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Die Grenzboten. Jg. 63, 1904, Drittes Vierteljahr.

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Im Lande der tausend Seen

Nyslott ist ein wichtiger Durchgangspunkt für den Exporthandel des großen
nordöstlichen finnischen Gebiets Savolccks. Der finnische Name Nyslotts ist
Savonlinna. Das freundliche Städtchen, dessen krumme Gäßchen und von
Gärten umgelme Landhäuser an der steilen Anhöhe hinaufzuklettern scheinen,
überragt von der mächtigen altersgrauen Olafsburg, die wie eine gespenstige
Riesengestalt des finstern Mittelalters fremdartig düster auf das unscheinbare
Landstädtchen herniederschaut, gewährt einen ungemein malerischen Anblick;
besonders von dem Turm der im Zentrum der Stadt liegenden Restauration
Hungerburg aus, wo man sich am besten über die Lage Nyslotts orientieren
kann. Die Stadt ist auf zwei Inseln an einer der schmalsten Wasserstraßen
des Saimanetzes erbaut, die die beiden großen Seen des Pihlajavesi und
des Haapavesi verbindet. Von allen Seiten schneidet das Wasser tief in das
Land ein, das hier eine dichtbewaldete Halbinsel umspült, dort ein kleines Felsen¬
eiland von der Muttererde losreißend. Nirgends wohl tritt die ernste Schön¬
heit und der eigentümliche Reiz der finnischen Natur so hervor wie hier.
Wie großartig ist dieses schimmernde Netz kleiner und großer Wasserflächen,
die aus dem tiefen Dunkel des nordischen Hochwalds hervorleuchten, sind die
von den Diluvialfluten verwaschnen wie von Riesenhünden zusammengefügten
Granitfelsen und im Vordergrunde der durch einen reißenden Sund von der
Stadt getrennte Fels mit der düstern mittelalterlichen Zwingburg, deren
Steinmauern Jahrhunderten getrotzt haben! Es ist wohl kein Wunder, daß
alljährlich Hunderte von Touristen dieses kleine weltentlegne Städtchen auf¬
suchen. Viele schlagen auch hier ihre Sommervilleggiatur auf; Nyslott hat ein vor¬
treffliches, trotz der vielen Seen nebclfreies Klima, und die vor einigen Jahren
hier erbaute Kaltwasserheilanstalt mit den sich bis in den Wald hineinziehenden
Parkanlagen wird von Jahr zu Jahr mehr besucht. Wir bemerkten bei unsern
Spaziergängen mehrere der Finnland eigentümlichen verwitterten Granitblöcke,
Rappa-Kivvi genannt, die sich, von einem kräftigen Hammerschlag getroffen,
in einen Haufen zerfallenden Granits verwandeln, wahrend sie sich äußerlich
durch nichts von den andern umherliegenden erratischen Blöcken unterscheiden.

Den folgenden Morgen hatten wir zum Besuch der Olafsburg bestimmt.
Schon die Art und Weise, wie man dahin gelangt, versetzte uns um Jahr¬
hunderte zurück. Vom Sozietätshus, dem einzigen (nur geringen Ansprüchen ge¬
nügenden) Hotel, führt die Straße in wenig Minuten zum Kyrösalmi hinunter,
das ist der Name des schmalen reißenden Sunds, dessen wilde Wasserwirbel
die Überfahrt zur Burg erschweren. Ans ein vom diesseitigen Ufer gegebnes
Glockenzeichen sendet der Kastellan ein Fährboot herüber, mit dem wir am
großen Eingangstor landen. Durch düstre gewölbte Gänge gelangen wir in
den dreieckigen kleinen Burghof, in dessen nordwestlicher Ecke der alte Glocken¬
turm steht, ihm gegenüber der Kirchturm, der in seinem dritten Stockwerk die
uralte Burgkapelle' einschließt. An diesen Turm lehnt sich der sogenannte
Kirchenstock, worin ein großer, mit den Wappenschilder der frühern Schlo߬
hauptleute geschmückter Saal ist. Hier wurde Gottesdienst, anfangs nach
lutherischem, seitdem die Burg in russischen Besitz übergegangen, nach griechischem
Ritus abgehalten. Unter der Kirche führt ein Gang in den großen Burghof,
wo sich ein von den Russen erbautes dreistöckiges Festungswerk erhebt, von
dessen Belvedere aus man eine entzückende Aussicht in die Nähe und die
Ferne genießt. Dunkel gewölbte Gänge führen von hier in den äußern
Burghof, der durch zwei von den Russen erbaute, durch eine lange Mauer
verbundne Bastionen flankiert wird.

Das Schloß ist unter den schwierigsten äußern Umständen im fünfzehnten
Jahrhundert von dem Wiborgcr Schloßhauptmann Erik Axelsson Tode erbaut
worden. Sechzehn namhafte ausländische Meister haben sich an dem Bau be¬
teiligt, zu dem das Material auf Schiffen herbeigeschafft werden mußte, die


Im Lande der tausend Seen

Nyslott ist ein wichtiger Durchgangspunkt für den Exporthandel des großen
nordöstlichen finnischen Gebiets Savolccks. Der finnische Name Nyslotts ist
Savonlinna. Das freundliche Städtchen, dessen krumme Gäßchen und von
Gärten umgelme Landhäuser an der steilen Anhöhe hinaufzuklettern scheinen,
überragt von der mächtigen altersgrauen Olafsburg, die wie eine gespenstige
Riesengestalt des finstern Mittelalters fremdartig düster auf das unscheinbare
Landstädtchen herniederschaut, gewährt einen ungemein malerischen Anblick;
besonders von dem Turm der im Zentrum der Stadt liegenden Restauration
Hungerburg aus, wo man sich am besten über die Lage Nyslotts orientieren
kann. Die Stadt ist auf zwei Inseln an einer der schmalsten Wasserstraßen
des Saimanetzes erbaut, die die beiden großen Seen des Pihlajavesi und
des Haapavesi verbindet. Von allen Seiten schneidet das Wasser tief in das
Land ein, das hier eine dichtbewaldete Halbinsel umspült, dort ein kleines Felsen¬
eiland von der Muttererde losreißend. Nirgends wohl tritt die ernste Schön¬
heit und der eigentümliche Reiz der finnischen Natur so hervor wie hier.
Wie großartig ist dieses schimmernde Netz kleiner und großer Wasserflächen,
die aus dem tiefen Dunkel des nordischen Hochwalds hervorleuchten, sind die
von den Diluvialfluten verwaschnen wie von Riesenhünden zusammengefügten
Granitfelsen und im Vordergrunde der durch einen reißenden Sund von der
Stadt getrennte Fels mit der düstern mittelalterlichen Zwingburg, deren
Steinmauern Jahrhunderten getrotzt haben! Es ist wohl kein Wunder, daß
alljährlich Hunderte von Touristen dieses kleine weltentlegne Städtchen auf¬
suchen. Viele schlagen auch hier ihre Sommervilleggiatur auf; Nyslott hat ein vor¬
treffliches, trotz der vielen Seen nebclfreies Klima, und die vor einigen Jahren
hier erbaute Kaltwasserheilanstalt mit den sich bis in den Wald hineinziehenden
Parkanlagen wird von Jahr zu Jahr mehr besucht. Wir bemerkten bei unsern
Spaziergängen mehrere der Finnland eigentümlichen verwitterten Granitblöcke,
Rappa-Kivvi genannt, die sich, von einem kräftigen Hammerschlag getroffen,
in einen Haufen zerfallenden Granits verwandeln, wahrend sie sich äußerlich
durch nichts von den andern umherliegenden erratischen Blöcken unterscheiden.

Den folgenden Morgen hatten wir zum Besuch der Olafsburg bestimmt.
Schon die Art und Weise, wie man dahin gelangt, versetzte uns um Jahr¬
hunderte zurück. Vom Sozietätshus, dem einzigen (nur geringen Ansprüchen ge¬
nügenden) Hotel, führt die Straße in wenig Minuten zum Kyrösalmi hinunter,
das ist der Name des schmalen reißenden Sunds, dessen wilde Wasserwirbel
die Überfahrt zur Burg erschweren. Ans ein vom diesseitigen Ufer gegebnes
Glockenzeichen sendet der Kastellan ein Fährboot herüber, mit dem wir am
großen Eingangstor landen. Durch düstre gewölbte Gänge gelangen wir in
den dreieckigen kleinen Burghof, in dessen nordwestlicher Ecke der alte Glocken¬
turm steht, ihm gegenüber der Kirchturm, der in seinem dritten Stockwerk die
uralte Burgkapelle' einschließt. An diesen Turm lehnt sich der sogenannte
Kirchenstock, worin ein großer, mit den Wappenschilder der frühern Schlo߬
hauptleute geschmückter Saal ist. Hier wurde Gottesdienst, anfangs nach
lutherischem, seitdem die Burg in russischen Besitz übergegangen, nach griechischem
Ritus abgehalten. Unter der Kirche führt ein Gang in den großen Burghof,
wo sich ein von den Russen erbautes dreistöckiges Festungswerk erhebt, von
dessen Belvedere aus man eine entzückende Aussicht in die Nähe und die
Ferne genießt. Dunkel gewölbte Gänge führen von hier in den äußern
Burghof, der durch zwei von den Russen erbaute, durch eine lange Mauer
verbundne Bastionen flankiert wird.

Das Schloß ist unter den schwierigsten äußern Umständen im fünfzehnten
Jahrhundert von dem Wiborgcr Schloßhauptmann Erik Axelsson Tode erbaut
worden. Sechzehn namhafte ausländische Meister haben sich an dem Bau be¬
teiligt, zu dem das Material auf Schiffen herbeigeschafft werden mußte, die


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[0347] Im Lande der tausend Seen Nyslott ist ein wichtiger Durchgangspunkt für den Exporthandel des großen nordöstlichen finnischen Gebiets Savolccks. Der finnische Name Nyslotts ist Savonlinna. Das freundliche Städtchen, dessen krumme Gäßchen und von Gärten umgelme Landhäuser an der steilen Anhöhe hinaufzuklettern scheinen, überragt von der mächtigen altersgrauen Olafsburg, die wie eine gespenstige Riesengestalt des finstern Mittelalters fremdartig düster auf das unscheinbare Landstädtchen herniederschaut, gewährt einen ungemein malerischen Anblick; besonders von dem Turm der im Zentrum der Stadt liegenden Restauration Hungerburg aus, wo man sich am besten über die Lage Nyslotts orientieren kann. Die Stadt ist auf zwei Inseln an einer der schmalsten Wasserstraßen des Saimanetzes erbaut, die die beiden großen Seen des Pihlajavesi und des Haapavesi verbindet. Von allen Seiten schneidet das Wasser tief in das Land ein, das hier eine dichtbewaldete Halbinsel umspült, dort ein kleines Felsen¬ eiland von der Muttererde losreißend. Nirgends wohl tritt die ernste Schön¬ heit und der eigentümliche Reiz der finnischen Natur so hervor wie hier. Wie großartig ist dieses schimmernde Netz kleiner und großer Wasserflächen, die aus dem tiefen Dunkel des nordischen Hochwalds hervorleuchten, sind die von den Diluvialfluten verwaschnen wie von Riesenhünden zusammengefügten Granitfelsen und im Vordergrunde der durch einen reißenden Sund von der Stadt getrennte Fels mit der düstern mittelalterlichen Zwingburg, deren Steinmauern Jahrhunderten getrotzt haben! Es ist wohl kein Wunder, daß alljährlich Hunderte von Touristen dieses kleine weltentlegne Städtchen auf¬ suchen. Viele schlagen auch hier ihre Sommervilleggiatur auf; Nyslott hat ein vor¬ treffliches, trotz der vielen Seen nebclfreies Klima, und die vor einigen Jahren hier erbaute Kaltwasserheilanstalt mit den sich bis in den Wald hineinziehenden Parkanlagen wird von Jahr zu Jahr mehr besucht. Wir bemerkten bei unsern Spaziergängen mehrere der Finnland eigentümlichen verwitterten Granitblöcke, Rappa-Kivvi genannt, die sich, von einem kräftigen Hammerschlag getroffen, in einen Haufen zerfallenden Granits verwandeln, wahrend sie sich äußerlich durch nichts von den andern umherliegenden erratischen Blöcken unterscheiden. Den folgenden Morgen hatten wir zum Besuch der Olafsburg bestimmt. Schon die Art und Weise, wie man dahin gelangt, versetzte uns um Jahr¬ hunderte zurück. Vom Sozietätshus, dem einzigen (nur geringen Ansprüchen ge¬ nügenden) Hotel, führt die Straße in wenig Minuten zum Kyrösalmi hinunter, das ist der Name des schmalen reißenden Sunds, dessen wilde Wasserwirbel die Überfahrt zur Burg erschweren. Ans ein vom diesseitigen Ufer gegebnes Glockenzeichen sendet der Kastellan ein Fährboot herüber, mit dem wir am großen Eingangstor landen. Durch düstre gewölbte Gänge gelangen wir in den dreieckigen kleinen Burghof, in dessen nordwestlicher Ecke der alte Glocken¬ turm steht, ihm gegenüber der Kirchturm, der in seinem dritten Stockwerk die uralte Burgkapelle' einschließt. An diesen Turm lehnt sich der sogenannte Kirchenstock, worin ein großer, mit den Wappenschilder der frühern Schlo߬ hauptleute geschmückter Saal ist. Hier wurde Gottesdienst, anfangs nach lutherischem, seitdem die Burg in russischen Besitz übergegangen, nach griechischem Ritus abgehalten. Unter der Kirche führt ein Gang in den großen Burghof, wo sich ein von den Russen erbautes dreistöckiges Festungswerk erhebt, von dessen Belvedere aus man eine entzückende Aussicht in die Nähe und die Ferne genießt. Dunkel gewölbte Gänge führen von hier in den äußern Burghof, der durch zwei von den Russen erbaute, durch eine lange Mauer verbundne Bastionen flankiert wird. Das Schloß ist unter den schwierigsten äußern Umständen im fünfzehnten Jahrhundert von dem Wiborgcr Schloßhauptmann Erik Axelsson Tode erbaut worden. Sechzehn namhafte ausländische Meister haben sich an dem Bau be¬ teiligt, zu dem das Material auf Schiffen herbeigeschafft werden mußte, die

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 63, 1904, Drittes Vierteljahr, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341879_294416/347>, abgerufen am 25.06.2024.