedere in Paris Bilder malen lassen und die Wiederher¬
stellung von Pforten in die Hand nehmen. Wie sorgsam klingt es, wenn er hinzu¬
fügt: 1it>, Mix sse su er-lin, 1o oonZrss Sö oommsnes, Iss Al'in6s8 marensut, visu
vsuills "ins Mr clss soins nsursux estts xaix soll oonsoliclss xour osor ä'su xro-
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ctans Is ssin as I'lZmxirs se oultivsr tont es <mi xont ks^irs oublisr Is parsis?) se
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Auch die Gräfin ist geschäftig im Plänemachen. Sie denkt schon im April 1759
daran, einen Kanal vom Pförtner See nach dem See von Zauchel graben zu lassen,
der zwanzig Ellen breit ist und auf jeder Seite einen zehn Ellen breiten Gang
hat; ein zweiter Kanal soll von dem Herrenhaus in Nieder-Jeser, den andern
kreuzend, nach Pforte" geführt werden; beide sollen mindestens vier Ellen tief
werden, damit man auf einem Boot von Pforten nach Zauchel und Jeser gelangen
kann. Ebenso interessieren sie die Baumpflanzungen und die Gartenanlagen, die
nach Sparings Plänen ausgeführt werden sollen. Aber sie hat Pforten nie wieder
gesehen: im Mai 1762, also noch lange vor Abschluß des Hubertusburger Friedens,
ist sie in Warschau an einem Gallenfieber gestorben.

Ich weiß nicht, wo die glänzende, willensstarke Weltdame ihr Grab gefunden
hat, vermutlich in Warschau; ihr Bild, das einen feinen, schmalen Kopf mit auf¬
fallend blasser Gesichtsfarbe zeigt, habe ich im Schlosse zu Sehffersdorf gesehen.
Sie selbst hätte sich ihre letzte Ruhestätte wohl im Parke zu Pforten gewünscht,
der, wie ihre aus der Verbannung geschriebnen Briefe beweisen, wohl ihre
Lieblingsschöpfung war. Er zieht sich hinter dem Schlosse zum See und an
dessen linken Ufer entlang in entzückender Abwechslung des Geländes, eine Perle
der Niederlausitzer Landschaft. Ich sah ihn im ersten noch rauhen Vorfrühling,
als zwischen einzelnen Regenschauern immer wieder helle Sonnenlichter über das
aus Moos gewachsue dunkelgrüne Samnietkleid der alten rauschenden Linden dahin¬
glitten; zwischen den Linden stehn auf morschen Postamenten eine ebenfalls grün


Wanderungen in der Niederlausitz

haben auch andre als Brühl erfahren müssen: Voltaire, dessen Schwächen er,
während er in Sanssouci als Gast weilte, unter dem Bilde des in die Holzver¬
kleidung des Zimmers geschnitzten Affen, des Eichhörnchens und der Elster verhöhnte,
ja sein eigner Bruder August Wilhelm, den er nach dein unglücklichen Rückzüge
aus Böhmen ^1757) durch harte Vorwürfe tödlich kränkte u. a. Der Krieg mit
seinen ewigen Wechselfällen stellte, wie schon seine ins Unglaubliche vermehrte
Korrespondenz erweist, an die Nervenkraft des Königs so ungeheure Anforderungen,
daß sich seine ohnehin impulsive Natur manchmal bis zur Leidenschaft und Härte
steigerte. Das ist weder schön noch edel, aber doch menschlich. Darum sollen wir
bei dem Gesamturteil über den großen Regenten auch seine Schwächen nicht ver¬
schweigen, Denn der Fürst, der seine siegreiche Heimkehr aus dem gewaltigen
Kriege durch ein einsames, ^tränenreiches Tedeum in der Schloßkapelle zu Char¬
lottenburg feierte, war gewiß im innersten Herzen kein Barbar. Schon während
der letzten Kriegsjahre trat bei ihm wenigstens dann und wann eine weichere
Stimmung hervor. So schreibt er am 16. März 1766 aus Freiberg an den
Grafen Algarotti im Hinblick auf den verwüsteten Zustand Sachsens: AissiÄdlos
tous o.us nous sommss, eini n'avonL «zu'un momvnt a vivrs, nous nous rönäons es
momvnt Is plus aur c^us nous xonvons, nous nous plaisons ctstruirs ass ebsts-
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Brühl hat den Ruin seines Vermögens mit einem gewissen Anstand und mit
Würde getragen, wie der gemäßigte Ton seiner gegen Friedrich den Großen er¬
lassenen Flugschriften beweist — nach seinem „System" mußte ja auch das un¬
glückliche Land den Hauptteil der Wiederherstellungskosten tragen. Schon im
Juni 1761 hat er Heineren nach Paris geschickt, um Leinwand und Tafelzeug für
die Schlösser, besonders sür das Dresdner Palais zu kaufen. Auch soll er für das
wiederaufzubauende Belvedere in Paris Bilder malen lassen und die Wiederher¬
stellung von Pforten in die Hand nehmen. Wie sorgsam klingt es, wenn er hinzu¬
fügt: 1it>, Mix sse su er-lin, 1o oonZrss Sö oommsnes, Iss Al'in6s8 marensut, visu
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wottro uns bonoiÄdls, äursbls se teils Hu'oil xsut vivrs K 1'avsuir toso sursts
ctans Is ssin as I'lZmxirs se oultivsr tont es <mi xont ks^irs oublisr Is parsis?) se
rÄMönsr Is bonnsnr s.u xsupls!

Auch die Gräfin ist geschäftig im Plänemachen. Sie denkt schon im April 1759
daran, einen Kanal vom Pförtner See nach dem See von Zauchel graben zu lassen,
der zwanzig Ellen breit ist und auf jeder Seite einen zehn Ellen breiten Gang
hat; ein zweiter Kanal soll von dem Herrenhaus in Nieder-Jeser, den andern
kreuzend, nach Pforte« geführt werden; beide sollen mindestens vier Ellen tief
werden, damit man auf einem Boot von Pforten nach Zauchel und Jeser gelangen
kann. Ebenso interessieren sie die Baumpflanzungen und die Gartenanlagen, die
nach Sparings Plänen ausgeführt werden sollen. Aber sie hat Pforten nie wieder
gesehen: im Mai 1762, also noch lange vor Abschluß des Hubertusburger Friedens,
ist sie in Warschau an einem Gallenfieber gestorben.

Ich weiß nicht, wo die glänzende, willensstarke Weltdame ihr Grab gefunden
hat, vermutlich in Warschau; ihr Bild, das einen feinen, schmalen Kopf mit auf¬
fallend blasser Gesichtsfarbe zeigt, habe ich im Schlosse zu Sehffersdorf gesehen.
Sie selbst hätte sich ihre letzte Ruhestätte wohl im Parke zu Pforten gewünscht,
der, wie ihre aus der Verbannung geschriebnen Briefe beweisen, wohl ihre
Lieblingsschöpfung war. Er zieht sich hinter dem Schlosse zum See und an
dessen linken Ufer entlang in entzückender Abwechslung des Geländes, eine Perle
der Niederlausitzer Landschaft. Ich sah ihn im ersten noch rauhen Vorfrühling,
als zwischen einzelnen Regenschauern immer wieder helle Sonnenlichter über das
aus Moos gewachsue dunkelgrüne Samnietkleid der alten rauschenden Linden dahin¬
glitten; zwischen den Linden stehn auf morschen Postamenten eine ebenfalls grün


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[0474] Wanderungen in der Niederlausitz haben auch andre als Brühl erfahren müssen: Voltaire, dessen Schwächen er, während er in Sanssouci als Gast weilte, unter dem Bilde des in die Holzver¬ kleidung des Zimmers geschnitzten Affen, des Eichhörnchens und der Elster verhöhnte, ja sein eigner Bruder August Wilhelm, den er nach dein unglücklichen Rückzüge aus Böhmen ^1757) durch harte Vorwürfe tödlich kränkte u. a. Der Krieg mit seinen ewigen Wechselfällen stellte, wie schon seine ins Unglaubliche vermehrte Korrespondenz erweist, an die Nervenkraft des Königs so ungeheure Anforderungen, daß sich seine ohnehin impulsive Natur manchmal bis zur Leidenschaft und Härte steigerte. Das ist weder schön noch edel, aber doch menschlich. Darum sollen wir bei dem Gesamturteil über den großen Regenten auch seine Schwächen nicht ver¬ schweigen, Denn der Fürst, der seine siegreiche Heimkehr aus dem gewaltigen Kriege durch ein einsames, ^tränenreiches Tedeum in der Schloßkapelle zu Char¬ lottenburg feierte, war gewiß im innersten Herzen kein Barbar. Schon während der letzten Kriegsjahre trat bei ihm wenigstens dann und wann eine weichere Stimmung hervor. So schreibt er am 16. März 1766 aus Freiberg an den Grafen Algarotti im Hinblick auf den verwüsteten Zustand Sachsens: AissiÄdlos tous o.us nous sommss, eini n'avonL «zu'un momvnt a vivrs, nous nous rönäons es momvnt Is plus aur c^us nous xonvons, nous nous plaisons ctstruirs ass ebsts- ä'couvrs as l'inäusti'is se an tomxs se Ah 1g.is8ör uns msmoirs oäisuss as nos ra- st clss ealamitss «zu'ils out eaussss Brühl hat den Ruin seines Vermögens mit einem gewissen Anstand und mit Würde getragen, wie der gemäßigte Ton seiner gegen Friedrich den Großen er¬ lassenen Flugschriften beweist — nach seinem „System" mußte ja auch das un¬ glückliche Land den Hauptteil der Wiederherstellungskosten tragen. Schon im Juni 1761 hat er Heineren nach Paris geschickt, um Leinwand und Tafelzeug für die Schlösser, besonders sür das Dresdner Palais zu kaufen. Auch soll er für das wiederaufzubauende Belvedere in Paris Bilder malen lassen und die Wiederher¬ stellung von Pforten in die Hand nehmen. Wie sorgsam klingt es, wenn er hinzu¬ fügt: 1it>, Mix sse su er-lin, 1o oonZrss Sö oommsnes, Iss Al'in6s8 marensut, visu vsuills «ins Mr clss soins nsursux estts xaix soll oonsoliclss xour osor ä'su xro- wottro uns bonoiÄdls, äursbls se teils Hu'oil xsut vivrs K 1'avsuir toso sursts ctans Is ssin as I'lZmxirs se oultivsr tont es <mi xont ks^irs oublisr Is parsis?) se rÄMönsr Is bonnsnr s.u xsupls! Auch die Gräfin ist geschäftig im Plänemachen. Sie denkt schon im April 1759 daran, einen Kanal vom Pförtner See nach dem See von Zauchel graben zu lassen, der zwanzig Ellen breit ist und auf jeder Seite einen zehn Ellen breiten Gang hat; ein zweiter Kanal soll von dem Herrenhaus in Nieder-Jeser, den andern kreuzend, nach Pforte« geführt werden; beide sollen mindestens vier Ellen tief werden, damit man auf einem Boot von Pforten nach Zauchel und Jeser gelangen kann. Ebenso interessieren sie die Baumpflanzungen und die Gartenanlagen, die nach Sparings Plänen ausgeführt werden sollen. Aber sie hat Pforten nie wieder gesehen: im Mai 1762, also noch lange vor Abschluß des Hubertusburger Friedens, ist sie in Warschau an einem Gallenfieber gestorben. Ich weiß nicht, wo die glänzende, willensstarke Weltdame ihr Grab gefunden hat, vermutlich in Warschau; ihr Bild, das einen feinen, schmalen Kopf mit auf¬ fallend blasser Gesichtsfarbe zeigt, habe ich im Schlosse zu Sehffersdorf gesehen. Sie selbst hätte sich ihre letzte Ruhestätte wohl im Parke zu Pforten gewünscht, der, wie ihre aus der Verbannung geschriebnen Briefe beweisen, wohl ihre Lieblingsschöpfung war. Er zieht sich hinter dem Schlosse zum See und an dessen linken Ufer entlang in entzückender Abwechslung des Geländes, eine Perle der Niederlausitzer Landschaft. Ich sah ihn im ersten noch rauhen Vorfrühling, als zwischen einzelnen Regenschauern immer wieder helle Sonnenlichter über das aus Moos gewachsue dunkelgrüne Samnietkleid der alten rauschenden Linden dahin¬ glitten; zwischen den Linden stehn auf morschen Postamenten eine ebenfalls grün

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 63, 1904, Drittes Vierteljahr, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341879_294416/474>, abgerufen am 26.06.2024.