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Die Grenzboten. Jg. 63, 1904, Drittes Vierteljahr.

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Gräfin Susanna

Dem Namen nach, unterschied Anthony, denn schon seit Jahren habe ich all
meine Macht in die rosigen, dicken Hände meines Majordomo niedergelegt.

Dabei verneigte er sich leicht.

Ich verschmähe es, auf deine Wortfuchserei mit dem Gast näher einzugehen,
fuhr Adrian fort, ohne diesen Einwand zu beachten. La Nobil Donna Susanna
Torrebianca ist ein Gast, und in deiner Eigenschaft als Hausherr trittst du bei
deiner Rückkehr sx oküoio als Wirt an meine Stelle.

Dx (Molo? wiederholte Anthony nachdenklich. Es ist längst nicht mehr Mode,
Fremdwörter im alltäglichen Gespräch zu gebrauchen.

Und deshalb, sagte Adrian, seine Erklärung zu Ende führend, mußt du, falls
du nicht als ein ausgesprochner Bär, Kaffer, Flegel und Mistbauer erscheinen willst,
ohne Verzug einen Besuch in Craford New Castle machen. Da ich nun gerade
jetzt besonders aufgelegt dazu bin und das Gefühl habe, ich werde mich in un¬
gewöhnlich günstigem Lichte zeigen, so stelle ich den Antrag, daß wir sofort hingehn.

Anthony erhob sich und reckte schläfrig die Arme.

Na, in Gottes Namen, sagte er, da dein gutes Herz nun einmal daran hängt, so
seis. Du weißt ja, wen" Grübchenkinn dringlich wird, kann ich nicht widerstehn.

Er unterdrückte ein Gähnen.

Adrian strahlte vor Siegesfreude.

Alles in allem genommen, bist du doch ein gutes Kind, und deshalb sollst du
auch Eingemachtes zu deinem Tee bekommen, sagte er.

Anthony beglückwünschte sich innerlich: Den habe ich gehörig eingeseift.

Sein Herz schlug höher, als sie durch den herrlichen Park dahinwanderten.

Wie konnte ich nur einen Augenblick bis Sonntag warten wollen, dachte er.

Sonntag, der Tag nach übermorgen, schien ihm in nebelgrauer Ferne zu liegen.

Adrian schritt neben ihm einher und summte vergnügt vor sich hin.

Du scheinst ja recht fidel zu sein, bemerkte Anthony.

Ich dachte über deinen Not nach, erwiderte Adrian.

Über meinen Rat -- --?

Ja -- du rietest mir, ich solle sie heiraten.

Anthony starrte ihn verwundert an.

Was? rief er.

Ja, sagte Adrian holdselig lächelnd, und ich bin der Ansicht, daß es ein sehr
guter Rat ist, und deshalb werde ich ihr auch meine Huldigung darbringen.

Du? Mensch, bist du von Sinnen? fragte Anthony aufgeregt.

Du brauchst gar nicht so heftig zu werden: es ist deine eigne Idee.

Ich habe gescherzt! Ich habe mich lustig über dich gemacht! Sie heiraten?
Sie würde dich keines Blickes würdigen, erklärte Anthony verächtlich.

Und warum nicht, wenn ich bitten darf? erkundigte sich Adrian von oben herab.

Du bist ... du bist zu jung, lautete die Antwort.

Zu jung? gab Adrian mit mildem Ernst zurück, ich bin dreißig Jahre alt!

neununddreißig bist du, aber trotzdem wirst du nie dreißig, auch wenn du schon
längst vierzig bist. Du verkörperst die ewige Jugend.

Ich gebe zu, erklärte Adrian überlegen, daß ich in der Tat kein altes, bla¬
siertes Menschenkind bin wie -- nun wie jemand, den ich nicht nennen will. Es
gibt allerlei Arten von Früchten: grobkörnige, saure, die vertrocknen und doch nie
reifen, und andre, die immer rosiger, runder, süßer und saftiger werden, je länger
sie am Baume hängen.

Dabei warf er sich stolz in die Brust.

Merke wohl, ich nenne keine Namen, denn ich bin eine Seele von Zartgefühl
und Zurückhaltung, von Bescheidenheit und Güte, und deshalb nenne ich keine
Namen. Was mich selbst betrifft, so gebe ich zu, daß ich jung bin: die Lieblinge
der Götter bleiben ewig jung. Trotzdem bin ich alt genug, frisch und impulsiv
fühlen zu können. Ich bin alt genug, den roten, herben Pessimismus der Er-


Grenzboten III 1904 5g
Gräfin Susanna

Dem Namen nach, unterschied Anthony, denn schon seit Jahren habe ich all
meine Macht in die rosigen, dicken Hände meines Majordomo niedergelegt.

Dabei verneigte er sich leicht.

Ich verschmähe es, auf deine Wortfuchserei mit dem Gast näher einzugehen,
fuhr Adrian fort, ohne diesen Einwand zu beachten. La Nobil Donna Susanna
Torrebianca ist ein Gast, und in deiner Eigenschaft als Hausherr trittst du bei
deiner Rückkehr sx oküoio als Wirt an meine Stelle.

Dx (Molo? wiederholte Anthony nachdenklich. Es ist längst nicht mehr Mode,
Fremdwörter im alltäglichen Gespräch zu gebrauchen.

Und deshalb, sagte Adrian, seine Erklärung zu Ende führend, mußt du, falls
du nicht als ein ausgesprochner Bär, Kaffer, Flegel und Mistbauer erscheinen willst,
ohne Verzug einen Besuch in Craford New Castle machen. Da ich nun gerade
jetzt besonders aufgelegt dazu bin und das Gefühl habe, ich werde mich in un¬
gewöhnlich günstigem Lichte zeigen, so stelle ich den Antrag, daß wir sofort hingehn.

Anthony erhob sich und reckte schläfrig die Arme.

Na, in Gottes Namen, sagte er, da dein gutes Herz nun einmal daran hängt, so
seis. Du weißt ja, wen» Grübchenkinn dringlich wird, kann ich nicht widerstehn.

Er unterdrückte ein Gähnen.

Adrian strahlte vor Siegesfreude.

Alles in allem genommen, bist du doch ein gutes Kind, und deshalb sollst du
auch Eingemachtes zu deinem Tee bekommen, sagte er.

Anthony beglückwünschte sich innerlich: Den habe ich gehörig eingeseift.

Sein Herz schlug höher, als sie durch den herrlichen Park dahinwanderten.

Wie konnte ich nur einen Augenblick bis Sonntag warten wollen, dachte er.

Sonntag, der Tag nach übermorgen, schien ihm in nebelgrauer Ferne zu liegen.

Adrian schritt neben ihm einher und summte vergnügt vor sich hin.

Du scheinst ja recht fidel zu sein, bemerkte Anthony.

Ich dachte über deinen Not nach, erwiderte Adrian.

Über meinen Rat — —?

Ja — du rietest mir, ich solle sie heiraten.

Anthony starrte ihn verwundert an.

Was? rief er.

Ja, sagte Adrian holdselig lächelnd, und ich bin der Ansicht, daß es ein sehr
guter Rat ist, und deshalb werde ich ihr auch meine Huldigung darbringen.

Du? Mensch, bist du von Sinnen? fragte Anthony aufgeregt.

Du brauchst gar nicht so heftig zu werden: es ist deine eigne Idee.

Ich habe gescherzt! Ich habe mich lustig über dich gemacht! Sie heiraten?
Sie würde dich keines Blickes würdigen, erklärte Anthony verächtlich.

Und warum nicht, wenn ich bitten darf? erkundigte sich Adrian von oben herab.

Du bist ... du bist zu jung, lautete die Antwort.

Zu jung? gab Adrian mit mildem Ernst zurück, ich bin dreißig Jahre alt!

neununddreißig bist du, aber trotzdem wirst du nie dreißig, auch wenn du schon
längst vierzig bist. Du verkörperst die ewige Jugend.

Ich gebe zu, erklärte Adrian überlegen, daß ich in der Tat kein altes, bla¬
siertes Menschenkind bin wie — nun wie jemand, den ich nicht nennen will. Es
gibt allerlei Arten von Früchten: grobkörnige, saure, die vertrocknen und doch nie
reifen, und andre, die immer rosiger, runder, süßer und saftiger werden, je länger
sie am Baume hängen.

Dabei warf er sich stolz in die Brust.

Merke wohl, ich nenne keine Namen, denn ich bin eine Seele von Zartgefühl
und Zurückhaltung, von Bescheidenheit und Güte, und deshalb nenne ich keine
Namen. Was mich selbst betrifft, so gebe ich zu, daß ich jung bin: die Lieblinge
der Götter bleiben ewig jung. Trotzdem bin ich alt genug, frisch und impulsiv
fühlen zu können. Ich bin alt genug, den roten, herben Pessimismus der Er-


Grenzboten III 1904 5g
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[0421] Gräfin Susanna Dem Namen nach, unterschied Anthony, denn schon seit Jahren habe ich all meine Macht in die rosigen, dicken Hände meines Majordomo niedergelegt. Dabei verneigte er sich leicht. Ich verschmähe es, auf deine Wortfuchserei mit dem Gast näher einzugehen, fuhr Adrian fort, ohne diesen Einwand zu beachten. La Nobil Donna Susanna Torrebianca ist ein Gast, und in deiner Eigenschaft als Hausherr trittst du bei deiner Rückkehr sx oküoio als Wirt an meine Stelle. Dx (Molo? wiederholte Anthony nachdenklich. Es ist längst nicht mehr Mode, Fremdwörter im alltäglichen Gespräch zu gebrauchen. Und deshalb, sagte Adrian, seine Erklärung zu Ende führend, mußt du, falls du nicht als ein ausgesprochner Bär, Kaffer, Flegel und Mistbauer erscheinen willst, ohne Verzug einen Besuch in Craford New Castle machen. Da ich nun gerade jetzt besonders aufgelegt dazu bin und das Gefühl habe, ich werde mich in un¬ gewöhnlich günstigem Lichte zeigen, so stelle ich den Antrag, daß wir sofort hingehn. Anthony erhob sich und reckte schläfrig die Arme. Na, in Gottes Namen, sagte er, da dein gutes Herz nun einmal daran hängt, so seis. Du weißt ja, wen» Grübchenkinn dringlich wird, kann ich nicht widerstehn. Er unterdrückte ein Gähnen. Adrian strahlte vor Siegesfreude. Alles in allem genommen, bist du doch ein gutes Kind, und deshalb sollst du auch Eingemachtes zu deinem Tee bekommen, sagte er. Anthony beglückwünschte sich innerlich: Den habe ich gehörig eingeseift. Sein Herz schlug höher, als sie durch den herrlichen Park dahinwanderten. Wie konnte ich nur einen Augenblick bis Sonntag warten wollen, dachte er. Sonntag, der Tag nach übermorgen, schien ihm in nebelgrauer Ferne zu liegen. Adrian schritt neben ihm einher und summte vergnügt vor sich hin. Du scheinst ja recht fidel zu sein, bemerkte Anthony. Ich dachte über deinen Not nach, erwiderte Adrian. Über meinen Rat — —? Ja — du rietest mir, ich solle sie heiraten. Anthony starrte ihn verwundert an. Was? rief er. Ja, sagte Adrian holdselig lächelnd, und ich bin der Ansicht, daß es ein sehr guter Rat ist, und deshalb werde ich ihr auch meine Huldigung darbringen. Du? Mensch, bist du von Sinnen? fragte Anthony aufgeregt. Du brauchst gar nicht so heftig zu werden: es ist deine eigne Idee. Ich habe gescherzt! Ich habe mich lustig über dich gemacht! Sie heiraten? Sie würde dich keines Blickes würdigen, erklärte Anthony verächtlich. Und warum nicht, wenn ich bitten darf? erkundigte sich Adrian von oben herab. Du bist ... du bist zu jung, lautete die Antwort. Zu jung? gab Adrian mit mildem Ernst zurück, ich bin dreißig Jahre alt! neununddreißig bist du, aber trotzdem wirst du nie dreißig, auch wenn du schon längst vierzig bist. Du verkörperst die ewige Jugend. Ich gebe zu, erklärte Adrian überlegen, daß ich in der Tat kein altes, bla¬ siertes Menschenkind bin wie — nun wie jemand, den ich nicht nennen will. Es gibt allerlei Arten von Früchten: grobkörnige, saure, die vertrocknen und doch nie reifen, und andre, die immer rosiger, runder, süßer und saftiger werden, je länger sie am Baume hängen. Dabei warf er sich stolz in die Brust. Merke wohl, ich nenne keine Namen, denn ich bin eine Seele von Zartgefühl und Zurückhaltung, von Bescheidenheit und Güte, und deshalb nenne ich keine Namen. Was mich selbst betrifft, so gebe ich zu, daß ich jung bin: die Lieblinge der Götter bleiben ewig jung. Trotzdem bin ich alt genug, frisch und impulsiv fühlen zu können. Ich bin alt genug, den roten, herben Pessimismus der Er- Grenzboten III 1904 5g

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 63, 1904, Drittes Vierteljahr, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341879_294416/421>, abgerufen am 23.07.2024.